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Diese 25 Bücher könnten Sie sich nach Ostern ins Nest legen

Die Biographie von Martin Luther King, die Neuauflage von "Huckleberry Finn", Erzählungen von Pedro Almodóvar. Schönen Leseapril!

In diese Bücher könnten Sie zu Ostern reinlöffeln
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Newsflix Redaktion
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Vielleicht gehen sich ja bald wieder ein paar Sonnenstunden im Park oder auf der Terrasse oder auf der grünen Wiese aus. Wir hätten da ein paar Literatur-Tipps für Sie. 

Ein Teenager auf der Suche nach der Liebe

Tatiana de Rosnay, "Célestine und die kleinen Wunder von Paris", C. Bertelsmann, 18 Euro
Tatiana de Rosnay, "Célestine und die kleinen Wunder von Paris", C. Bertelsmann, 18 Euro
C. Bertelsmann

Die Autorin: Tatiana de Rosnay wurde in Frankreich geboren, übersiedelte später mit ihrer Familie nach Boston (ihr Vater war MIT-Professor für Biologie), sie schreibt deshalb Romane in zwei Sprachen. Tatiana de Rosnay war ursprünglich Journalisten ("Vanity Fair", "Elle"), ihr erster Roman erschien 1992, seither publizierte sie zehn weitere Bücher, sie wurden 13 Millionen Mal verkauft.

Das Buch: Die Mutter von Martin, 18, ist nach einem Flugzeugunglück verschollen, sein Vater fand in einer neuen Lebenspartnerin Ersatz. Bleibt für Martin sein Hund und Klassenkamerad Oscar als Gesprächspartner. Dann lernt er die Stadtstreicherin Célestine kennen, die eine seherische Gabe hat. Errät sie auch, wo Martins Mutter ist? Er macht sich auf den Weg und findet in Marokko die Liebe.

Die Kritik: Inhalt klingt kitschig und klischeehaft, ist aber flott und anmutig geschrieben. Leserinnen finden das Buch zauberhaft.

Tatiana de Rosnay, "Celestine und die kleinen Wunder von Paris", C. Bertelsmann, 320 Seiten, 18 Euro 

Opulente Biographie über ein opulentes Leben

Jonathan Eig, "Martin Luther King. Ein Leben", DVA, 34 Euro
Jonathan Eig, "Martin Luther King. Ein Leben", DVA, 34 Euro
DVA

Der Autor: Jonathan Eig ist auf Biographien spezialisiert. 2018 widmete er sich vielumjubelt Muhammad Ali ("Ali. Ein Leben"), davor beschäftigte sich der Reporter des "Wall Street Journal" bereits mit den Baseballstars Jackie Robinson und Lou Gehrig, mit Al Capone und er verfasste ein Buch über die Erfindung der Antibabypille.

Das Buch: "Martin Luther King. Ein Leben" ist kein Heldenepos. "King war ein Mensch, kein Heiliger und kein Symbol", schreibt Eig in der nun erschienenen deutschen Übersetzung. Er kaute an Fingernägeln, kam bei Besprechungen notorisch zu spät, betrog seine Frau am laufenden Band (obwohl er wusste, dass er abgehört wird), seine Doktorarbeit strotzt vor Plagiaten, er rauchte (versteckte die Zigaretten aber vor seinen Kindern), schrie bei Quizsendungen den Fernseher an. King ordnete seinem Kampf alles unter. Er wurde 29 Mal verhaftet, gefoltert, geschlagen, ihm wurde bei einem Attentat ein Brieföffner mit Elfenbeingriff in die Brust gerammt.

Eig beschreibt den Bürgerrechtskämpfer auf 752 Seiten (plus Fotostrecke in der Mitte) detailreich: "Sein Haut war so empfindlich, dass er keinen Rasierer benutzen konnte." Das Buch beginnt nicht mit seiner berühmtesten Rede am 28. August 1963 ("I have a dream") in Washington vor 250.000 Menschen, sondern mit einer Ansprache, bei der das Talent des damals 26-Jährigen erstmals aufblitzte, 1955 in Montgomery. Was folgt ist eine präzise Beschreibung eines Getriebenen, sie lebt von häufigen Perspektivwechseln.

