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Wie Österreichs "Schnitzel-Musk" die Koalition in Teufels Küche brachte

Für SPÖ und ÖVP ist NEOS-Rabiator Sepp Schellhorn längst ein rotes Tuch. Vor der Budgetrede des Finanzministers riss seine Dienstwagen-Affäre nun die erste Bruchlinie in der Regierung auf. Eine Intrige? Man sollte die Rechnung nie ohne den Wirt machen.

"Grantiger Unternehmer" nennt Sepp Schellhorn sich selbst, warum wohl?
"Grantiger Unternehmer" nennt Sepp Schellhorn sich selbst, warum wohl?
Sabine Hertel
Newsflix Kopfnüsse
Akt. Uhr
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Heuer waren 70 Elche zu sehen. 17 weniger als im vergangenen Jahr. Dafür kamen sie eine Woche früher, weil es auch in Skandinavien immer wärmer wird. Der Klimawandel ist keine regionale Brauchtums-Veranstaltung.

Es wurde noch nicht bekannt gemacht, wie viele Zuschauer diesmal live dabei waren, als die Elche gemächlich durch den Fluss Ångermanälven stapften. Im Vorjahr schauten während der knapp dreiwöchigen Übertragung 9 Millionen Menschen zu. Daheim. Im Büro. Unterwegs. Zu sehen gab es meist wenig. Das beruhigte in unruhigen Zeiten. Endlich passierte einmal ausdrücklich nichts.

Mit KI-Stimme: Wie Österreichs "Schnitzel-Musk" die Koalition in Teufels Küche brachte

"Den stora älgvandringen“ ist das "Dancing Stars" der Schweden, obwohl die Stars der Show keine Promis sind, sondern Elche wie du und ich. Ab 15. April übertrug das öffentlich-rechtliche Fernsehen auf seiner Online-Plattform Play, was sich rund 290 Kilometer nördlich von Stockholm zutrug. Oder nicht. Die meiste Zeit des Tages sah man den Wald vor lauter Bäumen nicht.

2019 fing alles an. Da wurde "Die großen Elchwanderung" auf die Sommerweiden erstmals live übertragen, ohne Kommentar, und der Erfolg war überwältigend. Schnell hatte man einen Fachbegriff für das Bildschirm-Ereignis bei der Hand, das mitnichten ein Ereignis war, aber den Zeitgeist voll traf: "Slow-TV".

Wasser marsch! Auf solche Bilder warten viele Schweden viele Stunden lang
Wasser marsch! Auf solche Bilder warten viele Schweden viele Stunden lang
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Bei der siebenten Staffel heuer waren bereits 26 TV-Kameras, sieben Nachtsichtgeräte, 40 Mikros und eine Drohne im Einsatz, sie produzierten 478 Stunden Filmmaterial. Es existieren Facebook-Gruppen mit über 76.000 Mitgliedern, Fans verschicken Push-Nachrichten, wenn der erste Elch auftaucht, oder einer später etwas Lustiges macht.

Ein Influencer-Paar kommentierte die Elchwanderung live. Es gab einen Elch-Chat, eine 60-minütige Doku, ehe es losging. 20 Elche trugen Halsbänder mit einem GPS-Sender, sie waren auch über eine interaktive Karte verfolgbar.

Die Elche haben längst Nebendarsteller bekommen. Die Kameras fingen Bären, Vielfraße oder Adler ein. Die Nation konnte 24 Stunden am Tag zusehen, wie die Natur ihren Lauf nahm, auch über Split-Screen mit vier Kameras gleichzeitig. Bis 4. Mai um 22 Uhr ging das so, dann vertagte man sich mit den Elchen auf 2026.

Wo ist der Elch? Im Produktionsraum dreht sich mehr oder weniger alles um diese Frage
Wo ist der Elch? Im Produktionsraum dreht sich mehr oder weniger alles um diese Frage
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In Schweden gingen die Kameras aus, im Vatikan an. Diese Woche schauten Millionen Menschen einem Kamin beim Kaminsein zu. Das "Slow TV" bremste nun das Leben in Rom ein, es galt, einen neuen Papst zu finden. Wie immer kam einer zum Zug, der erst zum großen Favoriten erklärt wurde, als er schon längst gewählt war.

Der Vatikan machte das Ergebnis wie üblich über einen seltsamen Weg öffentlich. Es gab keinen Doorstep durch den Kämmerer, obwohl ausreichend viele Doors zur Verfügung gestanden wären. Immerhin verwahrt der "Clavigero" 2.979 Schlüssel, erfuhr ich diese Woche. Nein, man trat mit der Außenwelt über Rauchzeichen in Kontakt.

