Die aktuelle Streaming-Woche hat nur vergleichsweise wenige Streaming-Starts in petto – die haben es dafür aber in sich. Neben der dritten und letzten Staffel der Mega-Serie "Squid Game" starten gleich drei weitere Top-Geschichten. Nicht entgehen lassen!
Gerade einmal ein halbes Jahr spannte Netflix die Fans der koreanischen Thriller-Serie "Squid Game" nach dem abrupten Ende von Staffel 2 auf die Folter, nur laufen die letzten 6 Episoden dieser "Brot und Spiele"-Saga an. Und ohne zu viel vorweg zu nehmen, kann man sagen: Es ist ein würdiges Finale.
Wobei – angesichts der Vielfalt an Protagonisten in der zweiten Staffel und der vor allem gegen Ende von Durchgang 2 leicht chaotischen Handlung kann es vielleicht nicht schaden, sich die letzen ein oder zwei Folgen noch einmal anzusehen, ehe man sich auf Staffel 3 einlässt. Denn so viel sei verraten: Zum Durchatmen bleibt bei den letzten 6 Episoden kaum mehr Zeit.
Wem der Sinn eher nach klassischer Thriller-Handlung steht, dem ist "Countdown" auf Amazon Prime empfohlen. Coole Ermittler auf der Spur einer terroristischen Verschwörung, das Damoklesschwert eines nuklearen Armageddons über Los Angeles, atemlose Action, festgehalten in stylishen Bildern – alles nichts wirklich Neues, aber sehr flott und eindringlich erzählt.
Tiefgründiger geht es in "Smoke" zu, einer Serie über die Jagd auf zwei Brandstifter aus der Feder von US-Autor Dennis Lehane. Sehr empfehlenswert. Und auf Disney+ läuft "Ironheart" an, die bereits im Vorfeld viel gelobte Nachfolge-Serie zu den beiden "Black Panther"-Filmen aus der Marvel-Werkstatt. Für die Fans von eher leichteren Superhelden-Stoffen mit einem Augenzwinkern in jedem Fall eine gute Wahl. Haben Sie eine aufregende Streaming-Woche!
Worum es geht Ganz kurz noch einmal die Prämisse von "Squid Game": 456 hoch verschuldete Menschen erhalten die Chance, in einer Art modernem Gladiatorenwettkampf mehrere Millionen zu gewinnen. Der Weg zum Geld führt über klassische (koreanische) Kinderspiele, die so adaptiert worden sind, dass sie für die Verlierer tödlich enden. Am Ende sind 455 Menschen tot und einer ist um umgerechnet 33 Millionen Euro reicher.
In Staffel 1 haben wir Seong Gi-hun (Lee Jung-jae), den Protagonisten von "Squid Game", dabei begleitet, wie er das brutale Spiel überlebte. In der 2. Staffel, die Ende 2024 anlief, tat Gi-hun alles dafür, um noch einmal für die Spiele ausgewählt zu werden – um das brutale System von innen heraus zu zerstören. Tatsächlich gelang es ihm, Kandidat für eine weitere Spielrunde zu werden. Doch die von ihm schließlich angezettelte Revolution endete in einem Blutbad – und für Gi-hun mit einer Pistole an seinem Kopf.
In Staffel 3, die von Serien-Erfinder Hwang Dong-hyuk gleichzeitig mit Staffel 2 produziert worden ist, erleben wir, wie es für die Überlebenden der "Revolution" weiter geht. Und ohne zu viel verraten zu wollen: Der geheimnisvolle Spielmacher hat sich von Gi-huns Aktion kaum beeindrucken lassen. Vielmehr wartet das Finale mit noch brutaleren Spielen auf, die in ihrer Kompromisslosigkeit das Prinzip "Der Mensch ist des Menschen Wolf" auf die Spitze treiben, ehe sich Gi-huns größter Wunsch am Ende doch noch erfüllt.
Weshalb es sich lohnt "Squid Game" ist die erfolgreichste Netflix-Serie aller Zeiten. Staffel 1, im Corona-Jahr 2021 erschienen, ist bis heute die meist gesehene Serie des Anbieters, Staffel 2, die Ende 2024 veröffentlicht wurde, rangiert auf Platz 3 der Netflix-Charts.