Die Kritik: Das Buch wurde in den USA als die "definitive Biographie" von Martin Luther King hochgelobt, kam in der Jahresbestenliste des "Time Magazine" 2023 unter die Top 10. Zu Recht!

Jonathan Eig: "Martin Luther King". Ein Leben", aus dem Englischen von Sylvia Bieker und ­Henriette Zeltner-Shane, DVA, München 2024. 752 Seiten, 34 Euro

Ein Weltbestseller neu und grandios erzählt

Percival Everett, "James", Hanser, 26 Euro
Percival Everett, "James", Hanser, 26 Euro
Hanser

Der Autor: Percival Everett ist Professor für Englisch an der University of Southern California. Er hat über 30 Romane veröffentlicht, seinen Durchbruch im deutschsprachigen Raum hatte er mit "Erschütterung" 2022. 

Das Buch: "Die Abenteuer des Huckleberry Finn" von Mark Twain, erschienen am 10. Dezember 1884, gehören zu den Klassikern der Weltliteratur. Es handelt sich um eine Ich-Erzählung, und diesen Umstand macht sich nun Percival Everett 140 Jahre später zunutze. Er erzählt die Geschichte von Huckleberry Finn und Jim, die gemeinsam auf einem Floß in Richtung Norden fliehen, aus der Perspektive des schwarzen Sklaven. Der scheint auf den ersten Blick tölpelhaft, schnell stellt sich aber seine hohe Intelligenz heraus. Und: Er hält die Fäden in der Hand.

Die Kritik: "Grandios", urteilte der "Spiegel", einen "Meister der Ironie" nennt die "FAZ" Percival Everett, "majestätisch, mit luxuriöser Sprache", schrieb die "New York Times"

Percival Everett, "James", übersetzt aus dem Englischen von Nikolaus Stingl, Hanser, 26 Euro

Beklemmende Erzählung eines Clan-Opfers

Latife Arab, "Ein Leben zählt nichts – als Frau im arabischen Clan", Heyne, 22 Euro
Latife Arab, "Ein Leben zählt nichts – als Frau im arabischen Clan", Heyne, 22 Euro
Heyne

Die Autorin: Latife Arab ist Aussteigerin aus einem kriminellen Familienclan. Sie muss unerkannt bleiben, ihr Name ist ein Pseudonym. Mit fünf Jahren kam sie aus der Türkei nach Deutschland, sie lebt mit ihren Kindern an einem unbekannten Ort.

Das Buch: "Zuschlagen mit voller Wucht ins Gesicht, wenn man auf dem Boden liegt, noch zutreten. Eine schwangere Frau - ist bei denen ja vollkommen egal. Sie tun dir Gewalt an bis zum Äußersten. Das geht bis zum Mord, um in der Familie etwas klarzustellen." Es ist eine beklemmende Geschichte, die hier erzählt wird, und das vom Opfer selbst. Wie ihr Vater entschied wen sie zu heiraten hat, wie sie von der Familie in kriminelle Machenschaften verwickelt wird. Über Familienstolz, Clan-Ehre, Polizei, Razzien und Hausdurchsuchungen.

Die Kritik: Eine emotionale Einlassung in ein fremdes Milieu, packend geschrieben, schwer zu verkraften.

