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"Der Prinz hatte Spaß": Was in der Biographie des Epstein-Opfers steht

Dutzendfacher Missbrauch, SM-Sex, Demütigungen, eine Orgie mit Prinz Andrew und Jeffrey Epstein, Angst vor Ghislaine Maxwell: In ihrer posthum erscheinenden Biographie rechnet Virginia Roberts Giuffre, die im April dieses Jahres starb, mit dem "System Epstein" ab.

Kennenlernen zwischen Virginia Roberts und Prinz Andrew im März 2001. Er war damals 41, sie 17 – "meine Töchter sind nur ein bisschen jünger als du", sagt der Prinz, ehe er mit ihr Sex hatte
Kennenlernen zwischen Virginia Roberts und Prinz Andrew im März 2001. Er war damals 41, sie 17 – "meine Töchter sind nur ein bisschen jünger als du", sagt der Prinz, ehe er mit ihr Sex hatteHANDOUT / AFP / picturedesk.com
Martin Kubesch
Akt. 21.10.2025 01:34 Uhr

Am vergangenen Freitag sprach der König ein Machtwort. Nach einer Unterredung mit seinem Bruder, König Charles III., 77, gab Prinz Andrew, 65, bekannt, alle Titel, die mit seiner Herkunft verbunden sind, zurückzulegen. "Ich habe entschieden, wie ich es immer getan habe, meine Pflichten gegenüber meiner Familie und meinem Land an erste Stelle zu setzen", so der kleine Prinz in einer Stellungnahme.

Über die genauen Gründe für diese Degradierung schwieg sich der Buckingham Palast aus. Doch kaum ein Beobachter bezweifelt, dass das Königshaus durch den Schritt Diskussionen zuvorkommen wollte, die man in Zusammenhang mit der Veröffentlichung der Memoiren von Virginia Roberts Giuffre, die am Dienstag, dem 21. Oktober erscheinen, erwartet. Ob das gelingt, wird sich weisen.

Denn Giuffre galt bis zu ihrem Suizid im April 2025 als Schlüsselfigur in der Missbrauchsaffäre um den US-Finanzmanagers Jeffrey Epstein. Sie beschuldigte Epstein-Freund Prinz Andrew, sie Anfang der 2000er-Jahre insgesamt dreimal missbraucht zu haben, als sie noch minderjährig gewesen ist. Eine diesbezügliche Klage Giuffres wurde schließlich durch eine Millionen-Zahlung Andrews abgewendet.

Welche neuen Anschuldigungen und Geheimnisse gegen Andrew und weitere Männer in Virginia Giuffres Memoiren zu lesen sind, wie das offizielle Großbritannien auf Andrews Rolle in dem Missbrauchsskandal reagiert und was ihre Co-Autorin über die Zusammenarbeit mit Giuffre berichtet – das müssen Sie über die Giuffre-Memoiren und den Fall des Briten-Prinzen wissen:

Virginia Giuffre 2020 in der Dokumentation "Surviving Jeffrey Epstein". Sie verübte im April 2025 in Australien Suizid
Virginia Giuffre 2020 in der Dokumentation "Surviving Jeffrey Epstein". Sie verübte im April 2025 in Australien Suizid
©Lifetime Television / Everett Collection / picturedesk.com

Worum geht es?
Um die lange erwarteten Memoiren von Virginia Roberts Giuffre, die am Dienstag, dem 21. Oktober, unter dem Titel "Nobody's Girl" auf Englisch posthum erscheinen. Eine deutsche Ausgabe des Buches soll am 18. November erscheinen und € 27,50 kosten.

Was ist der Inhalt?
Auf 400 Seiten schildert Virginia Roberts Giuffre ihre Erfahrungen im Missbrauchs-Netzwerk des Finanzmanagers und verurteilten Sexualstraftäters Jeffrey Epstein (er verübte 2019 in Untersuchungshaft Suizid*), ihre sexuellen Begegnungen mit Prinz Andrew und wie sie den Rest ihres Lebens dem Kampf um Gerechtigkeit für die Opfer Epsteins widmete. Unterstützt wurde Giuffre dabei von ihrer Co-Autorin Amy Wallace, 63, einer renommierten US-Journalistin und Reporterin.

Weshalb erscheint das Buch posthum?
Weil Virginia Roberts Giuffre am 25. April dieses Jahres auf ihrem Anwesen in ihrer Wahlheimat Australien Suizid begangen hat*. Erst kurz zuvor stellte sie das Buch fertig, an dem sie mit Co-Autorin Wallace insgesamt vier Jahre lang gearbeitet hat.

