Nach elf Jahren in der Versenkung darf der Büro-Kotzbrocken wieder ran. In "Stromberg – Wieder alles wie immer" ist Christoph Maria Herbster nicht nur nicht geläutert, sondern beweist, dass auch Fremdschämen nostalgische Gefühle wecken kann. Ab jetzt im Kino.

Er ist wieder da: Stromberg. Der deutscheste Deutsche, den man sich vorstellen kann. Und ein Widerling vor dem Herren.
Ab dem Jahr 2004 tobte der Versicherungsmanager zunächst in fünf Staffeln und 46 Episoden über die TV-Bildschirme und führte vor, was deutscher Humor auch sein kann: Subversiv, freiwillig zum Fremdschämen und dabei oft wirklich lustig. Ein erster Kinofilm folgte 2014, nun also der zweite Aufguss für die große Leinwand.
Dass es überhaupt einen neuen "Stromberg"-Film gibt ist überraschend, dann aber auch wieder logisch: Zahlreiche Kult-Serien der Vergangenheit erlebten in den letzten Jahren Revivals, Kultfilme bekamen späte Sequels spendiert, oft einzig mit dem Ziel, dem Publikum das Verlangen nach Nostalgie und der (vermeintlich) "guten alten Zeit" zu erfüllen.
All diese Wiederbelebungsversuche müssen sich auf die eine oder andere Weise mit sich selbst auseinandersetzen, ihre Vergangenheit und ihre Figuren einer kritischen (Selbst-)Befragung unterziehen. Oft wird dabei ein Mittelweg gewählt zwischen etwas Nostalgie und vorsichtiger Modernisierung, nicht immer gelingt das Kunststück.
Wie die Übung im Falle der neuerlichen Stromberg-Wiederbelebung ausgegangen ist, lesen Sie hier. Außerdem, welche Filme diese Woche noch in den österreichischen Kinos anlaufen. Wir wünschen einen fröhlichen Kino-Advent!

Worum es geht Deutschlands schlechtester Chef ist zurück: Ein Sender hat "Stromberg – Das Wiedersehen" in Auftrag gegeben, Bernd Stromberg (Christoph Maria Herbst) und seine alten Kollegen von der Capitol-Versicherung treffen im TV-Studio ein. Bei dem großen "Klassentreffen" stellt sich schon hinter den Kulissen die Frage, ob eine Person wie der Titel-Antiheld überhaupt noch zeitgemäß ist und eine Plattform bekommen soll.
Selbst die beiden Regisseurinnen des TV-Specials sind sich da uneins. Ein Fiesling – zugleich ein armes Würstchen – war Stromberg immer, doch früher war er als "notwendiges Übel" geduldet. Wie sieht das jetzt aus, in einer Gegenwart, die sich zwischen dem Wunsch nach Trigger-Warnungen, Cancel Culture und radikaler, anti-woker "Gegenreformation" zerreibt?
Die Auseinandersetzung findet vor dem Studio ihre Fortsetzung: Stromberg-Ultras mit Glatzen-Mützen zoffen sich mit Protestierenden, die gegen Stromberg Stimmung machen. "Der Papa" selbst gibt sich anfangs geläutert, um bald wieder in alte Muster zu verfallen.
Ein Wiedersehen gibt es auch mit anderen Figuren aus dem Stromberg-Universum: Tanja (Diana Staehly) hat bei der Capitol-Versicherung Karriere gemacht, die Ehe mit Ulf (Oliver Wnuk) hält immer noch. Berthold "Ernie" Heisterkamp (Bjarne Mädel) ist jetzt Anti-Mobbing-Coach, er kann ja auf einen reichen Fundus zurückgreifen. Und Strombergs alte Flamme Jennifer (Milena Dreißig) hat sich einen jungen Influencer geangelt.
Wenig überraschend, währt auch unter den ehemaligen Kollegen die Freude über und der Friede beim Wiedersehen nur kurz: Alte Rechnungen werden beglichen, neue Anschuldigungen brechen auf und alle Figuren werden mit ihren Lebenslügen konfrontiert.

