1.000.000.000.000 US-Dollar, eine Zahl mit 12 Nullen. Die abenteuerliche Erfolgsvergütung von Tesla könnte Elon Musk in neue finanzielle Sphären heben. Was er dafür leisten muss, wie er es schaffen möchte und wozu er das Geld überhaupt braucht.

Tausend Milliarden, oder – richtiger – eine Billion Dollar. So hoch ist die Erfolgs-Vergütung, die die Aktionäre des E-Auto-Herstellers Tesla für ihren Boss Elon Musk ausgelobt haben. Es wäre die höchste Zahlung, die jemals ein Konzernchef erhalten hat.
Beschlossen wurde die Mega-Summe in der Nacht auf Freitag bei einer Aktionärsversammlung in Austin, Texas. Und sie ist ans Erreichen hochfliegender Ziele gekoppelt. So muss Musk etwa das derzeit heftig kriselnde Unternehmen zum profitabelsten der Welt machen. Es gibt leichtere Jobs. Die sind aber auch schlechter bezahlt.
Andererseits: Selbst wenn Musk nicht sämtliche Ziele erreichen sollte, sind ihm Ausschüttungen in der Höhe von hunderten Milliarden Dollar ziemlich sicher. Denn das Mega-Paket ist als Stufenplan aufgebaut, und für jede Stufe, die der jetzt schon reichste Mensch der Welt erklimmt, fließen weitere Milliarden auf sein Konto.
Damit stehen die Chancen gut, dass Elon Musk schon in absehbarer Zeit der erste Dollar-Billionär der Geschichte sein wird.
Warum Tesla für Elon Musk so tief in die Tasche greift, wie der verhaltensoriginelle Milliardär das Unternehmen wieder in die Erfolgsspur zurück bringen möchte und weshalb sich der reichste Mensch der Welt überhaupt auf diese Aufgabe eingelassen hat – was Sie über Elon Musks Weg zum Billionär wissen sollten:

Worum geht es?
Um das größte Vergütungspaket, das je für einen einzelnen Firmenchef geschnürt worden ist. Der E-Auto-Produzent Tesla bezahlt seinem CEO Elon Musk in den nächsten zehn Jahren bis zu einer Billion Dollar (ca. 860 Milliarden Euro) an Erfolgsvergütung, wenn dieser in dem Zeitraum bestimmte, gemeinsam definierte Ziele erreicht.
Würde Musk das Geld in bar bekommen?
Nein, es geht hier ausschließlich um Aktienpakete, die er erhalten würde.
Wann bekommt Musk wieviel?
Das Vergütungspaket ist als 12-stufiger Plan aufgebaut. Damit eine Stufe als erfolgreich absolviert gilt, muss Tesla bestimmte finanzielle und operative Ziele erreichen. Wurde eine Stufe erfolgreich abgeschlossen, erhält Musk einen Anteil von 1 Prozent der Tesla-Aktien.
Aber der Wert der Aktien ändert sich ja laufend?
Richtig, deshalb wurde für dieses Vergütungspaket der gesamte Firmenwert (und damit der Wert jeder einzelnen Aktie) an einem bestimmten Stichtag als Berechnungsbasis herangezogen. Am 4. September 2025 (dem Tag, als der Aufsichtsrat von Tesla dem Vergütungsplan zustimmte) lag der Börsenwert der Firma bei 1,13 Billionen Dollar. Das ist die Basis für alle weiteren Berechnungen.
Welche Ziele muss Musk erreichen?
Er muss etwa insgesamt 20 Millionen Tesla-Fahrzeuge in den nächsten zehn Jahren an Käufer ausliefern und dazu zehn Millionen Abonnements für vollautonomes Fahren verkaufen. Außerdem muss er mindestens eine Million autonome Roboter-Taxis in den Verkehr bringen und eine Million humanoider Roboter verkaufen.
Das war's schon?
Nicht ganz. Außerdem muss er mit Tesla über vier aufeinanderfolgende Quartale hinweg einen realen Gewinn von insgesamt 400 Milliarden Dollar erwirtschaften.
Heißt zur Einordnung?
In den vergangenen vier Quartalen (Q4/2024 und Q1-3/2025) betrug der Gewinn von Tesla etwa 5,3 Milliarden Dollar. Der Gesamtwert des Unternehmens muss am Ende von Musks Amtszeit mindestens 8,5 Billionen Dollar betragen. Das ist mehr als sechs Mal so viel wie der momentane Wert von etwa 1,34 Billionen und knapp doppelt so viel wie der Wert des derzeit wertvollsten Unternehmens Nvidia.

