Der US-Präsident griff eine alte Idee auf. Ein Raketen-Abwehrschild soll die USA vor Raketenbeschuss sicher machen. Wie der "Golden Dome" funktionieren soll, wann er fertig sein könnte und wo die Probleme liegen. Eine "Economist"-Analyse.
In den 1980er-Jahren arbeiteten Wissenschaftler an Ronald Reagans "Strategic Defense Initiative". Sie schlugen einen scheinbar verrückten Plan zur Verteidigung für die USA vor. Tausende von Abfangsatelliten sollten die Erde umkreisen und feindliche Raketen beim Start angreifen.
Die Idee verpuffte. Nun wurde sie von Donald Trump wiederbelebt. Der US-Präsident erklärte am 20. Mai, sein Raketenabwehrschild "Golden Dome" werde insgesamt 175 Milliarden Dollar kosten, zwei bis drei Jahre bis zur Fertigstellung benötigen und "nahezu 100-prozentigen" Schutz bieten.
Trumps Vision klingt genauso fantastisch wie die von Reagan. "Wir nennen es Supertechnologie", erklärte er. "Niemand sonst hat sie."
Im Grunde genommen ist der "Golden Dome" jedoch nicht so abwegig, wie er einst gewesen sein mag. Wenn er gut umgesetzt wird, könnte er sogar zu einem nützlichen Bestandteil des amerikanischen Verteidigungsarsenals werden.
In den 1980er-Jahren war es sehr teuer, Sensoren im Weltraum zu platzieren und Miniatur-Computer für Tausende von Abfangraketen zu bauen. Heute sind die Startkosten unter anderem dank Elon Musk und seinem Unternehmen SpaceX drastisch gesunken.
Das Congressional Budget Office (CBO), ein überparteilicher Think Tank, schätzt, dass die Kosten für die Entwicklung einer Konstellation, die ein bis zwei Interkontinentalraketen (ICBM) abwehren könnte, im Vergleich zu Schätzungen aus den Jahren 2004 und 2012 um 30 Prozent bis 40 Prozent gesunken sind.
Die Idee des "Golden Dome" verspricht auch eine größere Nützlichkeit. Deshalb hat die Biden-Regierung mit der Arbeit an weltraumgestützten Sensoren begonnen, die Marschflugkörper verfolgen sollen, sowie an digitalen Leitungen, die die Verfolgungsdaten von Satellit zu Satellit weiterleiten.
Die Gegner der USA verfügen zunehmend über Raketen, die über Umwege auf das Festland der Vereinigten Staaten gelangen können. Sie umgehen so die Radarsysteme und Abfangraketen, die für Angriffe aus der Polarregion konzipiert sind.
Russland und China entwickeln Satelliten mit "fortschrittlichen Manövrierfähigkeiten", mit denen sie US-Satelliten stören oder zerstören könnten. Im Mai 2024 beispielsweise trat Cosmos 2576, ein russischer Satellit, in eine "koplanare" Umlaufbahn mit USA 314 ein, einem US-Spionagesatelliten. Und zwar in einer Weise, die "auf die Positionierung einer Weltraumabwehrwaffe hindeuten könnte", so ein neuer Bericht des Centre for Strategic and International Studies (CSIS), eines Thinktanks in Washington.
Frankreich ist so alarmiert, dass es über die Entwicklung von "Bodyguard"-Systemen für Satelliten spricht, mit denen Satelliten Bedrohungen erkennen und sich dann mit Hilfe eines Roboters oder Lasers verteidigen könnten.
Darüber hinaus ging die Bedrohung für die USA früher ausschließlich von atomar bestückten Raketen aus. Heute umfasst sie auch konventionelle Raketen ohne Atomwaffen. Sie könnten Häfen, Luftwaffenstützpunkte und andere militärische Infrastrukturen ins Visier nehmen.
Die Behauptungen von Trump sind zwangsläufig übertrieben. Kein Raketenabwehrsystem wird jemals einen lückenlosen Schutz bieten können. Um nur zehn nordkoreanische ICBMs abzufangen, würde Amerika laut der American Physical Society, einer Vereinigung von Physikern, 36.000 weltraumgestützte Abfangraketen benötigen, wobei eine Entscheidungszeit von 30 Sekunden einkalkuliert ist.
Um größere Salven aus Russland und China abzuwehren und jeden Winkel des US-Territoriums abzudecken, würde diese Zahl noch um ein Vielfaches steigen. Das Gleiche gilt für die Kosten. Selbst ein bescheidenes Schutzschild, das ein paar ICBMs abwehren soll, könnte über einen Zeitraum von 20 Jahren 161 bis 542 Milliarden Dollar kosten. Das ist eine enorme Summe in einer Zeit, in der die Modernisierung der Nuklearstreitkräfte bis 2035 voraussichtlich 946 Milliarden Dollar kosten wird.
In der Praxis sollte Trump seine Ambitionen zurückschrauben – und das nicht nur wegen der Kosten. In seiner Verordnung vom Jänner forderte er ein System, das jeden ausländischen Luftangriff abwehren kann.
In seiner Ankündigung von dieser Woche versprach er, dass alle Marsch-, ballistischen und Hyperschallraketen zerstört würden. Das wäre destabilisierend. Aus Angst, dass ihre nuklearen Abschreckungsstreitkräfte unwirksam werden könnten, würden China und Russland versuchen, ihre Arsenale auszubauen – im Falle Chinas sogar noch schneller als heute – oder Waffen zu bauen, die den US-Leadern noch weniger Vorwarnzeit lassen würden.
In der Realität würden einige russische und chinesische atomar bestückte Interkontinentalraketen immer durchkommen. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Raketenabwehr im eigenen Land sinnlos ist.
In den letzten Jahren haben Israel, die Ukraine und Indien gezeigt, wie selbst die Abwehr eines geringen Teils der anfliegenden Geschosse den Schaden begrenzen und den politischen Entscheidungsträgern Zeit für Entscheidungen verschaffen kann – die sich sonst möglicherweise gezwungen sehen würden, sofort zurückzuschlagen.
"© 2025 The Economist Newspaper Limited. All rights reserved."
"From The Economist, translated by www.deepl.com, published under licence. The original article, in English, can be found on www.economist.com"