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Neue KI

Wieso hat mein WhatsApp einen Kreis? Und wie geht er weg?

Meta, also der Mutterkonzern von WhatsApp, Facebook und Instagram, installiert seine KI nun auf allen Smartphones. Ungefragt. Und unlöschbar. Was das soll, ob wir damit ausspioniert werden und wie Sie das neue Service nutzen können (wenn Sie wollen).

WhatsApp arbeitet nun mit einem KI-Chatbot
WhatsApp arbeitet nun mit einem KI-ChatbotPicturedesk
Newsflix Redaktion
Akt. 15.05.2025 22:33 Uhr

So lässt sich Marktmacht in Zahlen ausdrücken. In den USA und in Südamerika ist Meta AI bereits seit über einem Jahr nutzbar, die Künstliche Intelligenz wurde inzwischen auf 700 Millionen Geräten installiert. Seit rund eineinhalb Monaten wird das Service auch in Europa ausgerollt, immer mehr Nutzer bemerken das. Weil sie in WhatsApp plötzlich einen Kreis sehen, der vorher nicht da war, oder in der Suchleiste von Instagram "Meta AI" steht.

Nicht allen taugt das. Es häufen sich die Beschwerden, der Start verzögerte sich wegen rechtlicher Bedenken und das Angebot ist in Europa auch nur eingeschränkt verfügbar. In den USA kann Meta AI deutlich mehr. Was Sie über die KI wissen sollten:

Wovon ist hier überhaupt die Rede?
Wenn Sie WhatsApp öffnen, dann sehen Sie nun einen mehrfarbigen, blau dominierten Kreis. Er ist meist rechts oben platziert, bei anderen Smartphones auch rechts unten.

Mark Zuckerberg, CEO von Meta, auf dem Weg zu einer Anhörung in Washington
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Reuters

Was hat es mit diesem Kreis auf sich?
Er signalisiert die Einführung von Meta AI, dem neuen KI-Chatbot von Meta (dem Mutterkonzern von WhatsApp, Facebook und Instagram). Der Kreis markiert den Zugang zu einer neuen Funktion, mit der Nutzer direkt in WhatsApp mit einer Künstlichen Intelligenz interagieren können.

Sehen bereits alle diesen Kreis?
Nein, aber immer mehr. Meta hat Ende März damit begonnen, die KI auch in Europa auszurollen. Eineinhalb Monate später taucht der Kreis nun auf deutlich mehr Geräten auf. In den nächsten paar Wochen werden ihn alle Smartphones haben.

Muss ich selbst etwas tun?
Nein, der Kreis erscheint irgendwann automatisch. Das ist gut und schlecht gleichermaßen. Dazu später mehr.

Funktioniert Meta AI auch in Österreich schon?
Ja, auch hier auf immer mehr Smartphones. Das Service wird in 41 europäischen Ländern eingeführt, darunter auch Österreich. In der EU ist der Funktionsumfang jedoch zunächst eingeschränkt: Während in den USA bereits Bildgenerierung möglich ist, steht in Europa vorerst nur die Textfunktion zur Verfügung.

Gibt es die KI nur für WhatsApp?
Nein, sie ist für alle Meta-Angebote verfügbar. Der Kreis taucht aber vorerst nur bei WhatsApp auf.

Meta KI, die künstliche Intelligenz des US-Konzerns, wird mir User-Inhalten trainiert
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Picturedesk

Wie finde ich die Anwendung dann bei den anderen Messengern?
Auf Instagram müssen Sie in der App oben rechts auf das Symbol "Neue Nachricht" klicken und dann "MetaAI" in die Suchleiste eintippen (wenn es nicht schon da steht). In der Facebook-App müssen Sie auf das MetaAI-Symbol rechts oben neben der Suchleiste in Ihren Nachrichten tippen. Voraussetzung: Das Service wurde bei ihnen schon ausgerollt.

Was ist der Sinn der KI?
Meta AI kann Fragen beantworten, Texte generieren, kreative Vorschläge machen oder bei der Planung von Aktivitäten helfen. In Gruppenchats kann die KI durch die Erwähnung mit @Meta AI aktiviert werden.