Die wichtigsten Punkte?
Giuffre schildert, wie sie im Alter von 16 Jahren an Epstein und seine Partnerin und Vertraute Ghislaine Maxwell geriet, wie sie von dem Paar missbraucht und an andere Männer weitergereicht worden war. Sie berichtet von ihren sexuellen Begegnungen mit Prinz Andrew, dem zweitjüngsten Sohn von Englands Königin Elizabeth II. Und sie zeichnet das Bild "eines Netzwerkes reicher und mächtiger Menschen, die junge Frauen missbrauchen", schreibt die BBC, die das Buch vorab gelesen hat.

Virginia Roberts Giuffre "Nobody's Girl", 400 Seiten, Verlag Alfred A. Knopf, New York. Eine deutsche Ausgabe des Buches erscheint am 18. November, Preis: € 27,50
Virginia Roberts Giuffre "Nobody's Girl", 400 Seiten, Verlag Alfred A. Knopf, New York. Eine deutsche Ausgabe des Buches erscheint am 18. November, Preis: € 27,50
Alfred A. Knopf

Die Andrew-Akte: "Ich hatte drei Mal Sex mit dem Prinzen"

Wie lernte sie Prinz Andrew kennen?
Im März 2001 sei Virginia Giuffre, die zuvor als Masseurin im Haus von Epstein und Maxwell in den USA lebte, von diesen mit nach London genommen worden, um "jemand ganz Besonderen zu treffen", wie sie schreibt. Sie hätte in Ghislaine Maxwells Zweiwohnung unweit des Hyde Parks gewohnt und sei am 10. März von dieser mit singender Stimme geweckt worden: "Raus aus dem Bett, Schlafmütze!" Es sollte ein "besonderer Tag" werden. Ich sollte "wie Aschenputtel" einen "schönen Prinzen" treffen.

Wie wurde sie auf das Treffen vorbereitet?
Maxwell hätte ihr vorgeschrieben, wie sie sich kleiden sollte ("ein elegantes Kleid und eine Buberry-Tasche"), doch Giuffre, die zu diesem Zeitpunkt ein Teenager von 17 Jahren war, entschied sich für ein rosa T-Shirt mit V-Ausschnitt und eine Jeans mit Glitzer-Applikationen. "Maxwell war nicht begeistert, aber (…) ich vergötterte ich Britney Spears und Christina Aguilera, und dieses Outfit war etwas, das die beiden meiner Vorstellung nach tragen könnten", zitiert die Londoner Times aus Giuffres Memoiren.

Wie sie Andrew das erste Mal sah?
"Im Gegensatz zu seinem heutigen Aussehen – stämmig, weißhaarig und mit Hängebacken – war Prinz Andrew damals noch relativ fit, mit kurz geschnittenem braunem Haar und jugendlichen Augen", erinnerte sich Giuffre.

Wusste Andrew, damals 41, dass sie erst 17 Jahre alt war?
Laut dem Buch sei das Alter Virginias sogar Bestandteil des Kennenlernens gewesen. Maxwell habe ihre Gäste aufgefordert, das Alter des jungen Mädchens zu erraten. Andrew habe mit "17" geantwortet und damit richtig gelegen. "'Meine Töchter sind nur ein bisschen jünger als du', erklärte er mir, warum er so genau geraten hatte. Wie üblich war Maxwell schnell mit einem Witz zur Stelle: 'Ich schätze, wir müssen sie bald eintauschen.'"

Wie kam es zu dem berühmten Foto von ihr und Andrew?
"Meine Mutter würde es mir nie verzeihen, wenn ich jemanden so Berühmten wie Prinz Andrew treffen und nicht für ein Foto posieren würde", so Virginia Roberts Giuffre in ihren Memoiren. "Ich rannte los, um eine Kodak FunSaver aus meinem Zimmer zu holen, kam dann zurück und gab sie Epstein. Ich erinnere mich, wie der Prinz seinen Arm um meine Taille legte, während Maxwell neben mir grinste. Epstein schoss das Foto."

Das berühmte Foto von Prinz Andrew, damals 41, und Virginia Roberts, damals 17, in London. Im Hintergrund grinst Ghislaine Maxwell, den Auslöser drückte Jeffrey Epstein
Das berühmte Foto von Prinz Andrew, damals 41, und Virginia Roberts, damals 17, in London. Im Hintergrund grinst Ghislaine Maxwell, den Auslöser drückte Jeffrey Epstein
HANDOUT / AFP / picturedesk.com

Weshalb ist dieses Foto von besonderer Bedeutung?
Weil sowohl Andrew, als auch Maxwell später mehrfach behaupteten, es hätte niemals ein Treffen zwischen Andrew, damals 41, und der 17-jährigen Virginia Roberts (ihr Mädchenname) gegeben und das Foto sei manipuliert worden. Giuffre und mehrere Experten hatten dem widersprochen, die Frage wurde niemals gerichtlich geklärt.

