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"Sell America!"

Wieso Manager 40 Millionen für Dinner mit Trump zahlte

Vorerst also doch keine US-Sonderzölle für Europa. Vom Trump-Schlingerkurs profitiert ausgerechnet die Schlingerwährung Bitcoin. Ob sie jetzt selbst investieren sollten. Wie Trump mit Krypto Geld macht. Und wie 220 Krypto-Manager um ein Essen mit ihm pokerten.

Justin Sun, chinesischer Gründer der Kryptowährungs-Plattform Tron, investierte 40 Millionen Dollar, um mit Donald Trump zu Abend zu essen
Justin Sun, chinesischer Gründer der Kryptowährungs-Plattform Tron, investierte 40 Millionen Dollar, um mit Donald Trump zu Abend zu essenReuters
Newsflix Redaktion
Akt. 27.05.2025 23:25 Uhr

Welchen Unterschied eine Telefonat machen kann. Erst am Freitag hatte Donald Tump Sonderzölle in Höhe von 50 Prozent für die EU angekündigt. Wirksam schon ab 1. Juni. Er sei "nicht auf der Suche nach einem Deal", blockte der US-Präsident Hoffnungen auf Milde ab.

Drei Tage später war wieder alles anders. Er habe einen Anruf von Ursula von der Leyen erhalten, schrieb Trump auf Truth Social. Gegenüber Journalisten sagte er am Montag, das Gespräch mit der EU-Kommissionspräsident sei "sehr gut" verlaufen.

Die Einführung der Sonderzölle ist vorerst einmal bis 9. Juli ausgesetzt, die USA und die Europäische Union nehmen unmittelbar Verhandlungen darüber auf. Es bleibt erratisch und das schärft den Blick auf Alternativen, Bitcoin etwa. Für die einen der Goldweg, für die anderen ein Pokerspiel. Das müssen Sie dazu wissen:

Was war der Anlass für die jüngste Verunsicherung an der Börse?
US-Präsident Trump hatte den Verlauf der Zoll-Verhandlungen mit der EU als "schleppend" bezeichnet. Er drohte als Konsequenz mit Zöllen von 50 Prozent auf alle Waren aus der EU, und zwar ab dem 1. Juni. Das Szenario wurde am Montag verschoben.

US-Präsident Trump gilt finanziell als großer Profiteur seiner Präsidentschaft
US-Präsident Trump gilt finanziell als großer Profiteur seiner Präsidentschaft
Reuters

Wie reagierten die Aktienmärkte?
Es gab Kursverluste auf beiden Seiten des Atlantiks, vor allem aber in Europa. Hier gerieten die "üblichen Verdächtigen" unter Druck, also Autoaktien, Luxushersteller wie LVHM, auch Banken. An der Wall Street fiel die Reaktion viel moderater aus.

Warum?
Offenbar sieht man dort die Statements von Trump zunehmend als Teil der Verhandlungsführung. Außerdem bedrohte Trump auch Apple mit Zöllen von 25 Prozent für jene Teile des iPhones, die nicht in den USA produziert werden. Diese Aussage sorgte an der Wall Street für mehr Schlagzeilen als das Thema EU.

Wie war es am Montag nach dem Trump-Kurswechsel?
In Europa gab es eine leichte Erleichterungsrallye, die Börsen in den USA waren am Montag wegen eines Feiertags (Memorial Day) geschlossen.

Wie bewerten die Börsen die Zollpolitik von Trump?
Das ist derzeit eine viel diskutierte Frage. Es geht um einen Unsicherheitsfaktor, den wir so noch nicht hatten, nämlich die politischen Absichten des US Präsidenten. Die häufigen Kurswechsel von Trump machen es schwer, hier eine Linie zu erkennen und diese gegebenenfalls auch einzupreisen. Das ist es aber, was die Börse ultimativ tun muss.

