Mit dem zweiten Teil der Musical-Verfilmung "Wicked" ist die Vorweihnachtszeit auch im Kino endgültig angebrochen. Was Fans erwartet, wie gelungen die Fortsetzung des 2024er-Hits ist. Auch neu: "Eddington" über die Anfänge der Corona-Pandemie – intensiv.

Mit Musicals ist das so eine Sache: Man liebt sie – oder eher nicht. Es gibt kaum etwas dazwischen. Und wer zur "Eher nicht"-Fraktion gehört, etwa weil ihm ständiges unmotiviertes Singen jede noch so spannende Handlung verleidet, der fällt um so manche Film-Perle um.
Ein Beispiel dafür ist etwa die Verfilmung des super-erfolgreichen Broadway-Musicals "Wicked" über die "wahre Geschichte der Hexen aus dem Zauberland Oz", basierend auf einem Buch-Bestseller aus 1995. Der erste Teil der Hollywood-Adaption des Stoffes lief vor knapp einem Jahr an und gehörte zu den erfolgreichsten Filmen des Jahres – zu Recht.
"Wicked: Teil 1" hatte alles, was großes Hollywood-Kino braucht: Eine mitreißende, emotionale Story, tolle Charaktere, ein aufwändiges Setting – und ein offenes Ende.
Teil 2 der bezaubernden Geschichte von Elphaba, der "Bösen Hexe des Westens", und Glinda, der "Guten Hexe des Südens", startet diese Woche in den heimischen Kinos. Fans erwartet einmal mehr eine emotionale Achterbahnfahrt, Kinofreunde dürfen sich über einen perfekt umgesetzten Glamour-Streifen freuen.
Außerdem diese Woche neu: "Eddington", die erste filmischer Auseinandersetzung mit der Corona-Pandemie, auf die Leinwand gebracht von "Film-Wunderknabe" Ari Aster. Und "Aufputzt is'", eine sehr österreichische Komödie mit Kabarettstar Gery Seidl in der Titelrolle. Für filmische Abwechslung ist also gesorgt – ob man nun Musical-Fan ist, oder "eher nicht". Eine unterhaltsame Kino-Woche!

Worum es geht Fünf Jahre nach den Ereignissen des ersten Films ist die politische Landschaft von Oz fest etabliert: Elphaba (Cynthia Erivo) ist nun weithin bekannt – und gefürchtet – als die Böse Hexe des Westens. Sie lehnt sich auch weiterhin gegen das Regime des Zauberers von Oz (Jeff Goldblum) auf, der sie dafür gnadenlos verfolgen lässt. Glinda "die Gute" (Ariana Grande) hingegen wurde als "Propaganda"-Sprechpuppe des Zauberers installiert. Sie lebt nun im Smaragdpalast und soll Fiyero (Jonathan Bailey), der zum Captain der Garde befördert wurde, heiraten.
Trotz ihrer Beliebtheit bei der Bevölkerung ist Glinda unglücklich und vermisst ihre ehemals beste Freundin Elphaba. Sie streckt ihre Fühler immer wieder nach der Verbannten aus und bemüht sich um eine Versöhnung zwischen ihr und dem Zauberer. Diese Idee ist aber von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Indes wird ein ungleiches Quartett – ein junges Mädchen aus Kansas namens Dorothy, eine Vogelscheuche, ein Blechmann und ein feiger Löwe – auf Elphaba angesetzt. Als sich auch noch ein wütender Mob gegen die Hexe erhebt, beginnt Glinda ihre neue Rolle zu hinterfragen: Können sie und Elphaba ein letztes Mal zusammenfinden, um Oz vor seinem Schicksal zu bewahren?
Lohnt sich das? Während "Wicked: Teil 1" die Vorgeschichte der Fabel vom Zauberer von Oz aufrollt, ist Teil 2 eine revisionistische Umerzählung der über 100 Jahre alten Vorlage, die 1939 als Filmadaption mit Judy Garland Kinogeschichte schrieb. "Wicked: Teil 2" entspricht dem 2. Akt des Musicals aus 2003, das wiederum die Vorlage für das gesamte Projekt war.