Wie ging es weiter?
Das Quartett sei in den Club "Tramp" tanzen gegangen, der Prinz hätte sich dabei unbeholfen angestellt und habe stark geschwitzt. Auf dem Rückweg habe Maxwell zu der 17-jährigen gesagt, "wenn wir nach Hause kommen, sollst du für ihn tun, was du für Jeffrey tust".

Wie war der Sex mit Andrew?

  • Sie seien zunächst in die Badewanne gegangen, Andrew habe es aber nicht erwarten können, ins Bett zu kommen.
  • Er sei "recht freundlich", aber auch "anspruchsvoll" gewesen.
  • "Er widmete sich besonders meinen Füßen, streichelte meine Zehen und leckte meine Fußgewölbe", so Viriginia Giuffre im Buch.
  • Andrew habe keinen Zweifel daran gelassen, dass er den Sex mit dem jungen Mädchen als "sein Geburtsrecht" betrachtete.

Der Morgen danach?
Ghislaine Maxwell wusste bereits, wie die Nacht verlaufen war, schreibt Virginia Giuffre: "Du hast dich gut geschlagen, der Prinz hatte Spaß." Als "Lohn" für ihre erotischen Dienste an dem Royal hätte die 17-Jährige anschließend von Jeffrey Epstein 15.000 Dollar erhalten.

Wie oft traf sie Andrew danach noch?
Zwei mal, so Virginia Giuffre. Das erste Mal zu Ostern 2001 in Epsteins Stadthaus in Manhattan, damals sei ein zweites Mädchen dabei gewesen, Johanna Sjöberg. Sie hat später auch vor Gericht gegen Epstein, Andrew und Maxwell ausgesagt. Und danach noch ein weiteres Mal im Rahmen einer regelrechten Orgie auf Epsteins privater Karibik-Insel Little Saint James.

Was ist mit Orgie gemeint?
"Epstein, Andy (Prinz Andrew, Anm.), ungefähr acht andere junge Mädchen und ich hatten Sex miteinander", so Virginia Giuffre. "Die anderen Mädchen schienen alle unter 18 Jahre alt zu sein und sprachen nicht wirklich Englisch. Epstein lachte darüber, dass sie nicht wirklich miteinander kommunizieren konnten, und sagte, dass man mit ihnen am einfachsten auskomme."

Zahlte 14 Millionen Euro an Virginia Giuffre, bestreitet aber bis heute sämtliche Vorwürfe: Prinz Andrew im August 2025 im Schlosspark von Windsor
Zahlte 14 Millionen Euro an Virginia Giuffre, bestreitet aber bis heute sämtliche Vorwürfe: Prinz Andrew im August 2025 im Schlosspark von Windsor
kisforkate / dana press / picturedesk.com

Schlimme Vorwürfe: "Ich dachte, ich würde als Sex-Sklavin sterben"

Was steht, abseits von den Begegnungen mit Prinz Andrew, noch in der Giuffre-Biographie?
Laut BBC sei das Buch teilweise "erschütternd zu lesen", da Virginia Giuffre den "sadistischen Missbrauch, den sie durch Epstein erlitten" habe, detailliert beschreibt. Es zeichne "das Bild eines Netzes reicher und mächtiger Menschen, die junge Frauen missbrauchen".

Was Virginia Giuffre laut ihrer Erzählung alles erleiden musste

  • Sie schreibt, dass sie "sadomasochistischem Sex ausgesetzt gewesen sei, der ihr "so große Schmerzen bereitet habe, dass ich betete, ich würde ohnmächtig werden".
  • "Ich wurde ständig missbraucht und gedemütigt – und in einigen Fällen auch gewürgt, geschlagen und blutig geschlagen."
  • "Ich dachte, ich würde als Sexsklavin sterben."
  • "In den Jahren, die ich bei ihnen (Epstein und Maxwell, Anm.) war, haben sie mich an Dutzende reicher und mächtiger Leute verliehen", so Virginia Giuffre weiter.
  • Sie sei an "mehr Männer verkauft worden, als ich in Worte fassen kann", schreibt Giuffre. Doch nur sehr wenige hätten mit Konsequenzen zu kämpfen gehabt.

Nennt Virginia Giuffre Namen von mutmaßlichen Tätern?
Nein, offenbar nicht. Jedenfalls ist bis jetzt kein einziger Name bekannt geworden – außer dem von Prinz Andrew.

