Worum geht es? Um Schicksalstage für Frankreich, der Dienstag war wieder so einer. Frankreichs Jojo-Premierminister Sébastien Lecornu gab vor dem Parlament eine Regierungserklärung ab, um seine Koalition zu retten.
Was muss man über die Rede wissen? Sie dauerte 40 Minuten, in denen viele der bisherigen Pläne abgeschwächt oder ausgesetzt wurden.
Warum stand Lecornu unter Druck? Weil sowohl die linke LFI (La France insoumise) als auch der rechte RN (Rassemblement National) von Marine Le Pen Misstrauensanträge eingebracht hatten. Lecornu musste also zumindest die Sozialisten ins Boot zurückholen.
Wie versuchte er das? Indem er ihre ultimative Forderung erfüllte und die Rentenreform bis mindestens Jänner 2028 (also nach der nächsten Präsidentschaftswahl) aussetzte.
Wie "brutal" ist die Rentenreform? Aus der Sicht vieler anderer Länder läppisch. Mit der Reform, die 2023 ohne Parlament beschlossen worden war, steigt das Renteneintrittsalter in Etappen von 62 auf 64 Jahre. Der Prozess wurde bereits eingeleitet und wird nun gestoppt.
Was kassierte Leocornu noch ein? Er reduzierte die Sparpläne um 14 Milliarden Euro und er sagte die Idee ab, zwei Feiertage abzuschaffen, Ostermontag und 8. Mai. Das hätte 4,2 Milliarden Euro eingebracht.
Wo kommt dann das Geld her? Die kalte Progression wird ausgesetzt, hohe Altersrenten werden eingefroren, bei Gesundheit und Sozialleistungen wird gekürzt, E-Zigaretten und Kleinpakete stärker besteuert.
Was ist mit der Reichensteuer? Geplant war eine Besteuerung sehr großer Vermögen. Er habe damit "möglicherweise Bedenken hervorgerufen", sagte Leocornu und schlug nun eine moderate "Steuer auf das Finanzvermögen" von Familienholdings vor. Die Gewinnsteuer für große Unternehmen will er dagegen halbieren.
Wie schlimm steht es um Frankreich? Die Staatsschulden summieren sich mittlerweile auf mehr als 115 Prozent des BIP, Österreich lag im zweiten Quartal 2025 bei 82,3 Prozent.
Worum geht es? In Deutschland wurde der verpflichtende Wehrdienst 2011 ausgesetzt, nicht vollständig abgeschafft. Der Bundeswehr gehen aber nun die Soldaten aus, eine Reform sollte das Problem lösen. Sie war Dienstag bereits paktiert, aber es kam anders.
Wie denn? Die Regierugspartner CDU/CSU und SPD hatten sich auf einen Kompromiss geeinigt, sogar eine Pressekonferenz war bereits angesetzt. Dann kam im letzten Moment der Rückzieher.
Warum? In der SPD, die mit Boris Pistorius den Verteidigungsminister stellt, regte sich Widerstand. Auch Pistorius selbst ist gegen die geplanten Änderungen.
Was sollte kommen? Umstritten ist vor allem das "Losverfahren". Also: Ab 2026 sollen alle 18-jährigen Männer einen Fragebogen erhalten, über den ermittelt wird, wie es um ihre Dienstbereitschaft und ihre körperliche Eignung steht. Frauen sollen den Fragebogen freiwillig beantworten können.
Was ist das Problem? Wenn trotz Freiwilligkeit nicht genügend Bewerber gefunden werden, soll aus denen, die den Fragebogen beantwortet haben, ein Teil ausgelost werden, der dann zur Musterung und zum Gespräch eingeladen wird ...
... und dann? Wenn immer noch zu wenige Leute da sein, könnte eine Verpflichtung eintreten — mindestens sechs Monate Wehrdienst für Ausgeloste.
