Er hat es sich wieder ein bisschen anders überlegt. Am Mittwoch beschloss US-Präsident Donald Trump, die Abwrack-Arbeiten an seinem Amtssitz zu erweitern. Was jetzt passiert, wie der Denkmalschutz reagiert, wem das Weiße Haus eigentlich gehört.

Eigentlich sollte man von außen gar nichts sehen. Als Donald Trump die Pläne für seinen neuen Ballsaal bekannt gab, versprach er, dass der Ostflügel von den Bauarbeiten unberührt bleiben würde. Danach sieht es nun nicht aus. Eher nach einem Bombenangriff.
Aber weil die Kritik so laut ist und dem US-Präsidenten das gefällt. Und weil er früher Immobilien-Hai war und das Bauwesen sein Alltagsgeschäft, hat er nun Lust auf mehr bekommen. Das bekommt nun das Weiße Haus zu spüren. Es wird ostseits skalpiert.
Mit nichts spielen Kinder lieber als mit Baggern. Die Leidenschaft scheint im Alter nicht abzukühlen, schon gar nicht im hohen Alter, wie sich nun feststellen lässt. Am 14. Juni wurde Donald Trump 79 Jahre alt und jetzt hat er Abwrackwoche.
Der US-Präsident lässt sich einen pompösen Ballsaal ins Weiße Haus bauen. Und wo neues Zeug rein soll, muss zunächst altes Zeug raus. Wenn es sein muss, auch durch die Mauer. Selbst wenn das illegal ist und ohne Genehmigung passiert. Trump ist das wurscht.
Auf Videos und Bilder ist ein demoliertes Weißes Haus zu sehen. Das wird in den nächsten Tagen nicht besser werden, eher im Gegenteil. Was es Neues über Don den Baumeister und das Schicksal "seiner" Hütte zu wissen gibt:*
Was ist der aktuelle Stand?
Am Mittwoch sickerte durch, dass der Ostflügel des Weißen Hauses nicht nur zum Teil abgerissen wird, sondern ganz. Das berichtet die New York Times. Das Bauprojekt sei weitaus umfangreicher, als des der US-Präsident zunächst zugab, sagte ein hochrangiger Regierungsbeamter.
Was passiert nun?
Bis zum Wochenende wird der komplette Ostflügel des Gebäudes abgerissen. Ratzfatz! Schon am Mittwoch zeigten neue Bilder, die der Washington Post vorlagen, dass der Abbruch weit fortgeschritten ist.
Begründung?
Nach eingehender Prüfung sei das Weiße Haus zu dem Schluss gekommen, dass es billiger und aus baulicher Sicht sinnvoller sei, den Ostflügel abzureißen und den Ballsaal zu errichten, als einen Anbau zu errichten, sagte der Beamte der New York Times.
War das nicht anders angekündigt?
Ja, schon. Der neue Ballsaal werde "einen Blick auf das Washington Monument bieten", sagte Trump noch am 31. Juli. "Es wird das bestehende Gebäude nicht beeinträchtigen. Es wird in der Nähe stehen, es aber nicht berühren. Und es zollt dem bestehenden Gebäude, von dem ich ein großer Fan bin, vollen Respekt."

Was ist überhaupt passiert?
Am Montag waren in Washington D.C. die Bagger angerückt. Sie begannen, Teile des Weißen Hauses abzutragen. Bilder und Video legten schnellden Verdacht nahe, dass hier nicht gekleckert, sondern geklotzt wird.
Frage von der Seitenlinie: ist das erlaubt?
Natürlich nicht. Deshalb setzte am Dienstagabend die Aktivistengruppe Alt National Park Service ein Wut-Posting auf Facebook ab. Es beginnt harmlos: "Wir haben viele Fragen zu Trumps Abriss des Ostflügels des Weißen Hauses erhalten ..." Dann aber geht es richtig los.
Moment, was hat die Nationalpark-Verwaltung damit zu tun?
Viel. Der offizielle NPS managt nicht nur die US-Nationalparks, sondern auch zahlreiche nationale Denkmäler und historische Stätten. Darunter auch das Weiße Haus in Washington.
Wem gehört das Weiße Haus?
Es ist Eigentum des amerikanischen Volkes und wird vom National Park Service verwaltet. Seine Mitarbeiter pflegen das Gelände und den Präsidentenpark.
Wann wurde es gebaut?
Präsident George Washington unterzeichnete im Dezember 1790 das entsprechende Gesetz des Kongresses. Der Bau wurde ausgeschrieben, es gab neun Entwürfe, der in Irland geborene Architekt James Hoban gewann.
Wie lange wurde gebaut?
Im Oktober 1792 war Grundsteinlegung, 1800 war alles fertig, zu spät für den ersten Präsidenten Washington, der nur bis 1797 im Amt blieb. Präsident John Adams und seine Frau Abigail waren die Premieren-Bewohner.

