Die neue Streaming-Serie "The Chair Company" ist eine auf links gedrehte Verschwörungs-Geschichte, die als Comedy beginnt und sich immer mehr in Richtung Thriller entwickelt. In den USA wird sie bereits als "beste Serie des Jahres" gefeiert, jetzt startet sie bei uns.

Während True Crime-Formate, Krimis und Thriller die Seriencharts der meisten Streaming-Dienste anführen, probiert es Sky X mit einer Comedy – allerdings mit Thriller-Ansätzen: "The Chair Company" wurde von HBO übernommen, als eine der letzten exklusiven Serien im Rahmen des Deals mit dem US-Sender. Denn ab 2026 soll es HBO Max auch bei uns als eigenen Anbieter geben, die meisten neuen Produktionen werden dann logischerweise dort veröffentlicht.
Beste Serie des Jahres? In den USA läuft die Serie bereits seit etwas über einem Monat – und wird von vielen Kritikern als "beste Serie des Jahres" gefeiert. Bei Rotten Tomatoes hält sie bei seltenen 100 Prozent Zustimmung. Sky X veröffentlicht seit 21. November jede Woche zwei der je knapp halbstündigen Episoden.
Biederer Exzentriker US-Fernsehstar Tim Robinson, bekannt vor allem aus dem Show-Dauerbrenner "Saturday Night Live", ist mit Kreativpartner Zach Kanin der Serienschöpfer und spielt in "The Chair Company" zugleich auch die Hauptrolle des Ron Trosper.
Abgründig Nach außen hin ist Ron ein Spießer, stets in Anzug und Krawatte unterwegs und ein braver Familienvater mit stabilem Job als Manager einer Immobilien-Entwicklungsfirma. Aber schon früh deutet sich an, dass hinter der biederen Fassade mögliche Abgründe lauern. In Nebensätzen wird über "Projekte" gesprochen, die Ron früher verfolgte, etwa ein versenktes Start-Up für "Jeep-Touren".

Ereignis mit Folgen Doch nun ist alles anders: Als Abteilungsleiter wurde er mit der Planung einer großen Shopping-Mall beauftragt, hat augenscheinlich seine berufliche Erfüllung gefunden und darf bei einer Präsentation "sein" Prestige-Projekt vorstellen. Alles gut, möchte man meinen.
Doch da passiert es Während er auf seinen Einsatz am Rednerpult wartet, plumpst Ron von seinem Bürosessel, der unter ihm krachend zusammenbricht. Außer dem Schreck und Gelächter im Publikum passiert zwar nichts weiter, doch für Ron ist es ein Ereignis mit Folgen.
Auf eigene Faust Nach außen hin wahrt er die Contenance, versichert, dass alles okay sei, doch in ihm kocht es: Ron versucht herauszufinden, welche Firma den Sessel gebaut hat, die seinen "großen Tag" ruiniert hat. Er bunkert sich in seinem Büro ein, und statt an seinem Projekt zu arbeiten, beginnt Ron zu recherchieren. Doch online gibt nur ein KI-Bot Antworten, bei der Hotline hebt keiner ab.
Eine Verschwörung? Doch Ron bleibt dran. Und findet heraus, dass es die Firma, die die Sessel herstellte, gar nicht mehr gibt: Ihr alter Standort ist aufgelassen, wie er bei einem Besuch dort feststellt. Und als er eines Abends auf dem Parklatz seiner Firma von einem Unbekannten zusammengeschlagen wird – mit der Warnung, die Finger von der Sache zu lassen –, ist Ron endgültig klar: Der kaputte Sessel war kein Zufall. Es handelt sich um eine weitreichende Verschwörung. Und es ist seine Aufgabe, sie aufzuklären.
Das Leben als Kaninchenbau "The Chair Company" ist genau so absurd, wie das klingt: Die Handlung schlägt Haken wie ein Hase, der in einen Kaninchenbau hoppelt und dem Ron folgt. Nur ist der Hase hier Rons Obsession und der Kaninchenbau, das wird sein Leben.
Let's Twist Again Wenn man denkt, die Sache löst sich in Wohlgefallen auf, kommt schon der nächste Twist; Wenn man glaubt, ein Rätsel durchschaut zu haben, taucht die nächste schräge Figur auf und wirbelt alles durcheinander. So geht es einem nicht nur als Zuschauer, sondern auch dem Protagonisten, der von einer skurrilen Situation in die nächste stolpert.

Der Anfang allen Übels "The Chair Company" hat dabei nichts mit Sitcoms gemein, die auf punktgenau platzierte Lacher setzen. Und auch nichts mit Comedy-Animationsserien für Erwachsene a la "Family Guy" oder "South Park", die durch überspitze Satire und Provokation glänzen. Schenkelklopfer gibt es hier ebensowenig wie Feel Good-Momente: Es macht sich zunehmend subtiles Unbehagen breit. Und das alles wegen eines klapprigen Sessels!
Obession als Kompensation Nach den ersten Folgen ist noch schwer absehbar, wohin sich "The Chair Company" entwickeln wird. Was aber klar ist: Die Hauptfigur ist ein tragischer Held, ein unscheinbarer "Jedermann", zumindest nach außen hin. Er könnte die ganze Angelegenheit einfach auf sich beruhen lassen, abhaken, darüber lachen. Doch dann gäbe es ja keine Serie.
Antrieb So drängt ihn irgendetwas in ihm dazu, nicht loszulassen, weiter zu suchen. Wonach genau? Was treibt Ron an? Sucht er nach Spannung, Erfüllung, einem Abenteuer, um seinem langweiligen Leben zu entfliehen? Umso seltsamer, dass er genau das findet.

Cringe-Comedy "The Chair Company" ist eine Serie voller Rätsel und Mysterien. Sie lässt sich schwer fassen und noch schwerer beschreiben. Am ehesten kann man sie mit "The Curse" vergleichen, der Mutter aller Cringe-Comedy-Serien. Und der Protagonist Ron hat gewisse Ähnlichkeiten mit Bill Foster aus "Falling Down", auch wenn die Angelegenheit bisher nicht so eskaliert ist. NOCH nicht.
Fazit Alles andere als 08/15: Wer von Sitcoms, True Crime-Dokus oder Krimis genug hat, sollte einen Blick in "The Chair Company" riskieren. Der Start ist vielversprechend und macht Lust auf mehr. Ob das wirklich die "Serie des Jahres" ist, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Jedenfalls ist sie jetzt bereits eines der ungewöhnlichsten und schrägsten Streaming-Formate des Jahres 2025.
"The Chair Company", Thriller-Komödie. USA 2025, 8 Episoden à ca. 30 Minuten, Episode 1+2 online, ab 28. November jede Woche zwei weitere Episoden, Sky X