Latife Arab, "Ein Leben zählt nichts – als Frau im arabischen Clan", 256 Seiten, Heyne, 22 Euro

Erster Durchbruch im zweiten Anlauf

Vigdis Hjorth, "Ein falsches Wort", S. Fischer, 25 Euro
Vigdis Hjorth, "Ein falsches Wort", S. Fischer, 25 Euro
S. Fischer

Die Autorin: In Norwegen ist Vigdis Hjorth ein bekannte Figur. Mit Preisen überhäuft, Bestseller-Autorin, in 20 Sprachen übersetzt, schreibt seit 40 Jahren. Ihr Roman "Arv og Miljø" (Erbe und Umwelt) sorgte 2016 für einen Skandal, sie schildert darin den Missbrauch eines Mädchens durch den Vater, ihre Schwester mutmaßte, sie habe ihr eigenes Leben niedergeschrieben, verfasste einen Gegenroman. 

Das Buch: "Ein falsches Wort" ist 2019 schon einmal erschienen, im Osburg Verlag, damals unter dem Titel "Bergljots Familie" – aber kaum jemand nahm Notiz davon. Nachdem die Autorin in Großbritannien und den USA plötzlich erfolgreich geworden war, unternimmt das Buch einen neuen Anlauf auf Deutsch. Es geht vordergründig um einen Erbstreit in einer Familie, tatsächlich aber um Verletztheit, Verletzlichkeit, Liebe. 

Die Kritik: Gut, dass ein zweiter Versuch gestartet wurde. Sprachlich brillant. Wer Familienromane mit zerklüfteten Figuren mag, wird das Buch lieben.

Vigdis Hjorth, "Ein falsches Wort", übersetzt von Gabriele Haefs, 400 Seiten, S. Fischer, 25 Euro

Der kurzweiligste längste Sommer

Amelie Fried, "Der längste Sommer ihres Lebens", Heyne, 22 Euro
Amelie Fried, "Der längste Sommer ihres Lebens", Heyne, 22 Euro
Heyne

Die Autorin: Amelie Fried war ursprünglich Fernseh-Moderatorin, vertrat etwa Günther Jauch bei Stern TV. 1996 erschien ihr Buch-Erstling "Traumfrau mit Nebenwirkungen" und wurde sofort zum Bestseller, wie praktisch alle ihre 20 Werke. Mit ihrem Mann Peter Probst schreibt sie Sachbücher ("Verliebt, verlobt, verrückt?") und gibt Schreibkurse.

Das Buch: Amelie Fried liefert verlässlich. "Der längste Sommer ihres Lebens" wirkt auf den ersten Blick wie eine volle Schachtel Klischee-Pralinen: Autohaus-Unternehmerin will in Süddeutschland Bürgermeisterin werden, aber dann entpuppt sich die Tochter als radikale Klimaaktivisten, muss ins Gefängnis, die Presse steht vor der Tür. Klingt banal, ist aber flott und humorig geschrieben.

Die Kritik: Fans von Amelie Fried lieben sowieso jeden Buchstaben und irgendwie sind ja alle Fans.

Amelie Fried, "Der längste Sommer ihres Lebens", 432 Seiten, Heyne, 22 Euro

Hat das Echte noch eine echte Chance?

Wolf Lotter, "Echt", Econ, 22,99 Euro
Wolf Lotter, "Echt", Econ, 22,99 Euro
Ullstein

Der Autor: Wolf Lotter ist gelernter Buchhändler, studierte dann allerlei und viel, ist seit einer gefühlten Ewigkeit Kolumnist vieler Publikationen in Österreich und Deutschland, einige davon hat er überlebt. Lotter ist Gründungsmitglied des PEN-Berlin, Publikumsrat im ORF, in seinen Büchern wendet sich der Essayist vorrangig den Themen Innovation und Transformation zu.

Das Buch: "Echt" widmet sich in fünf Kapiteln einem der brennendsten Themen unserer Zeit: was ist noch wahrhaftig, was Fälschung? Lotter schildert den Kampf der Medienhäuser gegen den sichtbaren unsichtbaren Freund und Feind KI, wie Plagiate, Urheberrechtsverletzungen, Kopien, gefälschte Fotos, erfundene Geschichten der Wissensgesellschaft den Atem rauben. In der Dichte atemraubend!

