Der zweite Teil des Erfolgsfilms "Der Medicus" spielt vor tausend Jahren, stellt aber Fragen, die auch heute wieder lebhaft diskutiert werden: Was darf Wissenschaft? Und ab wann stehen sich Fortschrittsglaube und Aberglaube im Weg? Diese Woche neu im Kino.

Das Genre des historischen Romans gehört zu den beliebtesten im literarischen Betrieb und erfindet sich alle paar Jahrzehnte immer wieder neu. Und einer der wichtigsten Erneuerer des historischen Romans im 20. Jahrhundert war der Amerikaner Noah Gordon.
Mit seinem Buch "Der Medicus", im Original "The Physician" und 1986 erstmals erschienen, verband der 1926 geborene Gordon historisch korrekte und detaillierte Schilderungen naturwissenschaftlicher Abläufe mit einer ungemein spannenden und mitreißenden Story. Er erzählt darin die Geschichte des jungen Engländers Rob Cole im 11. Jahrhundert, der seine Begabung erkennt, Krankheiten zu erspüren, und Arzt werden will. Auf einer Reise gelangt er bis nach Persien, wo er bei dem berühmten Arzt Ibn Sina Medizin studiert.
"Der Medicus" schlug ein wie eine Bombe: Das Buch erschien in 42 Ländern, alleine im deuschsprachigen Raum verkaufte es sich mehr als sechs Millionen Mal. Auf der Madrider Buchmesse wurde es 1999 zu einem der zehn beliebtesten Bücher aller Zeiten gekürt, 2013 erschien schließlich die lange erwartete Verfilmung des Stoffs auf der großen Leinwand.
Mit "Der Medicus 2" betritt das Erfolgsteam von 2013 – Regisseur Philipp Stötzl und Hauptdarsteller Tom Payne – zwölf Jahre später noch einmal die Welt des Medicus. Der Film basiert dabei nicht buchstabengetreu auf den Nachfolgebüchern Noah Gordons, sondern interpretiert die Geschichte von Rob Cole auf eigene Weise. Anders, spannend und opulent – Feiertags-Kino, wie man es sich wünscht.
Außerdem diese Woche neu in den Kinos: Der hinreißende Film "Song Sung Blue" mit Hugh Jackman und Kate Hudson als Neil-Diamond-Epigonen, die aus ihrer Leidenschaft für die Musik des Meisters ihr eigenes Erfolgs-Ding machen. Und die unerwartet lustige Komödie "Anaconda" mit Jack Black und Paul Rudd auf den Spuren des 1997er-Tierhorror-Trashs gleichen Namens mit der jungen J.Lo und dem damals schon alten Jon Voight. Schräg, aber nichtsdestotrotz wirklich gelungen. Eine schöne Kino-Woche und frohe Weihnachten!

Worum es geht Der Film setzt die epische Geschichte des jungen Mediziners Rob Cole (Tom Payne) aus "Der Medicus" fort, der nach seiner Flucht aus Persien im mittelalterlichen England wieder Fuß fasst und dort mit seinen fortschrittlichen medizinischen Kenntnissen neue Herausforderungen annimmt.
Zurück in London gründet er ein Spital, gerät aber bald in die tödlichen Intrigen des Königshauses. Dabei erörtert der Film, der zwar auf Motiven aus den weiteren "Medicus"-Büchern von Noah Gordon basiert, aber eine großteils eigene Geschichte erzählt, auch die heute wieder aktuelle Frage nach dem Wert von und der Beziehung zwischen Wissenschaft und Aberglauben.
Lohnt sich das? Die lang erwartete Fortsetzung des deutschen Kinohits "Der Medicus" aus 2013 nach dem Bestseller von Noah Gordon kehrt ins 11. Jahrhundert zurück. Regisseur Philipp Stölzl lässt Tom Payne als Rob Cole zurück nach London reisen, wo er sein im Orient erlerntes medizinisches Wissen verbreiten will. Die opulente Ausstattung und das hochkarätige Ensemble sorgen für großes Kino, das historische Schauwerte mit konfliktreichem Plot verbindet und erneut aufklärerische Themen in den Vordergrund rückt.
In der Handlung trifft Coles Drang zu heilen auf Widerstand der etablierten Eliten: Die Heiler werden an den Stadtrand verbannt und geraten in politische Machtspiele am Königshof. Während romantische und philosophische Elemente betont werden, mischen sich Konflikte um religiöse Toleranz, medizinische Innovation und kulturelle Vorurteile in die Geschichte. Teilweise verliert sich der Film in Nebenhandlungen, bleibt aber unterhaltsam und visuell beeindruckend.