Am Land liest man von der Farbe des Rauchs ab, ob der Nachbar das Holz ordentlich hat trocknen lassen. Je nachdem macht man die Fenster zu, holt die Feuerwehr oder ruft den Nachbarn an, um ihm durch die Blume zu sagen, dass er ein Elch ist.

In der katholischen Kirche erfüllt der Rauch einen anderen Zweck. Also schaute die Welt am Donnerstag knapp nach 18 Uhr auf das Dach der Sixtinischen Kapelle, sah eine Möwenfamilie samt Jungtier landen und bemerkte wenig später, dass weißer Rauch aufstieg. Ein paar Influencer unten am Petersplatz werden sich in den Hintern gebissen haben, dass sie keine Flügel bei der Hand hatten, um das Selfie ihres Lebens zu schießen.

Bei Rauchzeichen handelt es sich um eine niederschwellige Form der Fernkommunikation, eine frühe Art der Handynutzung also. Die Indianer hatten einige Expertise in dem Verfahren, sie waren sogar in der Lage mehr mitzuteilen, als nur dass der Ofen brennt. Wäre Winnetou Kardinal geworden, hätte er durch geschickte Steuerung der Rauschwaden der Welt übermitteln können: "Da Leo is wurn."

So aber musste man am Donnerstag über eine Stunde warten, bis der neue Papst auf den Balkon trat und von einem College-Block ablas, dass er nun der neue Papst ist. So ähnlich wird es uns am Dienstag ergehen. Da steigt in Wien weißer Rauch auf, der Finanzminister hält im Nationalrat seine Budgetrede und wir erfahren endlich, was wir ohnehin schon wissen.

Augen auf ...
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Helmut Graf
... bei der Berufswahl
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Helmut Graf

Der Weg bis dahin war steinig und auch etwas anders als in der Vergangenheit. Über Jahrzehnte gehorchten Budget-Verhandlungen ihrer eigenen Choreografie. Im Vorfeld wurde den Ministerien zunächst beschieden, dass kein Geld für Spompanadeln da sei.

Die Ministerinnen und Minister nahmen das zu Kenntnis und wandten sich daraufhin umgehend – wiewohl auch diskret – an Medien, um theatralisch vor dem Untergang des Abendlandes zu warnen, wenn da und dort der Rotstift grob angesetzt werden würde – vor allem in ihrem eigenen Umfeld.

Das endete in den so genannten "Beichtstuhlgesprächen". Die Ministerinnen und Minister wurden einzeln ins ehemalige Winterpalais von Prinz Eugen gebeten oder vorgeladen oder zitiert. Sie verließen die Himmelpfortgasse in der Regel mit einigen Millionen weniger zur freien Verfügung.

Es handelte sich um keine Wohlfühltermine, denen man sich entgegensehnte. In dem Gebäudekomplex des Finanzministeriums befindet sich auch eine kleine Kapelle, sie ist mehr hoch als lang. Es kam bald das Gerücht auf, dass der eine oder andere Minister vor dem "Beichtstuhlgespräch" die Kapelle aufsuchte, um seine Lage durch ein paar Vaterunser entscheidend zu verbessern.

Es lässt sich nicht eruieren, ob die Geschichte einen wahren Kern hat. Und schon gar nicht, ob sich nach den Vaterunsern der Himmel tatsächlich in Verhandlungen einschaltete. Was mit Bestimmtheit gesagt werden kann, ist, dass es die "Beichtstuhlgespräch" heuer gab, aber wiederum auch nicht.

Hobt's noch schnöll a Frog, jetzt san die onderen zwa eh weg?
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Die Vorbereitungen auf die Budgetrede begannen am Tag nach der Angelobung, am 4. März also. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Zahlen schon ihre Contenance verloren. Immer neue Fehlbeträge im Budget erschreckten und empörten das Land gleichermaßen.

Vor den Nationalratswahlen im September hatte der damalige Kanzler Karl Nehammer noch gemeint, es genüge, wenn wir einfach den Budgetkuchen größer machen würden. Die brillante Idee brachte ihm einen Direktorenposten bei der Europäischen Investitionsbank ein.

