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Sparbuch "Bundesschatz": Investieren oder Finger weg?

Die Republik als Bank: Was Sie über die neue Anlegeform wissen müssen, das Risiko, der Ertrag. Viele Fragen, viele Antworten.

Finanzminister Karl Heinz Grasser am 26. August 2002 bei der Präsentation von Bundesschatz .at
Finanzminister Karl Heinz Grasser am 26. August 2002 bei der Präsentation von Bundesschatz .at
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Christian Nusser
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Der erste Anlauf erfolgte im Sommer vor 22 Jahren. Der Finanzminister hieß damals noch Karl Heinz Grasser und als solcher stellte er am 26. August 2002 im Blauen Salon des Ministeriums ein Sparprodukt vor, das es so in Europa noch nicht gab. Der "Bundesschatz alt" ähnelte in vielem dem "Bundesschatz neu", den Finanzminister Magnus Brunner und Markus Stix, Geschäftsführer der "Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur" (OeBFA) am Montag präsentierten. Schon damals gab es eine Mindesteinlage von 100 Euro, rund drei Prozent Zinsen, keine Spesen, anfangs nur drei mögliche Laufzeiten (1 Monat, 3 Monate und 6 Monate).

Zunächst erfreute sich die Investition in die Republik eines regen Zulaufs, dann aber fielen die Zinsen ins Bodenlose, auf 0,0 Prozent nämlich, der "Bundesschatz" verlor seine Strahlkraft. Zu Weihnachten 2019, nach 17 Jahren also, wurde die Sparform in feines Seidenpapier verpackt und in die Tonne geschmissen. 55.000 Konten waren zu diesem Zeitpunkt registriert, das veranlagte Volumen betrug rund 1,4 Milliarden Euro. Per 30. Juni 2020 wurde das Sparbuch der Republik eingestellt. Nur ein paar Altverträge dümpelten weiter vor sich hin.

Nun feiert der "Bundesschatz" überraschend ein Comeback und viele im Land fragen sich: Soll ich investieren? Das müssen Sie dazu wissen:

Wer bietet den "Bundesschatz" an?
Die Republik Österreich über die "Österreichische Bundesfinanzierungsagentur" (OeBFA).

Was ist die OeBFA?
Salopp gesprochen der Bankmanager der Republik. Gegründet 1993. Die OeBFA sichert die Zahlungsfähigkeit Österreichs, kümmert sich um die Konditionen, zu denen Schulden aufgenommen werden, vertritt Österreich auch im Internationalen Währungsfonds.

Finanzminister Magnus Brunner (r.) und Markus Stix, Geschäftsführer der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur, bei der Präsentation von Bundesschatz.at
Finanzminister Magnus Brunner (r.) und Markus Stix, Geschäftsführer der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur, bei der Präsentation von Bundesschatz.at
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Warum wird die Republik nun zur Bank?
"Mehr Wettbewerb soll den Markt beleben", sagt das Finanzministerium. Und: "Schaffung eines sicheren Produktes in unsicheren Zeiten." Hintergedanke wohl auch: Wenn die Banken bei den Zinsen knausern, dann kann die Republik in Zukunft mit einem eigenen Produkt gegensteuern und Druck aufbauen.

Welche Produkte werden angeboten?
Es gibt "klassische Bundeschätze" und "Grüne Bundesschätze". Mit den "Grünen Bundesschätzen" sollen ausschließlich nachhaltige Projekte finanziert werden. Genannt werden der Ausbau des Schienennetzes, von E-Mobilität, erneuerbarer Energie, Stromnetz, Schutz der Biodiversität, Vermeidung von Luftverschmutzung, nachhaltige Wasserwirtschaft.

