Jetzt wird der Streit schmutzig. US-Präsident Donald Trump und sein früherer Lieblings-Berater Elon Musk beflegeln sich via Social Media. Musk spekuliert sogar mit der Gründung einer eigenen Partei. Das ließ auch die Aktien abstürzen. Tesla verlor 14 Prozent.
Es war zu erwarten, aber es passierte früher als gedacht. Und es brach mit einer Wucht los, die selbst langjährige politische Beobachter überraschte. Zwischen Donald Trump und seinem einstigen Einspar-Wunderwuzzi fliegen seit Donnerstag die Fetzen und das in aller Öffentlichkeit.
Trump zog in seinem Kanal Truth Social über seinen Ex-Kumpel her, Musk konterte und machte sich auf seinem eigenen Portal X über den US-Präsidenten lustig. Was Sie über den Streit wissen sollten:
Was ist die Vorgeschichte?
Sie muss in Abschnitten erzählt werden, denn nur so lässt sich die Bandbreite ermessen. Im Wahlkampf 2016 unterstützte Elon Musk nicht Donald Trump, sondern seine demokratische Gegnerin Hillary Clinton. "Ich denke, Hillarys Wirtschaftspolitik und insbesondere ihre Umweltpolitik sind richtig", sagte er. "Donald Trump scheint einfach nicht den Charakter zu haben, der gut für die Vereinigten Staaten ist."
Was passierte nach der Wahl?
Musk hoffte, dass Trump "ein guter Präsident" werde. Der "gute Präsident berief ihn in zwei Beratungsgremien. 2017 stieg Trump aus dem Pariser Klimaabkommen aus, Musk zog sich daraufhin aus seinen Ämtern zurück. "Klimawandel ist real", sagte er. "Der Austritt ist nicht gut für Amerika oder die Welt." Es war der erste große Bruch.
Wie fanden die beiden wieder zueinander?
Musk entwickelte sich zu einem Kritiker der Regierung von Joe Biden, vor allem wegen dessen Unterstützung von Gewerkschaften. 2022 kaufte Musk Twitter, später nannte er das Portal in X um. Das Verhältnis zu Trump blieb angespannt. Musk unterstützte im Wahlkampf 2024 zunächst Florida-Gouverneur "Ron" DeSantis.
Wie kam es zur Kooperation?
Die Initiative dürfte wohl von Trump ausgegangen sein. Er erwägte öffentlich, Musk zum Technologieberater zu machen, falls er wieder Präsident werden sollte. Die Bauchpinselei trug flott Früchte.
Wie war das zu merken?
Musk unterstützte Donald Trump im Präsidentschaftswahlkampf 2024 mit einer beispiellosen finanziellen und organisatorischen Kraftanstrengung, die ihn zum größten Einzelspender in der Geschichte der US-Politik machte. Er stellte insgesamt über 270 Millionen US-Dollar bereit.
Aber das war nicht alles, oder?
Nein, Musk finanzierte landesweite Initiativen für Wählerregistrierung. Er stellte Ressourcen für den Tür-zu-Tür-Wahlkampf und lokale Veranstaltungen zur Verfügung. In der letzten Wahlkampfphase verloste er täglich 1 Million US-Dollar unter Wählern in Swing-States.
Aber das war immer noch nicht alles, oder?
Nein, Musk engagierte sich auch persönlich. Im Juli 2024 trat gemeinsam mit Trump bei Wahlkampfveranstaltungen auf, in Butler, Pennsylvania, hüpfte er auf der Bühne hin und her. Er nutzte auch seine Plattformen, um Trumps politische Agenda zu unterstützen und zu fördern.
Was war die Folge?
Der Kontakt wurde persönlich. Trump und Musk trafen sich mehrfach privat, etwa auf Trumps Anwesen Mar-a-Lago sowie im Trump Tower in New York. Sie standen laut Medienberichten über Direktnachrichten, Telefonate und gelegentliche persönliche Treffen in regelmäßigem Kontakt. Im Weißen Haus ging Musk bald ein und aus.
Was drückt das Verhältnis gut aus?
Auf einer Wahlkampfveranstaltung 2024 sagte Trump über Musk: "Elon ist ein Genie. Vielleicht ein bisschen verrückt, aber auf die beste Art."
Warum ist das treffend?
Weil jeder Beteiligte wusste, dass die Partnerschaft nicht auf Dauer gut gehen kann. Zwei Alphatiere, die Finger immer am Abzug, der heute Tastatur heißt, dazu leicht reizbare Temperamente. Es war von Anfang an klar, dass die Symbiose nur auf Zeit funktionieren kann.
Aber zunächst lief alles paletti, oder?
Und wie! Trump betraute Musk mit einer sehr öffentlichkeitswirksamen Aufgabe. Der US-Präsident rief am 20. Januar 2025 per Executive Order DOGE ins Leben, das Department of Government Efficiency. Es sollte die US-Bundesbehörden effizienter und billiger machen.
