NewsFlix.at Logo
212 BIlder und Videos

Insel des Grauens: Welche Geschichte die Fotos aus der Epstein-Villa erzählen

Ein Schlafzimmer, eine Tafel, auf der "Macht" und "Täuschung" steht, ein Raum mit einem Zahnarztstuhl: Demokratische Abgeordnete im Repräsentantenhaus veröffentlichten Bilder und Videos von der Karibik-Insel des Sexualstraftäters Jeffrey Epstein. Die Hintergründe.

Eine Drohnenaufnahme von Little St. James, der kleinen Karibikinsel im Privatbesitz von Jeffrey Epstein
Eine Drohnenaufnahme von Little St. James, der kleinen Karibikinsel im Privatbesitz von Jeffrey EpsteinReuters
NewsFlix Redaktion
Akt. 05.12.2025 13:44 Uhr

Das Bild soll 2003 entstanden sein, es zeigt Jeffrey Epstein und seine Partnerin Ghislaine Maxwell. Sie werden von Johannes Paul II. gesegnet, der polnische Papst führte die katholische Kirche von 1978 bis zu seinem Tod im Jahr 2005. Der Milliardär flog eigens dafür mit einem Privtjet nach Rom.

Epstein, in dunklem Anzug und mit einer rot gemusterte Krawatte, kniet vor dem Papst, aber das Foto täuscht. Der später wegen sexuellen Missbrauchs verurteilte US-Investmentbanker demonstriert damit auch seine Macht. Er zeigt: Mir stehen die Türen der Welt offen, vom Weißen Haus bis zum Vatikan.

Nun spielt das Foto der Audienz wieder eine Rolle. Es findet sich unter den 212 Bildern und Videos, die US-Politiker online stellten. Darunter den Schnappschuss aus dem Vatikan. Weiß gerahmt hing es in der Villa von Epstein auf Little St. James, seiner Privatinsel in der Karibik.

Die nun veröffentlichten Bilder liefern keine neuen Erkenntnisse. Aber sie erzählen in ihrer Gesamtheit ihre eigene Geschichte. Was Sie darüber wissen müssen:

Was versteht man unter dem Epstein-Skandal?
Jeffrey Epstein war ein US-Investment-Banker mit Kontakten in höchste Kreise. Er soll über Jahre Minderjährige schwer sexuell missbraucht oder ausgebeutet haben. In einem Buch schilderte Opfer Virginia Roberts Giuffre den Missbrauch, hier nachlesen.

Wer war Epstein?
Geboren am 20. Januar 1953 in Brooklyn, New York. Er begann als Mathematiklehrer an der Dalton School in New York, wechselte aber schnell in die Finanzwelt. Epstein arbeitete bei Bear Stearns (eine große Investmentbank) als Trader/Berater, sein Aufstieg war rasant.

Woher stammen seine Kontakte?
Epstein gründete seine eigene Firma: J. Epstein & Co. Er begann damit, sehr große Privatvermögen wohlhabender Personen zu verwalten. Wie sein Reichtum im Detail entstand, ist bis heute unklar.

Wie entstanden die Missbrauchs-Vorwürfe?
2005 meldete eine Mutter in Palm Beach der Polizei, dass Epstein ihre minderjährige Tochter sexuell missbraucht habe. Das brachte Ermittlungen ins Rollen. Die Polizei fand mehrere weitere mutmaßliche Opfer. Hier schildern sie, was passiert ist.

Kam Epstein in Haft?
Ja, aber er fiel weich. Epstein schloss einen Non-Prosecution Agreement (NPA)-Deal mit Bundesbehörden ab. Er bekannte sich zu minder schweren Vorwürfen schuldig und erhielt 18 Monate Arrest. Tatsächlich saß er nur 13 Monate und hatte einen täglichen "Work Release" – durfte also untertags das Gefängnis verlassen.

Epstein und seine Partnerin Ghislaine Maxwell beim Papst
Epstein und seine Partnerin Ghislaine Maxwell beim Papst
House Committee on Oversight and Government Reform
Rätselhafte Tafel mit geschwärzten Begriffen oder Namen
Rätselhafte Tafel mit geschwärzten Begriffen oder Namen
House Committee on Oversight and Government Reform
Blick in eines der vielen Schlafzimmer
Blick in eines der vielen Schlafzimmer
House Committee on Oversight and Government Reform

Als Galerie zum Durchklicken

Wann platzte die eigentliche Affäre?
Ab 2015 meldeten sich immer mehr Opfer zu Wort. Aber erst am 6. Juli 2019 wurde Epstein in New York wegen Menschenhandels und sexueller Ausbeutung Minderjähriger festgenommen. Die Ermittler beschlagnahmten umfangreiches Material in seiner Villa.