Diese Produkte gibt es

  • Klassischer Bundesschatz: 1 Monat Bindung, 3.50 % Verzinsung
  • Klassischer Bundesschatz: 12 Monate Bindung, 3.00 % Verzinsung
  • Klassischer Bundesschatz: 10 Jahre Bindung, 2,50 % Verzinsung
  • Grüner Bundesschatz: 6 Monate Bindung, 3,25 % Verzinsung
  • Grüner Bundesschatz: 4 Jahre Bindung, 2,75 % Verzinsung

Nanu, warum sind kürzere Laufzeiten besser verzinst als längere?
"Dies lässt sich mit der aktuell am Markt vorzufindenden inversen Zinskurve für EUR-Staats(anleihen) erklären und ist kein Spezifikum in Österreich", sagt die OeBFA. Heißt: Erwartet wird, dass die Europäische Zentralbank noch heuer die Zinsen senkt. Momentan steigt man mit höheren Zinsen ein.

Was bedeutet eine Zinssenkung für mich?
Nichts. Wenn Sie ihr Geld zum Beispiel zwölf Monate binden, dann bekommen Sie die drei Prozent garantiert, egal wie die Zinsen grundsätzlich festgelegt werden.

Wie berechne ich meine Zinsen?
Zinsen sind immer pro Jahr angegeben. 3,50 Prozent für einen Monat Bindung heißt also, dass sie ein Zwölftel von 3,50 Prozent erhalten. Wenn Sie 10.000 Euro für ein Monat investieren, erhalten Sie 29,17 Euro Zinsen, davon ist noch die Steuer (27,5% Wertpapier-KESt) abzuziehen. Übrig bleiben 21,15 Euro. Es ist aber nur ein Monat. Hier können Sie das selbst berechnen.

Und bei längerfristigen Anlagen?
Da müssen Sie auch den Zinseszins berücksichtigen. Nach einem Jahr haben Sie ja schon Zinsen erwirtschaftet, also müssen Sie von da wegrechnen. 10.000 Euro auf vier Jahre angelegt bringt 821,67 Euro. Selbst berechnen geht hier.

Schwein gehabt? Mit einem Zinsrechner können Sie einfach feststellen, welche Anlageform für Sie am sinnvollsten ist
Schwein gehabt? Mit einem Zinsrechner können Sie einfach feststellen, welche Anlageform für Sie am sinnvollsten ist
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Wie kann ich ein Konto eröffnen?
Sie müssen volljährig sein, einen Wohnsitz in einem EU-Land und die ID Austria in der Vollversion (also mit Face ID) haben. Dann können Sie sich unter www.bundeschatz.at anmelden. Die Betreiber versprechen einen Start innerhalb von 60 Sekunden.

Ist daran gedacht, auch eine Anmeldung ohne ID Austria zu realisieren?
Nein. "Aus Sicherheits- und Kosteneffizienzgründen ist aktuell nicht geplant, einen Legitimations- und Authentifizierungsprozess ohne ID Austria anzubieten", sagt die OeBFA . Die ID Austria hat momentan fast 2,9 Millionen. User.

Brauche ich ein Bankkonto?
Ja, Sie benötigen ein so genanntes "Referenzkonto" bei einem in der EU ansässigen Kreditinstitut, über das sämtliche Zahlungen zwischen Ihnen und der Republik Österreich abgewickelt werden.

Brauche ich zwingend Online-Banking?
Nein, Sie können Überweisungen auch am Schalter Ihrer Bank tätigen.

Gibt es eine Einlagensicherung?
"Nein, eine Einlagensicherung im rechtlichen Sinne gibt es nicht", sagt die OeBFA. "Kunden profitieren stattdessen von einer unbegrenzten Einlagensicherheit, unabhängig von der Höhe der Einlage, die durch die direkte Veranlagung bei der Republik Österreich gewährleistet wird." Die Republik verfüge über eine sehr gute Bonität.

Bei Sparbüchern gilt eine Einlagensicherheit von 100.000 Euro, wie ist das hier?
Im Unterschied zu Sparbüchern investiert man bei Bundesschatz direkt bei der Republik Österreich. "Einen der besten Schuldner der Welt", sagt die OeBFA. "Keine Bank in Österreich verfügt über eine vergleichbare Bonität. Für die Anlegerinnen und Anleger bedeutet dies, dass auch über die gemäß Einlagensicherung festgelegte Höchstsumme von 100.000 Euro hinaus, das Geld absolut sicher veranlagt ist."