Die Lücke bis zum Amtsantritt füllt Nehammer, indem er sein bisheriges Leben aufschreibt. Die Eigen-Innenschau "Sich selbst treu bleiben" erscheint am 21. August. Vielleicht erläutert er uns darin auch die Sache mit dem Kuchen näher.

Diesen Kuchen größer zu machen, ist uns nämlich nicht gut gelungen, eher wurden die Zutaten fortlaufend teurer. 6 Milliarden, 12 Milliarden, 21 Milliarden, immer mehr Euros schienen im Budgettopf zu fehlen. Wir waren drauf und dran, die EU zu bitten, uns ein bisschen bei den Excel-Tabellen unter die Arme zu greifen.

Die 6 Kilo weniger sieht man dem Stocker Christian gar nicht an, oder waren es 6 Deka?
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Helmut Graf

Im Finanzministerium sitzt seit 4. März Markus Marterbauer. Er hatte keine gute Vorrede. Kritiker befürchteten, der linke Arbeiterkammer-Ökonom werde die Republik flink auf Planwirtschaft umstellen. Aber der Volkswirt erwies sich schnell als Pragmatiker.

Er definierte die Einsparungsziele mit 6,4 Milliarden Euro heuer und 8,7 Milliarden im nächsten Jahr. Er unterband, dass Ministerinnen und Minister über den Umweg Medien dem Staat mehr Geld abpressen konnten. Und er ließ die "Beichtstuhlgespräche" entfallen. Zumindest zu Beginn.

Verhandelt wurde auf mehreren Ebenen. Ganz oben saßen der Finanzminister, Finanz-Staatssekretärin Barbara Eibinger-Miedl und Deregulierungs-Staatssekretär Sepp Schellhorn, intern "Triumvirat" genannt. Das "Triumvirat" agierte ähnlich wie die Steuerungsgruppe während der Koalitionsverhandlungen. Wenn es hakte, fiel die Entscheidung hier.

Der Maschinenraum der Verhandlungen bestand aus der "Kabinettsgruppe", ebenfalls drei Personen, im Brotjob Büroleiter oder Koordinator der Regierung. Ihnen arbeitete eine "Expertengruppe" aus dem Finanzministerium zu.

Was soll ich denn machen ...
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Helmut Graf
..wenn die mich als Päpstin nicht wollen?
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Helmut Graf

Das ging nicht immer geräuschlos vor sich, aber die Schreie der Regierungsmitglieder, die sich finanziell an Armen und Beinen amputiert fühlten, drangen nicht nach außen. Am Ende stieg in dieser Woche weißer Rauch auf, die Einigung auf das Doppelbudget war erzielt.

Zuvor aber waren die "Beichtstuhlgespräche" zurückgekehrt. Marterbauer wünschte sich nämlich auch Einsparungen in den Ministerien selbst und das in Höhe von 1,1 Milliarden Euro, im Schnitt 15 Prozent. Der Einfachheit halber sollten die Parteien in "ihren" Ministerien auf Geldsuche gehen.

Den Ressortchefs fielen Ausflüchte schwer. Im Finanzministerium gibt es nämlich "Spiegelbeamte". Sie sind jeweils einzelnen Ministerien zugeordnet und haben dort vollen Einblick in die Buchhaltung. Da geht nicht jeder Schmäh rein.

Das Finanzministerium selbst steuerte zusätzlich 100.000 Euro bei. Bei der Budgetrede am Dienstag wird auffallen, dass etwas fehlt – der "Budgetziegel" nämlich. Jener Stapel Papier, der die Mühsal der Budgeterstellung versinnbildlichen soll. 4.000 Seiten dick und 12 Kilo schwer war er beim letzten Haushaltsentwurf für 2024.

Marterbauer schaffte die gedruckte Version ab. Er holte sich dafür das Okay von Parlamentsdirektion und den Klubs der Parteien. Das Posieren vor dem Papierturm im Nationalrat kann entfallen.

Am Dienstag tritt Finanzminister Markus Marterbauer aus seinem Schatten
Am Dienstag tritt Finanzminister Markus Marterbauer aus seinem Schatten
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Was auch anders ist: Am Montag wird einigen Journalisten ab 18 Uhr das Budget vorab erläutert. Die meisten bisherigen Ressortchef nutzten derartige Veranstaltungen gern als große Bühne für sich im eigenen Haus. Der Minister referierte, am Rande saßen die Sektionsleiter aufgefädelt wie an einer Schnur, dicke Aktenordern an den Sesselbeinen, bereit, stets fachkundig Auskunft zu geben.