Greift die KI auf meine WhatsApp-Inhalte zu?
Nein, angeblich nicht. WhatsApp-Nachrichten und -Bilder sollen weiterhin Ende-zu-Ende verschlüsselt sein. Meta AI will nur auf Inhalte zugreifen, die man aktiv und bewusst an den KI-Chat sendet. Fotos oder Nachrichten aus privaten Chats werden angeblich nicht automatisch analysiert oder für das KI-Training verwendet.

Was heißt KI-Training?
Das ist einer der großen Streitpunkte zwischen Meta und der EU. Der Konzern von Mark Zuckerberg trainiert seine KI mit Nutzerdaten aus WhatsApp, Instagram und Facebook.

Kann man Meta AI löschen?
Nein, eine vollständige Deaktivierung ist (derzeit?) nicht möglich. Allerdings lässt sich die KI etwas in den Hintergrund drängen. Die genauen Schritte dazu können je nach Gerät und WhatsApp-Version variieren.

Luftaufnahme des Meta Datenzentrums in Dublin, Irland
Luftaufnahme des Meta Datenzentrums in Dublin, Irland
Picturedesk

Welche Möglichkeiten gibt es dafür?
Man kann Meta AI auf Android und iOS ausblenden oder stumm schalten.

Variante A: Chat stummschalten

  • Den Chat mit "Meta AI" öffnen.
  • Auf die drei Punkte (Android) oder den Namen oben (iOS) tippen.
  • "Stummschalten" wählen und → "Für immer".

Variante B: Chat archivieren

  • In der Chat-Übersicht länger auf "Meta AI" drücken (Android) oder nach links wischen (iOS).
  • Auf "Archivieren" tippen.
  • In den WhatsApp-Einstellungen festlegen, dass archivierte Chats nicht automatisch zurückkehren, wenn neue Nachrichten eingehen:
  • Einstellungen > Chats > Archivierte Chats behalten

Verschwindet das Icon damit?
Nein, es bleibt. Aber man wird nicht mehr aktiv mit Nachrichten belästigt.

Alle großen US-Konzerne im Kommunikationsbereich arbeiten fieberhaft an KI-Lösungen
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Wofür kann ich das Service nutzen?
Für alle möglichen Alltagsfragen. Also: "Erstelle mir einen Wochenplan mit 3 x Sport, 2 x Kochen, 1 x Ausgehen." Fürs Kochen: "Gib mir ein schnelles Rezept mit Reis, Zucchini und Feta." Für die Reiseplanung: "Erstelle mir eine Reiseroute für Prag mit Kultur und Essen."

Nutzt mir das auch beruflich was?
Man kann Texte schreiben lassen: "Formuliere eine höfliche Absage auf eine Einladung." Für die Schule: "Formuliere eine kurze Zusammenfassung von Goethes Faust I." Für die Arbeit: "Schreib mir eine professionelle E-Mail wegen eines verpassten Meetings."

Was hat es mit den Bildern auf sich?
Meta AI bietet eine Bild-KI namens "Imagine with Meta AI", die in den USA bereits verfügbar ist und in Europa schrittweise eingeführt wird. Aktuell ist sie in der EU noch nicht aktiv. Sobald es freigeschaltet ist, kann man direkt Bilder im WhatsApp-Chat erzeugen – ähnlich wie mit DALL·E oder Midjourney.

Wie geht das?
Ziemlich einfach jedenfalls.

So erzeugt man mit Meta AI Bilder

  • Den Chat mit Meta AI öffnen.
  • Einen "Prompt" eingeben, etwa: "Erstelle ein Bild von einem Drachen, der über einer Stadt fliegt."
  • Die KI generiert innerhalb von Sekunden ein Bild, das man speichern oder teilen kann.
Mark Zuckerberg, CEO von Meta und Facebook, mit Ehefrau Priscilla Chan, einer Kinderärztin
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Was sind "Prompts"?
Eingaben oder Anweisungen, die man an eine KI schickt, also eine Frage oder Aufgabe, die man in den Chat tippt. Einfach gesagt: Ein Prompt ist das, was man der KI sagt, damit sie etwas Nützliches liefert. Also etwa: "Wie viel Trinkgeld sind 10 % bei 37,40 €?"