Stilistisch und tonal bleibt auch im neuen Film vieles gleich, kein Wunder, immerhin wurden beide Teile gemeinsam gedreht: Regisseur John M. Chu entschied sich früh dafür, die Story auf zwei Filme aufzuteilen, um tief genug in die "Wicked"-Welt eintauchen zu können. Bezaubernde Sets, bunte Kostüme und die Gesangseinlagen lassen auch hier die Herzen der Fangemeinde höher schlagen. Erneut überzeugen die beiden Hauptdarstellerinnen Ariana Grande und Cynthia Erivo, die sich als Idealbesetzungen entpuppen.
Kleinere Schwächen finden sich im Drehbuch, was auch von manchen bisherigen Kritiken zum Film bemängelt wird, weshalb die Bewertungen insgesamt etwas negativer ausfallen als bei Teil 1. Dass "Wicked: Teil 2" aber ein würdiger Abschluss eines Mammutprojektes ist, bei dem auch vieles schief gehen hätte können, darin sind sich so gut wie alle einig.
"Wicked: Teil 2", Musical, Fantasy. USA 2025, 137 Minuten, ab 19. November im Kino

Worum es geht Mai 2020, die Frühphase der Corona-Pandemie, das Wüstenkaff Eddington in New Mexico: Während sich Bürgermeister Ted Garcia (Pedro Pascal) für die Durchsetzung von Schutzmaßnahmen einsetzt und den Großteil der Bevölkerung seiner Stadt auf seiner Seite hat, fühlt sich Sheriff Joe Cross (Joaquin Phoenix) vor allem durch die Maskenpflicht in seiner Freiheit eingeschränkt. Aus Protest pfeift er auf Solidarität – und entschließt sich dazu, selbst als Bürgermeister zu kandidieren.
Währenddessen gerät Joes Frau Louise (Emma Stone) über deren Schwurbler-Mama in die Fänge von Vernon Peak (Austin Butler): Ist er Anfangs nur der ersehnte Erretter aus der scheinbaren Corona-Verschwörung, brennt sie schließlich mit ihm und seinem Kult durch.
Zurück bleibt Joe, der sich auch noch mit um sich greifenden Black Lives Matter-Protesten herumschlagen muss, obwohl es in Eddington kaum schwarze Bewohner gibt. Als er sich (vermutlich) mit Corona infiziert, dreht Joe endgültig durch und richtet ein Blutbad an.
Lohnt sich das? Ari Aster ("Midsommar") ist einer der wenigen bekannten Regisseure bisher, der sich traut, das heikle Thema "Corona-Pandemie" filmisch zu bearbeiten. Die meisten Filmemacher (und vor allem Studios) machen einen weiten Bogen und dieses kollektive Trauma, das aus dem öffentlichen Bewusstsein weitgehend verschwunden ist oder verdrängt wurde, wenngleich die Folgen auf verschiedenen Ebenen immer noch sichtbar sind. Allein dafür, dass sich Regisseur Aster dem Thema widmet, gebührt ihm Lob.
Doch leider ist das Ergebnis dieser Konfrontation enttäuschend: Aster beschränkt sich auf die Frühphase der Pandemie, die ersten paar Monate im Jahr 2020. Er fasst "Corona" in erster Linie als soziales, kulturelles Problem auf, nicht als medizinisches, wodurch (erneut) gewisse Aspekte der Pandemie unter den Tisch fallen. Im Laufe von "Eddington" schwenkt der Fokus vom ursprünglichen Thema auf andere gesellschaftliche Verwerfungen, die – so wird nahegelegt – durch die Pandemie getriggert wurden.

Doch auch hier bleibt Aster zu vage, man hat den Eindruck, er weigert sich - wie schon beim Corona-Thema - klare Aussagen zu treffen, um keine "Seite" vor den Kopf zu stoßen: Das Publikum soll selbst entscheiden, was es damit macht. Angesichts realer autoritärer Entwicklungen in den USA, deren Gesellschaft "Eddington" karikieren soll, wirkt dieser unentschiedene Nihilismus/Zynismus aber deplatziert. Die Intention Asters mag gewesen sein, Fragen aufzuwerfen, ohne Antworten zu geben. Doch die einzige Antwort, die man aus dem Film ziehen kann ist: Menschen sind schlecht und die Zivilisation ist dem Untergang geweiht.
Wer diese Ansicht teilt, wird mit "Eddington" etwas anfangen können. Für alle anderen ist der Film eine filmisch gut gemachte Stilübung, die aber nichts zu sagen hat. Und eine vertane Chance, die Corona-Pandemie filmisch zu reflektieren.
"Eddington", Satire, Thriller, Drama. USA 2025, 145 Minuten, ab 20. November im Kino