Rezensionen loben die optische Gestaltung und die Darsteller, kritisieren jedoch historische Ungenauigkeiten und erzählerische Überfrachtung. Manche Kritiker bemerken, dass politische und psychologische Aspekte mehr Raum einnehmen als der medizinische Kern, was dem erzählerischen Fokus schadete. Insgesamt bleibt "Der Medicus 2" ein ambitioniertes Epos, das Fans des Vorgängers ansprechen dürfte, aber nicht ganz an dessen erzählerische Stärke heranreicht.
"Der Medicus 2", Historienabenteuer. Deutschland 2025, 142 Minuten, ab 25. Dezember im Kino

"Anaconda"
Mit dem Meta-Reboot "Anaconda" legt Regisseur Tom Gormican ("Massive Talent") eine humorvolle und actionreiche Neuinterpretation des Mega-Flops aus 1997 vor, der gemeinhin als einer der schlechtesten Horrorfilme überhaupt gilt: Die Freunde Doug (Jack Black) und Griff (Paul Rudd) machen sich im Amazonas-Dschungel daran, das Remake ihres Lieblingsfilms (eben jener "Anaconda") zu realisieren.
Doch bald wird aus dem Spaß tödlicher Ernst: Ihre Filmschlange fällt einem Unfall am Set zum Opfer und sie machen sich auf, um im Dschungel nach einem "Ersatzreptil" zu suchen. Das taucht dann auch auf - aber ist um einiges größer und gefährlicher als gedacht. Der Film mischt Monster-Horror mit Slapstick, abgedrehten Charakteren und einem ironischen Blick auf das Genre des Tierhorrors.
"Anaconda" Action-Komödie. USA 2025, 100 Minuten, ab 25. Dezember im Kino

"Therapie für Wikinger"
Die Brüder Manfred (Mads Mikkelsen) und Anker (Nikolaj Lie Kaas) sind in der dänisch-schwedischen Co-Produktion auf unterschiedliche Weise mit den Altlasten ihres Lebens konfrontiert: Anker saß 15 Jahre wegen eines Raubs im Gefängnis, während Manfred seine Identitätsstörung kultivierte. Als ersterer wieder frei kommt, will er mit seinem Bruder die damals vergrabene Beute ausfindig machen. Doch das Unternehmen bringt sie auf einen skurrilen Weg der Selbstreflexion und Versöhnung.
Regisseur Anders Thomas Jensen lotet in seiner bitterbösen Komödie die Abgründe und absurden Wendungen familiärer Beziehungen aus. Der Film lief bereits erfolgreich bei diversen Festivals, Mikkelsen ist für den europäischen Filmpreis nominiert.
"Schwarze Komödie, Krimi. Dänemark / Schweden 2025, 116 Minuten, ab 25. Dezember im Kino

"Song Sung Blue"
Hugh Jackman und Kate Hudson spielen nach wahrem Vorbild Mike und Claire Sardina, ein Paar aus Milwaukee, das aus seiner Leidenschaft für Neil Diamond-Songs eine erfolgreiche Tribute-Band namens Lightning & Thunder formt. Der Film von Regisseur Craig Brewer basiert auf der gleichnamigen Doku aus 2008 und erzählt von großen Träumen, zweiten Chancen und der Liebe zur Musik.
"Song Sung Blue" Biopic, Musikfilm. USA 2025, 133 Minuten, ab 25. Dezember im Kino

"Die jüngste Tochter"
Das französisch-deutsche Drama erzählt die Geschichte der 17-jährigen Fatima (Nadia Melliti), die in den Pariser Vororten bei einer algerisch-französischen Familie aufwächst und sich zwischen kulturellen Erwartungen, religiösen Tabus und ihrer eigenen sexuellen Identität zurechtfinden muss. Als die herausragende Schülerin sich auf ihr Philosophiestudium in Paris vorzubereiten beginnt, öffnet sich für sie eine neue Welt, die es ihr ermöglicht, zu ihrer Homosexualität zu stehen und sie zu leben. Basierend auf dem autobiographischen Roman von Fatima Daas, Premiere in Cannes 2025, wo es minutenlangen Applaus und den Darstellerpreis für Nadia Melliti gab.
"Die jüngste Tochter" Coming-of-Age-Drama. FRA/DE 2025, 106 Minuten, ab 25. Dezember im Kino

"Das Geheimnis von Velázquez"
Die französische Dokumentation in Form eines Essayfilms begibt sich auf die Spuren des spanischen Barockmalers Diego Velázquez (1599-1660), der mit "Las Meninas" eines der einflussreichsten Bilder der Kunstgeschichte schuf. Trotz seines gewaltigen Œuvres bleiben viele Aspekte seines Lebens und seiner künstlerischen Vision bis heute rätselhaft. Der Film versucht, Licht ins Dunkel zu bringen und zeichnet auch nach, wie Velázquez' Werk Künstler wie Manet, Dalí oder Picasso prägte.
"Das Geheimnis von Velázquez" Dokumentarfilm. Frankreich 2025, 91 Minuten, ab 25. Dezember im Kino