Wie viel Zeit hat Musk zum Erreichen dieser Ziele?
Maximal zehn Jahre – so lange sollte er an der Spitze von Tesla bleiben, wenn er die volle Erfolgssumme kassieren möchte. Der frühestmögliche Zeitpunkt, um auszusteigen, ist in siebeneinhalb Jahren – bei gleichzeitigen Abzügen von der Erfolgs-Vergütung.
Wer hat beschlossen, dass das jetzt tatsächlich so gemacht wird?
Die Aktionäre von Tesla bei der alljährlichen Aktionärsversammlung. Die fand am Donnerstag, dem 6. November, in der Tesla-Gigafactory in Austin, Texas, statt. Dabei wurde über diverse Vorhaben abgestimmt, darunter auch den Mega-Vergütungsplan für Musk.
Wie ging die Abstimmung aus?
Der Plan erhielt die erforderliche Zustimmung von mehr als 75 Prozent der Aktionäre. Eine genauere Zahl wurde von Tesla nicht genannt.
Durfte Elon Musk auch selbst mit abstimmen?
Ja, der CEO von Tesla ist auch dessen größter Anteilseigner. Musk besitzt derzeit etwa 15 Prozent der Tesla-Aktien. Damit hat er genauso viele Anteile wie die drei nächstgrößten Investoren zusammen, die Investmentgesellschaften Vanguard, Black Rock und SSI.
Gab es auch relevante Investoren, die gegen den Mega-Vergütungsplan waren?
Ja, allen voran der norwegische Staatsfond, der etwa 1,1 Prozent (Wert ca. 17 Milliarden Dollar) der Tesla-Anteile besitzt. Auch einige sogenannte Stimmrechtsberater wie ISS und Glass Lewis, die Großaktionären Empfehlungen für derartige Abstimmungen geben, lehnten das Vergütungspaket ab, weil es Musk, der ein "unberechenbarer Führer" sei, zu viel Macht gebe. Sie wurden aber überstimmt.
Weshalb haben die Tesla-Aktionäre überhaupt zugestimmt?
Weil sie in Musk nach wie vor den Garanten für die größtmögliche Wertsteigerung ihrer Investition sehen. Und nachdem dieser zuletzt öfter gedroht hatte, bei Tesla als CEO auszusteigen und sich seinen anderen Unternehmen wie dem Weltraumunternehmen SpaceX oder seinem KI-Entwickler xAI (hier entstand Musks ChatGPT-Konkurrent Grok) zu widmen, hatte man das Mega-Paket für ihn geschnürt.