Wie lange blieb er diesmal in Haft?
Rund einen Monat später wurde der Sexualstraftäter am 10. August in seiner Zelle tot aufgefunden. Offizielle Todesursache: Suizid durch Erhängen.

Welche Rolle spielt Ghislaine Maxwell?
Die gebürtige Französin und Tochter des früheren britischen Medienmagnaten Robert Maxwell (Daily Mirror) ist eine der Schlüsselfiguren in diesem Skandal. Sie warb aktiv minderjährige Mädchen für Epstein an, manipulierte sie und machte sie sexuell gefügig.

Kommt da die Privatinsel Little St. James ins Spiel?
Ja, Maxwell organisierte die Reisen von Opfern auf Epsteins Anwesen in Palm Beach, New York, aber auch auf Little St. James. Laut Zeugenaussagen war sie zum Teil direkt am Missbrauch beteiligt.

Der Zahnarztsessel dürfte der letzten Freundin von Epstein gehört haben
Der Zahnarztsessel dürfte der letzten Freundin von Epstein gehört haben
House Committee on Oversight and Government Reform
Auf der Insel befinden sich mehrere Pools
Auf der Insel befinden sich mehrere Pools
House Committee on Oversight and Government Reform
Das Tastentelefon, auch hier sind einige Namen geschwärzt
Das Tastentelefon, auch hier sind einige Namen geschwärzt
House Committee on Oversight and Government Reform

Als Galerie zum Durchklicken

Was passierte mit ihr?
Maxwell wurde 2020 in New Hampshire, USA, festgenommen und ein Jahr später in mehreren Punkten (Menschenhandel, sexuelle Ausbeutung von Minderjährigen) schuldig gesprochen. Sie erhielt 20 Jahre Haft.

Warum sorgte der Skandal jüngst für Schlagzeilen?
Jeffrey Epstein verkehrte in elitären Kreisen und kannte viele Personen aus Politik, Wissenschaft, Adel, Kultur und Wirtschaft. Der frühere US-Präsident Bill Clinton bestätigte Flüge mit Epsteins Flugzeug, bestreitet aber Fehlverhalten. Donald Trump kannte Epstein aus der New Yorker High Society. Auch er bestreitet jegliche unredliche Betätigung.

Wer aber steckt bis zum Hals im Skandal?
Der britische Prinz Andrew. Die Vorwürfe gegen ihn sind so massiv, dass ihm seine Bruder, König Charles, jüngst alle Adelstitel entzog und ihn noch weiter in die Provinz verbannte. Hier können Sie mehr dazu nachlesen.

Was ist nun mit Little St. James?
Sie liegt in der Karibik und gehört zu den Virgin Islands. Epstein kaufte die etwa 70 Hektar große Insel 1998 für 7,95 Millionen Dollar. Er nannte sie "Little St. Jeff’s". 2016 kaufte er die größere Insel Great St. James für 17,5 Millionen Dollar dazu. Medien verpassten "Little St. Jeff’s" den Titel "Pedophile Island".

Warum Pädophilen-Insel?
Die Insel war einer der Orte, an denen Epstein Minderjährige sexuell missbraucht hat. Mehrere Opfer berichteten von Übergriffen. Epsteins Flugzeuge brachten regelmäßig Gäste und Angestellte auf die Insel.

Epstein baute die Insel nach seinen Wünschen um, Naturschutz war ihm egal
Epstein baute die Insel nach seinen Wünschen um, Naturschutz war ihm egal
Reuters

Was weiß man über die Insel?
Sie galt als abgeschottet, weil Epstein sie durch Wachpersonal und Logistik kontrollieren ließ. Aus Zeugenaussagen ist bekannt, dass es strenge Regeln gab. Angestellte durften bestimmte Bereiche nicht betreten. Die Arbeitsabläufe wurden diktatorisch vorgegeben.

Welche Gerüchte gibt es?
Viele, bestätigt ist davon wenig. Etwa, dass es auf der Insel geheime Tunnel gab, rituelle Räume im "Tempelgebäude", schwarze Listen von Besuchern. Fakt ist: Epstein baute um, riss ab, baute neu, Bestimmungen interessierten ihn nicht, Naturschutz schon gar nicht.