Wie groß ist das Weiße Haus?
Es verfügt über eine Grundfläche von 5.000 Quadratmetern und erstreckt sich über sechs Stockwerke. Es gibt 132 Zimmer und 35 Badezimmer. Das Weiße Haus hat 412 Türen, 147 Fenster, 28 Kamine, 8 Treppen und 3 Aufzüge. Dazu einen Tennisplatz, eine Bowlingbahn, ein Kino, eine Joggingstrecke, ein Swimmingpool und ein Putting Green.
Wurde vor Trump schon daran herumgebastelt?
Aber ja, und das nicht immer freiwillig. 1814 brannten britische Truppen das Weiße Haus nieder, nur die Außenmauern überlebten. 1929 brannte der Westflügel ab. Während der Amtszeit von Harry S. Truman (1945–1953) wurde das Gebäude komplett entkernt.
Wem untersteht der National Park Service?
Dem Innenministerium. Das macht es für Trump bei der Aufarbeitung der Abwrack-Affäre eventuell etwas leichter. Innenminister ist Doug Burgum, früher Gouverneur von North Dakota und noch viel früher Präsident des Softwareunternehmens Great Plains Software. Die Firma verkaufte er 2001 an den US-Konzern Microsoft und darf sich seither wohlhabend nennen.
Wie ist sein Verhältnis zu Trump?
Burgum wollte zunächst selbst im Rennen um das Weiße Haus antreten, schwenkte aber rasch auf Trump um und wurde dessen Fan. Für den US-Präsidenten soll er vor allem das Geschäft mit fossilen Brennstoffen in den USA angasen. Burgum pflegte schon während seiner Zeit als Gouverneur eine gewisse Nähe zur Ölindustrie.
Steht das Weiße Haus unter Denkmalschutz?
Es wurde (neben dem Kapital und dem Obersten Gerichtshof) am 19. Dezember 1960 zum National Historic Landmark erklärt. Damit unterliegt das Anwesen klaren Schutzbestimmungen.

Wie sieht der Alt National Park Service die Abrissarbeiten?
Wenig sportlich. Die Aktivisten-Gruppe wurde 2017 gegründet, also während der ersten Amtszeit von Trump. Damals wurden die Social-Media-Aktivitäten des NPS eingeschränkt.
Warum meldete sich die Gruppe nun zu Wort?
Weil es einen klaren Ablauf gibt, wie bei gravierenden Änderungen am Weißen Haus und dem vorgelagerten Gelände vorgegangen werden muss.
Nämlich?
Zunächst muss die White House Facilities Management Division die Pläne an den National Park Service herantragen. Der NPS führt dann eine historische Überprüfung durch. Heißt: Er muss gemäß dem Presidential Residence Act und dem National Historic Preservation Act (NHPA) alle Änderungen auf ihre Übereinstimmung mit Abschnitt 106 des NHPA überprüfen.
Was ist der NHPA?
Beim National Historic Preservation Act (NHPA) handelt es sich um ein US-Gesetz aus 1966 zum Schutz historischer und kultureller Ressourcen.
Und was steht in Abschnitt 106?
Bundesbehörden sind verpflichtet, die Auswirkungen ihrer Maßnahmen auf historische Gebäude zu berücksichtigen. Dazu müssen in Absprache mit dem Advisory Council on Historic Preservation (ACHP) und dem D.C. State Historic Preservation Office (SHPO) die potenziellen Auswirkungen auf historische und kulturelle Ressourcen bewertet werden

Das ist alles?
Aber nein! Die National Capital Planning Commission (NCPC) muss Arbeiten auf dem Gelände des Weißen Hauses hinsichtlich ihrer Gestaltung, Planung und Umweltauswirkungen überprüfen. Die U.S. Commission of Fine Arts (CFA) muss hinsichtlich des Designs und des Aussehens zugezogen werden.
Das war es dann?
Nein, immer noch nicht. Nach der Genehmigung durch NPS, NCPC und CFA legen das Office of Management and Budget (OMB) und das Facilities Management Office des Weißen Hauses die Finanzierung, den Zeitplan und die Logistik fest.
Was bedeutet das für Umbauarbeiten?
Erst nach Abschluss dieses gesamten Prozesses können größere Bau- oder Abrissarbeiten legal beginnen.
Wie war es diesmal?
Das ist der Alt National Park Service in seiner Einschätzung auf Facebook ziemlich eindeutig: "Trump ignorierte jeden einzelnen Schritt, handelte einseitig per Durchführungsverordnung, umging die Aufsicht und ordnete den Abriss an, als wäre er ein Monarch. Das Ergebnis: Das Haus des Volkes wurde ohne dessen Zustimmung verändert."
Wie reagieren Menschen, die das lesen?
Eine Userin schrieb auf Facebook unter das NPS-Posting: "Ein altes Sprichwort bewahrheitet sich: Den Präsidenten der Vereinigten Staaten zu beobachten, ist wie mit einer Taube Schach zu spielen. Der Vogel schlägt wild mit den Flügeln, stößt alle Figuren um, während er vor Freude gurrt, dann scheißt er auf das Brett und sagt: 'Ich habe gewonnen!'"