Lohnt sich das?
Seit "Stromberg – Der Film" aus 2014 ist an sich nicht so viel Zeit vergangen. Aber dazwischen ist in unseren Gesellschaften viel passiert, wie auch immer man das nun bewerten möchte. "Stromberg – Wieder alles wie immer" kann gar nicht umhin, sich damit zu befassen.
Erste Publikumsreaktionen nach der Weltpremiere am 1. Dezember in Berlin lassen darauf schließen, dass nicht alle damit happy sind: Online hagelte es Kritik von Hardcore-Fans, die es dem Film übel nahmen, ihren "Helden" zu dekonstruieren. Das sind dann die, die sich bewusst oder unbewusst mit der Hauptfigur identifizierten.
Denen muss man aber mitteilen: Wer Bernd Stromberg uneingeschränkt super fand, hat schon die Originalserie nicht verstanden. Angelehnt an andere Mockumentary-Formate wie "The Office", war "Stromberg" stets eine – für deutsche Verhältnisse überraschend subversive – Auseinandersetzung mit einem "Büro-Archetypen", der universell, aber doch auch typisch deutsch war.
Die Hauptfigur war ein Ekel, ein Ar***loch, dessen soziale Unzulänglichkeiten aber stets in tiefer Unsicherheit wurzelten. Und weil die Serie das zeigte und klar machte, konnte man am Ende doch auch Mitleid oder Empathie mit ihr haben. Eine tragische Figur, die nie als Vorbild oder Held gedacht war.

Der Stromberg-Humor aus der Feder von Ralf Husmann, auch Autor des neuen Films, war stets unbequem, "cringe" und gänzlich "undeutsch". Und heute für beide Enden des Kulturkampfes anstößig, weil er (moralische) Eindeutigkeit verweigert.
Ob "Stromberg – Wieder alles wie immer" nun dieser Spagat gelingt, den "Strombergismus" so zu reflektieren, dass er auch anno 2025 noch Substanzielles zu sagen hat, darüber scheiden sich die Geister: Fans zerreißen den Film online derzeit in seine Einzelteile. Die professionelle Kritik sieht die Sache differenzierter, doch selbst wohlwollende Besprechungen zeigen sich nicht uneingeschränkt überzeugt, monieren tonale und erzählerische Schwächen, manche kritisieren auch den "aus der Zeit gefallenen" Humor.

Am besten: Selbst ein Bild machen. Wen das nicht überzeugen kann – oder wer einfach die alten Stromberg-Folgen wiedersehen möchte – kann das übrigens auch auf der Streaming-Plattform PlutoTV, und zwar völlig kostenlos auf einem eigenen Stromberg-Kanal, wo sämtliche Episoden in Dauerschleife laufen. Und hier ist wirklich "wieder alles wie immer".
"Stromberg – Wieder alles wie immer", Mockumentary. Deutschland 2025, 95 Minuten, ab 4. Dezember im Kino
"Eternity"
Joan (Elizabeth Olsen) ist nach einem Unfall im Jenseits gelandet. Dort hat sie nun eine Woche Zeit, zu entscheiden, mit wem sie die Ewigkeit verbringen will: Mit ihrem Mann Larry, mit dem sie ihr Leben teilte (Miles Teller), oder ihrer ersten großen Liebe Luke (Callum Turner), der jung verstarb und seit Jahrzehnten auf ihre Ankunft wartet? Romantic Comedy aus dem Hause A24.
"Eternity", Rom-Com. USA 2025, 114 Minuten, ab 4. Dezember im Kino

"Sentimental Value"
Nach dem Tod ihrer Mutter müssen die Schwestern Nora (Renate Reinsve) und Agnes (Inga Ibsdotter Lilleaas) sich ihrem Vater Gustav (Stellan Skarsgård) stellen, der die Familie verlassen hatte, als beide noch klein waren. Er hat Karriere als Regisseur gemacht, ist inzwischen aber in Vergessenheit geraten. Nun bietet er Schauspielerin Nora eine Hauptrolle in seinem geplanten autobiografischen Comeback-Film an. Doch sie lehnt ab, er engagiert stattdessen eine junge Hollywood-Schauspielerin (Elle Fanning). Bei den Dreharbeiten im alten Familienhaus am Rande Oslos sieht Gustav seine letzte Chance, die kaputte Beziehung zu seinen Töchtern doch noch zu retten. Neuer Film von Joachim Trier, Premiere in Cannes 2025, wo er mit dem Großen Preis der Jury prämiert wurde. Hauptdarstellerin Renate Reinsve wird indes bereits als Oscar-Kandidatin gehandelt.
"Sentimental Value", Tragikomödie. TUR/NOR/FRA/DAN/SWE/GB/DE 2025, 133 Minuten, ab 5. Dezember im Kino

