Nach zwei Jahren Pause ist Julia Roberts ab dieser Woche wieder auf der großen Leinwand zu sehen. Als Philosophie-Professorin muss sie sich mit der angeblichen Vergewaltigung einer Studentin und ihrer eigenen Vergangenheit auseinandersetzen. Ab 17. Oktober im Kino.
35 Jahre ist es heuer her, dass Julia Roberts mit ihrer Rolle als Prostituierte Kino-Geschichte schrieb. Die gebürtige Südstaatlerin war noch keine 23 Jahre alt, als sie mit "Pretty Woman" den Thron von Hollywood eroberte – und seither nicht wieder hergab. Die Film-Metropole kennt viele weibliche Stars – aber Julia Roberts ist seit 1990 ihre Königin.
Was folgte war ein eine auch für Hollywood-Verhältnisse beispiellose Karriere. Julia Roberts konnte so gut wie alles spielen, das Publikum nahm es ihr ab. Und sie spielte beinahe ohne Unterlass. Ob Blockbuster (z. B. "Fletcher's Visionen" 1997 oder die "Ocean's"-Reihe), Dramen ("Erin Brokovich" 2003, wofür sie einen Oscar gewann) oder "Rom-Coms" (z. B. "Notting Hill" 1999), jeder Film ein Treffer.
In den 2010er-Jahren adaptierte Julia Roberts ihre Rollenauswahl ein wenig. Mehr Drama und Gefühlvolles ("Eat Pray Love" 2010 oder "Wunder" 2017) , weniger Komödien und Action. Und sie drosselte ihr Arbeitstempo, lehnte manche Rollen ab, zog sich vermehrt ins Privatleben zurück. Der Liebe des Publikums zu "ihrem" Star tat das keinen Abbruch.
Jetzt, nach fast zwei Jahren Pause, feiert Julia Roberts, die am 28. Oktober 58 Jahre alt wird, ein kleines Leinwand-Comeback. Sie war natürlich nie richtig weg, aber sie hat sich rar gemacht. Umso größer die Freude bei ihren Fans über "After The Hunt", der diese Woche in den heimischen Kinos anläuft. Es ist kein geschmeidiger, einfacher Film, den der italienische Regisseur Luca Guadagnino ihr da auf den Leib geschrieben hat. Aber Roberts meistert auch diese Hürde mit Bravour – und drückt "After The Hunt" ihren Stempel auf.
Wie gut der mit Spannung erwartete "Post-#Metoo-Film" wirklich ist und was sonst noch diese Woche anläuft – hier der Überblick über das ktuelle Kino-Geschehen. Ihnen allen eine gute Kino-Woche!
Worum es geht Alma Imhoff (Julia Roberts) ist eine Koryphäe an der Philosophie-Fakultät der Elite-Uni in Yale: Die Professorin hat sich zu einer Zeit, als das noch alles andere als die Regel war, ihren Platz in einer männlich dominierten Umgebung erkämpft, die "gläserne Decke durchbrochen". Viele ihrer Studentinnen sehen zu ihr auf, sehen sie als Vorbild.
So auch Maggie Resnick (Ayo Edebiri), PhD-Anwärterin aus reichem Hause, für die Alma so etwas wie ihre Mentorin geworden ist. Regelmäßig treffen sie und andere Yale-Kollegen sich bei Alma zuhause zum Austausch, gefördert durch üppigen Alkoholgenuss.
Eines Abends nach einem solchen Treffen begleitet Almas Forschungspartner Hank Gibson (Andrew Garfield) Maggie nach Hause. Sie hat offensichtlich kein Interesse an ihm, da sie lesbisch ist. Hank habe das aber nicht davon abgehalten, sie zu vergewaltigen – das zumindest erzählt Maggie in Tränen aufgelöst am nächsten Tag ihrer Mentorin Alma.
Als sie Hank damit konfrontiert, streitet der alles ab. Maggie würde sich an ihm rächen wollen, weil er öffentlich machen wollte, dass ihre Doktorarbeit voller Plagiate sei. Der Schaden ist da aber bereits angerichtet: Der Beschuldigte verliert seinen Job in Yale, ein weiterer "weißer Mann" mit zu viel Macht, der glaubte, sich nehmen zu können, was er will.
