Es ist so fix. Donald Trump gelang das Comeback. Nach 2016 wird er zum zweiten Mal Präsident der USA. Wie Amerika wählte. Sein heftiges 20-Punkte-Programm im Wortlaut, was das für Europa (und die Ukraine) bedeutet.
Es hatten viele nicht für möglich gehalten. Dass er noch einmal antritt. Dass er es zum Spitzenkandidaten der Republikaner schafft. Dass er im Wahlkampf auf Hunderten Bühnen stehen konnte und nicht im Gefängnis saß. Aber: Der neue alte Präsident der Vereinigten Staaten heißt Donald Trump. Nach vier Jahren Pause kehrt er im Jänner 2025 ins Weiße Haus zurück. Das müssen Sie über die erstaunliche Wahlnacht wissen:
Wie verbrachte Trump den Wahltag?
Der Ex-Präsident gab zusammen mit seiner Frau Melania seine Stimme in Palm Beach in Florida ab. Er würde eine Wahlniederlage anerkennen, wenn es eine faire Wahl sei, sagte er vor Journalisten. Bisher habe er den Eindruck, die Abstimmung verlaufe fair. US-Vizepräsidentin Kamala Harris hatte ihre Stimme bereits per Brief nach Kalifornien geschickt.
Wie verlief die Wahlnacht?
Trump verbrachte die Wahlnacht auf seinem Anwesen Mar-a-Lago in Palm Beach, Florida. Der Ex-Präsident wollte eine Party geben. Auch Elon Musk hatte sich angesagt. Um 0.30 Uhr Ortszeit, also 6.30 Uhr Früh in Österreich, machte sich der Trump-Tross auf ins Convention Center von Palm Beach, um eine Ansprache an die dort wartenden Fans zu halten. Diese begann einige Minuten nach 2 Uhr früh Ortszeit. Um 8.30 Uhr österreichischer Zeit erklärte sich Trump zum Wahlsieger.
Wann war das Rennen entschieden?
Klar war es bereits ab dem frühen Morgen, aber fix war es um 11.30 Uhr österreichischer Zeit, als Trump der Sieg in Wisconsin zugesprochen wurde. Damit hatte er 277 und somit mehr als die nötigen 270 Wahlmännerstimmen erreicht. Noch ausständig waren zu diesem Zeitpunkt die Ergebnisse in fünf Staaten: Alaska, Arizona, Maine, Michigan und Nevada. Für den Ausgang der Wahl spielt das aber keine Rolle mehr.
Wie geht es nun weiter?
Der neue US-Präsident tritt sein Amt erst in zweieinhalb Monaten an. Das liegt auch am Wahlsystem der USA.
Wie ist das mit den Wahlmännern?
Es gibt in den USA keine Direktwahl, sondern es werden stellvertretend Wahlmänner und Wahlfrauen gewählt. Sie sind quasi "Platzhalter" für das Wahlergebnis. Es gibt 538 dieser "Electors". Jeder Bundesstaat hat eine unterschiedliche Anzahl von "Electors", zwischen drei (etwa Alaska) und 54 (Kalifornien). Das "Electoral College" trifft sich am 17. Dezember, um den Präsidenten formal zu wählen.
Wer ist Donald Trump?
Ex-Präsident, Unternehmer, Milliardär (laut "Forbes" 4,9 Milliarden Euro), TV-Schausteller ("The Apprentice"), Serien-Schausteller (Cameo-Auftritte in "Der Prinz von Bel-Air" und "Kevin – Allein in New York"), Stammgast vor Gericht. Zwischen März und August 2023 vier Mal angeklagt, einmal schuldig gesprochen (Schweigegeld-Prozess gegen Porno-Model), die drei anderen Verfahren wurden verschoben oder eingestellt.
Was plant Donald Trump jetzt?
Er gab 20 Wahlversprechen ab. Sie sind im klassischen Trump-Style getextet. Einiges davon war wohl Wahlkampfgetöse, aber schauen wir einmal. Hier im Wortlaut aus seinem Wahlprogramm wiedergegeben.
Welche Folgen hat die Wahl für Europa?
