Österreichs Nationalteam führte die Dressen für die WM vor. Rot-Schwarz, "Immer wieder Österreich" im Nacken, abseits des Platzes mit Halstuch. "Pfadfinder-Anklänge", sieht Marina Hörmanseder. Was Österreichs bekanntester Designerin gefällt, was eher nicht.

Zugegeben, nicht nur die Art und Weise, sondern auch die Geschwindigkeit, mit der sich Österreichs Nationalteam zur Fußball-WM 2026 gespielt hat, war beeindruckend. Sechs Siege und ein Remis genügten für den Direkteinzug in die Finalrunde. Bumm, zack, danke sehr.
Weil man Erfolgsrezepte ja tunlichst beibehalten soll, bleiben der ÖFB und seine Kicker am Gas. Am Mittwoch präsentierte der nationale Fußballbund bereits die neuen Dressen für die WM in Nordamerika – 189 Tage vor dem ersten Ankick in Mexiko-City am 11. Juni 2026.
Und nicht nur bei der Spielanlage (Motto kicken statt raunzen), sondern auch beim Design der Trikots setzt man auf Neues. Erstmals in der mehr als hundertjährigen ÖFB-Geschichte wird die rot-weiß-rote Equipe in Übersee in rot-schwarzen Dressen auflaufen.
Das sieht einerseits durchaus spektakulär aus – macht aber auch ein wenig ratlos: Sind wir mit den neuen Trikots auch modisch vorne mit dabei? Oder droht unseren Kickern vom Style-Schiedsrichter die Rote Karte?
Was sich ÖFB und Trikot-Partner Puma beim Design der neuen Mannschaftskleidung gedacht haben, weshalb die modische Tücke meist im Detail liegt und was Österreichs aktuell erfolgreichste Designerin, Marina Hörmanseder, über die rot-schwarze Arbeitskleidung der Herren Alaba, Arnautovic und Co. denkt – das muss man über die neuen Dressen der ÖFB-Herren wissen:

Warum wurden die neuen Dressen schon so früh präsentiert?
Einerseits vermutlich, weil man die positive Stimmung nach der direkten WM-Qualifikation des Teams "mitnehmen" und verlängern wollte. Und andererseits ganz bestimmt auch, weil sich der ÖFB im Vorweihnachtsgeschäft noch einen schönen Umsatz mit den Shirts erhofft. Daher war eine zentrale Botschaft der Trikot-Präsentation auch, dass diese ab sofort im ÖFB-Fanshop geordert werden können.
Was kostet der Spaß?
Es gibt zwei Varianten: Das "Authentic"-Trikot aus dem selben Hightech-Kunststoff, den auch unsere Kicker am Spielfeld tragen. Es ist tailliert und sehr sportlich geschnitten und kostet 149,99 Euro. Und dann eine "Replica"-Version, ebenfalls aus Kunstfaser, aber etwas bequemer gefertigt, um 99,99 Euro. Die Replica-Version gibt es für Herren, Damen und Kinder (79,99 Euro).
Aus Kunststoff?
Hightech-Kunststoff, um genau zu sein. So wird der Schweiß rascher nach außen transportiert und kann verdunsten. Beide Trikot-Varianten werden übrigens aus mindestens 50 Prozent recycelten Materialien hergestellt, versichert ÖFB-Ausstatter Puma.


Muss man über die neuen Dressen noch etwas wissen?
Es handelt sich um die neuen Heim-Trikots des ÖFB-Teams. Das bedeutet, dass die Mannschaft in jedem Spiel, bei dem sie Heimrecht hat, in diesen Outfits auflaufen wird und der jeweilige Gegner seine Dressen darauf abstimmen muss. Heißt: Hat der Gegner ebenfalls rote Klamotten, muss er auf die Zweit-Dressen (die sogenannten Auswärtsdressen) wechseln.
Macht das was aus?
Es ist kein Beinbruch, aber eventuell ein psychologischer Nachteil.
Und wie sehen die österreichischen Auswärts-Dressen aus?
Aktuell sind diese noch schwarz, aber auch hier hat man sich beim ÖFB für die WM-Saison 2026 etwas Neues einfallen lassen. Die neuen Auswärts-Trikots sollen allerdings erst im kommenden März präsentiert werden.


Wer hat das neue, rot-schwarze Heim-Trikot unserer Kicker gestaltet?
Gute Frage, darauf gibt es keine konkrete Antwort. In der Aussendung, die die Fotos von David Alaba, Marko Arnautovic und Co. in den neuen Dressen begleitete, ist nur vom ÖFB und Puma als Urhebern des neuen Styles die Rede. Das klingt dann so: "Mit innovativem Design und modernster Technologie setzen die neuen Jerseys ein starkes Zeichen für Teamgeist, Leidenschaft und Zusammenhalt."
Wie kommen die neuen Trikots bei den Fans an?
Die Reaktionen sind durchwachsen. Wer die einschlägigen Online-Foren scannt, kann derzeit mehr Spielanteile des Teams "Finde ich jetzt nicht soooo toll" erkennen. Aber das kann durchaus noch kippen, die Anlagen für einen Erfolg der neuen Dressen sind definitiv da.