Kann man diese Prompts auf Meta KI speichern?
Es gibt aktuell keine offizielle "Favoriten"-Funktion in WhatsApp für KI-Prompts, aber hier sind zwei einfache Tricks:

Eigener Chat als "Prompt-Speicher"

  • Erstellen Sie einen WhatsApp-Chat mit sich selbst
  • Also über "Broadcast" oder Gruppen mit ihnen allein.
  • Dort kann man häufig benutzt Prompts spechern

Chat anpinnen

  • Den Meta-AI-Chat gedrückt halten.
  • "Anpinnen" wählen, damit hat man jederzeit Zugriff.

Lassen sich Prompts teilen?
Ja, entweder die Nachricht lange drücken und über "Weiterleiten" verschicken. Oder einen Screenshot machen und mit Erklärung teilen.

Die nächste Generation wird mit den KI-Lösungen spielerisch umgehen
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Getty Images/iStockphoto

Welche rechtlichen Bedenken gibt es gegen Meta KI?
Da ist einmal der Datenschutz. Die EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) verlangt, dass personenbezogene Daten transparent, zweckgebunden und datensparsam verarbeitet werden müssen.

Welche Befürchtung besteht?
Bei KI-Anwendungen wie Meta AI besteht die Sorge, dass personenbezogene Daten (z. B. Inhalte aus dem Chat) in die KI-Antworten einfließen könnten, Nutzerdaten zu Trainingszwecken verwendet werden, oder die Verarbeitung außerhalb der EU erfolgt (z. B. in den USA), ohne ausreichenden Schutz.

Welche Einwände haben Datenschützer noch?
Laut DSGVO müssen Nutzer klar verstehen, was mit ihren Daten geschieht – und informiert zustimmen können. Bei Meta AI ist (Stand Mai 2025) unklar, welche Daten analysiert werden, wie lange und wo sie gespeichert werden. Es ist nicht immer ersichtlich, wann man mit einer KI und nicht mit einem Menschen spricht.

Und da wäre noch das Icon, oder?
Ja, Nutzer können Meta AI aktuell nicht vollständig deaktivieren, sondern nur stummschalten, archivieren, oder das Symbol ignorieren. Das widerspricht teilweise dem Grundsatz der "informationellen Selbstbestimmung", den viele Datenschützer in der EU vertreten.

Wird die EU dagegen aktiv?
Die europäischen Datenschutzbehörden (wie etwa die irische Datenschutzbehörde DPC, die für Meta zuständig ist) beobachten die KI-Einführung kritisch. Auch die neue EU KI-Verordnung ("AI Act") wird Meta AI betreffen – insbesondere in Bezug auf Transparenz, Risikoklassifizierung und Rechenschaftspflichten. Auch einige EU-Abgeordnete haben sich des Themas angenommen.

Wann gilt der AI Act?
Mit der Veröffentlichung im Amtsblatt der Europäischen Union am 12. Juli 2024 trat der AI Act mit 2. August 2024 in Kraft. Aber die meisten Regeln werden erst ab 2. August 2026 vollständig anwendbar sein.

Wie wehrt sich Meta?
Der Konzern betont, dass KI-Unterhaltungen getrennt von normalen WhatsApp-Chats laufen, keine Inhalte aus privaten Gesprächen in das KI-Training einfließen und man jederzeit "Feedback geben" oder "Verlauf löschen" kann.

Wie kann ich meine Privatsphäre schützen?
Der wichtigste Rat: Meta AI nur gezielt und bewusst verwenden! Also die KI nicht für sensible Inhalte (z. B. Bankdaten, medizinische Infos, Passwörter) verwenden. Keine Fragen stellen, die Rückschlüsse auf Identität, Adresse oder Gewohnheiten zulassen. Keine privaten Fotos oder Daten im KI-Chat teilen. Alles, was man im KI-Chat schreibt, könnte von Meta analysiert werden – auch wenn es "nicht für Trainingszwecke" genutzt wird.

Kann ich aktiv etwas tun?
Ja, in den Einstellungen eines Chats "Erweiterte Privatsphäre" aktivieren, damit verhindert man den Zugriff von Meta AI.

Sonst noch?
Man kann Widerspruch bei Meta AI einlegen. Hier wird erklärt, wie das geht.

Newsflix Redaktion
Akt. 15.05.2025 22:33 Uhr