Gibt es auch eine offizielle Stellungnahme zum Bau?
Nicht vom National Park Service, aber vom National Trust for Historic Preservation. "Wir fordern die Regierung und den National Park Service respektvoll auf, den Abriss auszusetzen, bis die Pläne für den geplanten Ballsaal die gesetzlich vorgeschriebenen öffentlichen Überprüfungsverfahren durchlaufen haben", schreibt Präsidentin Carol Quillen in einem Brief.
Warum wird aber überhaupt gebaut?
Weil Donald Trump sich im Weißen Haus auch optisch verwirklichen will und einen Ballsaal errichten lässt. 8.361 Quadratmeter groß, Stehplätze für 999 Gäste, 650 Sitzplätze, 250 Millionen Dollar teuer, wie Renderings zeigen.
Wer zahlt?
Private Spender, von Google über Meta bis zu Amazon. Es kommt so viel Geld zusammen, dass "Don der Baumeister" mit dem Rest einen Triumphbogen in Washington erreichten lassen will.
Was sorgt bei Trump nun für Ärger?
Bilder vom Abriss von Teilen des Ostflügels gingen am Dienstag viral und das ist dem Präsidenten gar nicht recht. Also wies das US-Finanzministerium (wohl auf Trumps "Wunsch") seine Mitarbeiter an, keine Fotos von der Baustelle online zu stellen oder zu verbreiten, berichtet das Wall Street Journal.
Warum das Finanzministerium?
Weil es direkt neben dem Ostflügel liegt und man einen wunderbaren Blick auf die Abrissbirne hat. Den Mitarbeitern wurde das Fotoverbot per E-Mail erteilt.

Was stand im Mail?
"Während die Bauarbeiten auf dem Gelände des Weißen Hauses voranschreiten, sollen die Mitarbeiter davon absehen, ohne vorherige Genehmigung des Amtes für Öffentlichkeitsarbeit Fotos vom Gelände, einschließlich des Ostflügels, zu machen und zu teilen".
Aber ist in den USA im Moment nicht Shutdown?
Ja, rund 750.000 Bundesbedienstete sind ohne Bezüge vom Dienst freigestellt, weil sich der Kongress nicht auf einen Haushalt für 2026 einigen kann. Aber es haben eben nicht alle frei.
Warum will Trump einen Ballsaal?
"Seit mehr als 150 Jahren träumt jeder Präsident von einem Ballsaal im Weißen Haus, in dem Gäste bei großen Partys, Staatsbesuchen usw. Platz finden. Es ist mir eine Ehre, der erste Präsident zu sein, der dieses dringend benötigte Projekt endlich auf den Weg bringt", schrieb er am Montagabend auf Truth Social.
Wie wurden bisher Veranstaltungen abgehalten?
Es wurde ein Zelt im Garten aufgestellt, im East Room des Weißen Hauses gibt es zudem einen Raum mit 200 Sitzplätzen.

Wie verteidigt Trump den Alleingang?
Er sieht keinen. Er habe in den letzten Wochen mehrere Treffen mit Mitgliedern des Stabes des Weißen Hauses, des National Park Service, des Militärbüros des Weißen Hauses und des United States Secret Service abgehalten, um die Gestaltungsmerkmale und die Planung zu besprechen, schreibt er.
Seit wann gibt es den Ostflügel, in dem nun gebaut wird?
Er wurde 1946 fertiggstellt und sollte mehr Platz für das Team des Präsidenten schaffen.
Wie sehen die Demokraten das alles (falls es die noch gibt)?
"Das zerstörte Weiße Haus zu sehen, ist wirklich symbolisch für die Zeit, in der wir leben", schrieb Tina Smith, Senatorin aus Minnesota in den sozialen Medien.
* Aktualisiert am 22. 10. 2025, 23.15 Uhr