Als Modemacherin setzt sie vor allem auf sexy Lederlooks und Korsagen, dafür nimmt auch Anleihen im Fetisch-Bereich. Und ihr Markenzeichen sind Kleidungsstücke aus Lederriemen mit goldenen Schnallen: Die Wienerin Marina Hörmanseder, die in Berlin lebt und arbeitet, ist Österreichs bekannteste und erfolgreichste Mode-Designerin.
Aber privat schlägt ihr Herz – auch – für den Fußball. Sie ist Anhängerin von Rapid Wien, war bereits Botschafterin des ÖFB-Cups und gerät vollkommen aus dem Häuschen, wenn Norwegens Sturm-Bulldozer Erling Haaland im gegnerischen Sechzehner aufräumt. Was sie vom Design der neuen ÖFB-Dressen hält und was sie dabei anders gemacht hätte, erklärt sie im Newsflix-Interview:
Sind unsere Spieler mit den neuen Dressen modisch bereit für den Weltmeistertitel?
(Lacht) Das wären sie eher, wenn ich die neue Trikots designt hätte, aber wahrscheinlich hat der ÖFB meine Telefonnummer verloren.
Wie gefallen Ihnen die neuen Nationalteam-Trikots?
Vorweg, die Reaktionen in den Sozialen Medien sind ja durchwegs eher negativ, und das kann ich nicht nachvollziehen. Es sind viele gute Ansätze in dem neuen Design enthalten. Die Tücke liegt allerdings im Detail – und da gäbe es schon noch Manches zu verbessern.

Und zwar?
Der Reihe nach: Was mir sofort auffällt, sind die drei Puma-Logos. Eines auf der Brust und zwei auf den Schultern. Wozu auf den Schultern? Werden die Spieler von oben gefilmt, während sie spielen? Das ist für mich nicht nachvollziehbar.
Was noch?
Die schwarzen Design-Elemente links und rechts seitlich vom Bauch – das soll einen taillierten, aerodynamischen Look kreieren. Aber irgendwie wirken die beiden Flecken, als wollte der Designer zwei Organe auf einer Menschen-Zeichnung in einem Biologiebuch markieren. Da fehlt es an Raffinesse, etwa wenn man da die seitliche Naht mit einbezogen hätte.
Okay, weiter …
Der rote Rumpf ist sehr präsent, ohne optische Auflockerung. Das hätte eine Struktur im Stoff sein können, ein anderer Fadenlauf, eine zarte Prägung, was auch immer. So wirkt es sehr hart und eindimensional. Wenig elegant. So ein Nationalteam-Dress ist ja in gewisser Weise auch eine Visitkarte für unser Land.
Was ist mit den rot-weiß-roten Ärmelbündchen?
An sich eine sehr nette Idee, aber irgendwie ist es too much. Das Halsbündchen ist Schwarz und läuft vorne spitz zu, die Ärmelbündchen sind rot-weiß-rot, dazu das ÖFB-Logo links auf der Brust, ein Puma-Logo rechts, zwei weitere Pumas auf den Schultern, die beiden schwarzen Kleckse an den Seiten – es ist alles irgendwie zu viel, zu unruhig und leider gar nicht elegant. So ein Shirt zieht man an, wenn man im Garten am Griller steht, aber nicht, wenn man bei einer WM aufläuft.

Was ist mit der Farb-Auswahl?
Ich verstehe sie ehrlich gesagt nicht. Österreichs Farben sind Rot-Weiß-Rot, so sind wir zuletzt immer aufgelaufen. Warum jetzt auf einmal Rot-Schwarz? Das sind Krampus-Farben, es schaut total teufelig aus. Und die schwarzen Ärmel geben dem Shirt irgendwie einen Fitnessstudio-Charakter. Ich persönlich mag die Kombination Rot-Schwarz nicht wirklich.
Gibt es etwas, das Ihnen wirklich gefällt?
Das Halstuch finde ich super! Da hat man sich modisch wirklich etwas getraut, schafft mit eleganten Mitteln eine optische Zusammengehörigkeit und ist noch dazu sehr trendy unterwegs.
Aber sieht das nicht nah Pfadfindergruppe aus? Wie das Fähnlein Fieselschweif auf dem Weg zum Fußballplatz?
Schon, aber das ist ja der Trend. Pfadfinder-Anklänge – etwa genau mit solchen Tüchern, waren vergangenes Jahr auf den internationalen Laufstegen sehr gefragt, ob bei Prada und MiuMiu, oder bei anderen Designern. Wenn die Mannschaft abseits vom Platz geschlossen mit den Halstüchern auftreten würde, dann hätte das schon was.

Auch das Frauen-Nationalteam wird künftig in den rot-schwarzen Trikots auflaufen …
… und sie werden top darin aussehen. Aber diese Farb-Kombi steht Frauen eindeutig mehr als Männern.
Was hätten Sie anders gemacht?
Das Trikot nicht so überladen mit Elementen. Und mehr Retro-Chic hineingebracht. Etwa mit einem kleinen Kragen, das ÖFB-Logo vorne größer und in die Mitte des Trikots, nur einen Puma, solche Dinge.
Unter dem Genick der Spieler steht der Slogan "Immer wieder Österreich" – gut?
Ja, das finde ich super! Würde das dort nicht stehen, würde ich mir selbst einen Slogan für dort überlegen, das ist total gut.
Und wie finden Sie die Inszenierung der Fotos – grüne Almwiese, Berge, coole Kicker, Siebzigerjahre-Fototapeten-Chic?
Ganz großartig! Das ist so eine Mischung aus Sound of Music, die Biedermeier-Möbel, dazu die Burschen – sehr cool. Werbeagenturen, die solche übertriebenen Klischee-Settings erfinden, bekommen dafür Auszeichnungen und viel Geld.