In der neuen Apple-Serie spielt Owen Wilson einen abgehalfterten Profi-Golfer, den die Entdeckung eines jungen Mega-Talents aus seiner Lethargie holt. Das ist oft witzig, immer berührend – und bei weitem nicht nur für Golf-Fans sehenswert. Ab sofort im Streaming.
Der ehemalige Star-Golfer Pryce Cahill (Owen Wilson, u.a. "Die Hochzeits-Crasher") hat schon bessere Tage gesehen. Seine Karriere endete nach einem von Kameras festgehaltenen Wutausbruch bei einem Turnier ziemlich plötzlich. Und nach der Scheidung von seiner Ex Amber-Linn (Judy Greer) haust Pryce auch mehrere Jahre später noch immer im ehemaligen Anwesen der beiden, das mittlerweile zu einer Mischung aus einem Museum für Golf-Artefakte und einer heruntergekommenen Junggesellen-Bude geworden ist.
Im Bunker des Lebens eingegraben Der frühere Star lebt von seinen Ersparnissen und dem Lohn als Angestellter in einem lokalen Golf-Shop. Sein Umfeld, unter anderem sein ehemaliger Caddy und bester Freund Mitts (Marc Maron), macht sich zunehmend Sorgen um ihn. Und nicht zuletzt will seine Ex das gemeinsame Haus endlich verkaufen. Doch Pryce weigert sich auszuziehen – und badet lieber in Selbstmitleid. Er steckt fest wie ein vom Kurs abgekommener Golfball im Sandbunker des Lebens.
Ein Lichtblick am Golfcourse Als er jedoch bei einer Trainingseinheit mit einer Seniorin den jungen Santi (Peter Dager) dabei beobachtet, wie der nonchalant einen perfekten Schlag nach dem anderen aus dem Ärmel schüttelt, erwacht Pryce aus seiner Lethargie: Er habe noch nie ein solches Talent gesehen, erklärt er dem wenig beeindruckten Jungen kurzerhand, und er würde ihn gern trainieren.
Americas next Golfstar Doch Santis Mutter Elena (Maria Trevino) ist skeptisch und hinterfragt die Motive des abgehalfterten Golfers. Und sie entpuppt sich als harte Verhandlerin, die gleich einmal 100.000 Dollar vorab von Pryce will, bevor der das Projekt "Golfstar von morgen" angehen darf. Auch Santi ist unschlüssig, da er seine erfolgreiche Jugend-Golf-Karriere nach traumatischen Erfahrungen mit seinem Vater, der ihn trainiert, aber die Familie inzwischen verlassen hat, eigentlich bereits aufgegeben hatte.
Traumata im Hintergrund Doch Pryce bleibt hartnäckig. So stimmt er schließlich sogar dem Verkauf des Anwesens zu, aber nur wenn ihm seine Ex dafür 100.000 Dollar überlässt, die er in Santi investieren kann. Im Hintergrund verbindet auch das ehemalige Paar ein tiefes Trauma, das ihre Beziehung erschüttert und seine Golfer-Karriere belastet hatte: Der tragische Tod des gemeinsamen Kindes.
Alt und gut Nun könnte man mit Fug und Recht behaupten, diese Story-Zusammenfassung von "Stick", der neuen Golfer-Serie auf Apple TV+, klingt altbekannt: Ein solcher oder ähnlicher Plot ist der Grundbaustein fast aller Sport-Filme und -Serien. Doch zum Glück bedeuten "alt" und "bekannt" nicht immer automatisch auch schlecht.
Potenzial für einen Überraschungserfolg Denn "Stick" gelingt es von der ersten Minute an, eine Wohlfühl-Atmosphäre zu schaffen, Interesse an den Charakteren zu wecken und das Feld für eine bekömmliche, aber nie belanglose Dramedy zu bereiten, die sich zu einem Überraschungserfolg mausern könnte. Manche fühlen sich bereits an die erste Staffel der Fußball-Serie "Ted Lasso" erinnert, die – ebenfalls bei Apple TV+ – seinerzeit zu einem der größten Serienerfolge des Jahres 2020 wurde.
Der Mann hinter "Stick" Serienschöpfer Jason Keller kennt sich aus mit Sportthemen: Für den Rennfahrer-Film "Le Mans 66" mit Christian Bale und Matt Damon hat er das Drehbuch geschrieben. In Produktion befindet sich zudem ein von ihm verfasstes Biopic mit Hilary Swank über Danica Patrick, die erste Indycar-Pilotin, die ein Rennen gewinnen konnte, das 2026 erscheinen soll.
Zugängliche Geschichte mit Mainstream-Appeal Besonders gelungen in "Stick" ist die Mischung aus leichtfüßiger Komödie und sensibel vermitteltem Drama: Beide Hauptfiguren, Pryce, der Mentor, und Santi, der Schüler, verbindet ihr emotionaler Ballast, den sie hinter sich lassen müssen, um (wieder) erfolgreich zu sein. Dieser Ansatz funktionierte zuletzt auch beim Spielfilm "Nonnas" auf Netflix.
Sympathische Serie Ob man sich schließlich mit Owen Wilson als Protagonist anfreunden kann, ist reine Geschmacksache: Seine etwas eigenwillige Art und sein lakonischer Charme sind nicht jedermanns Sache. Zugleich ist die Rolle ideal auf ihn zugeschnitten. Und selbst jene, die Wilson als Typ gar nicht mögen, werden genug andere Figuren in "Stick" finden, die ihnen die Serie sympathisch machen können.
Fazit Simpler Plot, altbekannte Geschichte, trotzdem frischer Find: "Stick" ist ein "Hole in One" und überzeugt durch interessante Charaktere und eine wohldosierte Mischung aus Komödie und Drama. Wie bei Apple üblich, sorgt die hochwertige Umsetzung dafür, dass auch die visuelle Komponente überzeugen kann. Eine angenehme "Easy-Watching-Serie" mit emotionalem Kern.
"Stick", Sport-Dramedy. USA 2025, 10 Episoden à ca. 30 Minuten, Ep. 1-3 online, ab 11. Juni jede Woche eine weitere Episode, Apple TV+
