"The Long Walk – Todesmarsch" ist die jüngste Verfilmung eines Stoffes von Horror-Genie Stephen King – und eine der aufwühlendsten seit langem. Denn der Schriftsteller sah darin viele der Entwicklungen, wie sie heute in den USA geschehen, voraus. Ab sofort im Kino.
An Horror-Großmeister Stephen King scheiden sich seit jeher die Geister. Der Vielschreiber (70 Romane und Sachbücher, mehr als 200 Kurzgeschichten) weiß mit seinen Arbeiten ebenso zu begeistern wie zu langweilen. Einige seiner Bücher wurden zu Klassikern, andere lässt man besser durchrauschen. Man muss schließlich nicht alles von jemandem gelesen haben, auch wenn es sich um einen der erfolgreichsten Autoren der Welt handelt, mit einer geschätzten Gesamtauflage von mehr als 400 Millionen Büchern.
Ähnlich ambivalent geht es zu, wenn man sich die Film-, TV- und Serien-Adaptionen nach Werken des Mannes, der am 21. September 78 Jahre alt wird, ansieht. Da gibt es Herausragendes wie "Die Verurteilten" oder "The Green Mile", "Stand by me" oder "Misery". Umstrittenes wie Stanley Kubricks Version von "Shining", die King selbst nie mochte. Und auch manch (Unter-)Durchschnittliches.
Die diese Woche in den österreichischen Kinos anlaufende King-Verfilmung "The Long Walk – Todesmarsch" ist wahrscheinlich irgendwo im oberen Drittel der King-Adaptionen anzusiedeln. Die Vorlage dazu entstand bereits 1979, jahrzehntelang herrschte ein Tauziehen um die Frage, wer den Film drehen darf. Nun kam Regisseur Francis Lawrence zum Zug, der sich mit vier "Tribute von Panem"-Filmen einen Namen in Hollywood gemacht hat. Nicht die schlechteste Referenz.
Was den Film aber vor allem sehenswert macht ist, wie Horror-Genie Stephen King bereits vor mehr als 45 Jahren ein Amerika vorhersah, wie es sich jetzt unter der Präsidentschaft von Donald Trump in rasendem Tempo entwickelt: Zynisch, lebensfeindlich, destruktiv – und immer mit dem Schwächsten als erstem Opfer. Wer sehen will, in welche Zukunft Trump die USA gerade führt, sollte sich "The Long Walk – Todesmarsch" ansehen. Haben Sie eine erhellende Kino-Woche!
Worum es geht In einer dystopischen Zukunft der USA, die von einem totalitären Regime beherrscht werden, nimmt der junge Ray Garraty (Cooper Hoffman) an einem brutalen Wettbewerb teil, der als "The Long Walk" bekannt ist. Hundert Teenager marschieren über Landstraßen und müssen eine Mindestgeschwindigkeit von drei Meilen pro Stunde einhalten. Wer langsamer wird, erhält Verwarnungen, nach der dritten folgt die Exekution. Der Preis für den letzten Überlebenden: Was er sich wünscht, für den Rest seines Lebens.
Auf seinem "Long Walk" schließt Ray Freundschaften und Seilschaften, unter anderem mit dem charismatischen Stebbins (David Jonsson), aber auch Rivalitäten stehen an der Tagesordnung – immerhin geht es hier um Leben und Tod.
Unter der Aufsicht des erbarmungslosen Majors ("Luke Skywalker" Mark Hamill) eskaliert der Wettlauf zu einem psychischen und physischen Albtraum: Erschöpfung, Halluzinationen und schreiende Zuschauer am Wegesrand machen die Sache nicht einfacher.
Lohnt sich das? "The Long Walk" könnte auf den ersten Blick wie banale Survival-Horror-Action wirken: Junge Männer konkurrieren in einem tödlichen Spiel ums Überleben – auch der Vergleich zu den "Tribute von Panem"-Streifen tut sich da auf. Doch der Film, der auf einem Roman von Stephen King basiert, ist sich seiner (hochaktuellen) Implikationen durchaus bewusst und thematisiert grausamen Machtmissbrauch und Kontrolle durch eine Regime, durch "Eliten", während das "Fußvolk" wortwörtlich um sein Leben läuft.
Dass dieser Film nun doch noch erscheint, ist beinahe ein Wunder: Seit fast 40 Jahren gab es Versuche, die Buchvorlage aus 1979 zu adaptieren. Involviert war über die Jahre unter anderem auch Regisseur und Drehbuchautor Frank Darabont, der schon davor mehrere King-Romane (u.a. "Die Verurteilten", "The Green Mile") höchst erfolgreich verfilmt hatte.