"Der Weihnachtsexpress"
Am Heiligen Abend steigen diverse Menschen mit unterschiedlichen Sorgen, Hoffnungen und Sehnsüchten in einen Zug. Doch der bleibt mitten im verschneiten Nirgendwo stecken – völlig abgeschieden und ohne Kontakt zur Außenwelt. Die Passagiere sind gezwungen, Weihnachten gemeinsam zu verbringen. Aus der Not machen sie eine Tugend und improvisieren: Im Speisewagen bereitet man ein Festmahl vor, der Gemeinschaftsgeist entfaltet sich und sogar kleine Wunder geschehen. Ukrainische Weihnachtskomödie als weiteres Beispiel für die erstarkte Filmindustrie des kriegsgebeutelten Landes.
"Der Weihnachtsexpress", Komödie, Familienfilm. Ukraine 2025, 92 Minuten, ab 4. Dezember im Kino

"Teresa – Ein Leben zwischen Licht und Schatten"
Sieben Tage Im August 1948: Die spätere Mutter Teresa (Noomi Rapace) führt als Oberin eines Klosters der Loreto-Schwestern in Kalkutta ein bescheidenes Leben. Sie wartet auf die Erlaubnis aus dem Vatikan, ihren eigenen Orden gründen zu dürfen, um sich den Ärmsten der Armen zu widmen. Indes vertraut ihr eine ihrer Mitschwestern an, schwanger zu sein. Teresa ist hin und her gerissen: Soll sie bleiben und ihrer Freundin bestehen, oder dem Ruf Gottes folgen und ihren eigenen Weg gehen? Premiere in Venedig 2025.
"Teresa – Ein Leben zwischen Licht und Schatten", Drama, Biopic. BEL/DAN/MKD/SWE 2025, 103 Minuten, ab 4. Dezember im Kino

"Five Nights at Freddy's 2"
Ein Jahr nach den schrecklichen Ereignissen aus dem ersten Teil sind die Erinnerungen an das verlassene Restaurant "Freddy Fazbear's Pizza" zu einem lokalen Mythos geworden, sogar ein erstes "Fazfest" soll stattfinden. Mike Schmidt und Vanessa Shelly haben die Wahrheit über die mörderischen "Animatronics" aber ihrer kleinen Schwester Abby verheimlicht, um sie nicht zu belasten. Eines Tages schleicht sich Abby heimlich zurück zu Freddy, Bonnie, Chica und Foxy und löst so eine neue Katastrophe aus: Alte Geheimnisse über die Ursprünge der Pizzeria kommen ans Licht – und der Horror erwacht von Neuem. Fortsetzung der Videospiel-Verfilmung aus 2023.
"Five Nights at Freddy's 2", Horror. USA 2025, 104 Minuten, ab 4. Dezember im Kino

"Paternal Leave – Drei Tage Meer"
Im Winter reist die 15-jährige Leo (Juli Grabenhenrich) an die norditalienische Küste, um ihren Vater Paolo (Luca Marinelli) zu finden, den sie bisher nicht kannte. Zwischen Wut und Sehnsucht zerrissen sucht sie nach Antworten. Doch auch Paolo, der in Italien ein neues Leben begonnen hat, muss sich Fragen stellen. Debütfilm der Regisseurin Alissa Jung, Premiere bei der Berlinale 2025.
"Paternal Leave – Drei Tage Meer", Drama. Deutschland / Italien 2025, 113 Minuten, ab 5. Dezember im Kino

"Elements Of(f) Balance"
Die Doku porträtiert in mehreren Episoden seltene Ökosysteme, die in unserer von menschlicher Ausbeutung bedrohten Natur überleben. Im Fokus steht dabei nicht deren Zerstörung, sondern die Überlebensstrategien dieser Systeme, die Möglichkeiten und Potentiale. Bebildert mit meditativen Einstellungen.
"Elements Of(f) Balance", Dokumentarfilm. Österreich 2025, 98 MInuten, ab 5. Dezember im Kino

"Bibi Blocksberg – Das große Hexentreffen"
Bibi (NALA) freut sich mit ihren Freundinnen Schubia und Flauipaui auf den großen Hexenkongress, der dieses Mal am Blocksberg stattfindet. Doch Konflikte mit den "Althexen" führen zu jeder Menge Chaos, und es obliegt der jungen Garde, die Hexenwelt zu retten. Live Action-Verfilmung der beliebten Hörspiel-Figur.
"Bibi Blocksberg – Das große Hexentreffen", Kinderfilm, Komödie. Deutschland 2025, ab 6. Dezember im Kino