Wieso kam Widerstand auf? Pistorius sagte, dass sei nicht seine Idee gewesen. Es gibt verfassungsrechtliche Bedenken. Es herrscht auch Unklarheit darüber, ab welchen Zahlen welcher Mechanismus greifen soll.
Aber dieses Losverfahren gibt es doch schon, oder? Ja, vor allem in Skandinavien seit mehreren Jahren.
Wie geht es nun weiter? Das Gesetz sollte schon am Donnerstag in den Bundestag kommen. Ob bis dahin noch ein Kompromiss des Kompromisses möglich ist, war Dienstag unklar.
Worum geht es? "Ich habe das Auto meiner Frau zu Schrott gefahren und es tut mir leid – aber es ist alles gut. Mir geht es gut, meinem Bruder geht es gut," postete Alec Baldwin auf Instagram.
Was war passiert? Baldwin war mit seinem Bruder Stephan am Heimweg vom Hamptons Film Festival. Dann habe er einem Müllwagen ausweichen müssen, groß wie ein Wal, behauptet er. Der weiße Range Rover landete in einem Baum und sieht übel aus, zeigen Bilder. Verletzt wurde niemand.
Baldwin schuldlos, kennen wir? Ja, bei Dreharbeiten zum Film "Rust" bei Santa Fe in New Mexico hatte 2021 eine historische Waffe irrtümlich scharfe Munition geladen. Baldwin schoss, eine Kugel traf Kamerafrau Halyna Hutchins tödlich. Regisseur Joel Souza wurde schwer verletzt.
Aber er konnte nichts dafür, oder? Es folgte eine Serie von Anklagen und Prozessen, hier und hier und hier und hier etwa nachzulesen. Balwin beteuerte seine Unschuld und wurde am Ende freigesprochen.
Jetzt ist der Müllwagen schuld? Das Unternehmen, dem der Wagen gehört, sagt nein. Der Fahrer habe den Range Rover keineswegs geschnitten, wie Baldwin unterstellte.
Stört das Baldwin? Mitnichten, er ist voller guter Emotionen. "Hilaria, ich liebe dich über alles und bin sehr stolz auf dich," sagt der Schauspieler auf Instagram. Gleichzeitig räumt er ein, momentan etwas wirr im Kopf zu sein.
Worum geht es? Für kurze Zeit stand es 52 % zu 48 %. Im Internet befanden sich erstmals mehr Artikel, die mehrheitlich von künstlicher Intelligenz verfasst wurden und nicht von Menschen. Inzwischen halten wir zumindest ein Unentschieden, berichtet Axios.
Was heißt das? Um einen neuen Bericht der SEO-Firma Graphite. Die Studie liefert interessante Details über die rasante Entwicklung von KI.
Wie lässt sich so etwas untersuchen? Das ist in der Tat kompliziert. Graphite verwendete einen KI-Detektor namens Surfer, um eine zufällige Auswahl von URLs aus Common Crawl zu analysieren, einer Open-Source-Datenbank mit über 300 Milliarden Webseiten. Die Datenbank umfasst 18 Jahre und fügt monatlich 3 bis 5 Milliarden neue Seiten hinzu.
Okay, und dann? Die Seiten hatten Veröffentlichungsdaten zwischen Januar 2020 und Mai 2025. Sie wurden klassifiziert. Artikel galten als KI-generiert, wenn Surfer feststellte, dass 50 % oder weniger des Inhalts von einem Menschen geschrieben wurden.
Ist das verlässlich? Graphite zog Stichproben. Surfer hatte eine Falsch-Positiv-Rate von 4,2 % (Kennzeichnung als KI-generiert, war aber von Menschen) und eine Falsch-Negativ-Rate von 0,6 % (Kennzeichnung als von Menschen verfasst, war aber von KI).
Was kam nun raus? Dass mittlerweile die Hälfte von Online-Artikeln von ChatGPT, Claude oder Gemini stammen.