Trump will die US-Wirtschaft absichern und alle Importe (!) mit einem Zoll von 10 Prozent oder 20 Prozent belegen (er bleibt da vage), jene aus China mit 60 Prozent. Der "Europäische Rat für Auswärtige Beziehungen" hat in einer Studie "sechs beängstigende Szenarien für eine zweite Amtszeit" aufgelistet. Fazit: die US-Wirtschaft boom derzeit, die europäische schwächelt, ein gefährlicher Mix.
Sicher ist, dass Trump über die NATO Druck auf Europa aufbauen wird. Er hat schon in seiner ersten Amtszeit eine starke Erhöhung der Verteidigungsbudgets der europäischen Staaten gefordert. Trump wird Klimaschutz-Maßnahmen rückbauen. In seinem Wahlprogramm stellt er sich gegen E-Autos (obwohl "Mr. Tesla" Elon Musk sein Fan ist) und gegen Umweltschutz-Vorschriften.
Und welche speziell für Österreich?
Die USA sind (nach Deutschland) Österreichs wichtigster Handelspartner. Anteil am österreichischen Gesamtexport: 7,3 Prozent. Als Absatzmarkt haben die USA einen fast dreimal so großen Anteil wie China. Sonderzölle würden uns also hart treffen.
Wer profitiert vom Sieg in Europa?
Sicher Viktor Orbàn. Der ungarische Ministerpräsident hat ein enges Verhältnis zu Trump, er war zuletzt mehrfach bei ihm eingeladen. Rechte Politiker wie Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni oder Frankreichs Marine Le Pen hätten es aufgrund ihrer ideologischen Nähe generell leichter.
Was passiert nun mit der Ukraine?
Die USA sind ihr wichtigster Verbündeter. Laut US-Außenministerium gingen der Ukraine bisher Militärhilfen in Höhe von 64 Milliarden US-Dollar zu: Munition, Raketen, Panzer, Kampfhubschrauber, es wurden auch Soldaten ausgebildet. Zuletzt flossen die Mittel aber spärlicher. Trump hat angekündigt, "den Ukraine-Krieg innerhalb von 24 Stunden zu beenden", auch unter Gebietsabtretungen. Es gibt noch ein anderes Szenario: Die Ukraine wird ihrem Schicksal überlassen.
Wer wird jetzt Vizepräsident?
J. D. (James David) Vance war für Trump der sogenannte "Running Mate". Der 40-jährige Senator aus Ohio war früher ein harter Trump-Kritiker (er nannte ihn "ungeeignet für das höchste Amt der USA"), schwenkte dann aber radikal um, auch sprachlich. Vance heißt eigentlich James Donald Bowman, er nannte sich aber nach der Scheidung seiner Eltern um.
Vance war bei den Marines, im Irakkrieg, studierte danach Jus in Yale. Dort lernte er auch seine Frau Usha Chilukuri kennen, das Paar hat drei Kinder. Seine Autobiographie "Hillbilly Elegy" über seine triste Jugend wurde zum Bestseller und für Netflix verfilmt.
Alabama: Trump
Wahlmänner: 9
Alaska: Trump
Wahlmänner: 3
Arizona: Trump
Wahlmänner: 11
Arkansas: Trump
Wahlmänner: 6
Colorado: Harris
Wahlmänner: 10
Connecticut: Harris
Wahlmänner: 7
Delaware: Harris
Wahlmänner: 3
District of Columbia: Harris
Wahlmänner: 3
Florida: Trump
Wahlmänner: 30
Georgia: Trump
Wahlmänner: 16
Hawaii: Harris
Wahlmänner: 4
Idaho: Trump
Wahlmänner: 4
Illinois: Harris
Wahlmänner: 19
Indiana: Trump
Wahlmänner: 11
Iowa: Trump
Wahlmänner: 6
Kalifornien: Harris
Wahlmänner: 54
Kansas: Trump
Wahlmänner: 6
Kentucky: Trump
Wahlmänner: 8
Louisiana: Trump
Wahlmänner: 8
Maine: Harris
Wahlmänner: 4 (davon 3 Wahlmännerstimmen für Harris, 1 für Trump)
Maryland: Harris
Wahlmänner: 10
Massachusetts: Harris
Wahlmänner: 11
Michigan: Trump