Marterbauer nimmt diesmal zum Termin ÖVP-Staatssekretärin Barbara Eibinger-Miedl mit, die beiden sind in den vergangenen Wochen zu einem Team geworden, was nett ist, aber wiederum auch zu nett. Denn es gibt ja drei Parteien in der Regierung und deshalb bekam das Doppelbudget für 2025 und 2026 auch einen doppelten Auftritt von drei Staatssekretären spendiert.

Weil sich die NEOS nicht vom Tisch verdrängen lassen wollten, luden Alexander Pröll (ÖVP), Michaela Schmidt (SPÖ) und Sepp Schellhorn (NEOS) am Donnerstag zum Hintergrundgespräch, das sich von einer Pressekonferenz nur im Namen unterschied. Aber Hintergrundgespräch klingt einfach mystischer.

Der Termin war kurzfristig angesetzt worden, Neues gab es wenig zu hören. Aber es sollte wohl vorrangig der Eindruck vermieden werden, dass Schellhorn nicht Teil des Teams sei, und da sind wir gleich mittendrin im Problem. Es hat mit Autos zu tun. Nichts bewegt diese Republik mehr.

Staatssekretariat: Sepp Schellhorn, Alexander Pröll, Michaela Schmidt haben den Kabelsalat
Staatssekretariat: Sepp Schellhorn, Alexander Pröll, Michaela Schmidt haben den Kabelsalat
Helmut Graf

Sepp Schellhorn hat allerlei, viele Freunde in der Regierung hat er nicht. Er ist mehr Schwertkämpfer als Florettfechter, auf X nennt er sich selbst "grantiger Unternehmer" und das lebt er auch. Seine Zunge überholt oft seine Lunge. Wo andere einen Atemzug lang nachdenken, haben bei ihm schon die ersten Buchstaben den Mund verlassen.

Das war schon in den Koalitionsgesprächen merkbar, Schellhorn saß oft mit dem Messer zwischen den Zähnen da. In den Untergruppen, in denen er auftrat, sah er im Kompromiss keinen heiligen Gral, sondern eher ein Kraflwerk.

Als sich ÖVP, SPÖ und NEOS doch noch zusammenrauften, stellte sich schnell die Frage: was tun mit dem streitbaren Gastwirt aus Salzburg, der gern durch die Wand geht, selbst wenn gar keine Wand da ist?

Im Unterschied zum Parlament haben sie im Bundeskanzleramt wenigsten noch anständige Sessel
Im Unterschied zum Parlament haben sie im Bundeskanzleramt wenigsten noch anständige Sessel
Helmut Graf

Am Ende nahm ihn Beate Meinl-Reisinger mit zu sich ins Außenministerium. Das ergab zwar keinerlei Sinn, aber um es wenigstens optisch darstellbar zu machen, bekam Schellhorn die Fachgebiete "Auslandskultur und Unternehmensservice" überantwortet. Vermutlich weiß er nicht einmal selbst, was darunter zu verstehen ist.

Seine eigentliche Mission blieb "Deregulierung und Entbürokratisierung", Schellhorn sollte Österreichs Antwort auf Elon Musk werden. Vor zwei Jahren hatte der Koch auf X noch leidenschaftlich darüber gestritten, welche Anzahl von Eiern für eine Schnitzelpanier angemessen erscheint. Nun soll der "Schnitzel-Musk" Bürokratie und Föderalismus im Land panieren. Das schmeckt nicht allen.

In doch recht kurzer Zeit verprellte Schellhorn im Amt, was er nicht schon zuvor verprellt hatte. Drei Wochen nach der Angelobung richtete er den Ländern und Gemeinden aus, sie müssten mehr sparen. "Wir brauchen keine Zurufe aus Wien, rief Landeshauptmann Thomas Stelzer aus Oberösterreich zurück. Erst am Donnerstag kündigte Schellhorn an, nun in den "Förderdschungel mit einer Machete hineinschlagen" zu wollen.

Der Grantscherm auf zwei Beinen hat es geschafft, ÖVP und SPÖ gleichermaßen gegen sich aufzubringen. Er legt sich mit den Strukturen an, den Kammern, den Behörden, dem föderalen System. Er vergreift sich damit an der DNA von Volkspartei und Sozialdemokratie, die dieses Genom in den vergangenen Jahrzehnten erschaffen hatten, die guten und die schlechten Teile davon. Für die Gewerkschaft ist der Kämpfer für ein freies Unternehmertum sowieso ein Endgegner.