Indes ist Alma hin- und hergerissen: Zum einen will sie Maggie glauben. Andererseits hält sie Hank, mit dem sie eine lange Geschichte teilt, eigentlich nicht für einen Vergewaltiger. Zudem drängt eine eigene, vergrabende Geschichte aus ihrer Jugend mit Vehemenz an die Oberfläche, die ihre Reaktion auf den Fall beeinflussen könnte.
Lohnt sich das? "After The Hunt" könnte man als "Post-#Metoo-Film" bezeichnen – auch der Titel könnte ein provokanter Verweis darauf sein –, der eine Bestandsaufnahme und Sortierung vornehmen will. Allein das macht ihn interessant, weil er Fragen aufwirft, anstatt absolute Antworten zu geben, weil er reflektiert, anstatt Position zu beziehen. Der Film ist eine "sanfte Provokation", die subtil arbeitet und einen Gutteil der Interpretation dem Publikum überlässt. Man könnte ihn auch als nüchtern bezeichnen, abgeklärt, herausfordernd, aber keineswegs langweilig.
Er ist auch ein eher wenig schmeichelhaftes Porträt der akademischen Welt, deren Vertreter als opportunistisch gezeichnet werden: In Seminaren philosophieren sie über Hegel, Nietzsche und Moral, in ihrem Privatleben nehmen sie es mit derselben nicht so genau. Es gibt keine(n) Held(in) der Geschichte, und wirklich sympathisch erscheint keine der Figuren. Andererseits verfällt "After The Hunt" aber auch nicht in plumpen Populismus, der sich gegen "woke Eliten" richten würde. Auch hier geht der Film subtil vor, regt zum Nachdenken an.
Manches ist schwer fassbar und wer nach eindeutigen Aussagen sucht, wird nicht fündig. Am konkretesten wird Luca Guadagninos Film, der beim Filmfestival in Venedig seine Premiere feierte und kürzlich auch das Festival in New York eröffnete, in seiner Darstellung des Generationenkonflikts: Alma steht für die Feministinnen erster Stunde, die sich alles erkämpfen mussten, nun aber selbst in privilegierten Positionen Macht erlangt haben – und sich "patriarchale Strukturen" teilweise zu eigen machten, um weiterzukommen.
Das ist zumindest der Vorwurf der jungen Generation, für die Maggie steht, die hinter vielem stets die Reproduktion alter Vorurteile sieht. Was wiederum Alma auf die Palme bringt: "Not everything is supposed to make you feel comfortable" gibt sie ihrer Schülerin mit auf den Weg, die immer und überall einen "safe space" erwartet.
"After The Hunt" ist definitiv kein Film für jeden, ist beizeiten etwas zäh und eine Herausforderung für das Publikum. Andererseits setzt er, überzeugend umgesetzt, damit einen erfrischenden Kontrapunkt zur unerträglichen Social Media-Logik der Eindeutigkeit ohne Ambivalenzen, die die Illusion vermittelt, dass es für alles immer und sofort klare und einfache Antworten gibt und zu geben hat. Darüber hinaus liefert Julia Roberts eine überzeugende Leistung ab, auch wenn damit für die anderen Darsteller(innen) wenig Raum bleibt.
"After The Hunt", Drama. USA / Italien 2025, 139 Minuten, ab 17. Oktober im Kino
"Good Fortune - Ein ganz spezieller Schutzengel"
Erzengel Gabriel (Keanu Reeves) wird sein Job langsam etwas zu fad: Tagaus, tagein soll er Menschen vor Missgeschicken beschützen. Er wünscht sich etwas Abwechslung in seiner göttlichen Tätigkeit. Kurzerhand vertauscht er Körper und Leben des unglücklichen Gelegenheitsarbeiter Arj (Aziz Ansari), der kaum über die Runden kommt, und des reichen Unternehmers Jeff (Seth Rogen). Und zwar mit der Intention, Arj zu vermitteln, dass Geld nicht alles im Leben ist. Womit Gabriel nicht gerechnet hat: Arj gefällt sein neues Leben, und er will nicht mehr in sein altes zurück. Schräge Komödie von Aziz Ansari (Drehbuch, Regie) mit Keanu Reeves in ungewohnter Rolle.