US-Kritiken feiern "The Long Walk" schon jetzt als eine der besten King-Verfilmungen, auch wenn er ob seiner schonungslosen und brutalen Darstellung von Gewalt sicher nicht für alle geeignet ist. Die Zeitschrift Hollywood Reporter nannte ihn "bleak, bruising and emotionally affecting". Gerade angesichts der realen politischen Vorgänge in den USA könnte er sich trotz seines schwer erträglichen Inhalts zum Überraschungserfolg mausern und in einigen Jahren als einer der prägenden Filme der Trump-Ära gelten.
"The Long Walk" – Todesmarsch, Horror-Thriller. USA 2025, 108 Minuten, ab 11. September im Kino
Worum es geht Die Schwestern Yun und Mei (beide Yaxi Liu) wurden in China während der Ein-Kind-Politik geboren. Um Mei zu schützen, entscheiden ihre Eltern, ihre Existenz vor den Behörden zu verbergen und die Mädchen mit Kung Fu-Training großzuziehen.
In der Gegenwart reist Mei nach Rom, um dort ihre Schwester zu finden: Sie vermutet, dass Yun gefangen gehalten wird, um als Prostituierte zu arbeiten. Im Esquilino-Viertel findet sie das Restaurant "La città proibita" ("Die verbotene Stadt"), das von Gangsterboss Wang geführt wird und nebenbei als Bordell dient. Mei nimmt es mit Wangs Männern auf, kann ihre Schwester dort aber nicht finden.
In der nahe gelegenen "Trattoria Alfredo" findet sie heraus, dass der Besitzer mit einer chinesischen Prostituierten durchgebrannt ist, bei der es sich wohl um Yun handelt. Ausgestattet mit einem Tracking-Gerät und mithilfe ihrer überragenden Kung Fu-Künste, sucht Mei weiter, doch sie muss erfahren, dass sowohl Yun als auch Alfredo tot sind – der Beginn eines einmaligen Rachefeldzugs quer durch Rom.
Lohnt sich das? Man sollte sich nicht von dem seltsamen Titel abschrecken lassen: Im Original heißt der Film von Regisseur Gabriele Mainetti "La citta proibita", in der internationalen Fassung "Forbidden City", was sich beides als "Verbotene Stadt" übersetzen lässt, eine Referenz an die berühmte Palastanlage in Peking und auf das handlungsbestimmende Restaurant im Film. Mit der Titelwahl "Kung Fu in Rome" wollte man wohl gezielt Martial Arts-Fans ködern, warum man den Titel dann auch noch anglisierte, keine Ahnung.
Sei's drum: "Kung Fu in Rome" ist auf jeden Fall der bessere Martial Arts-Film der letzten Monate, auch wenn die Konkurrenz der weitaus prominenter besetzte "Karate Kid: Legends" ist, denn er erzählt eine authentische Story. Auch das Setting überzeugt, aber das wahre Highlight sind die zahlreichen Kampfeinlagen, die großartig choreografiert sind und einfach Spaß machen. Lob gebührt hier auch Hauptdarstellerin Yaxi Liu, die den erbarmungslosen Racheengel mehr als überzeugend spielt.
Bei allem Fokus auf die handgemachte Action, wird auch auf den emotionalen Kern der Geschichte nicht vergessen, gezielt eingesetzter Humor lockert die mitunter dramatische Stimmung auf. Ein echter Geheimtipp, nicht nur für Martial Arts-Fans, auch wenn "Kung Fu in Rome" mit einer Laufzeit von 2 Stunden 18 Minuten etwas zu lang geraten ist.
"Kung Fu in Rome", Action, Martial-Arts. Italien / Deutschland / Frankreich 2025, 138 Minuten, ab 12. September im Kino
"The Klimperclown"
Der Musiker Helge Schneider, der sich als "Bindeglied zwischen Jazz und Quatsch" sieht, präsentiert zu seinem 70. Geburtstag ein unkonventionelles Selbstporträt. Statt einer klassischen Dokumentation, entsteht dabei ein buntes Filmmosaik im Stil einer Mockumentary, das zwischen Wirklichkeit und Fiktion changiert. Der Film verknüpft die Gegenwart mit einem Rückblick auf die größten Erfolge in Schneiders Karriere ("Katzeklo"!), wobei auch Aufnahmen von Live-Auftritten nicht zu kurz kommen.