Die Kritik: Wer das Buch ausgelesen hat, ist über das Thema im Bilde. 

Wolf Lotter, "Echt", 224, Seiten, Econ, 22,99 Euro

Graugänse sind ziemlich bunte Hunde

Sonia Kleindorfer, Patricia McAllister-Käfer, "Die erstaunliche Welt der Graugänse", Brandstätter, 25 Euro
Sonia Kleindorfer, Patricia McAllister-Käfer, "Die erstaunliche Welt der Graugänse", Brandstätter, 25 Euro
Brandstätter

Die Autorin: Sonia Kleindorfer ist gut herumgekommen in der Welt. Geboren in Philadelphia, USA, dann in Tansania bei der berühmten Schimpansen-Forscherin Jane Goodall, Australien, Galapagos-Inseln. Die Verhaltensbiologin und Ornithologin hat an der Uni Wien promoviert, 20 Jahre an der Flinders University in Adelaide, Australien geforscht. Seit 2018 leitet sie die Konrad Lorenz Forschungsstelle im Almtal.

Das Buch: Konrad Lorenz, der Gründervater des Instituts, legte eine erstaunlich elastische Karriere hin. Mitarbeiter des Rassenpolitischen Amtes der NSDAP, danach Gründer der Verhaltensforschung, 1973 Nobelpreis, vom "Spiegel" zum "Einstein der Tierseele" geadelt, Galionsfigur der Grünen. Seine Forschungsstelle überdauerte Konrad Lorenz, die Graugänse können ja auch nichts dafür. Kleindorfer erzählt in dem Buch ein bisschen ihre Geschichte und dann viel über die Eigenschaften und Macken der früher gottähnlich verehrten Tiere. 

Die Kritik: Wer die Lebensgeschichte des Gründers ausblenden kann und mag, fühlt sich umfangreich informiert.

Sonia Kleindorfer, Patricia McAllister-Käfer (Mitarbeit), "Die erstaunliche Welt der Graugänse", 192 Seiten, Brandstätter, 25 Euro

Tennisspielerin schlägt nun als Autorin auf

Andrea Petković, "Zeit, sich aus dem Staub zu machen", Kiepenheuer & Witsch 23 Euro
Andrea Petković, "Zeit, sich aus dem Staub zu machen", Kiepenheuer & Witsch 23 Euro
Kiepenheuer & Witsch

Die Autorin: Andrea Petković wurde in Tuzla (Bosnien) geboren, kam mit ihrer Familie als Sechsjährige nach Deutschland. Sie war 16 Jahre lang Profi-Tennisspielerin, brachte es bis auf Platz 9 der Weltrangliste, gewann sieben größere Turniere, an Preisgeld kassierte sie fast neun Millionen Dollar. 2022 hörte sie auf, die US-Open waren ihr letztes Turnier. Seither schreibt sie Kolumnen, nach "Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht" erschien nun ihr zweites Buch.

Das Buch: Im TV ist Tennis ein glanzvoller Sport, aber in den Katakomben ist von diesem Glanz nicht viel übrig. Die Jagd nach der Filzkugel ist auch eine Art Sucht und der Ausstieg folglich ein Entzug. Davon erzählt dieses Buch. Vom Corona-Turnier in Melbourne mit dem Werkzeug für das kaputte Klo vor der Tür, bis zum Karriereende in New York. Eine ewige Hetzerei, mit viel Humor erzählt, aber auch mit beklemmenden Schilderungen von intimen Momenten, etwa das Kapitel "April": Menstruation und Sport, ein Tabu, schonungslos erzählt.

Die Kritik: Beleibe kein Sportbuch im klassischen Sinn, mitreißend geschrieben, textsicher.