Wahlmänner: 15
Minnesota: Harris
Wahlmänner: 10
Mississippi: Trump
Wahlmänner: 6
Missouri: Trump
Wahlmänner: 10
Montana: Trump
Wahlmänner: 4
Nebraska: Trump
Wahlmänner: 5 (davon 4 Wahlmännerstimmen für Trump, 1 für Harris)
Nevada: Trump
Wahlmänner: 6
New Hampshire: Harris
Wahlmänner: 4
New Jersey: Harris
Wahlmänner: 14
New Mexico: Harris
Wahlmänner: 5
New York: Harris
Wahlmänner: 28
North Carolina: Trump
Wahlmänner: 16
North Dakota: Trump
Wahlmänner: 3
Ohio: Trump
Wahlmänner: 17
Oklahoma: Trump
Wahlmänner: 7
Oregon: Harris
Wahlmänner: 8
Pennsylvania: Trump
Wahlmänner: 19
Rhode Island: Harris
Wahlmänner: 4
South Carolina: Trump
Wahlmänner: 9
South Dakota: Trump
Wahlmänner: 3
Tennessee: Trump
Wahlmänner: 11
Texas: Trump
Wahlmänner: 40
Utah: Trump
Wahlmänner: 6
Vermont: Harris
Wahlmänner: 3
Virginia: Harris
Wahlmänner: 13
Washington: Harris
Wahlmänner: 12
West Virginia: Trump
Wahlmänner: 4
Wisconsin: Trump
Wahlmänner: 10
Wyoming: Trump
Wahlmänner: 3
Was ist mit den Stimmen aus den US-Territorien wie Puerto Rico oder Guam?
Die Bewohner der US-Territorien (Puerto Rico, Guam, Amerikanisch-Samoa, US Virgin Islands und die Nördlichen Marianeninseln) verfügen über kein Wahlrecht bei den Präsidentschaftswahlen. Die meisten Territorien nutzten den Wahltag aber einerseits, um Wahlen für ihre eigenen gesetzgebenden Körperschaften abzuhalten. Und andererseits wurden Delegierte für das Repräsentantenhaus gewählt.
Was gibt es am Mittwoch über die US-Wahl im TV?
Die Live-Berichterstattung reicht weit in den Tag hinein. Dann wenden sich die TV-Sender der Analyse zu.
Wie gingen die Wahlen im Senat aus?
Der US-Kongress besteht aus zwei Kammern, Senat (100 Abgeordnete) und Repräsentantenhaus. Hier stimmten die Wähler am 5. November über ein Drittel der Sitze ab (diesmal konkret 34 Sitze). Die Demokraten verfügten bisher über eine hauchdünne Mehrheit. Es stand 51 zu 49, weil sich vier Parteilose den Demokraten angeschlossen hatten.
Doch auch im Senat stellte die Wahl für die Republikaner alle Ampeln auf Grün. Denn die Partei von Wieder-Präsident Donald Trump holte zwei Sitze von den Demokraten zurück (West Virginia und Ohio) und verfügt damit künftig über eine Mehrheit von 51 zu 49 Sitzen.
Wie gingen die Wahlen im Repräsentantenhaus aus?
Das Repräsentantenhaus war bisher schon republikanisch dominiert. Es zählt 435 Abgeordnete, je einer oder eine pro Wahlbezirk, sie werden für zwei Jahre bestellt. Im Repräsentantenhaus betrug das Verhältnis zuletzt 220 (Republikaner) zu 212 (Demokraten), drei Sitze waren unbesetzt (Rücktritt, Todesfälle). Hier wurde über sämtliche Sitze neu abgestimmt.
Mit Stand Mittwochabend, österreichischer Zeit, waren noch 49 Sitze im Repräsentantenhaus vakant, da in einigen Bundesstaaten noch immer ausgezählt wurde.
Hatte das Wahlorakel wieder recht?
Seit Ronald Reagans Wiederwahl 1982 sagt Allan Lichtman das Ergebnis von Präsidentschaftswahlen voraus, in neun von zehn Fällen lag er richtig. Der Historiker und Professor an der American University in Washington, D. C., hat dafür ein mathematisches System mit 13 Parametern entwickelt, Diesmal hat er sich auf einen Sieg von Kamala Harris festgelegt. Er sei sich "sehr sicher", sagte er. Womit der Orakel-Professor nach 42 Jahren wieder einmal daneben gelegen ist.