"The Klimperclown", Dokumentation. Deutschland 2024, 82 Minuten, ab 11. September im Kino
"Ausgsting"
Der Filmemacher Julian Wittmann macht sich auf die Reise, um eine Antwort auf die Frage zu finden, was "wahre Freiheit" bedeutet. Dabei trifft er auf Wolfgang "Gangerl" Clemens, ein bayerisches Original, über 80 Jahre alt – und seit 40 Jahren als Aussteiger mit einer Segelyacht auf den Weltmeeren unterwegs. Inoffizielles Sequel zu "Ausgrissn! – In der Lederhosn nach Las Vegas" aus 2020, bei dem Wittmann und sein Bruder die Freiheit in den USA suchten.
"Ausgsting", Dokumentation. Deutschland 2024, 94 Minuten, ab 12. September im Kino
"Noch lange keine Lipizzaner"
Olga Kosanović, deren Eltern aus Serbien stammen, lebt seit ihrer Geburt 1995 in Wien, doch ihr Antrag auf die österreichische Staatsbürgerschaft wird abgelehnt. Warum? Sie war im Laufe ihres Lebens insgesamt 58 Tage zu lange im Ausland. Diese persönliche Erfahrung ist der Ausgangspunkt für eine humorvolle und vielschichtige filmische Auseinandersetzung mit den Themen Zugehörigkeit, Nation und Identität, bei der die berühmten weißen Pferde auch nicht fehlen dürfen.
"Noch lange keine Lipizzaner", Dokumentation. Österreich 2025, 92 Minuten, ab 12. September im Kino
Worum es geht Tom (Sam Riley) ist Tennislehrer in einem All Inclusive-Resort auf Fuerteventura, ein Job, der dem kinderlosen Single alle möglichen Freiheiten bei wenig Verpflichtungen bietet: Zwischen den Sessions trinkt er Alkohol aus einer Flasche, die er in einer Tennisballdose versteckt, am Abend feiert er im Club, lässt sich von Touristinnen abschleppen und taucht in der Regel am nächsten Tag verkatert am Tennisplatz auf. Doch trotz allem scheinen seinen "Schüler" zufrieden mit ihm zu sein.
Eines Tages taucht die gutaussehende Anne (Stacy Martin) bei ihm auf und fragt, ob Tom ihrem Sohn außertourliche Tenniseinheiten geben kann. Tom stimmt zu. In der Folge freundet er sich auch mit Annes Mann Dave (Jack Farthing) an und spielt den Guide für die Familie, zeigt ihnen "seine" Insel.
Nach einem Rundtrip - und einem Streit zwischen Anne und Dave, in deren Beziehung es zu kriseln scheint - überredet Dave den Tennislehrer, mit ihm einen Club zu besuchen und sich zu betrinken. Eher widerwillig stimmt Tom zu. Am nächsten Morgen wacht er wieder einmal verkatert auf einer Strandliege auf. Da ruft Anne an: Dave ist verschwunden, er kam nie nach Hause. Auch Tom kann keine Auskunft geben, Dave verschwand letzte Nacht nach einer Stunde im Partygetümmel. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche …
Lohnt sich das? "Islands" ist der neue Spielfilm des deutschen Regisseurs Jan-Ole Gerster ("Oh Boy"), der bei der Berlinale 2025 seine Premiere feierte. Gerster besetzte seinen stilsicher inszenierten Krimi, den man auch "Vacation Noir" nennen könnte, mit einem internationalen Cast, auch sonst lässt nichts darauf schließen, dass es sich hier um eine deutsche Produktion handelt.
Ist "Islands" zu Beginn das melancholische Porträt eines "Drifters", der in den Tag hinein lebt, wandelt sich der Film spätestens nach einer Stunde zum packenden Suspense-Thriller, der auch Anleihen bei Hitchcock nimmt. Die Spannung baut sich subtil und unaufdringlich auf, was dem Film als Ganzes eine mysteriöse Aura verleiht, bei der vieles rätselhaft bleibt, auch der Protagonist.
Der führt zwar oberflächlich ein Traumleben, für das er von seinen neuen Bekanntschaften beneidet wird, die sich mit den Zwängen des Familienlebens nie wirklich abfinden konnten. Trotz (oder wegen?) seiner zwanglosen Existenz, wirkt Tom aber nicht wirklich glücklich. "Islands" ist letztlich auch ein Film über unerfüllte Sehnsüchte, Lebensentwürfe und die Gefahren hinter dem Spruch "Das Gras auf der anderen Seite immer grüner".
"Islands", Thriller. Deutschland 2025, 123 Minuten, als Video-on-Demand und ab 19. September als DVD / Blu-ray