Andrea Petković, "Zeit, sich aus dem Staub zu machen", 224 Seiten, Kiepenheuer & Witsch, 23 Euro

Hilfe, ich werde immer jünger

Maxim Leo, "Wir werden jung sein", Kiepenheuer & Witsch, 24 Euro
Maxim Leo, "Wir werden jung sein", Kiepenheuer & Witsch, 24 Euro
Kiepenheuer & Witsch

Der Autor: Möglich, dass sie schon einen "Tatort" von ihm gesehen haben. Maxim Leo schreibt im Nebenberuf Drehbücher, im Hauptberuf ist er Autor von inzwischen elf Büchern. Einige hat er allein geschrieben, andere mit Jochen Gutsch, etwa den Bestseller "Sprechende Männer. Das ehrlichste Buch der Welt". Geboren in Ostberlin, gelernter Chemielaborant, Studium der Politikwissenschaft, Journalist (etwa bei RTL), Kolumnist (etwa bei der Berliner Zeitung).

Das Buch: Will man das wirklich? Ewig leben? Nie altern? Vier Menschen nehmen an einer medizinischen Studie der Berliner Charité teil – und werden jünger. Ein Professor des Spitals hat ein Medikament zur Reprogrammierung von Herzmuskelzellen erfunden, im Mäuseversuch klappte alles, jetzt dürfen ein 18-Jähriger, eine Lehrerin, ein Immoblienmakler und eine Ex-Schwimmerin ran. 

Die Kritik: "Dieser Roman liest sich locker, leicht und besticht immer wieder durch seine Situationskomik und wunderbar schräge Art", schreibt der Bayrische Rundfunk. "Maxim Leo schreibt witzig und vergnüglich", so der Stern.

Maxim Leo, "Wir werden jung sein", 304 Seiten, Kiepenheuer & Witsch, 24 Euro

Schonungsloser Blick auf das eigene Leben

Leslie Jamison, "Splitter", Claasen, 23,70 Euro
Leslie Jamison, "Splitter", Claasen, 23,70 Euro
Claasen

Die Autorin: Leslie Jamison geht dorthin, wo es wehtut. Ihr radikaler Schreibstil, ihre direkte Art, das Finger-auf-die-Wunde-legen, diese Mischung hat sie weltweit bekannt gemacht. Geboren in Washington, aufgewachsen in Los Angeles, Studium in Harvard und Yale, Jobs als Bäckerin, Gastwirtin, Saft-Barista, dazwischen Nicaragua, nun New York. "Ich bin ein Mensch, nichts Menschliches ist mir fremd", hat sie sich auf den Unterarm tätowieren lassen.

Das Buch: "Splitter" ist autobiographisch, beschäftigt sich mit der der Scheidung vom Partner, den schmerzvollen Folgen der Trennung, der Erziehung der gemeinsamen Tochter. Jamison erzählt das alles in wilden Schlaglichtern, die schonungslosen Episoden ermöglichen den Blick auf das große Ganze.

Die Kritik: "Umwerfend", nennt der "Tagesanzeiger" das Buch. "Leslie Jamisons brillante Memoiren haben mich einen Tag lang gefesselt, den ich brauchte, um sie zu verschlingen", urteilte die "New York Times".

Leslie Jamison, "Splitter", 304 Seiten, Claasen, 23,70 Euro

Das Spiel der Schattenmänner

Ben Macintyre, "Der Spion und der Verräter", Insel, 29,50 Euro
Ben Macintyre, "Der Spion und der Verräter", Insel, 29,50 Euro
Insel

Der Autor: Die Welt der Spionage ist die Welt des Briten Ben Macintyre, doch anstatt seine Protagonisten zu erfinden, holt er sie aus den (Un-)tiefen der wechselvollen Geschichte des Empire. Der Autor, der auch Kolumnist bei der Londoner "Times" ist, breitet die Historie längst vergangener Geheimdienstaktionen so detailreich und gleichzeitig sachlich vor seinen Lesern aus, als wäre er dabei gewesen. Auf seinem Buch "Operation Mincemeat" basiert der Spionagefilm "Die Täuschung" mit Colin Firth aus dem Jahr 2021.