Aber? 86 % der in der Google-Suche gerankten Artikel waren von Menschen geschrieben, nur 14 % wurden von KI generiert. Bei Chatbots ist es ähnlich. Google rankt KI-Artikel auch tendenziell schlechter.
Was die Forscher einräumen? Mit den aktuellen Tools ist eine Messung schwierig. Es gibt so viele unterschiedliche Abstufungen, was ein KI-Text ist, oder eben nicht ist.
Gibt es auch gute Nachrichten? Ja! Eine Pew-Umfrage aus der Vorwoche ergab, dass die Begeisterung für die meisten KI-Zusammenfassungen bei der Suche verhalten ist: Nur 20 % der Benutzer sagen, dass diese äußerst oder sehr nützlich sind, und nur 6 %, dass sie ihnen sehr vertrauen.
Worum geht es? Die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften hat am Montag in Stockholm die Preisträger für den Nobelpreis in Wirtschaftswissenschaft vergeben. Er wird oft verkürzt als Wirtschafts-Nobelpreis bezeichnet.
Warum ist das nicht korrekt? Die Auszeichnung geht nicht auf das Testament von Alfred Nobel (1833–1896) zurück, sondern wird seit 1969 von der schwedischen Zentralbank vergeben. Wortwörtlich heißt er „Preis der Schwedischen Nationalbank in Wirtschaftswissenschaft in Erinnerung an Alfred Nobel“.
Wieso gilt er als umstritten? Weil Alfred Nobel selbst ein Skeptiker der Wissenschafts-Richtung war. "Ich habe keine Wirtschafts-Ausbildung und hasse sie von Herzen", schrieb er in einem Brief, der erst 2001 öffentlich wurde. Seine Nachkommen lehnen den Preis ab.
Wer bekommt ihn heuer? Der Preis geht an den Wirtschafts-Historiker Joel Mokyr (er hat eine israelische und eine US-Staatsbürgerschaft), den französischen Makroökonomen Philippe Aghion und seinen kanadischen Kollegen Peter Howitt.
Wird gedrittelt? Nein, Mokyr erhält die Hälfte. Die zweite Hälfte wird unter den beiden anderen Forschen aufgeteilt. Gesamt beträgt das Preisgeld rund 1 Million Euro.
Warum die Aufteilung? Howitt und Aghion entwickelten 1992 gemeinsam ein mathematisches Modell für "kreative Zerstörung", dem Motor für Wachstum, das lange Zeit nicht selbstverständlich war. Erst durch technologische Fortschritte, Innovation und Institutionen, die Ideenfreiheit und Wissensverbreitung erlauben, wurde dauerhaftes Wachstum möglich, erforschten sie.
Was ist bei Aghion ungewöhnlich? Der Franzose stammt aus einem kommunistischen Elternhaus und war in seiner Jugend selbst überzeugter Kommunist. Dann dachte er um. "Wir mussten einsehen, dass der Sozialismus keine Innovationen hervorbringt", sagte Aghion vor einigen Jahren in einem Interview mit der NZZ.
Wie denkt er heute? "Ich kämpfe für einen Kapitalismus mit menschlichem Antlitz", so der Berater von Staatschef Emmanuel Macron. Und: "Reichtum ist nicht das Problem. Ein Problem wird Reichtum nur, wenn man sich damit politischen Einfluss kauft, um die Erneuerung der Wirtschaft zu bremsen."
Wofür bekam Mokyr den Preis? Ebenfalls für die Erklärung, warum Wachstum so relevant und was ihn auslöst. In diesem Fall aus historischer Sicht, so die Jury.
Worum geht es? Ein heftiger Sturm mit schweren Regenfällen und Überschwemmungen peitschte am Montag über die Ostküste der USA hinweg. In New Jersey, New York City und der umliegenden Region wurde der Notstand ausgerufen.