Welche Funktion erhielt Musk?
Offiziell war er als "Sonderangestellter der Regierung" tätig, ohne formale Entscheidungsbefugnisse. Von Trump wurde er öffentlich aber immer als Leiter von DOGE bezeichnet. Doch Trump ließ seinen Berater auch spüren, dass er die Nummer 1 ist.
Wie?
Trump gestand ihm kein Büro direkt im Weißen Haus zu. Als Special Government Employee“ hatte er keine Sicherheitsfreigabe und verfügte über keine ständige Zutrittsberechtigung. Im Februar 2025 hielt das Weiße Haus offiziell fest: "Herr Musk hat keine formale Autorität über DOGE und kein dauerhaftes Büro im Executive Office."
Stoppte das Musk?
Mitnichten. Ab Februar kündigte DOGE Tausende von Bundesverträgen. Es wurden Zuschüsse und Immobilienverträge storniert, darunter Verträge im Bildungsbereich. Es kam zu Massenentlassungen in verschiedenen Bundesbehörden. Programme wie Diversity-, Equity- und Inclusion-Initiativen (DEI) wurden abgeschafft.
Bekam Musk dabei Unterstützung von Trump?
Ja, der US-Präsident schoss serienweise Executive Orders aus der Hüfte raus.
War Musk erfolglos?
Das kann man so nicht sagen. Beispielsweise wurden im Department of Health and Human Services über 1,2 Milliarden US-Dollar an fehlerhaften Zahlungen festgestellt, und im Department of Defense wurden ungenutzte Mittel in Höhe von 500 Millionen US-Dollar identifiziert.
Wurden die Sparziele erreicht?
Nicht annähernd. Musk hatte versprochen, 1 Billionen Dollar an Bundesausgaben einzusparen. DOGE selbst spricht von erzielten Einsparungen in Höhe von 175 Milliarden Dollar. Daran gibt es Zweifel.
Also ein Fehlschlag?
Der guten Ordnung halber sei erwähnt, dass Musk und Trump planten, die 1-Billion-Dollar-Marke bis Januar 2029 zu erreichen. Dazu kommt es nun nicht mehr, jedenfalls nicht als Folge gemeinsamer Arbeit.
Was ist passiert?
Der Bruch zwischen dem ehemaligen Präsidenten und dem Tech-Milliardär begann, als Musk die Steuerreform von Trump, das sogenannte "One Big Beautiful Bill", scharf kritisierte. Er bemängelte insbesondere auch die Kürzungen bei Förderungen für Elektrofahrzeuge und Solarenergie, die Tesla und SpaceX betreffen könnten.
Wie nannte er das Gesetz?
Musk bezeichnete es als "widerliche Abscheulichkeit", der Kongress führe die USA in eine "Schulden-Sklaverei". Er warf Trump vor, die Pläne seien fiskalisch unverantwortlich und würden das Defizit um 2,4 Billionen Dollar erhöhen.
Wie reagierte Trump?
Er warf Musk vor, an "Trump Derangement Syndrome" zu leiden und drohte, staatliche Subventionen für seine Unternehmen zu streichen. Er relativierte auch Musks frühere Unterstützung für seine Wahlkampagne.
Hat auch das eine Vorgeschichte?
Ja, die hat mit dem eigentlichen Geschäftsfeld von Musk zu tun. Tesla, die Automarke von Musk, geriet zuletzt immer mehr in Schwierigkeiten. Die Verkaufszahlen gingen weltweit zurück, in Europa brachen sie ein. Die Produktpalette ist veraltet, der Cyertruck entwickelte sich zum Flop, Musks Polit-Engagement verstörte Käufer.
Was war die Folge?
Aktionäre drängten Musk, sich wieder weniger um Politik und mehr um sein Geschäft zu kümmern. Am 22. April 2025 erklärte er während eines Telefonats mit Investoren, ab Mai 2025 wieder mehr Zeit in Tesla investieren zu wollen. Am 30. Mai 2025 verließ Musk offiziell das DOGE.
Verlief der Abschied von Trump friedlich?
Ja, Trump überreichte Musk einen vergoldeten Schlüssel als Zeichen der Anerkennung und sagte dabei: „Elon hat Großartiges geleistet, um die Regierung effizienter zu machen. Auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren, respektiere ich seinen Einsatz und seine Vision."
Was geschah danach?
Der Konflikt über den Haushaltsentwurf schaukelte sich in der ersten Juniwoche immer weiter auf. Am Donnerstag kam es zur Explosion und der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz war zufällig Zaungast. Er absolvierte seinen Antrittsbesuch im Weißen Haus und saß daneben, als das Gewitter aufzog.
Was passierte?