Das Buch: Oleg Gordijewski war KGB-Offizier in Berlin, als 1961 die Mauer errichtet wurde. Eines von vielen Ereignissen, die seinen Glauben an den Kommunismus zerrütteten. Nach dem Einmarsch der Sowjets in der Tschechoslowakei 1968 bot er sich dem britischen MI6 als Doppelagent an und wurde zur wichtigsten Informationsquelle der Briten in Moskau, die ihren "Schatz" auch vor den befreundeten Amerikanern verbargen. Daraufhin beauftragte die CIA einen ihrer Offiziere namens Aldrich Ames mit der Identifizierung des Russen. Doch auch Ames spielte ein doppeltes Spiel …

Die Kritik: Macintyre "zeichnet fein, gelassen und souverän die verschiedenen Nuancen dieser Disziplin nach", so die "FAZ". Und Autoren-Legende John Le Carré lobte: "Die beste wahre Spionagegeschichte, die ich je gelesen habe."

Ben Macintyre, "Der Spion und der Verräter", 475 Seiten, Insel, 29,50 Euro

Die dreifache Magistra und das Kochbuch

Julia Kröhn, "Der Pakt der Frauen", Heyne, 22 Euro
Julia Kröhn, "Der Pakt der Frauen", Heyne, 22 Euro
Heyne

Die Autorin: Julia Kröhn heißt oft nicht Julia Kröhn, sondern etwa Klara Jahn, Catherine Aurel oder Kiera Brenna. Die studierte Historikerin aus Linz veröffentlichte – unter echten Namen oder unter Pseudonym – mehrere Romane, die sich weltweit über eine Million Mal verkauft haben. Die dreifache Magistra (Theologie, Philosophie und Geschichte) war Journalistin, betreute die Live-Gottesdienstübertragungen für das ZDF, interviewte Ex-Satanisten und wagte sich 2005 an ihren ersten Roman. Inzwischen sind es 45.

Das Buch: "Zwei Frauen, zwei Leben" spielt im Wien 1976. Katherina Adler arbeitet als Dozentin als Geschichte-Institut, als Frau unter lauter Männern, dazu noch mit knallrotem Lippenstift und in Hosen. Aber sie will dieser Horde was beweisen und ausgerechnet ein Kochbuch hilft ihr dabei. Kröhn verwebt in das Buch die Biographie ihrer eigenen Familie, die Flucht ihrer Großmutter aus Schlesien.

Die Kritik: Alles dabei, von "großartig geschrieben", bis "hat mich nicht gepackt".

Julia Kröhn, "Der Pakt der Frauen", 352 Seiten, Heyne, 22 Euro

Das Buch, das es eigentlich nicht geben sollte

Pedro Almodóvar, "Der letzte Traum", S. Fischer, 24 Euro
Pedro Almodóvar, "Der letzte Traum", S. Fischer, 24 Euro
S.Fischer

Der Autor: Zwei Oscars, Cannes, Venedig, Berlin, er hat alles gewonnen. Der Spanier Pedro Almodóvar zählt zu den größten europäischen Regisseuren der Gegenwart. Erhat 27 Filme gedreht, in 11 mitgespielt, für 27 die Drehbücher verfasst, für zwei die Musik geschrieben. "Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs" mit Antonio Banderas (mit dem er häufig dreht), "Alles über meine Mutter" mit Penélope Cruz oder "Im Bett mit Madonna" seien als Filme beispielhaft genannt. Aber Pedro Almodóvar ist nun eben auch Autor.

Das Buch: Wenn die Geschichte stimmt, dann ist auch siie schon wieder oscarreif. Erzählt wird, dass Lola Garcia, die Assistentin von Almodóvar, die Erzählungen über diverse Umzüge rettete und archivierte. Sie soll nun den Anstoß für die Veröffentlichung gegeben haben. "Der letzte Traum", das sind zwölf Erzählungen mit Figuren wie sie auch in den Almodóvar-Filmen vorkommen könnten (oder vogekommen sind). Ob sie gut getroffen sind oder eher öde beschrieben, muss die Leserschaft selbst herausfinden.