Womit sichert die Republik die Gelder ab?
"Namhafte Ratingagenturen (Übersicht hier) bewerten die Bonität der Republik Österreich als sehr gut", so die OeBFA. "Das Rating Österreichs etwa bei S&P, Moody’s oder Fitch ist das zweitbeste, gemessen an weltweit 20 Ratingstufen.

Kann ich ein gemeinsames Bundesschatz-Konto mit einem Lebenspartner haben?
Nein, derzeit können nur Einzelkonten eröffnet werden.

Ein Partnerkonto ist auf Bundesschatz.at derzeit nicht möglich
Ein Partnerkonto ist auf Bundesschatz.at derzeit nicht möglich
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Kann ich mehrere "Bundeschatz"-Konten eröffnen?
Ja, Sie können damit Ihr Geld etwa für verschiedene Zwecke veranlagen.

Was kostet die Eröffnung eines Kontos?
Die Kontoeröffnung und -führung sind gebühren- und spesenfrei und somit völlig kostenlos.

Fallen während der Laufzeit Spesen an?
Nein.

Wie viel Geld kann ich auf Bundesschatz.at anlegen?
So viel sie möchten. Der Mindesteinzahlungsbetrag ist 100 Euro.

Kann ich theoretisch also auch eine Milliarde Euro anlegen?
Ja, das wäre theoretisch möglich.

Da das Angebot mit einem Monat am besten verzinst ist: Kann ich jeden Monat denselben Betrag neu als Bundesschatz anlegen?
Ja, Sie können das in die einmonatige Laufzeit investierte Geld auf "Wiederveranlagung stellen". Dadurch wird der investierte Betrag inkl. Zinsen und exkl. KESt am Ende der Laufzeit wieder für einen Monat veranlagt.

Wie oft kann ich das machen?
Dafür gibt es keine Beschränkungen.

Was passiert, wenn ich früher aussteige?
Eine vorzeitige Auszahlung ist unter Abzug von Liquiditätskosten möglich. Für Laufzeiten von einem, sechs und zwölf Monaten gilt: Es werden 0,05 % pro Monat der noch offenen Laufzeit vom Zinssatz der ursprünglich gewählten Laufzeit abgezogen. Monatsbruchteile werden anteilig berechnet.

Was bedeutet das in der Praxis?
Sie haben ein Produkt mit einer Veranlagungsdauer von zwölf Monaten und einem Zinssatz von 3,00 % pro Jahr gewählt. Dann beschließen Sie, sich Ihr Geld bereits nach neun Monaten – also drei Monate vor Ablauf der Veranlagungsdauer – auszahlen zu lassen. Von 3,00 % werden Ihnen nun die Liquiditätskosten von "Bundesschatz" (ohne Gebühren) in Höhe von 0,15 % (3 x 0,05 %) abgezogen. Sie erhalten für Ihre Neun-Monats-Veranlagung somit einen Zinssatz von 2,85 % pro Jahr (exkl. KESt).

Am Laufzeitende können Sie sich das Geld auszahlen lassen oder auf "Wiederveranlagung" drücken
Am Laufzeitende können Sie sich das Geld auszahlen lassen oder auf "Wiederveranlagung" drücken
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Was passiert, wenn die Bindung ausläuft?
Das hängt davon ab, ob Sie "Auszahlung" oder "Wiederveranlagung" angegeben haben.

Wenn ich nichts angegeben habe?
Dann geht "Bundesschatz" von einer "Wiederveranlagung" aus. Sie wird dann zu den zum Zeitpunkt der Wiederveranlagung gültigen Zinssätzen durchgeführt.

Wenn ich "Auszahlung" angegeben habe?
Dann wird der Anlagebetrag inkl. Zinsen und exkl. KESt auf Ihr Referenzkonto überwiesen.