Wie reagieren die Märkte denn bisher?
Man könnte sagen, es gibt zwei Arten von Reaktion. Einerseits kam es zu einer relativ raschen Erholung, als Trump seine ursprüngliche Zoll-Ansage zumindest teilweise relativierte (Aussetzen der Maßnahmen für 90 Tage). Der Markt ist davon ausgegangen, dass die starken Kursverluste Trump zum Einlenken bewogen haben.

Wechselstube für Bitcoins in Hongkong
Wechselstube für Bitcoins in Hongkong
Picturedesk

Und die zweite Reaktion?
Die ist langfristig und noch nicht völlig klar. Es geistert derzeit der Slogan "Sell America" durch die Schlagzeilen. Damit ist gemeint, dass Investments in den USA einen Unsicherheitsfaktor in sich bergen, den sie bisher nicht hatten, egal ob Aktien, Anleihen oder Dollar. Die USA sind nicht mehr der 100-prozentige Fels in der (Investment) Brandung, der sie immer waren, einfach weil in mancher Hinsicht nicht klar ist, welche politische Richtung sie einschlagen werden.

Wie groß ist das Problem?
"Sell America" war in der vergangenen Woche ein Trendbegriff an der Wall Street. Der Slogan - oder Auftrag – "verkauf Amerika!" ist brandgefährlich. Investoren befürchten, dass die USA in Schwierigkeiten stecken, und verkaufen deshalb Inventar, das mit der US-Wirtschaft verbunden ist.

Lassen sich die Folgen schon in Ansätzen erkennen?
Ja. An den Aktienmärkten laufen so gut wie alle Börsen heuer besser als die USA: Europa hat seit Jahresbeginn deutlich stärkere Anstiege vorzuweisen als die Wall Street.

Aber auch der Dollar kommt unter Druck, oder?
Ja, die Amerika-Skepsis erstreckt sich auch auf die Währung.

Wer ist der Profiteur der Entwicklung?
Überraschend Bitcoin.

Trump flog zu seinem Krypto-Galadinner mit einem Militär-Hubschrauber ein
Trump flog zu seinem Krypto-Galadinner mit einem Militär-Hubschrauber ein
Reuters

Warum ausgerechnet Bitcoin?
Weil die Kryptowährung zunehmend als Alternative zum Dollar gesehen wird. In dieser Hinsicht scheint jetzt bis zu einem gewissen Grad ihre Stunde zu schlagen.

Wieso?
Die Kryptowährung gilt für manche als ernsthaftes Mittel, um das Portfolio stärker zu diversifizieren. Andere halten sie immer noch für einen risikoreichen Newcomer, dem nicht ganz zu trauen ist.

Profitiert nicht auch Trump selbst vom Krypto-Boom?
Und wie! Für den Präsidenten zahlt sich seine Präsidentschaft besonders aus. Die New York Times berichtete am Wochenende, wie sich das Vermögen von Trump und seinem Umfeld in den vergangenen Monaten vergrößert hat.

Was heißt das in Zahlen?
Laut Forbes beträgt das Privatvermögen von Trump, Stand 26. Mai, 5,5 Milliarden Dollar. Es hat sich innerhalb eines Jahres verdoppelt. In der Welt-Reichenliste liegt er damit aktuell auf Platz 669.

Was hat das mit Krypto zu tun?
Kurz vor Amtsantritt legte Trump eine eigene Kryptowährung auf, genannt "$Trump". Die New York Times schreibt, dass der Trump-Clan allein heuer damit 320 Millionen Dollar eingenommen hat.

320 Millionen US-Dollar sollen Trump und sein Umfeld heuer aus Krypto-Deals eingenommen haben
320 Millionen US-Dollar sollen Trump und sein Umfeld heuer aus Krypto-Deals eingenommen haben
REUTERS/Elizabeth Frantz

Wie geht Trump vor?
Sehr offensiv, wie man zuletzt sehen konnte. Am vergangenen Donnerstag lud er zahlungskräftige Kunden zu einem Galadinner in seinen Golfclub in Virginia ein. Trump kam per Militärhubschrauber, begrüßt von wütenden Demonstranten, die "Schande, Schande" und "Stoppt die Krypto-Korruption" riefen.