Warum lässt sich Musk auf dieses Abenteuer ein?
Weil er dabei nur gewinnen kann. Er bekommt als CEO vom Aufsichtsrat und den Aktionären nahezu vollkommene Handlungsfreiheit bei der Unternehmensführung zugesichert, denn man hat ihm gerade auf denkbar eindrucksvollste Art das Vertrauen ausgesprochen. Und wenn es ihm mit diesem großzügigen Portefeuille gelingt, den Tesla-Boliden wieder aus dem Dreck zu ziehen, werden nicht nur seine eigenen Aktien (insgesamt 15,3 Prozent) noch mehr wert, sondern er erhält gleichzeitig auch noch weitere Aktien in Milliardenhöhe dazu.
Weshalb steht Tesla eigentlich so schlecht da?
Schlecht ist relativ, aber das Unternehmen war schon wesentlich profitabler. Dass dem nicht mehr so ist, liegt einerseits an der wachsenden Konkurrenz vor allem durch chinesische Anbieter – vor allem der Hersteller BYD hatte zuletzt massiv zugelegt.
War da nicht noch was?
Ja, gleichzeitig hat Musks Ausflug ins Polit-Fach als oberster Sparmeister in Donald Trumps Regierung dem Ruf des Unternehmers weit mehr geschadet als genützt – und das hat auch massiv auf Tesla abgefärbt, die Verkäufe sind teils deutlich zurück gegangen.
Wie will Musk Tesla wieder nach oben bringen?
Drei Schlagworte: Autonomes Fahren, Künstliche Intelligenz und humanoide Roboter.
Heißt im Detail?
Musk will das autonome Fahren – ob im eigenen Pkw oder in Robo-Taxis, weiter vorantreiben. Er will mit Tesla massiv in das von ihm gegründete KI-Start-up xAI investieren. Und er setzt vor allem auf den humanoiden, also menschenähnlichen Roboter Optimus, der von Tesla entwickelt wird. Zwei Optimus-Modelle tanzten auf der Aktionärsversammlung auf der Bühne und begeisterten die Anwesenden.
Was sind Teslas Pläne mit Optimus?
Elon Musk hält den Roboter, der aussieht wie eine stromlinienförmige Weiterentwicklung von C-3PO aus "Krieg der Sterne" für nichts weniger als das "großartigste Produkt aller Zeiten". Er sieht ein Potenzial von hunderten Millionen wenn nicht Milliarden von Optimus-Robotern, die von neuen Tesla-Fabriken hergestellt werden sollen. Eine sei in Fremont in Kalifornien in Planung, eine weitere in Austin.
Wo sollen die Roboter eingesetzt werden?
Laut Musk überall, sowohl als Arbeiter, als auch als Dienstleister. Er sieht sie als Garanten für eine künftig bessere Gesundheitsversorgung sowie als Aufpasser für potenzielle Straftäter. In Musks Vision hat irgendwann jeder Mensch seinen persönlichen Optimus, der ihm immer zur Seite steht und alle möglichen Aufgaben für ihn erledigt, wie er den Aktionären schilderte.
Lässt sich damit wirklich viel Geld machen?
Milliarden und Abermilliarden. Vor allem aber soll es auch die Bewertung der Firma an der Börse nach oben treiben und Tesla vielleicht wirklich so wertvoll machen, wie es für Musk notwendig wäre, um die volle Billion Dollar abzukassieren.
Und wenn er das nicht schafft?
Stehen die Chancen dennoch gut, dass Elon Musk als erster Mensch die Billionen-Dollar-Marke überspringt. Denn bereits jetzt ist der 54-Jährige – Stand 7. November – geschätzte 497 Milliarden Dollar schwer. Selbst wenn er nicht das volle Tesla-Paket erhalten sollte, wird sein Aktien-Vermögen in den kommenden Jahren nochmals massiv ansteigen. Dazu kommt, dass seine Beteiligungen im Börsenwert ständig zulegen. Laut Forbes Magazin wuchs Musks Vermögen alleine von Oktober auf November 2025 um sechs Milliarden Dollar.
Wie viel ist eine Billion Dollar eigentlich?
Das sind eintausend Milliarden Dollar, in Ziffern 1.000.000.000.000 Dollar oder 860 Milliarden Euro. Das ist knapp das doppelte des österreichischen Bruttoinlandsproduktes BIP (2024: 521,6 Milliarden Dollar). Wäre Musk ein Land und die eine Billion sein BIP, würde er auf Rang 20 rangieren, vor der Schweiz. Zum Vergleich: Auf Platz 1 stehen die USA mit einem BIP von 29,3 Billionen Dollar.

Was könnte man mit so viel Geld anstellen?
Würde man es gleichmäßig auf alle etwa 8,3 Milliarden Erdenbewohner verteilen, bekäme jeder 120 Dollar. Damit lässt sich in Europa einmal schön zu zweit Essen gehen, in einigen afrikanischen Ländern entspricht es einem durchschnittlichen Jahresgehalt.
Wie viele Teslas bekäme man damit?
Vom günstigsten Modell Tesla 3 könnte man etwa 25 Millionen Stück kaufen.
Ließe sich die Armut in der Welt damit beenden?
Sie ließe sich auf jeden Fall sehr effektiv damit bekämpfen. Laut Schätzungen etwa der Bill & Melinda Gates Foundation bedürfte es pro Jahr zwischen 100 und 200 Milliarden Dollar, um die extreme Armut in den Entwicklungsländern systematisch zu reduzieren und allen Menschen ein Einkommen über der Armutsgrenze zu sichern.
Was plant Elon Musk mit dem Geld?
Überraschenderweise hat er sich dazu bereits im Vorfeld der Aktionärs-Abstimmung recht freimütig geäußert. Laut seinen Worten sei ihm das Geld an sich weniger wichtig. Ihm gehe es vor allem darum, einen höheren Aktienanteil an Tesla zu erlangen. Und würde er das volle Vergütungspaket bekommen, hätte er am Ende mehr als 25 Prozent der Tesla-Aktien in Händen und damit eine Sperrminorität.

Was heißt das?
Das würde bedeuten, dass ihn als CEO niemand mehr zwingen könnte, Tesla in eine Richtung zu bewegen, die er für nicht gut befände. Er wäre damit der uneingeschränkte Herrscher über das Unternehmen.
Und wäre das so schlimm?
Das ist natürlich Ansichtssache. Für die Mehrheit der Aktionäre ist dieser Gedanke offenbar eher erstrebenswert, sonst hätten sie Musk jetzt nicht das Vertrauen ausgesprochen. Und sollte es dem Milliardär tatsächlich gelingen, das Unternehmen in jene wirtschaftlichen Sphären zu führen, die er erreichen muss, um seine volle Vergütung zu erhalten, dann würden die Aktien der Shareholder so sehr im Wert steigen, dass sie Musk vermutlich sogar noch einmal ein ähnliches Aktienpaket geben würden, damit er weiter bei Tesla bleibt.