Wann ging es los? Am Samstag war der Sturm aus dem Nordosten auf North und South Carolina getroffen. Am Sonntag erstreckten sich die Hochwasserwarnungen von Nordflorida bis Neuengland. In der Nacht auf Dienstag wurde der Höhepunkt erreicht.
Was waren die Folgen? In weiten Teilen des Großraums New York City und entlang der Küste wurden am Montag Böen bis 90 km/h erwartet. In New Jersey hatten 10.000 Haushalte bis Montagabend keinen Strom. Videos zeigen Überschwemmungen. In Long Island waren die Wellen viereinhalb Meter hoch.
Welche Auswirkungen gab es auf den Alltag? In Manhattan musste die 81. Columbus Day Parade abgesagt werden. In Boston, Philadelphia und Washington, D.C. kam es zu Flugverzögerungen. In New York wurde am Sonntag der Luftraum für eine Stunde gesperrt.
Worum geht es? Am Samstag und am Sonntag telefonierte US-Präsident Trump mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Danach Schickte er ungewöhnlich scharfe Worte Richtung Russland aus.
Welche? Er habe Selenskyj mitgeteilt, dass er Putin möglicherweise ein neues Ultimatum zur Wiederaufnahme ernsthafter Friedensgespräche stellen werde, sagte Trump. Aber den russischen Präsidenten könnte etwas anderes eventuell mehr irritieren.
Nämlich? Käme es zu keinen Friedensverhandlungen, dann könnten die USA die Ukraine mit Tomahawk-Raketen beliefern. Mit den Marschflugkörpern wäre auch Moskau erreichbar. Kiew liegt von der russischen Hauptstadt rund 750 Kilometer Luftlinie entfernt.
Was sind Tomahawks? Unterschall-Raketen mit einer Reichweite von 2.500 Kilometern. Sie sind für Präzisionsschläge gegen Landziele konzipiert und werden vor allem von Kriegsschiffen und U‑Booten aus gestartet. Tomahawks können auch Atomsprengköpfe tragen.
Wie reagierte Russland? Der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew erneuerte sein Warnung vor einer Lieferung. Dies könne für alle, insbesondere für US-Präsident Donald Trump, "negative Folgen" haben, schrieb der Vize-Vorsitzende des russischen Sicherheitsrats auf dem Messengerdienst Telegram.
Worum geht es? Wegen der Kämpfe im Gazastreifen hatten im vergangenen Monat immer mehr Länder mit einem Boykott des ESC in Wien gedroht. Anfang November sollte darüber abgestimmt werden, ob Israel ausgeschlossen wird. Nun ist alles anders.
Was passiert nun? Am Montag sagte die European Broadcasting Union (EBU) das Votum ab. Es soll nun gegebenenfalls zum ursprünglich geplanten Termin im Dezember stattfinden.
Was sind die Hintergründe? Die Verhandlungen über einen dauerhaften Frieden haben eine andere Situation geschaffen. Die EBU und einige teilnehmende Länder wollen sich mehr Zeit geben, um die Lage neu bewerten zu können.
Welche 6 Länder drohten mit Absprung? Vier Länder hatten angekündigt, fix absagen zu wollen, wenn Israel die Teilnahme ermöglicht wird: Irland, Slowenien, die Niederlande und Spanien. Es gab auch auch eine "Gruppe der Fast-Entschlossenen", dazu gehörten jedenfalls Island und Belgien.
Wie reagierte Wien? Es gab Beteuerungen, den ESC auf jeden Fall durchboxen zu wollen. Aber die Lage spitzte sich in den vergangenen Wochen weiter zu.
Warum? In der ARD-Show "Caren Miosga" kündigte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) einen Boykott Deutschlands an, sollte Israel ausgeschlossen werden. Das hätte Österreich in eine verzwickte Lage gebracht.
Wann findet der ESC überhaupt statt? Vom 12. bis zum 14. Mai 2026.