Der Connaisseur war eigentlich der Mode wegen in Berlin. "China Club", "Monsieur Vuong", das "Knofi" und "Giannis Pasta Bar" blieben dennoch nicht verschont. Die Cuisinière schwelgte in Anbetracht dessen in Erinnerungen – und gab sich im Ansatz radikal-feministisch.
Ein Engagement der "besten Ehefrau von allen" führte den Connaisseur nach Berlin. Sie lief für Marcel Ostertag am längsten Catwalk ihres Lebens in der Uber-Arena bei der Berlin Fashion Week und er versuchte, seine Alterskarriere als Papa Klum ins Laufen zu bringen. Und nebenbei seiner Rolle als zweifelsfrei schlechtere Hälfte des "kultigen Gourmet-Tester-Duos" (Zitat Newsflix-Chefredakteur Christian Nusser) alle Ehre zu machen.
Dazu fiel der Cuisinière eines seinerzeitigen Bürgermeisters mittlerweile legendärer Spruch "Arm, aber sexy" ein – warum auch immer …
Sicher war jedoch, sie fand das gar nicht so lustig. Betrachtet sie doch Berlin als ihr erweitertes Wohnzimmer, nachdem sie in den späten 1990er-Jahren – wenn auch nicht ganz allein – das neue Adlon eröffnet hat und dort bei Karlheinz Hauser einen wesentlichen Grundstein ihrer Karriere, die sie zur Köchin des Jahres und Grand Chef gemacht hat, gelegt. Daher fragte sie den Connaisseur nach seiner Rückkehr spitz: "Und, kannst du mir Neues aus Berlin berichten?"
Das sollte nicht so schwer sein, dachte sich Der Connaisseur, ist doch Berlin eine Riesenstadt mit vielen kulinarischen Herausforderungen. Aber um sicher zu gehen, sagte er nur drei Worte: "China Club Berlin". Situiert in den obersten Etagen des Adlon-Palais – neben dem Personal-Eingang vom Hotel Adlon.
"Den gab es damals noch nicht", versuchte Die Cuisinière ihre Überraschung zu verbergen (und meinte nicht den "Teameingang").
"'China Club Berlin'", wiederholte er bedeutungsschwer. – "Okay, okay, ich weiß schon, der 'China Club Berlin' ist einer der exklusivsten Privat-Member-Clubs Deutschlands im Adlon-Palais, direkt neben dem Brandenburger Tor."
Seine nächste Frage antizipierend, sagt sie leicht säuerlich: "Nein, ich war noch nie dort!" Und: "Wir hatten wirklich genug gehackelt. Die wenige Zeit, die wir hatten, wurde überwiegend in das Berliner Nachtleben investiert", blickte sie verklärt in die Vergangenheit. Und: "Gut war's, denn da gab's noch eines, und was für eines!" Als Der Connaisseur Details einforderte, wurde sie rasch sehr still …
Außerdem hätten ohnehin nur Mitglieder Zugang, wusste Der Connaisseur. "Und ich hatte das Glück, dass einer der bedeutendsten Österreicher in Berlin eine Einladung ausgesprochen hat!", prahlte er.
"Oder du bist Mitglied im renommiertesten österreichischen Private-Member-Club, in der Residence!", trumpfte er weiter auf. – "Großartiger Blick auf die Oper, feinstes Interieur und Service! Da war ich schon eingeladen", bremste ihn Die Cuisinière unvermittelt aus.
Zurück nach Berlin: "Beim Lift im Erdgeschoss meldet man sich mittels Gegensprechanlage an, wird dann in den vorletzten Stock geholt, dort persönlich erwartet und zu seinem Gastgeber geführt. Das Interieur ist vom Schanghai der 1920er-Jahre inspiriert – kombiniert mit europäischer Salon-Ästhetik", schilderte Der Connaisseur. – "Offenbar noch immer schwer beeindruckt", murmelte Die Cuisinière.
Ungerührt fuhr er fort: "Exeptionelle Kunstwerke (u. a. aus der Ming- und der Han-Dynastie, sowie zeitgenössische chinesische Werke) schmücken die Räume."
Der Connaisseur weiter: "Der glamouröse und kosmopolitische Club biete diese exklusive Atmosphäre und ist damit ein Tummelplatz für Persönlichkeiten aus Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Die Mitgliedschaft ist nicht einfach zu erwerben, sondern man durchläuft einen komplizierten Aufnahme-Prozess." – "Und gratis ist sie auch nicht", vermutete Die Cuisinière richtig. – "Aber dafür gibt es eine wunderschöne Terrasse mit Blick auf das Brandenburger Tor, den Reichstag und das Holocaust Mahnmal."
Vor allem aber, so der Weitgereiste weiter, gebe es eine ausgezeichnete Küche. Denn seit Anne-Maria Jagdfeld 2003 den "China Club" eröffnet hat, ist Tam Kok Kong Küchenchef und biete eine exquisite Mischung aus chinesischer und Schanghai-Küche.
"Die Dim Sum, die Wasabi Prawns und die Peking-Ente waren hervorragend", schwärmte Der Connaisseur. "Und Oliver, der Chef-Sommelier, ist ein Hit: Sein Bemühen, österreichische Weine zu kredenzen, die wir Ösis nicht kennen, ist geglückt." – "Was gar nicht so einfach ist", wirft Die Cuisinière nicht unberechtigt ein.
