Sie ist beliebter als "Bridgerton", "Stranger Things" und "Squid Game": Die Netflix-Erfolgsserie "Wednesday" geht in die zweite Runde. Warum alle die Teenager-Tochter der Addams-Family lieben und was diese Horror-Familie so außergewöhnlich macht.
Wenn man an die größten englischsprachigen Dramaserien von Netflix denkt, kommen einem wahrscheinlich Partnervermittlungen, Monster oder bösartige junge Männer in den Sinn. Die Staffeln von "Bridgerton", "Stranger Things" und "Adolescence" rangieren alle unter den Top Ten der Plattform und haben Hunderte Millionen Zuschauer angezogen.
Aber der absolute Überflieger des Streamingdienstes ist eine düstere Figur mit langen Zöpfen, übersinnlichen Fähigkeiten und einer Vorliebe für Sarkasmus. "Wednesday", die Serie über das älteste Kind der Addams-Family, ist ein übernatürlicher Hit. In den drei Monaten nach ihrer Premiere im November 2022 verbrachten die Zuschauer 1,7 Milliarden Stunden – rund 200.000 Jahre – damit, die Serie anzuschauen.
Laut dem Datenunternehmen Parrot Analytics hat "Wednesday" zwischen seiner Veröffentlichung und März dieses Jahres 360 Millionen Dollar an Werbe- und Abonnement-Einnahmen für Netflix eingebracht: Das sind 40 Millionen Dollar mehr als die erste Staffel von "Squid Game", Netflix' größtem Titel in jeder Sprache, im gleichen Zeitraum. "Wednesday" kehrte am 6. August für eine zweite Staffel auf die Bildschirme zurück. Was erklärt die überirdische Power der Serie?
Ein Teil ihrer Faszination liegt in der Mischung aus Alltäglichem und Unheimlichem. Wednesday (Jenna Ortega) ist in gewisser Weise ein typisch mürrisches Teenager-Mädchen. Sie streitet sich mit ihrer Familie, bestehend aus ihrem Bruder Pugsley (Isaac Ordonez), ihrem exzentrischen Onkel Fester (Fred Armisen) und ihren Eltern Morticia und Gomez (Catherine Zeta-Jones und Luis Guzmán, dessen Haarteil wie ein mit Asphalt übergossenes Chinchilla aussieht).
Wednesday findet die meisten Menschen nervig und langweilig konformistisch und bevorzugt die Gesellschaft von Händchen, einer abgetrennten Hand, die laufen kann. Sie hasst die Schule – in diesem Fall die Nevermore Academy, die sich auf die Ausbildung von Ausgestoßenen spezialisiert hat. Wie viele ihrer Altersgenossen in der realen Welt interessiert sie sich für Kriminalfälle – aber im Gegensatz zu ihnen kann sie dank ihrer Vorahnungen bei der Aufklärung lokaler Morde helfen.
Die Serie hat Ähnlichkeiten mit "Stranger Things", da beide eine Gruppe sympathischer Teenager begleiten, die seltsame Vorkommnisse in einer Kleinstadt untersuchen. (Und beide sind die herausgeputzten Kinder aus David Lynchs "Twin Peaks", ohne jedoch deren Originalität oder echte existenzielle Angst zu besitzen.) Wie in "Harry Potter" gibt es in der Schule bunte Uniformen und Häuser voller ungewöhnlicher Charaktere, von Gorgonen bis zu Werwölfen.
Aber "Wednesday" unterscheidet sich von diesen Serien dank der Beteiligung von Tim Burton, einem Filmemacher, der für seine ironischen Gothic-Fantasien wie "Beetlejuice" und "Edward mit den Scherenhänden" bekannt ist. Er hat bei der Produktion von "Wednesday" mitgewirkt und die Hälfte der Episoden gedreht. (Sein langjähriger musikalischer Partner, Danny Elfman, hat auch einen Teil der beunruhigenden Filmmusik geschrieben.)
Das Drehbuch ist spritzig: In Kombination mit der rasanten, verworrenen Handlung sorgt es für Lacher, Schockmomente und gruselige Augenblicke. "Willst du mal versuchen, gesellig zu sein?", fragt Wednesdays fröhliche Mitbewohnerin sie in der ersten Staffel. "Ich mag es, zu stechen", entgegnet Wednesday.
Es hat "Wednesday" zweifellos geholfen, dass seine Figuren seit Jahrzehnten zu den beliebtesten Halloween-Kostümen gehören. Die Familie, die zunächst keinen Namen hatte, tauchte erstmals 1938 in einem Ein-Bild-Cartoon im Magazin New Yorker auf. 1964 brachte ein Fernsehproduzent sie auf den Bildschirm. Charles Addams, ihr Schöpfer, beklagte, dass die Familie nur "halb so böse" sei wie in seinen Comics, doch die Serie machte die Addams doppelt so populär – und Addams selbst zu einem viel reicheren Mann. Nachfolgende schwarze Komödien in den 1990er-Jahren steigerten ihren Ruhm erneut.
Addams würde sich freuen, dass die schrullige Familie im Laufe der Jahre immer makabrer, aber auch verrückter und übertriebener geworden ist. In der ersten Serie inszenierte Gomez Zugunglücke mit Modelleisenbahnen. In der aktuellen Serie bestraft Wednesday die Jungen, die Pugsley schikanieren, indem sie während des Wasserballtrainings hungrige Piranhas in den Swimmingpool lässt.
Doch die Addams sind nicht beliebt, weil sie böse oder seltsam sind: In der aktuellen Serie sind sie freundlicher und bessere Menschen als die "Normies", die sie hassen. Sie haben über Generationen hinweg Bestand, weil sie trotz ihrer Eigenarten eine funktionierende Familie sind. Wenn man die abgetrennte Hand ignoriert, besteht der Haushalt aus zwei Elternteilen, zwei Kindern, einem Onkel und einem grunzenden Diener.
Wednesdays Familie ist sowohl das, was jeder Teenager fürchtet – peinlich –, als auch das, was er sich wünscht: liebevoll und akzeptierend. Gomez und Morticia sind vernarrt ineinander und verwöhnen ihre Kinder, die sich, wie Geschwister es oft tun, gleichermaßen lieben und quälen. "Wednesday" ist an jedem Tag der Woche eine ebenso herzerwärmende wie gruselige Unterhaltung.
"Wednesday", Staffel 2, Horror, Fantasy, Mystery. USA 2025, 8 Episoden à ca. 55 Minuten, Episoden 1-4 online, Episoden 5-8 ab 3. September, Netflix
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