Aber während die erste Staffel aufgrund ihrer inhaltlichen Frische nahezu ausschließlich Begeisterung hinterließ, schieden sich an Durchgang 2 die Geister: Zu formelhaft, zu vorhersehbar, zu brutal, lautete oft das Urteil. Und so lastet auf der finalen Staffel 3 – Hwang Dong-hyuk hat angekündigt, dass er keine weitere Staffel produzieren werde – ein enormer vor allem kreativer Erfolgsdruck.
Und das Ergebnis hält, so viel sei hier verraten, dem Druck stand. Die 6 Episoden von Staffel 3 von "Squid Game" sind wahrscheinlich die intensivsten der kompletten Serie. Die Außenwelt wird in einigen Episoden nahezu vollkommen ausgeblendet, die geheimnisvolle Spiel-Insel wird zum Mikrokosmos, in dem sich – auch im übertragenen Sinn – das Schicksal der Menschheit entscheidet.
Am Ende gibt es auch diesmal nur einen Überlebenden, der das Spiel für sich entscheidet. Und doch ist alles anders, als im Finale von Staffel 1. Und während die letzten Minuten von "Squid Game" keinen Zweifel daran lassen, dass der koreanische Teil dieser Geschichte fertig erzählt ist, öffnen die Serienmacher eine neue Türe. Und zeigen uns, dass die Zukunft von "Squid Game" ein sehr bekanntes Gesicht aus Hollywood hat. Das passt zu dem Gerücht, dass US-Regisseur David Fincher ("Fight Club", "The Game", "House of Cards") mit Hochdruck an einem Sequel der Serie bastelt. The Show Must Go On – auf dem Bildschirm und im wirklichen Leben.
"Squid Game" Staffel 3, Thriller, Drama. Korea 2024, 6 Episoden à ca. 60 Minuten, Netflix
Worum es geht In Los Angeles wird ein Mann ermordet. Traurig, aber eigentlich keine große Sache. Oder vielleicht doch? Denn der Tote war ein Agent von Homeland Security, jener übergeordneten Bundesbehörde, die nach 9/11 gegründet wurde und sich vor allem der Terrorismusbekämpfung widmet. Und er war offenbar einer großen Sache auf der Spur.
Das muss auch Detective Mark Meachum (Jensen Ackles) vom LAPD bald feststellen. Der sollte eigentlich nur den Mord an dem Agenten aufklären – und findet sich flugs in einer geheimen Task Force mit den Top-Ermittlern unterschiedlichster Behörden wieder, die herausfinden soll, wem oder was Mr. Homeland Security auf die Schliche kommen wollte. Die Task Force findet schließlich heraus, dass ein nuklearer Anschlag in L.A. geplant ist – und kommt bei ihren Ermittlungen einer weitreichenden Verschwörung auf die Spur.
Weshalb es sich lohnt Ein bisschen "Navy CIS L.A.", eine Prise "24" (jene Kultserie der Nuller-Jahre, in der Kiefer Sutherland in Echtzeit Anschläge verhindern und Verschwörungen aufdecken musste), eine ordentliche Portion "Tom Clancy's Jack Ryan" (die zeitgemäße Amazon-Adaption der Bestseller-Bücher): "Countdown" wirkt wir eine klassische TV-Serie vom Anfang des Jahrtausends auf Steroiden.
Dass dem so ist, liegt vor allem an ihrem Erfinder: Derek Haas, 55, Schöpfer des multiplen Serien-Universums rund um "Chicago Fire", "Chicago PD", Chicago Med" und Co. Der Mann hat noch in analogen Zeiten gelernt, wie TV funktioniert – und probiert sein Rezept jetzt auch in der schönen, neuen Streaming-Welt aus. Das Ergebnis ist angenehm altmodisch, ohne dröge zu wirken.
Klar, die Dialoge zwischen den extra coolen Ermittlern sind teilweise schon sehr Nineties. Aber wer darüber hinwegsehen kann, wird mit einer spannenden, stark inszenierten und ziemlich lässig gefilmten Action-Serie belohnt.
