266 Millionen Abrufe in zehn Wochen machen das animierte Koreapop-Musical "KPop Demon Hunters" zum erfolgreichsten Netflix-Film aller Zeiten. Warum die singenden Dämonenjägerinnen so gut ankommen, wie Netflix damit die Lizenz zum Gelddrucken erhalten hat.
"Wir steigen auf, auf, auf, das ist unser Moment", singt Rumi, die Leadsängerin mit den lilafarbenen Haaren der Girlgroup Huntrix, während die Menge tobt. Rumi und ihre beiden Bandkolleginnen spielen die Hauptrollen in "KPop Demon Hunters", einem animierten Musicalfilm, in dem Huntrix gegen ihre Rivalen, die Saja Boys, um mehr als nur einen Platz in den Pop-Charts kämpfen.
Die Boyband besteht eigentlich aus Dämonen, die sich als Herzensbrecher tarnen und die Seelen ihrer Fans stehlen, die dann vom Dämonenkönig der Unterwelt verspeist werden. Rumis Texte haben sich als prophetisch erwiesen. "KPop Demon Hunters" wurde im Juni auf Netflix veröffentlicht und ist mit bisher insgesamt 266 Millionen Aufrufen zum meistgesehenen Film der Plattform aller Zeiten geworden.
Drei Dinge erklären diesen Erfolg.
Erstens sind die Songs eingängig. Im Gegensatz zu vielen animierten Musicals, die vor allem für Kinder geschriebene Broadway-ähnliche Showmelodien enthalten, bietet "Demon Hunters" Musik für Erwachsene mit dem für K-Pop typischen eingängigen Stil, der die Zuschauer noch tagelang nach dem Anschauen des Films zum Mitsummen bringt.
Zu den Produzenten des Soundtracks gehören Hitmacher für K-Pop-Bands wie Blackpink. "Golden", Rumis Song über das Aufsteigen, erreichte Platz eins der US-Billboard Hot 100; andere Titel, darunter "Your Idol" und "Soda Pop", schafften es ebenfalls in die Charts. Twice, eine echte K-Pop-Girlgroup, coverte einen der Songs aus dem Film und trug so dazu bei, die Sichtbarkeit der fiktiven Band Huntrix zu erhöhen.
Die Begeisterung hat auch auf die Kinos übergegriffen. An einem Wochenende vor kurzem fanden in mehreren englischsprachigen Ländern Singalong-Vorführungen statt. Der Soundtrack des Films ist auch auf TikTok beliebt: Fans covern Songs und imitieren Tänze aus dem Film, und viele Menschen haben den Film durch die Songs entdeckt.
Zweitens propagiert die Handlung des Films weibliche Freundschaft und Selbstakzeptanz. Das Huntrix-Trio isst gemeinsam Ramen und ist hingerissen, als es zum ersten Mal die gutaussehenden Saja Boys trifft (in einer bizarren Szene verwandeln sich ihre Augen beim Anblick der Bauchmuskeln eines der Jungs zuerst in Herzen und dann in Popcorn).
Rumi, die Hauptfigur, ist eigentlich eine Halbdämonin, was sich an den Mustern auf ihrer Haut zeigt, die sie vor ihren Bandkolleginnen versteckt. Als sie die Wahrheit entdecken, sind sie zunächst schockiert, akzeptieren Rumi aber schließlich so, wie sie ist. "Der Film vermittelt eine wunderbare Botschaft darüber, dass man danach streben sollte, sein wahres Ich zu finden", sagt Mike Gentile, ein gebürtiger Los Angeleno, der durch seine Kinder auf den Film aufmerksam wurde und seitdem ein großer Fan ist.
Die größte Stärke des Films liegt jedoch möglicherweise darin, wie er die treue Fangemeinde des K-Pop anspricht. Menschen, die den Film wirklich lieben, sehen ihn sich oft wiederholt an, was die Streaming-Zahlen in die Höhe treibt, und die Geschichte ist eine Hommage an ihre Treue.
Der "Honmoon" – eine magische Schutzbarriere, die von den Seelen der Menschen angetrieben wird, die die Musik von Huntrix lieben – spielt eine zentrale Rolle in der Handlung. "Wenn ihr euch mit unseren Fans anlegt ... müssen wir euch wehtun", erklären die Protagonisten.
Die Fanszenen des Films vermeiden Stereotypen, indem sie neben jungen Frauen auch ältere Zuschauer und Männer zeigen. "Viele Fans, sowohl in Korea als auch außerhalb Koreas, erkennen sich darin wieder", beobachtet Thomas Baudinette, Popkultur-Experte an der Macquarie University in Sydney. Viele weitere werden dadurch zu Fans werden.
* Dabei sollte "KPop Demon Hunters" eigentlich gar nicht bei Netflix landen. Denn produziert wurde der Film von Sony Pictures und war ursprünglich für den Kino-Einsatz gedacht. Da sich aber die Besucherzahlen nach Corona zunächst nur langsam wieder erholten, bekam Sony kalte Füße und gab den Animationsstreifen ungesehen an Netflix weiter.
* Der Streaming-Riese übernahm die Produktionskosten von 100 Millionen Dollar und beteiligte Sony an einem möglichen Gewinn mit maximal 20 Millionen, erhielt dafür aber alle Rechte an "KPop Demon Hunters". Das erweist sich jetzt als Jackpot. Denn Netflix kann den unerwartet großen Erfolg des Films nun genüsslich ausschlachten.
* Neben einer Sing-along-Version des Films, die vor kurzem im mehr als 1.700 Kinos im englischen Sprachraum startete, bereits vier Songs in der Billboard Hot 100-Hitparade und mehreren Merchandising-Verträgen, u.a. mit einem Hersteller von Instant-Nudelsuppe und mit dem Figurenhersteller Funko, sind bereits zahlreiche filmische Erweiterungen des "KPop Demon Hunters"-Universums geplant.
* Zwei mögliche Sequels, eine Live-Action-Adaption, eine TV-Serie, ein Kurzfilm und sogar ein Bühnenmusical sollen derzeit von Netflix in Erwägung gezogen werden. An der ersten Fortsetzung wird bereits mit Hochdruck gearbeitet. Gut möglich, dass Netflix mit der Übernahme aller Rechte an "KPop Demon Hunters" die Lizenz zum Gelddrucken erhalten hat.
"KPop Demon Hunters", K-Pop, Animation. USA 2025, 100 Minuten, Netflix
* Diese Absätze entstanden durch eine ergänzende Recherche durch Newsflix und wurden nicht von The Economist gestaltet.
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