Werde ich vor dem Auslaufen der Bindung verständigt?
Ja, Sie erhalten einige Tage vor Ablauf der Veranlagung ein E-Mail und können dann entscheiden, ob Sie das Geld ausbezahlt oder wiederveranlagt haben möchten.

Wie lange habe ich für die Entscheidung Zeit?
Bis einen Arbeitstag vor Ablauf der Veranlagungsfrist.

Mit welchem Stichtag beginnt meine Veranlagung?
Es gilt der Zeitpunkt des Zahlungseinganges. Eine Überweisung von Ihrem Gehalts- oder Girokonto ("Referenzkonto") auf Ihr Bundesschatz-Konto nimmt in der Regel ein bis zwei Bankarbeitstage in Anspruch.

Was ändert sich für Kunden von "Bundesschatz alt"?
Nichts. Allerdings gibt es die Möglichkeit für Kunden von "Bundesschatz alt" das bestehende Kapital vom ursprünglichen bundesschatz.at-Konto mit den aktuell gültigen Zinssätzen auf den neuen Bundesschatz zu transferieren. In diesem Fall muss man das Hotline Service-Center für "bundesschatz.at alt“ anrufen. Telefonnummer +43 676 632 56 41 .

Fällt für die Zinsen KeSt an?
Ja, die nach dem Einkommensteuergesetz vorgeschriebene Kapitalertragsteuer (27,5% Wertpapier-KESt) wird bei Personen, die ihren ordentlichen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt in Österreich haben, automatisch einbehalten.

Entspricht diese KeSt der Höhe anderer Sparprodukte?
Nein, die Kapitalertragsteuer für Zinsen aus Sparbüchern liegt in Österreich bei 25%.

Was bedeutet es, dass Bundesschätze als Pensionsrückstellung geeignet sind?
Bundesschätze sind Wertpapiere der Republik Österreich und fallen somit unter § 14 Abs. 7 lit 4 (b) EStG. Das heißt, dass natürliche Personen, die Einzelunternehmer sind, "Bundesschatz" für die Bildung einer Pensionsrückstellung heranziehen können.

Mit den Bundesschätzen lässt sich für die Pension ansparen, auch Steuervorteile winken
Mit den Bundesschätzen lässt sich für die Pension ansparen, auch Steuervorteile winken
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Kann ich für den Bundesschatz Steuervorteile lukrieren und wenn ja, welche?
Ja, Bundesschätze sind gemäß § 14 Abs. 7 lit 4 (b) EStG Wertpapiere der Republik Österreich und somit geeignet, einen Gewinnfreibetrag gem. § 10 Abs. 1 EStG geltend zu machen. Dies gilt auch für Bundesschätze mit einer Zinsbindung von weniger als vier Jahren.

Was muss ich dabei beachten?
Für den Gewinnfreibetrag ist es erforderlich, dass der "Bundesschatz" ab dem Anschaffungszeitpunkt mindestens vier Jahre dem Betriebsvermögen gewidmet sein muss. Würde der Gewinnfreibetrag vor Ablauf dieser Frist aus dem Betriebsvermögen (durch Veräußerung oder Entnahme) ausscheiden, wäre der geltend gemachte Gewinnfreibetrag grundsätzlich nachzuversteuern. Bundesschätze stellen auch bei einer Laufzeitvariante von weniger als vier Jahren begünstigte Wertpapiere dar. Zur Vermeidung einer Nachversteuerung dürfen diese allerdings vor Ablauf von vier Jahren nicht aus dem Betriebsvermögen ausscheiden, sodass die Laufzeit gegebenenfalls verlängert werden muss.

Und? Lohnt sich das Ganze nun?
Es ist jedenfalls eine gute Alternative zum klassischen Sparbuch. Einige wenige Banken bieten derzeit attraktivere Zinssätze an, ein großer Teil muss sich aber hintenanstellen.

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