Welche Beziehung hatte Epstein zur Insel?
Er bezeichnete die Amerikanischen Jungferninseln als seinen "Lieblingsort". Wichtige Menschen auf der Inselgruppe kaufte er ein oder stellte sie ein. Man ließ ihn gewähren. "Da lebte einfach dieser unheimliche alte Milliardär", erzählte ein Einwohner der New York Times.

Was ist mit Little St. James heute?
Die Insel wurde 2022 verkauft. Der Epstein-Trust musste sie veräußern, um Opferentschädigungen zu ermöglichen. Es wurde eine Einigung mit den Jungferninseln erzielt.

Die meisten Zimmer wirken schlicht eingerichtet
Die meisten Zimmer wirken schlicht eingerichtet
House Committee on Oversight and Government Reform
Das Anwesen, das 2022 für 105 Millionen Dollar verkauft wurde, wirkt an manchen Stellen baufällig
Das Anwesen, das 2022 für 105 Millionen Dollar verkauft wurde, wirkt an manchen Stellen baufällig
House Committee on Oversight and Government Reform
Epstein bevorzugte eher grobschlächtigen Schick
Epstein bevorzugte eher grobschlächtigen Schick
House Committee on Oversight and Government Reform

Wie sah diese Einigung aus?
Der Epstein-Nachlass und die Mitangeklagten zahlten der Regierung der Jungferninseln 105 Millionen US-Dollar in bar sowie die Hälfte des Erlöses aus dem Verkauf von Little St. James. Das Geld floss an einen von der Regierung eingerichteten Treuhandfonds. Hier kann man die Vereinbarung nachlesen.

Gab es polizeiliche Ermittlungen?
Bundesbehörden durchsuchten am 10. August, ein paar Tage nach dem Tod von Epstein 2019, die Insel. Ermittler dokumentierten Unterlagen, Computergeräte und räumliche Gegebenheiten. Das spielt nun wieder eine Rolle.

Warum?
Weil die Bilder und Videos, die damals aufgenommen wurden, an die Öffentlichkeit kamen. Abgeordnete der Demokraten im Repräsentantenhaus stellten sie hier online.

Was ist zu sehen?
Insgesamt 212 Fotos und Videos, sie zeigen die Gebäude innen und außen. Viele Zimmer sind vollgestellt. Was sich sagen lässt: Der Geschmack hat Epstein nicht umgebracht.

Epstein etablierte auf der Insel ein umfangreiches Kontrollsystem (das blieb davon übrig)
Epstein etablierte auf der Insel ein umfangreiches Kontrollsystem (das blieb davon übrig)
House Committee on Oversight and Government Reform
Ein Zentaur, wo immer er auf der Insel auch gestanden ist
Ein Zentaur, wo immer er auf der Insel auch gestanden ist
House Committee on Oversight and Government Reform
Platz war genug, nicht immer wurde er gut genutzt
Platz war genug, nicht immer wurde er gut genutzt
House Committee on Oversight and Government Reform

Sieht man nur Räume?
Nein, auch ein Tastentelefon mit Speichertasten, einige Namen sind unkenntlich gemacht. Auf einer Tafel stehen Begriffe wie "Täuschung" oder "Macht", auch hier ist einiges ausgeschwärzt.

Was ist mit dem Zahnarztsessel?
Die New York Times berichtete, dass Epsteins letzte Freundin Zahnärztin war und sich eine Praxis mit einer seiner Briefkastenfirmen teilte.

Bleibt die Frage: Warum wurden die Bilder nun öffentlich?
Es geht um Politik. Das Justizministerium muss bis spätestens 19. Dezember die Epstein-Akten veröffentlichen (hier mehr dazu). Die Abgeordneten wollen wohl den Druck aufrechterhalten, damit das tatsächlich passiert.

Suidzid-Gedanken? Hier finden Sie Hilfe

  • Liste aller Notrufnummer (auch nach Bundesländern)
  • Telefonseelsorge Tel.: 142 (Notruf), täglich 0–24 Uhr
  • Männernotruf Tel.: 0800 246 247, täglich 0–24 Uhr
  • Männerinfo Tel.: 0800 400 777, täglich 0–24 Uhr
  • Frauenhelpline Tel.: 0800 222 555, täglich 0–24 Uhr
  • Ö3 Rotes Kreuz Kummernummer Tel.: 116 123, täglich von 16 bis 24 Uhr.
NewsFlix Redaktion
Akt. 05.12.2025 13:44 Uhr