Wer waren die Gäste?
Es gab 220 Plätze, vermarktet wurde das Treffen als "die exklusivste Einladung der Welt". Kommen durfte nur, wer vorher "$Trump" eingekauft hatte. Es gab online eine Rangliste, aus der ablesbar war, wer am meisten investiert hatte.

Und?
Der chinesische Milliardär Justin Sun, der die Krypto-Plattform Tron betreibt, steckte über 40 Millionen Dollar in Trump-Münzen und sicherte sich damit den ersten Platz auf der Rangliste. Der koreanische Krypto-Manager Sangrok Oh, der extra einflog, brachte zum Abendessen laut New York Times eine Sammlung roter Baseballkappen mit der Aufschrift "Make Crypto Great Again" mit.

Vor dem Golfclub in Virginia gab es eine Demo
Vor dem Golfclub in Virginia gab es eine Demo
Reuters

Was versteht man unter Kryptowährungen?
Die Wiener Börse definiert sie wie folgt: Kryptowährungen sind digitale Güter, die gehandelt und in konventionelle Währungen getauscht werden können. Neben ihrer ursprünglichen Funktion als alternatives Zahlungsmittel gelten Kryptowährungen als eigene Assetklasse.

Warum wurden Kryptowährungen überhaupt ins Leben gerufen?
Der Gedanke einer Kryptowährungentstand ursprünglich während der Finanzkrise des Jahres 2008. Man wollte ein Zahlungsmittel schaffen, das keinen Zwischenschritt über einen Finanzdienstleister braucht, sondern direkt zwischen den beiden Parteien (Zahler und Empfänger) funktioniert. Es handelt sich also von der Idee her um eine Art digitales Bargeld.

Man sagt, Kryptowährungen hätten etwas Anarchisches. Stimmt das?
Ursprünglich auf alle Fälle. Es ging darum, ein Online-Zahlungssystem zu schaffen, das abseits der klassischen "Bankenwelt" funktioniert. Und tatsächlich weiß bis heute niemand, wer Bitcoin wirklich erfunden hat.

Aber führt der aktuelle Trend diesen Gedanken nicht ad absurdum?
Bis zu einem gewissen Grad sicher. Je mehr Akzeptanz Bitcoin als eigene Anlageklasse gewinnt, umso mehr geht der alternative, sprich anarchische Gedanke verloren.

Donald Trump setzte im Wahlkampf auf Bitcoin, nun erlebt die Kryptowährung einen Höhenflug
Donald Trump setzte im Wahlkampf auf Bitcoin, nun erlebt die Kryptowährung einen Höhenflug
Picturedesk

Und wie arriviert ist Bitcoin in dieser Rolle als eigene Anlageklasse?
Nun ja, die hohe Schwankungsanfälligkeit von Bitcoin verdeutlicht schon, dass diese Alternative mit einem erhöhten Risiko verbunden ist.

Wie ist es momentan?
Derzeit läuft es super, seit Jahresbeginn hat der Kurs rund 15 Prozent zugelegt. Aber vor drei Jahren, in der ersten Jahreshälfte 2022, hat sich Bitcoin in weniger als sechs Monaten halbiert. Das muss man als Anleger dann eben auch aushalten.

Sollte Bitcoin also Teil eines diversifizierten Portfolios sein?
Die Kursentwicklung zeigt, dass hier Licht und Schatten eng beieinander liegen. Es gibt starke Abstürze, aber auch Höhenflüge, so wie jetzt. Der Gedanke, Bitcoin könnte eine ernstzunehme Alternative zum Dollar werden, scheint zumindest kurzfristig etwas überzogen.

Wie soll ich mich verhalten?
Wie bei jedem Investment sollte man vorher genau überlegen, wie viel Risikotoleranz man mitbringt. Eine Frage könnte lauten: Kann ich damit leben, wenn sich mein Investment kurzfristig halbiert?

Newsflix Redaktion
Akt. 27.05.2025 23:25 Uhr