Welche Art Mädchen bevorzugte Epstein?
"Sie mussten "kindlich" aussehen und möglichst zart sein. Giuffre schreibt, dass ihre Essstörung, die sie bereits in ihrer Kindheit entwickelt hatte, unter Epsteins Dach "nur gefördert" worden sei. Nicht von ungefähr habe Epsteins Privatjet unter Eingeweihten nur "Lolita Express" geheißen.

"Lolita Express" hieß der Privatjet von Jeffrey Epstein – hier mit seiner Partnerin und Vertrauten Ghislaine Maxwell – unter Eingeweihten
"Lolita Express" hieß der Privatjet von Jeffrey Epstein – hier mit seiner Partnerin und Vertrauten Ghislaine Maxwell – unter Eingeweihten
HANDOUT / AFP / picturedesk.com

Ob nur Epstein sie gequält hat?
Laut "Nobody's Girl" sei Epsteins Partnerin Ghislaine Maxwell (sie verbüßt seit 2022 eine 20-jährige Haftstrafe wegen diverser Sexualdelikte) nicht nur voll in den sexuellen Missbrauch verwickelt gewesen, sondern habe auch selbst den Mädchen wehgetan. "Sie hatte Sex mit ihnen", so Amy Wallace, die Co-Autorin der Giuffre-Memoiren. "Virginia hat mir mehr als einmal gesagt, dass Epstein natürlich ein Monster war, aber Ghislaine das wahre Böse ist."

Weshalb hat Virginia Giuffre dann Epstein und Maxwell nicht verlassen?
"Wie kann man sich darüber beschweren, missbraucht worden zu sein, haben einige gefragt, wenn man sich doch so leicht hätte fernhalten können?", schreibt Virginia Giuffre. "Aber diese Haltung blendet aus, was viele von uns durchgemacht hatten, bevor wir Epstein begegneten, und wie gut er darin war, Mädchen ausfindig zu machen, deren Verletzungen diese verwundbar machten."

Was hatte Giuffre durchgemacht?
Sie sei in ihrer Kindheit von ihrem Vater sowie einem Freund von ihm missbraucht worden, schreibt sie. Eine Tatsache, die Giuffres Vater immer bestritten hatte. Später sei sie in die Fänge eines Zuhälters geraten und von diesem missbraucht worden, so die Times.

Wie sie es so lange mit Epstein ausgehalten hat?
"Ich musste mir einreden, dass er kein egoistischer, grausamer Pädophiler war. Also tat ich es", so Giuffre in ihrer Biographie. "Manchmal, wenn es mir wirklich schlecht ging, nahm ich bis zu acht Xanax (starke Beruhigungstabletten, Anm.) pro Tag." Und: Selbst Jahrzehnte später würde sie sich noch daran erinnert, wie sehr sie sie beide (Epstein und Maxwell, Anm.) gefürchtet habe.

Jeffrey Epsteins Privatinsel Little Saint James in der Karibik: Hier soll die Orgie mit Andrew, Virginia Giuffre und acht weiteren Mädchen stattgefunden haben
Jeffrey Epsteins Privatinsel Little Saint James in der Karibik: Hier soll die Orgie mit Andrew, Virginia Giuffre und acht weiteren Mädchen stattgefunden haben
Zoe Linkson / PA / picturedesk.com

Die Andrew-Affäre und (k)ein Ende

Geht Virginia Giuffre auch auf ihren Gerichtsstreit gegen Prinz Andrew ein?
Ja, sie hatte 2021 eine Zivilklage wegen Sexuellen Missbrauchs gegen Andrew eingereicht. Nachdem der Richter die Klage zuließ, verglich sich Andrew 2022 mit ihr und zahlte eine nicht näher bezifferte Entschädigungssumme an Giuffres Organisation "Speak Out, Act, Reclaim" (etwa: "Sprich es aus, handle, fordere zurück" für die Opfer von sexuellem Missbrauch.

Weiß man, wieviel Geld sie bekam?
Es sollen angeblich 12 Millionen Pfund (etwa 14 Millionen Euro) gewesen sein. Im Gegenzug stimmte Virginia Giuffre einer einjährigen Verschwiegenheits-Vereinbarung über den Vergleich zu.

Weshalb tat sie das?
Sie schreibt in ihrem Buch: "Ich stimmte einer einjährigen Nachrichtensperre zu, die dem Prinzen wichtig erschien, weil sie sicherstellte, dass das Platinjubiläum seiner Mutter nicht noch mehr beschmutzt würde, als es ohnehin schon der Fall war."