"Sisu: Road to Revenge"
Fortsetzung des finnischen Überraschungs-Hits: Der unzerstörbare ehemalige Soldat Aatami Korpi (Jorma Tommila) kehrt nach Ende des Zweiten Weltkriegs zu dem Ort zurück, wo seine Familie ermordet wurde, um das Haus abzubauen und es woanders neu aufzubauen und damit ihr Andenken zu ehren. Doch unterwegs trifft er auf den ehemaligen Rote-Armee-Kommandanten (Stephen Lang), der für das Massaker, dem seine Familie zum Opfer fiel, verantwortlich ist. Eine Jagd quer durch Finnland beginnt. Regisseur Jalmari Helander liefert erneut brutale Action mit Gore-Elementen, die Fans des Vorgängers überzeugen sollte.
"Sisu: Road to Revenge", Action, Kriegsfilm. Finnland / USA / Großbritannien 2025, 88 Minuten, ab 21. November im Kino

"Keeper"
Liz (Tatiana Maslany) und ihr Partner Malcolm (Rossif Sutherland) wollen ihren ersten Jahrestag in einer abgeschiedenen Waldhütte feiern. Doch kaum angekommen, fährt Malcolm unerwartet in die Stadt zurück und lässt Liz allein. Bald plagen sie Visionen: Eine unheimliche Präsenz greift um sich, die dunkle Geheimnisse der Hütte birgt und sich mit ihren eigenen Ängsten vermischt. Neuer Film von Oz Perkins ( "Longlegs"), der sich vom Folk-Horror inspirieren lässt.
"Keeper", Horror, Thriller. Kanada / USA 2025, 99 Minuten, ab 20. November im Kino

"Melt"
Regisseur Nikolaus Geyrhalter taucht in eisige Welten ein: Von den Alpen über Island bis zur Antarktis porträtiert er Menschen, die in schneebedeckten Landschaften leben, und illustriert so den Klimawandel durch die Augen derer, die direkt davon betroffen sind. Atemberaubende Bilder regen zum Nachdenken an.
"Melt", Dokumentation. Österreich 2025, 127 Minuten, ab 21. November im Kino

"Aufputzt is'"
Dem gestressten Bauleiter Andi (Gery Seidl) sitzen ein nörgelnder Chef (Roland Düringer) und chinesische Investoren im Genick. Um bei seiner Frau Steffi und Tochter Alma Punkte zu sammeln gelobt er hoch und heilig, diesmal die gesamten Weihnachtsvorbereitungen selbst in die Hand zu nehmen. Doch die Realität holt ihn ein: Zwischen Baustellenpflichten, Konkurrenzkämpfen unter Kollegen und den hohen Ansprüchen der Familie gerät alles aus den Fugen. Andi sucht Hilfe bei seinem Kumpel Bertl, einem Chaoten, der das vorweihnachtliche Desaster perfekt macht. Österreichische Boulevard-Komödie mit provinziellem Lokalkolorit.
"Aufputzt is'", Komödie. Österreich 2025, 99 Minuten, ab 20. November im Kino

"Du & Ich und alle reden mit"
Ein kürzlich geschiedener Lehrer (Edoardo Leo) und eine Möbelrestauratorin (Pilar Fogliati) erleben ein turbulentes erstes Date: Nach dem Kennenlernen in einer Bar landen sie bei ihr zuhause, wo ihre jeweiligen "inneren Stimmen" die beiden durch konfliktreiche Eingeständnisse führen, bis sie sich emotional öffnen und näher kommen. Paolo Genovese (Vorlage von "Das perfekte Geheimnis") inszeniert diese italienische Rom-Com mit scharfen Dialogen und viel Tempo. Zweiterfolgreichster Film des Jahres in seiner Heimat.
"Du & ich und alle reden mit", Romantikkomödie. Italien 2025, 122 Minuten, ab 20. November im Kino

"Lolita lesen in Teheran"
In Teheran versammelt eine ehemalige Hochschullehrerin (Golshifteh Farahani) sieben ihrer früheren Studentinnen heimlich bei sich zu Hause, um im Iran verbotene Klassiker der Weltliteratur wie "Lolita" zu lesen und zu diskutieren – ein Akt des Widerstands gegen die Unterdrückung durch das Regime, insbesondere von jungen Frauen. Drama nach realem Vorbild, basierend auf Azar Nafisis Memoiren.
"Lolita lesen in Teheran", Drama, Biographie. Israel / Italien 2024, 108 Minuten, ab 21. November im Kino