Die Kritik: "Ein fein-komponiertes Buch", schreibt der NDR. Die NZZ findet weniger Gefallen: "Diese Textsammlung liest sich zäh, und die Geschichten bleiben einem nicht im Gedächtnis haften. Seine Art zu schreiben ist das Gegenteil seiner flirrend kreativen und emotionalen Filme.

Pedro Almodóvar, "Der letzte Traum", 223 Seiten, S. Fischer, 24 Euro

Drei Singles, und dann wird eine schwanger

Stefanie de Velasco, "Das Gras auf unserer Seite", Kiepenheuer & Witsch, 23 Euro
Stefanie de Velasco, "Das Gras auf unserer Seite", Kiepenheuer & Witsch, 23 Euro
Kiepenheuer & Witsch

Die Autorin: Stefanie de Velasco wuchs in der Gemeinschaft der Zeugen Jehovas auf, ihre alleinerziehende Mutter war Mitglied, In ihrem 2019 erschienenen Roman "Kein Teil der Welt" arbeitete sie die Zeit auf. "Das Gras auf unserer Seite" ist der dritte Roman der Berlinerin.

Das Buch: Single-Weltstadt Berlin. Es ist kein Zufall, dass drei Frauen Anfang/Mitte 40 ein Herz und eine Seele sind. Charly, Grit und Kessie haben kein Verlangen nach eigenen Kindern, keine der drei lebt monogam. Und dann kommt der Monat, der jede von ihnen vor eine Herausforderung stellt: Grit will ein Gartenhäuschen kaufen. Kessie muss ihre Mutter im Pflegeheim eingewöhnen. Und Charly bekommt die lang ersehnte Hauptrolle – dann bleibt ihre Periode aus.

Die Kritik: "Der Roman liest sich locker und leicht, steckt voller amüsanter Szenen", schreibt der SWR, "federleicht" nennt ihn der Spiegel wohlwollend.

Stefanie de Velasco, "Das Gras auf unserer Seite", 256 Seiten, Kiepenheuer & Witsch, 23 Euro

12 Erzählungen, die eigentlich 13 sind

Christoph Ransmayr, "Als ich noch unsterblich war", S. Fischer, 24 Euro
Christoph Ransmayr, "Als ich noch unsterblich war", S. Fischer, 24 Euro
S. Fischer

Der Autor: Am 20.März wurde Christoph Ransmayr 70. Er gehört zu den gewichtigsten Stimmen der österreichischen Gegenwartsliteratur, hat jeden namhaften Preis gewonnen. Ransmayr studierte Philosophie und Ethnologie in Wien, schrieb für Geo, Transatlantik und Merian, lebte abwechselnd in Wien und Irland, liebt das Reisen, das er ausgiebig konsumiert, das aktuelle Buch gibt ein gutes Abbild davon.

Das Buch: In "Als ich noch unsterblich war" versammelt Ransmayr 13 Texte, genau genommen sind es nur 12a! Die persönlichen Hintergründe der Unglückszahl werden im Buch erklärt. Der gebürtige Oberösterreicher entführt nach Nepal, Sri Lanka, Hongkong, Irland, der Erzählstil wechselt, es handelt sich um eine Sammlung publizierter Texte, die in der Gesamtheit eine Neuvetonung ergeben. Besonders hübsch die Geschichte mit der Buchstabensuppe, eine Kindheitserinnerung des Autors: die am Tellerrand abgelegten Buchstaben der Buchstabensuppe, über die er die Sprache kennenlernte.

Die Kritik: "Ransmayr erweist sich einmal mehr als Homer unserer seltsamen Zeit", schreibt die Presse.

Christoph Ransmayr, "Als ich noch unsterblich war", 224 Seiten, S. Fischer, 24 Euro

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