"Countdown", Actionthriller. USA 2025, 13 Episoden à ca. 60 Minuten, Episoden 1-3 online, ab 2. Juli jede Woche eine weitere Episode, Amazon Prime
Worum es geht Dave Gudsen (Taron Egerton, u.a. "Kingsman", "Rocketman") ist ein abgebrühter Brandermittler, den kaum mehr etwas überraschen kann. Gemeinsam mit seiner neuen Kollegin Michelle Calderone (Jurnee Smollett) wird er auf eine Serie mysteriöser Brandstiftungen angesetzt, die bereits mehrere Opfer gefordert hat.
Gemeinsam macht sich das frisch gebackene Team auf die Suche nach Spuren – und stellt schließlich fest, dass die Brandserie wahrscheinlich das Werk von zwei Tätern ist. Blöd nur: Einer der beiden Serientäter könnte ein Kollege aus den eigenen Reihen sein. Und der weiß natürlich am besten, wie er sich vor einer Enttarnung durch seine Kollegen schützen kann …
Weshalb es sich lohnt Der amerikanische Krimiautor Dennis Lehane ist ein Star seiner Zunft. Aus seiner Feder stammen u.a. die Vorlagen zu den großartigen Filmen "Shutter Island" (Regie Martin Scorsese), "Gone Baby Gone" (Regie Ben Affleck), "Mystic River" (Regie Clint Eastwood) oder "The Drop". Viele seiner Bücher gelten als Meisterwerke des Genres. Lehane versteht es hervorragend, seinen spannenden Storys menschliche Tiefe und seinen Protagonisten Ambivalenz zu verleihen. Und so sind seine Krimis immer auch Dramen, die von der menschlichen Natur an sich erzählen.
Für "Smoke" hat sich Lehane von einem True Crime-Podcast namens "Firebug" über einen Brandstifter im Los Angeles der 1980er-Jahre inspirieren lassen. Die Story ist wendungsreich, ohne dabei in absurde Twists abzugleiten, die Figuren haben alle ein eigenes Leben, das der Autor mehr oder weniger beiläufig vor uns ausbreitet, während er die Geschichte weiter treibt. Hervorragende Serien-Ware.
"Smoke", Thriller, Drama. USA 2025, 9 Episoden à ca. 60 Minuten, 2 Episoden online, ab 4. Juli jede Woche eine weitere Episode, Apple TV+
Worum es geht Die junge Erfinderin Riri Williams (Dominique Thorne) bastelt sich einen Kampfanzug, der sie zur Epigonin von Iron Man macht: Mit der Hightech-Rüstung kann Riri fliegen und auch sonst allerhand Superhelden-Dinge tun. Weil sie aber dummerweise vom MIT geschmissen wird, bleibt ihr zunächst keine Zeit für Superhelden-Jobs. Statt dessen schließt sie sich einer etwas obskuren Ganoven-Gang aus lauter hochbegabten Außenseitern an, die ihre diversen (Super-)Kräfte für nicht ganz astreine Aktionen nutzen.
Und während Riri lernt, mit ihren neuen Kollegen zurecht zu kommen und gleichzeitig an der Verbesserung ihrer Rüstung arbeitet, tritt der geheimnisvolle Mystery Man (Sacha Baron Cohen) in ihr Leben – womit sich für Riri alles zu ändern beginnt.
Weshalb es sich lohnt "Ironheart" führt die Geschichte der beiden "Black Panther"-Filme weiter, die auch bei Filmliebhabern, die sich nicht bedingungslos auf alle Superhelden-Storys aus der Marvel-Werkstatt stürzen, hervorragend angekommen sind. Die Protagonistin Riri spielte bereits in Teil 2, "Black Panther: Wkanda Forever", eine Rolle, hier tritt sie nun in den Mittelpunkt.
Die Story um die junge Tüftlerin auf den Spuren von "Iron Man" Tony Stark hat Herz und Witz, die Charaktere der Truppe, der sie sich anschließt, erfüllen alle Diversitäts-Ansprüche. "Ironheart" ist eine gelungene Mischung aus Superhelden-Story, Außenseiter-Saga und Coming of Age-Erzählung, die dem schon recht müden Superhelden-Genre ein Frische-Upgrade verleiht.
"Ironheart", Superhelden, Action. USA 2025, 6 Episoden à ca. 40-60 Minuten, 3 Episoden online, Episoden 4-6 ab 2. Juli online, Disney+