Den Weinzierlberg Grüner Veltliner vom Weingut Wess – "fantastisch!" – hätten "die wenigsten in Krems gesehen", gestand Der Connaisseur. Ergriffen setzte er fort: Der Mandarin vom Weingut Strehn aus Deutschkreutz "hatte es in sich.
Pia Strehn hat eine unglaubliche Cuvée Blanc gezaubert", die großartig zu asiatischen Gerichten passe und im großen Holzfass ausgebaut wird. "Was ganz selten auch beim Weißen zulässig ist", kommt Der Connaisseur einer einschlägigen Frage der Cuisinière hinsichtlich seiner bekannten Barrique-Abneigung zuvor.
Nach dem Dinner müsse man aber noch nicht gleich gehen. Barchef Markus – ebenfalls seit Eröffnung an Bord - mixe unglaubliche Kreationen wie "Sex on the Beach", und das in aller Ruhe auch noch weit nach Mitternacht.
"Was kostet der Spaß?", erkundigte sich Die Cuisinière. "Wie es sich für einen exklusiven Club geziemt, bleibt das völlig diskret. Speise- und Weinkarten für die Gäste des Mitglieds sind nicht bepreist." – "Wie in der guten, alten Zeit, als es noch Damen-Karten, ebenfalls ohne Preise, in den besseren Lokalen gab", erinnerte sich Die Cuisinière. "Nachgerade radikal-feministisch, trotz deiner Jugend!?", gluckste Der Connaisseur …
"Und wer nicht das Glück hat, mit Charly (diesfalls der Gastgeber im 'China Club') befreundet zu sein? Fällt dir dazu auch was in Berlin ein?", fragte Die Cuisinière vorwurfsvoll. Darauf war Der Connaisseur natürlich vorbereitet und berichtete von der Alten Schönhauser Straße in Berlin-Mitte, wo es ebenfalls einen Asiaten gibt, der schon seit vielen Jahren eine internationale Pilgerstätte ist. Das Lokal von Monsieur Vuong. Sein Porträt hängt an der orange-rot-leuchtenden Wand und ist inzwischen das Wahrzeichen des Lokals geworden.
"Das ist der Vater, der 1987 mit seiner Familie aus Vietnam nach Deutschland kam", dozierte Der Connaisseur. "Nunmehr ist sein Sohn Dat Besitzer des Lokals, vor dem stets Menschen-Trauben auf einen Tisch oder ihr Take-away warten." Großartig sei die Pho (um 15 Euro), das ist diese Rinderbrühe mit Sternanis, Kardamom und Ingwer, die acht Stunden lang gekocht wird.
Oder der Glasnudelsalat Goi Mekong Ga mit Huhn, Garnelen und Bio-Tofu, frischen Erdnüssen und Kräutern (ab 12,80 Euro). Aber auch die Sommerrollen (7,80 Euro) schmecken vorzüglich. Und die Flasche Sauvignon Blanc vom Château de la Presle kostet 19,50 Euro, da nehme man schon in Kauf, dass sie mit Eiswürfeln nachgekühlt werden muss …
"Okay, überzeugt, kannte ich auch nicht, obwohl der Vietnamese offenbar schon zu meiner Zeit im legendären Scheunenviertel war", zeigte Die Cuisinière Ortskenntnis. "Und sonst?"
"Viel, sehr viel", seufzte Der Connaisseur. "Wir sind viel zu kurz in Berlin gewesen. Nicht bei Tim Raue, nicht im Esszimmer Adlon, und nicht in vielen anderen Hot-Spots." Dafür hatte er aber zwei Spezial-Tipps: "Kennst du den Bergmannkiez in Kreuzberg, mit seiner typischen Gründerzeit-Architektur, seinen Cafés und Markthallen?" Hat sie schon einmal gehört, war aber noch nicht dort – "zu meiner Zeit waren die Hackeschen Höfe en vogue", so Die Cuisinière.
Also Kreuzberg, das "Knofi", wo es eine unglaubliche Auswahl an Aufstrichen - von den klassischen wie Tsatsiki, und Hummus bis zu Süßkartoffel-Chili-Dip, allerlei Gemüse-Varianten und guten, türkischen Wein gibt. Und man sitzt auf der verkehrsberuhigten Bergmann Straße, einer schönen Allee, "fast wie im Pariser Quartier Latin", zeigte sich Der Connaisseur angetan.
Und zu guter Letzt auch noch ein Hinweis auf ein noch originelleres Straßenlokal, "Giannis Pasta-Bar" im Kollwitzkiez in der oberen Schönhauser Allee. Ein uriger Italiener, gleichzeitig Feinkostladen mit Bierbänken vor der Tür und einer breiten Auswahl an frisch gemachter Pasta, die echt italienisch ist.
"Sehr fein!", befand Die Cuisinière – und monierte im selben Atemzug, dass sich die des Connaisseurs Alleingänge wieder häufen würden. "Das darf nicht so bleiben!", ließ ihr Der Connaisseur unerwidert das letzte Wort!
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