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Raub der Louvre-Juwelen: Führt eine Spur nach Österreich?

Zweieinhalb Wochen nach dem Überfall auf den Louvre fehlt von den geraubten Juwelen noch immer jede Spur. Aber der Schmuck soll für 8 Millionen Euro übers Darknet angeboten worden sein – mit Österreich als Drehscheibe. Aber es gibt grobe Zweifel an der Story.

Das Schmuckset von Königin Marie-Amelie und Königin Hortense
Das Schmuckset von Königin Marie-Amelie und Königin HortensePicturedesk
Christian Nusser
Akt. 06.11.2025 11:17 Uhr

Am 23. Oktober rieb sich die Welt die Augen. Bilder tauchten auf, sie zeigen wie zwei Männer über ein Fenster in den Louvre einsteigen. Zwei weitere warten mit Motorrädern auf der Straße. Nach sieben Minuten ist alles vorbei. Und Schmuck um 88 Millionen Euro weg.

In der Folge herrschte ein Kommen und Gehen. Verdächtige wurden festgenommen und enthaftet. Derzeit sitzen vier Personen im Gefängnis, drei sollen an der Tat direkt beteiligt gewesen sein, bei einer Festgenommenen handelt es sich um die Frau eines der mutmaßlichen Täter.

Was fehlt ist der Schmuck, von ihm gibt es keine Spur. Aber seit Mittwoch eine Räuberpistole, eine Erzählung also, die gut und nachvollziehbar klingt, aber an der vieles nicht stimmen dürfte. In ihr spielt auch Österreich eine Rolle. Worum es dabei geht:

Zunächst, wann fand der Überfall statt?
Am 23. Oktober, ein Sonntag, zwischen 9.30 Uhr und 9.38 Uhr. Er betraf die "Galerie d'Apollon" im Denonflügel des Museums.

Wie gingen die Täter vor?
Zwei fuhren in einem silberfarbenen Lastwagen mit einer Drehleiter vor. Einer trug eine gelbe, der andere eine orangefarbene Weste. Sie stellten Pylonen um das Fahrzeug auf, um den Anschein zu erwecken, als würden sie autorisierte Reparaturen durchführen.

Über diese Drehleiter auf dem Lastwagen kamen die Täter ins Museum
Über diese Drehleiter auf dem Lastwagen kamen die Täter ins Museum
Picturedesk

Und die anderen beiden Täter?
Sie folgten dem Lastwagen auf zwei Yamaha TMAX-Motorrollern und blieben in Warteposition.

Wie drang die Bande in den Louvre ein?
Die beiden "Arbeiter" ließen sich mit der Drehleiterauf einen kleinen Balkon im ersten Stock fahren. Dort schlugen sie mit einem Winkelschleifer die Scheibe eines Fensters ein, wurden von einer Überwachungskamera gefilmt und rückten in die Räume vor.

Wie kamen sie an die Beute?
Sie öffneten zwei Vitrinen mit Winkelschleifern. Den Tätern fielen zehn Stücke in die Hände. Die Krone von Kaiserin Eugène, besetzt mit 1.354 Diamanten, 1.136 Rosen und 56 Smaragden, verloren sie auf der Flucht.

Einer der beiden Räuber an der Arbeit im Napoleon-Saal, gefilmt von einem Besucher. Der Täter flext eine Vitrine auf
Einer der beiden Räuber an der Arbeit im Napoleon-Saal, gefilmt von einem Besucher. Der Täter flext eine Vitrine auf
Picturedesk

Was nahmen sie alles mit?
Wenn man das Paar Ohrringe doppelt zählt, wurden neun Stücke entwendet. Insgesamt umfasst die Beute 8.708 Diamanten, 34 Saphire, 38 Smaragde und 212 Perlen.

Diese 9 Schmuckstücke wurden gestohlen

  • Eine Tiara,
  • eine Brosche, bekannt als "Reliquienbrosche" und
  • eine große Miederschleife aus dem Besitz von Kaiserin Eugénie, der Frau von Napoleon III.
  • Eine Smaragdkette und
  • ein Paar Smaragdohrringe von Kaiserin Marie Louise.
  • Eine Tiara,
  • eine Smaragd-Halskette und
  • ein einzelner Smaragdohrring aus dem Saphirset, das Königin Marie-Amelie und Königin Hortense gehörte.