"Good Fortune - Ein ganz spezieller Schutzengel", Komödie. USA 2025, 98 Minuten, ab 16. Oktober im Kino
"Alles voller Monster"
Auf einer Burg über der Kleinstadt Rafferskaff erweckt ein verrückter Wissenschaftler stetig neue Monster zum Leben, interessiert sich anschließend aber nicht mehr für sie. Stichkopf ist seine erste Schöpfung und wünscht sich nur ein wenig Beachtung. Eines Tages kommt der Unterhaltungskünstler Fulbert Freakfinder mit seinem Wanderzirkus nach Rafferskaff. Als er von den unausgelasteten Ungeheuern hört, wittert er die große Chance und versucht, Stichkopf für seine Show zu gewinnen. Nach kurzem Zögern willigt der Junge ein, immerhin verspricht ihm Freakfinder Liebe und Anerkennung. Animationsfilm auf Grundlage des bebilderten Romans "Stichkopf und der Scheusalfinder", der auch Anleihen bei Frankenstein nimmt.
"Alles voller Monster", Animationsfilm. D / GB / F / LUX 2025, 89 Minuten, ab 16. Oktober im Kino
"Fiore Mio"
In Begleitung seiner alten Hündin Laki begibt sich der italienische Bestsellerautor Paolo Cognetti ("Acht Berge") auf eine persönliche Reise in die Bergwelt seiner Kindheit. Von seiner Hütte im Aostatal aus folgt er den Spuren des Wassers bis hinauf zu den schmelzenden Gletschern. Eine meditative Reise durch atemberaubende alpine Landschaften, die auch den stetigen Wandel der Natur dokumentiert.
"Fiore Mio", Dokumentarfilm. Belgien / Italien 2025, 80 Minuten, ab 17. Oktober im Kino
"Jane Austen und das Chaos in meinem Leben"
Die hübsche, doch alleinstehende Agathe arbeitet in einer Buchhandlung und hat eine Jane-Austen-Romanempfehlung für alle Lebensfragen. Eigentlich träumt sie aber davon, selbst Schriftstellerin zu werden. Als ihr bester Freund Félix die ersten Kapitel ihres ersten Romans bei einem Schreibwettbewerb einreicht und Agathe einen Aufenthalt in der "Jane Austen Writers' Residency" gewinnt, landet sie plötzlich in ihrem eigenen Austen-Roman und muss ihre Komfortzone verlassen.
"Jane Austen und das Chaos in meinem Leben", Drama, Romanze. Frankreich 2024, 94 Minuten, ab 17. Oktober im Kino
"Neo Nuggets – Eine Pulled Pork Komödie"
Die Brüder Flo (Paul Pizzera) und Eddi (Otto Jaus) wollten eigentlich eine ruhige Kugel schieben, da taucht ihre für tot gehaltene Schwester Samira plötzlich wieder auf. Im Schlepptau hat sie schwer bewaffnete Typen und eine Geschichte von einem mysteriösen Schatz im Toplitzsee. Flo und Eddi bleibt nichts anders übrig, als ihr zu helfen, und kommen so einer großen Verschwörung auf die Spur. Fortsetzung der österreichischen Blödel-Komödie "Pulled Pork" mit den Kabarett-Stars Pizzera & Jaus sowie Sylvia Schneider.
"Neo Nuggets – Eine Pulled Pork Komödie", Action-Komödie. Österreich 2025, 105 Minuten, ab 16. Oktober im Kino
"Doras Magische Meerjungfrauen Abenteuer"
Dora und ihr Affenfreund Boots verwandeln sich in Meerjungfrauen, nachdem sie auf einem magischen Charango spielen. Sie landen in einer Unterwasserwelt, in der sie auf die Meerjungfrau Marisol und ihren Delfin Rosa treffen. Dort erleben sie aufregende Abenteuer im Meerjungfrauenreich. Für (Klein-)Kinder zum 25. Jubiläum der Serie "Dora the Explorer", zusammengestellt aus mehreren Episoden.
"Doras Magische Meerjungfrauen Abenteuer", Animations-/Kinderfilm. USA 2025, 55 <minuten, ab 16. Oktober im Kino