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Der Fall P. Diddy: Aufstieg & Niedergang des Hip-Hop-Paten
Über 120 Opfer, 25 davon minderjährig: Ab Mai steht Hip-Hopper Sean Combs vor Gericht. Die Vorwürfe gegen P. Diddy: sexueller Missbrauch, Erpressung und Menschenhandel. Eine 5-teilige Doku auf Dicovery Plus beleuchtet nun die Hintergründe.

Gästelisten wurden veröffentlicht, Namen fallen gelassen und die Frage gestellt: Was ist wirklich passiert? Wer war beteiligt? Und wer wusste was?
2023 kamen erste Anschuldigungen auf. Sean Combs, bekannt auch als Puff Daddy, P. Diddy oder einfach Diddy, wurde des sexuellen Missbrauchs beschuldigt. Schnell begannen sich die Ereignisse zu überschlagen. Berichte über dekadente Megaparties des Hip-Hop-Musikers häuften sich, halb Hollywood und die US-Musikbranche sollen versammelt gewesen sein.
Ebenfalls seit 2023 stellt sich die Welt auch die Frage: Wer ist Sean Combs eigentlich? Ein Opfer von Verleumdungen? Ein machtgieriger Erfolgsmensch, der irgendwann vom "rechten Weg" abkam? Oder ein Monster? Die brandaktuelle 5-teilige Doku-Serie "The Fall of Diddy" auf Discovery Plus versucht, diese Fragen zu ergründen. Das Wichtigste zum Kriminalfall P. Diddy und der Serie:
Wer ist "Diddy"?
Der heute 55-Jährige wurde in Harlem, New York, als Sean John Combs geboren und machte sich ab Ende der 1980er-Jahre einen Namen als Hip Hop-Producer. Mit Gründung seines eigenen Labels 1993 stieg er schrittweise zum Musik-Mogul auf, der seine Finger zunehmend in andere Geschäftsbereiche steckte, etwa Mode und Kulinarik. Combs war auch selbst als Sänger und Musiker aktiv, am bekanntesten ist sein Song "I'll be missing you", der 1997 weltweit die Charts dominierte. Über seine Karriere hinweg änderte Combs immer wieder seinen Künstlernamen: Er trat unter anderem als Puff Daddy, Puffy, P. Diddy und zuletzt als Diddy auf.
Wie kam der Fall ins Rollen?
Im November 2023 reichte Combs' Ex–Freundin Cassie eine Zivilklage gegen ihn ein. Sie beschuldigte ihn, sie in der 11-jährigen Beziehung wiederholt geschlagen und sexuell missbraucht zu haben. So wurde Sean Combs erstmals öffentlich mit diesen Vorwürfen in Zusammenhang gebracht.
Die Zivilklage wurde nach einer Geldzahlung ihm an seine Ex eingestellt, es folgten aber weitere, ähnliche Vorwürfe anderer Frauen. Im März 2024 stürmte und durchsuchte das Department of Homeland Security mehrere von Combs' Immobilien. Im September 2024 erhob schließlich die US-Bundesstaatsanwaltschaft Anklage, er sitzt seither in U-Haft.

Was wird Diddy zur Last gelegt?
Neben den in mehreren Zivilklagen publik gewordenen Vorwürfen (sexueller) Gewalt, werden ihm seitens der Staatsanwaltschaft auch Menschenhandel und Erpressung vorgeworfen. Zudem soll ein Anwaltsteam über 120 weitere Opfer vertreten, die Combs diverse Übergriffe, auch sexueller Natur, vorwerfen. 25 der mutmaßlichen Opfer sollen zum Zeitpunkt der Taten minderjährig gewesen sein.
Wie glaubwürdig sind die Vorwürfe?
Sehr, auch wenn Combs bisher alles bestreitet. Es gab bereits um das Jahr 2000 diverse Vorfälle, die zeigten, dass Diddy nicht vor Gewalt zurückschreckt, um sein "Imperium" zu schützen. Damals stand er wegen einer Schießerei vor Gericht, wurde freigesprochen. Natürlich kann aus der Ferne nicht beurteilt werden, was stimmt und was nicht. Aber die Masse der Anschuldigungen und die Tatsache, dass sich auch die Bundesstaatsanwaltschaft einschaltete, spricht für das Vorliegen schwerwiegender Tatgründe.

Warum ist halb Hollywood in Aufruhr?
Weil Combs lange als "bunter Hund" galt, den jeder kennen wollte. Seine "White Parties" versammelten das Who-is-Who der Branche, seine Beziehung zu Jennifer Lopez machte Schlagzeilen. Nun steht im Raum, dass es sexuelle Übergriffe gegeben haben soll, zumindest bei den weniger bekannten "Freakoff-Parties". Da stellt sich die Frage: Wer wusste was, wer war aktiv an Übergriffen beteiligt, wer hat "weggeschaut"? Und was kommt noch ans Licht? Der Prozess, der diese Fragen klären soll, ist für Mai 2025 angesetzt.
Wovon handelt die neue Doku-Serie?
Seit Ende 2024 erschienen mehrere, allerdings meist schnell produzierte Filme und Mini-Serien zum Skandal. Die aktuellste Doku, "The Fall of Diddy", ist die erste von einem Major-Studio (Warner Bros. Discovery) produzierte Aufarbeitung der Vorwürfe. Es geht darin um Combs' Kindheit und Jugend, seinen Aufstieg zum Musik-Mogul, den bereits in früheren Fällen dokumentierten Hang zu Gewalt und die jüngsten Vorwürfen. Zu Wort kommen ehemalige Freunde, Kollegen und Begleiter, aber auch Opfer.

Welche (neuen) Erkenntnisse bietet "The Fall of Diddy"?
Die Serie versucht, das Bild eines machtgierigen, zu Gewalt neigenden "Megalomanen" zu zeichnen, dessen schwere Kindheit ohne Vater ihn prägte. Und der mit steigendem Erfolg immer kompromissloser wurde. Die Gefahr derartiger Aufarbeitungen: Wo endet die Erläuterung und wo beginnt die Entschuldigung?
Was wird beleuchtet?
Zum einen erfährt das Publikum von älteren Vorfällen, in die Combs verwickelt war, etwa von der Schießerei in einem Club um die Jahrtausendwende, an der er beteiligt gewesen sein soll. Auch werden bereits bekannte Vorwürfe konkretisiert, Zeugen berichten über die Hintergründe. Zum anderen werden auch neue Vorwürfe präsentiert. Dabei geht es immer wieder um offenkundige "Betäubung" der Opfer und sexuellen Missbrauch, an den sich die Betroffenen danach nicht erinnern konnten.

Ist "The Fall of Diddy" sehenswert?
Ja, vor allem, wenn man die Ereignisse bisher nur die Schlagzeilen kannte. Auch für Hip Hop-Fans bietet die Serie interessante Anekdoten, gerade aus der Anfangszeit und über die Rivalität zwischen "Eastcoast" und "Westcoast"-Hiphop. Leider spart sie einige relevante Themen aus, etwa was den Mord an Tupac Shakur im Jahr 1996 betrifft, in den Combs ebenfalls verwickelt gewesen sein soll.
Wo kann man "The Fall of Diddy" sehen?
Alle Episoden sind auf Discovery Plus zu sehen. Den Streaming-Kanal kann man entweder direkt abonnieren, oder auch auf Amazon Prime als zusätzlichen Kanal buchen.
"The Fall of Diddy", USA 2024, 5 Episoden à ca. 40 Minuten, Discovery Plus