"Nonnas" auf netflix
Wie italienische Omas die Welt ein bisschen besser machen
Der warmherzige Wohlfühl-Film "Nonnas" feiert italienische Küche und den Zusammenhalt der Familie als Patentrezept gegen die Kälte der modernen Welt – und ist dabei dennoch kein bisschen retro, sondern trifft den Zeitgeist perfekt. Ab sofort zu sehen auf Netflix.

Seit Jahren ist das amerikanische Kino auf der Suche nach sich selbst. Zwischen seelenlosen Superhelden-Movies, oft hirnloser Streaming-Massenware, aufgesetzt progressiven "Agenda-Filmen" und schrägen Arthouse-Experimenten zersplitterte die US-Filmkunst in ihre Einzelteile. "Den amerikanischen Mainstream-Film", der so gut wie alle gleichermaßen anspricht, gibt es eigentlich kaum noch – was natürlich vor allem auch mit der allgemeinen Spaltung der Gesellschaft zu tun hat.
Make Film Great Again - aber wie? Ob die rezenten und sich vor allem durch absolute Ahnungslosigkeit auszeichnenden Filmzoll-Ideen von US-Präsident Donald Trump das US-Kino "great again" machen werden, darf bezweifelt werden. Zumal sein 86-jähriger "Hollywood-Botschafter" Jon Voight wohl kaum die Rolle als kreativer Ideengeber erfüllen wird können, die sich Trump von ihm erhofft.
Feel-Good-Film mit Herz Just zu einem Zeitpunkt, wo es in Hollywood viel mehr Fragen als Antworten zu geben scheint, ist es nicht nur überraschend, sondern vor allem erfrischend und wohltuend, einen Film wie "Nonnas" vorgesetzt zu bekommen: Die warmherzige Komödie ist ein Feel-Good-Movie alter Schule und im allerbesten Sinn, durch und durch amerikanisch, dabei trotzdem vorsichtig modernisiert. Und: Der Film bringt vor allem eine entscheidende Qualität mit: Er hat das Herz am rechten Fleck.
Essen hält die Familie zusammen "Nonnas" erzählt die Geschichte von Joe Scaravella (Vince Vaughn, der offenbar ein paar Mal beim Beauty-Doc war), einem Mechaniker mit italo-amerikanischen Wurzeln, der in einer großen Familie in Brookyln aufgewachsen ist. Essen - soweit das irgendwie doch zutreffende Klischee - war von klein auf ein wichtiger Teil seines Lebens. Seine Großmutter und seine Mutter kochten mit großer Leidenschaft und Joe war stets fasziniert von der Hingabe, mit der sie den Kochlöffel schwangen.

Zeit für Neues Als Joes kranke Mutter stirbt, ändert sich für den alleinstehenden Mann mittleren Alters einiges. Er hat sie jahrelang gepflegt, nun steht er allein da. Mit viel Zeit, aber auch etwas Geld, das sie ihm hinterlassen hat. Sein bester Freund Bruno (Joe Manganiello) und dessen Frau drängen Joe, nun etwas "aus seinem Leben zu machen", sich etwas zu gönnen, neue Dinge auszuprobieren.
Italienisches Soul-Food Joe weiß erst nicht so recht, was er mit der neu gewonnenen Freiheit und dem Geld anfangen soll. Beim Besuch auf einem italienischen Markt in Staten Island, auf dem er früher immer mit seiner Mutter war, entdeckt er schließlich ein leerstehendes Lokal und hat eine Idee: Ein Restaurant mit typisch italienischen Familiengerichten, gekocht von "Nonnas", italo-amerikanischen Omas, mit derselben Liebe, wie er das aus seiner Familie kannte.

Alte Liebe, neu entfacht Bruno hält das zuerst für eine Schnapsidee, hilft seinem Kumpel aber dann doch bei der Renovierung des Lokals, während Joe eine 4-köpfige Nonna-Crew zusammenstellt, zu der Gia (Susan Sarandon, u.a. Oscar für "Dead Man Walking"), Antonella (Brenda Vaccaro, u.a. "Midnight Cowboy"), Teresa (Talia Shire, sie spielte u.a. Michael Corleones Schwester in "Der Pate") und Roberta (Lorraine Bracco, u.a. "Goodfellas", "Die Sopranos") gehören. Während die vier sich in der Küche immer wieder in die Haare kriegen, kommen sich Joe und Antonellas Nachbarin, seine frühere High School-Flamme Olivia (Linda Cardellini), langsam näher.
Liebevolle Figurenzeichnung "Nonnas" ist sympathisch, liebevoll umgesetzt, witzig und bringt vor allem eines mit: Ganz viel Liebe für seine Figuren. Die Ansiedlung im italo-amerikanischen Working Class-Milieu New Yorks wirkt geradezu anachronistisch: Während von den 1970ern bis in die 1990er zahlreiche US-Filme aller Genres in dieser ganz eigenen Subkultur spielten (man denke nur an Martin Scorseses Werk oder den Oscar-gekrönten Film "Mondsüchtig" von Norman Jewson), war diese zuletzt filmisch kaum noch präsent.

Küchenschlacht Herzstück des Films sind die "Nonnas", die hohen Unterhaltungswert mitbringen, was auch an der Schauspielleistung der vier älteren Damen liegt. Zu den witzigsten Szenen gehört das Aufeinandertreffen der stolzen Sizilianerin Roberta mit der ebenso stolzen Norditalienerin Antonella, die sich erst ihre gegenseitigen herkunftsbezogenen Vorurteile an den Kopf werfen. Und dann, in der Küche, Tomaten, Zwiebel und andere Lebensmittel, bis das ganze in einem Food Fight ausartet, der mit einem Brand endet.
Herz und Leidenschaft "Nonnas" mundet wie ein italienisches Gericht: Eine leicht bekömmliche Geschichte, die trotzdem emotionale Tiefe mitbringt. Gute Darsteller und vor allem Darstellerinnen, die Freude bei ihrer Arbeit haben. Dazu Witz und Humor. Und als wichtigste Zutat Herz und Leidenschaft, wie Joes eigene Nonna in einer Rückblende beim Kochen ihrer Tomatensauce erklärt.

Fazit So gelingt Netflix mit "Nonnas" ein nicht unbedingt zu erwartender Überraschungshit, ein Feel-Good-Film, der Freude macht und ganz nebenbei die Lust aufs Kochen und Essen weckt. Und tatsächlich für die ganze Familie - von jung bis alt - etwas zu bieten hat.
"Nonnas", Komödie. USA 2025, 114 Minuten, Netflix