Trump begann über Musk und den Zwist über das Budget zu reden. "Elon und ich hatten eine großartige Beziehung. Ich weiß nicht, ob das noch so sein wird. Ich bin sehr enttäuscht", sagte er. Musk habe die Hintergründe des Gesetzes "besser als fast jeder andere hier" gekannt. Plötzlich hatte er ein Problem." Danach ging es rund.
Inwiefern?
Der Tesla-Milliardär fühlte sich auf den Schlips getreten. Über Stunden lieferte er sich in der Folge einen öffentlichen Schlagabtausch, Musk schrieb auf X, Trump antwortete auf Truth Social und umgekehrt. Ein paar Auszüge:
Trump über Musk "Elon war am Ende, ich bat ihn zu gehen, ich nahm ihm sein EV-Mandat weg, das alle dazu zwang, Elektroautos zu kaufen, die niemand sonst wollte (wobei er seit Monaten wusste, dass ich das tun würde!), und er ist einfach verrückt!
Musk über Trump "Was für eine offensichtliche Lüge. Wie traurig."
Trump über Musk "Der einfachste Weg, um in unserem Haushalt, der Milliarden und Abermilliarden Dollar umfasst, Geld zu sparen, ist die Streichung der staatlichen Subventionen und Verträge für Elon. Ich war immer überrascht, dass Biden das nicht getan hat!"
Musk über Trump "Angesichts der Erklärung des Präsidenten über die Kündigung meiner Regierungsverträge wird SpaceX unverzüglich mit der Stilllegung seines Raumfahrzeugs Dragon beginnen." (Ohne die Dragon Space Capsule können die USA die Raumstation ISS nicht erreichen).
Trump über Musk (und sich)"Es macht mir nichts aus, dass Elon sich gegen mich gewandt hat, aber er hätte das schon vor Monaten tun sollen. Dies ist einer der besten Gesetzentwürfe, die jemals dem Kongress vorgelegt wurden. Er sieht eine Rekordkürzung der Ausgaben in Höhe von 1,6 Billionen Dollar und die größte Steuersenkung aller Zeiten vor. Wenn dieser Gesetzentwurf nicht verabschiedet wird, wird es eine Steuererhöhung von 68 % geben, und noch viel Schlimmeres. Ich habe dieses Chaos nicht verursacht, ich bin nur hier, um es zu BEHEBEN. Damit bringen wir unser Land auf den Weg zu neuer Größe. MACHEN WIR AMERIKA WIEDER GROSSARTIG!"
Musk über Trump "Die Trump-Zölle werden in der zweiten Jahreshälfte zu einer Rezession führen."
Noch einmal Musk über Trump "Ohne mich hätte Trump die Wahl verloren, die Demokraten würden das Repräsentantenhaus kontrollieren und die Republikaner hätten 51 zu 49 Sitze im Senat. Und er fügte hinzu: "So eine Undankbarkeit."
War es das mit den Untergriffen?
Nein, Musk unterstellte Trump auch, in die Epstein-Affäre verwickelt zu sein. Das sei "der wahre Grund", warum die Akten nicht veröffentlicht wurden. "Zeit, die wirklich große Bombe platzen zu lassen."
Warum geht es?
Epstein wurde beschuldigt, einen groß angelegten Sexhandelsring betrieben zu haben. Er soll minderjährige Mädchen sexuell ausgebeutet und zur Prostitution gezwungen haben.
Wie griff Musk den US-Präsidenten politisch an?
Er stellte auf X eine Frage: "Ist es an der Zeit, in Amerika eine neue politische Partei zu gründen, die tatsächlich die 80 % in der Mitte vertritt?" Damit machte Musk klar, dass er mit einem Einstieg in die US-Politik flirtet.
Was ist damit gemeint?
Schwer zu sagen. Mutmaßlich überlegt Musk nicht daran, eine eigene Partei zu gründen, sondern er will mehr Macht in der Republikanischen Partei erlangen. Um Königsmacher im nächsten Wahlkampf zu werden.
Wie erlebte die Börse den Tag?
Die Tesla-Aktie verlor am Donnerstag 14 Prozent, die Marktkapitalisierung des Unternehmens fiel unter 1 Billion Dollar. Der Kursrückgang zog auch andere Werte nach unten. Trump Media & Technology Group verlor 7 Prozent.
Warum?
Der persönliche Konflikt zwischen Trump und Musk belastet die Börse. Der Markt befürchtet, dass dieser Konflikt den Unternehmen von Musk (Tesla, SpaceX) schaden könnte. Die Hoffnung, dass der Abgang von Musk aus seiner Regierungsrolle der Aktie von Tesla zugutekommen würde, hat sich bis jetzt jedenfalls nicht erfüllt!
Geht Musk jetzt frontal auf Trump los?
Ja, er forderte wegen der (nicht belegten) Epstein-Vorwürfe am Donnerstag die Amtsenthebung vom Trump. Im Boxkampf um die USA hat die Ringglocke sicher erst die erste Runde beendet.