Worauf bezieht sie sich damit?
Auf das Platin- , also das 70-jährige Thronjubiläum von Königin Elizabeth II. im Juni 2022. Laut ihrer Co-Autorin Amy Wallace ging Virginia Giuffre offenbar davon aus, dass sich Andrew nach Ablauf dieser Frist und dem Tod seiner Mutter (die Queen starb im September 2022, nur wenige Monate nach dem Thronjubiläum) seiner Verantwortung stellen und mit den Strafverfolgungsbehörden kooperieren würde, um bei der Suche nach jenen, die in Epsteins Netzwerk verstrickt gewesen seien, zu helfen.

Und ist das geschehen?
Nein. Andrew, der immer jegliches Fehlverhalten bestritten hat, weist bis heute sämtliche Vorwürfe zurück.

Hat das Erscheinen der Giuffre-Biographie Konsequenzen für Andrew?
Neben dem "freiwilligen" Verzicht auf seine royalen Titel und Auszeichnungen (u. a. der Titel des Herzog von York und der Hosenbandorden) wird derzeit untersucht, ob Andrew tatsächlich im Jahr 2011 einen Mitarbeiter der Londoner Polizei gebeten habe, ihm Informationen über Virginia Giuffre zu besorgen. Entsprechende Berichte sorgen derzeit in Großbritannien für Aufsehen.

Könnte ihm auch sein Prinzen-Titel entzogen werden?
Darüber ist auf den Inseln jedenfalls eine Diskussion entbrannt. Als Kind eines Monarchen steht ihm der Titel Prinz allerdings per Gesetz zu. Würde man ihm diesen gegen seinen Willen entziehen wollen, müsste eigens ein Gesetz geändert werden.

Was sagt der Buckingham Palast?
Man geht offenbar vom Schlimmsten aus. Eine Quelle aus dem Palast teilte BBC News mit, dass man sich darüber im Klaren sei, dass infolge der Veröffentlichung des Buches "noch weitere Tage des Schmerzes" bevorstünden.

Ein gemeinsames Bild von Jeffrey Epstein und US-Präsident Donald Trump, gezeigt im Repräsentantenhaus: Die Verbindung zwischen den beiden Männern ist bis heute nicht gänzlich aufgearbeitet, Trump torpediert seit Monaten die Veröffentlichung gesperrter Akten über den Sexualstraftäter
Ein gemeinsames Bild von Jeffrey Epstein und US-Präsident Donald Trump, gezeigt im Repräsentantenhaus: Die Verbindung zwischen den beiden Männern ist bis heute nicht gänzlich aufgearbeitet, Trump torpediert seit Monaten die Veröffentlichung gesperrter Akten über den Sexualstraftäter
REUTERS/Kevin Lamarque

Kein Happy End für Virginia Roberts Giuffre

Wie schaffte Virginia Roberts Giuffre den Absprung?
Im Jahr 2002, mit 19 Jahren, schickte Epstein die junge Frau zu einem Massagekurs nach Thailand. Dort lernte sie den australischen Kampfsport-Trainer Robert Giuffre und verliebte sich. Die beiden heirateten, zogen später nach Australien, bekamen drei Kinder. 2023 trennte sich das Paar im Streit, auch über das Sorgerecht für die Kinder.

Damit wurde sie nicht fertig?
Es war vermutlich das Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Sie hatte vier Jahre unter großem Druck an ihrem Buch gearbeitet, das kurz vor dem Abschluss stand. Dazu kam, dass ihr Mann im Frühjahr 2025 bei Gericht ein temporäres Besuchsverbot der gemeinsamen Kinder erwirken konnte. Am 25. April 2025 verübte Virginia Giuffre auf ihrem Anwesen in Australien Suizid*.

Was würde sie zum Titelverlust von Andrew sagen, wenn sie noch leben würde?
Laut ihrer Co-Autorin Amy Wallace sei es Virginia Giuffres sehnlichster Wunsch gewesen, alle Männer, die sie missbraucht hatten, vor Gericht zu bringen. Der Verzicht auf seine Titel durch Andrew sei zumindest ein Schritt in die richtige Richtung, so Wallace.

Was bleibt von Virginia Giuffre?
"Zweifellos waren es Virginias Stärke und Tapferkeit, die Prinz Andrews Sturz herbeiführten", so Co-Autorin Amy Wallace in der Times. "Die Welt sollte ihr und ihren eindrucksvollen Memoiren diese Leistung zuschreiben."

* Sollten Sie Suizid-Gedanken haben, dann holen Sie sich bitte Hilfe. Der Notruf 142 steht rund um die Uhr zur Verfügung.

Martin Kubesch
Akt. 21.10.2025 01:34 Uhr