Der Weihnachts-Vierteiler "Man vs. Baby" setzt die Erfolgsserie "Man vs. Bee" von 2022 fort. Rowan Atkinson, Autor und Hauptdarsteller in Personalunion, brilliert einmal mehr mit Mr. Bean-Humor, das Baby ist zuckersüß, aber computergeneriert. Ab sofort auf Netflix.

Mit dem britischen Schauspieler Rowan Atkinson assoziieren die meisten Menschen vor allem einen Namen: Mr. Bean. Von der Kultserie gibt es zwar schon lange keine neuen Episoden mehr. Im Zuge des Trends der Neuauflage alter Klassiker hätte es sich aber durchaus angeboten, die schusselig-spießige Figur mit hohem Fremdscham-Faktor in unsere Gegenwart zu werfen und ihr bei neuen Missgeschicken und Katastrophen zuzusehen.
Aus Bean wird Bingley Doch Atkinson und sein Co-Autor William Davies entschieden sich 2022 mit "Man vs. Bee" für einen neuen Zugang: Ihre Hauptfigur, erneut gespielt von Atkinson, hieß Trevor Bingley, war ein geschiedener Familienvater, der als Housesitter arbeitet. Abgesehen davon besaß Bingley aber ähnliche Charakterzüge wie Bean und war ebenso tollpatschig, chaotisch und verpeilt wie sein (offensichtliches) Vorbild.
Aus Bee wird Baby "Man vs. Bee" war ein voller Erfolg: Die Publikumsreaktionen waren begeistert, die Mini-Serie reüssierte gut in den Netflix-Charts - und so gibt es nun mit "Man vs. Baby" eine Fortsetzung. Wie der Titel schon verrät, bekommt es der Protagonist diesmal mit einem Baby zu tun, das seine Vorweihnachtstage ordentlich durcheinander bringt.
Ideelle Werte Trevor Bingley freut sich auf den Besuch seiner Tochter Maddy und seiner Ex-Frau Jess zum Weihnachtsfest: Sein kleines Häuschen irgendwo in der englischen Pampa am Rande einer Kleinstadt hat zwar nicht viel zu bieten, doch was wirklich zählt sind ohnehin die ideellen Werte: Gemeinschaft, Liebe, Familie.

Baby statt Familie Doch im letzten Moment sagen die beiden ab: Jess' neuer Freund hat sie und ihre Tochter zum Trip nach Barbados eingeladen – sowas kann Trevor nicht bieten und bleibt enttäuscht allein zurück, bekommt aber bald unerwartete Gesellschaft. Denn beim Krippenspiel in der Schule, die er als Hausmeister betreut, wird ein Baby zurückgelassen, das niemandem zu gehören scheint. Das Sozialamt wegen der Feiertage schon zu und so bleibt Bingley nichts anderes übrig, als sich vorübergehend um den Knirps zu kümmern.
Baby-/Housesitter Verkompliziert wird die Situation noch dadurch, dass der chronisch blanke Trevor kurz zuvor einen Auftrag vom neuen Eigentümer seiner alten Housesitter-Firma angenommen hat: Der Babysitter wider Willen soll über Weihnachten eine noble Penthouse-Wohnung im Londoner Zentrum betreuen. Da die Bezahlung herausragend ist, sagt er zu – und das Baby muss eben kurzerhand mit in die Hauptstadt.
Baby to go Bei der Schlüsselübergabe muss sich Bingley kreative Wege einfallen lassen, sein "Baby to go" zu verbergen. Als er dann allein in dem riesigen Penthouse ist, beginnt die Suche nach einem Abnehmer für seinen kleinen Gefährten erneut. Doch wie zu erwarten geht ständig etwas schief: Das Baby haut ab, ein frecher Hund frisst den Chip für den Lift zur Wohnung und schließlich kündigen sich auch noch die Besitzer der Immobilie für den Heiligen Abend an, was Bingley dazu nötigt, ein weihnachtliches Festmahl zuzubereiten.
Bean auf Sparflamme Wie bereits in "Man vs. Bee" setzt auch "Man vs. Baby" ganz auf Atkinson als Zugpferd. Aber diesmal sind doch einige Dinge anders: Gegenüber der ersten Staffel agiert Trevor Bingley deutlich schaumgebremst, die Handlung verläuft über weite Strecken eher unspektakulär. Während man in "Man vs. Bee" in die Vollen ging und der Kampf des patscherten Housesitters gegen eine freche Biene schnell in totales Chaos ausartete, bleiben die Missgeschicke hier überschaubar.
Man vs. Christmas Dazu kommt: Das Baby spielt keine zentrale Rolle in der Handlung, es fungiert dramaturgisch eher als Trigger für diverse Missgeschicke denn als Gegenpart für die Figur Bingley, weshalb der Titel "Man and Baby" oder "Man vs. Christmas" vielleicht auch passender gewesen wäre.
CGI-Baby Manchen wird auch sauer aufstoßen, dass das Baby weitgehend CGI-animiert wurde, und das nicht immer in gelungener Form: War das bei der Biene aus dem Vorgänger noch logisch, erscheint es in "Man vs. Baby" mitunter störend – wenngleich man natürlich anmerken kann, dass es zu riskant gewesen wäre, ein echtes Kleinkind für diverse Szenen zu verwenden.

Lacher bleiben aus Warum genau sich die Autoren Atkinson und Davies dazu entschieden haben, den chaotischen Slapstick zurückzuschrauben, bleibt unklar. Und am Ende ist dies auch eine Schwäche von "Man vs. Baby", denn die Ausgangslage böte das ideale Potential für alle möglichen Katastrophen-Szenarien. Die Handlung bleibt zwar charmant und Atkinson agiert souverän und sympathisch wie eh und je. Aber wirkliche "Highlights" oder große Lacher bleiben diesmal aus.
Herz statt Humor Vielleicht hat es auch mit dem Feiertags-Setting zu tun, dass man es diesmal ruhiger angehen wollte. Und tatsächlich funktioniert "Man vs. Baby" am besten, wenn man die Serie als herzerwärmende Geschichte über Gemeinschaft und das Wesen von Weihnachten betrachtet: Der Humor tritt in den Hintergrund, die Botschaft in der Vordergrund. Die schönste Szene ist dann auch jene, als sich die chaotischen Tage in London in Wohlgefallen auflösen und Bingley Weihnachten doch nicht alleine verbringen muss.

Fazit Ein solides Weihnachts-Special, das Fans von Rowan Atkinson zufrieden stellen sollte, wenngleich "Man vs. Baby" etwas der Pep und anarchische Humor der Vorgänger-Staffel (und erst recht von "Mr. Bean") fehlt. Weniger Hetz', mehr Herz, scheint das Motto der Macher gelautet zu haben. Und so bieten sich die vier knackig-kurzen Episoden als vorweihnachtliche Unterhaltung perfekt an. Und man darf schon gespannt sein, wer – oder was – Trevor Bingley in der nächsten Staffel auf die Palme bringt.
"Man vs. Baby", Comedy. Großbritannien 2025, 4 Episoden à ca. 25-35 Minuten, Netflix