Der Budgetziegel im Wandel der Zeit: Magnus Brunner 2023 ...
Der Budgetziegel im Wandel der Zeit: Magnus Brunner 2023 ...
Sabine Hertel

Deshalb erstaunt auch nicht, dass Schellhorn nun lediglich von Schattengewächsen verteidigt wurde, als er seine erste Affäre im Amt zu überstehen hatte. Vor knapp zwei Wochen kam auf, dass der Umtriebige seinen Dienstwagen getauscht hatte. Vom Audi A6 stieg er auf einen Audi A8 in Langversion mit 5,32 Meter Länge, 462 PS und Allradantrieb um.

In Zeiten von Sparpaketen macht das keinen schlanken Fuß. Die Berichterstattung sprang von "Heute" auf weitgehend alle Medien des Landes über. Sie nahm auch deshalb immer absurdere Formen an, weil Schellhorn weitgehend alles falsch machte, was man falsch machen kann.

Für einen Staatssekretär, der dem Land das Sparen beibringen will, ist die Anschaffung eines Luxusautos eine Tölpelei. Die Aktion war unvernünftig, die Reaktion respektlos, die Herumrechnerei hanebüchen, der Vergleich mit der Nazizeit unterirdisch. Bei all den Torheiten sollte aber nicht übersehen werden: Ein Audi A8 wird nicht über das Schicksal Österreichs richten. Auch nicht in der Langversion.

Der Fuhrpark der Republik entscheidet auch nicht darüber, ob wir ein EU-Defizitverfahren bekommen. Die Kommissare werden nicht sagen: "Ah, nach Österreich müssen wir nicht mehr fahren, der Schellhorn ist auf einen Škoda Octavia umgestiegen."

... 2020 schaute Gernot Blümel ein bisschen aus wie bestellt und nicht abgeholt ...
... 2020 schaute Gernot Blümel ein bisschen aus wie bestellt und nicht abgeholt ...
Denise Auer

Was mich in der Affäre mehr erstaunt hat: Gibt es da niemanden in der Regierung, den Kabinetten, unter den Sprechern, den Beratern, der sagt: "Obacht das könnte uns auf den Motordeckel fallen? Wir frieren die Familienleistungen ein, nehmen den Pensionisten höhere Krankenbeiträge ab, aber schauen darauf, dass wir weiter mit bequemen Karossen in die Abendsonne fahren können?

Oder wurde Schellhorn absichtlich ans Messer geliefert? Um ihm auszurichten: Dein Spargel wächst auch nicht in den Himmel?

Da spricht einiges dafür. Denn in der Regierung fahren alle fette Autos, sieben Ministerinnen und Minister ebenfalls einen A8. Für die neue Justizchefin Anna Sporrer wurde völlig geräuschlos ein A8 60 TFSI e quattro Lang angeschafft. Und ein BMW 750e x drive, in dem etwa Christoph Wiederkehr kutschiert wird, ist jetzt auch kein Firmungsgeschenk.

... Hans Jörg Schelling 2016 hatte zum Budgetziegel ein eher distanziertes Verhältnis
... Hans Jörg Schelling 2016 hatte zum Budgetziegel ein eher distanziertes Verhältnis
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Mit der Dienstwagen-Affäre erlebt die Regierung ihr erstes Kommunikations-Waterloo. Wer denkt, das würde Schellhorn bremsen, hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Er lebt von Reibungsenergie, wird sich nun nicht hinter dem Ofen verstecken und die Ungerechtigkeit der Welt beklagen.

Im Unterschied zum Großteil des derzeitigen politischen Personals ist Schellhorn auf den Regierungsjob nicht angewiesen Er hat sich ein kleines Kochreich geschaffen, das in seiner Abwesenheit nun von seiner Frau als Geschäftsführerin gemanagt wird.

Schellhorn hat eine halbe Million Follower auf Instagram, ist häufig in deutschen Kochshows zu sehen, seine Kochbücher verkaufen sich wie die warmen Semmeln. Sein YouTube-Kanal "Sepp, was machst du?" hat über 170.000 Abonnenten, das ist fünf Mal mehr als Karl Nehammer bei der letzten Nationalratswahl Vorzugsstimmen schaffte.

Ich wünsche einen vorzüglichen Sonntag! Wie wäre es am Muttertag mit einer Elchwanderung? Moose aber auch nicht sein.

Bis in einer kleinen Weile!

Mit KI-Stimme: Ein Herz und eine Kehle

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