Wie flüchteten die Täter?
Auf dem selben Weg, wie sie gekommen waren. Also raus übers Fenster, dann fuhren sie mit der Drehleiter nach unten, sprangen zu den Komplizen auf die Yamaha-Roller und zischten ab. Zuvor versuchten sie noch, den Lastwagen anzuzünden, Wächter hielten sie davon ab.

Was ist nun mit dem Schmuck?
Da wird der Raub nun endgültig zum Krimi. Denn die Zeitung Israel Hayom berichtet, dass der Schmuck zweimal zum Verkauf angeboten worden sei. Preis: 8 Millionen Euro. Es gibt aber erhebliche Zweifel an der Story.

Was berichtet die Zeitung?
Vier Tage nach dem Diebstahl, am 23. Oktober, soll eine Person, die sich als Vertreter der Diebe ausgab, die CGI Group kontaktiert haben. "Wir haben gehört, dass Sie in den Vorfall in Dresden verwickelt waren", hieß es in der Nachricht. "Wir haben etwas Ähnliches – eines der verschollenen Werke aus dem Louvre. Sind Sie interessiert?"

Die Krone von Kaiserin Eugène verloren die Täter auf der Flucht
Die Krone von Kaiserin Eugène verloren die Täter auf der Flucht
Picturedesk

Was war in Dresden?
Am 25. November 2019 wurden mehrere Kunstobjekte und 21 Schmuckstücke mit insgesamt 4.300 Diamanten und einem Versicherungswert von mindestens 113,8 Millionen Euro aus dem Historischen Grünen Gewölbe des Residenzschlosses Dresden entwendet.

Was ist die CGI Group?
Eine in Israel ansässige privater Sicherheitsdienst, der ehemalige israelische Geheimdienstmitarbeiter beschäftigen soll. Das Unternehmen ist auf die Beschaffung sensibler Geheim-Informationen spezialisiert und sagen wir einmal so: es gibt Firmen, die haben einen besseren Ruf.

Was wird behauptet?
Dass die Kriminellen einen Deal angeboten hätten, er sollte innerhalb von 24 Stunden abgewickelt werden. Inhalt: Rückgabe der Juwelen für 8 Millionen Euro.

Wieso spielt Österreich hier eine Rolle?
Weil die CGI Group angibt, das Geld sollte verschlüsselt über einen "neutralen Punkt in Österreich oder der Slowakei" überwiesen werden. Es kursiert auch ein Screenshot der angeblichen Nachricht. Ob er echt ist, ist nicht belegt.

Wie sollte das Geld übergeben werden?
Über die Kryptowährung Monero, die besonders hohe Anonymität verspricht.

Der Balkon, über den die Täter eindrangen, ist inzwischen ein Instagram-Hotspot
Der Balkon, über den die Täter eindrangen, ist inzwischen ein Instagram-Hotspot
Reuters

Was passierte danach?
Der erste Versuch soll gescheitert sein. Am 1. November hätten sich die Kriminellen erneut gemeldet, behauptet Zvika N., CEO der CGI Group. Es sei "ein weiteres Zeitfenster eingeräumt" worden.  "Doch leider hat das französische Ego einmal mehr die Möglichkeit der Rückgabe der Juwelen zunichtegemacht." Der Schriftwechsel endete vor drei Tagen ergebnislos.

Was stimmt daran?
Der Louvre bestritt die Version knapp, aber deutlich. Die CGI Group hatte behauptet, sie sei vom Museum beauftragt worden, bei den Ermittlungen zum Kunstdiebstahl zu helfen. In einer von ABS-CBN News veröffentlichten Stellungnahme heißt es: "Die Louvre-Leitung dementiert dies". Einen weiteren Kommentare gab es nicht.

Wie reagierte Zvika N. auf das Dementi?
Er behauptete, der Louvre habe ihn über einen anderen Vermittler engagiert. Laut italienischen Medien hätten europäischen Behörden den Vorwurf untersucht und verworfen.

Was heißt das?
Dass die Suche nach dem Schmuck weitergeht.

Christian Nusser
Akt. 06.11.2025 11:17 Uhr