Von 60 auf 357 Punkte dank Publikums-Voting: Yuval Raphael verblüffte beim ESC. Doch der Erfolg war kein Wunder, sondern Folge eines ausgeklügelten Plans. Wie er gelang, warum Länder Beschwerde einlegten und Spanien nun Israel rauswerfen will.
Die schönste Geschichte des diesjährigen Eurovision Song Contest lieferte ohne Zweifel Österreichs Teilnehmer JJ alias Johannes Pietsch. Wie er sich zunächst vom Geheimtipp zum Publikumsliebling mauserte und dann die beiden Auftritte (Halbfinale und Finale) in Basel souverän und wie ein alter Show-Hase meisterte, rang selbst langjährigen ESC-Profis Respekt ab.
Das sah auch das internationale Publikum so. Das Fachjury-Voting entschied JJ mit Abstand für sich (258 Punkte), beim Publikumsvoting lag er mit 178 Punkten auf dem soliden 4. Platz, der Sieg war ihm so nicht mehr zu nehmen. Hut ab vor dem 24-jährigen Countertenor.
Das "Israel-Wunder" Doch die außergewöhnlichste Story gelang der israelischen Kandidatin Yuval Raphael. Nach dem Jury-Voting mit sehr mittelmäßigen 60 Punkten noch auf Platz 14 von 26 Teilnehmern gelegen, pushten die vom Publikum direkt vergebenen Punkte die 24-Jährige fast noch an die Spitze: 297 Punkte erhielt die Israelin von den Zusehern weltweit, mehr als jeder andere Kandidat. Das brachte die Überlebende des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023 auf Platz 2 der Gesamtwertung, gerade 79 Punkte hinter JJ.
Märchenhaftes Comeback … Am Tag nach dem Song Contest wurde diese märchenhafte Comeback-Geschichte zunächst als überwältigende Sympathiekundgebung für das Land und seine Kandidatin gedeutet. Motto: Auch wenn draußen vor der Halle die Pro-Palästina-Pöbler ihre Parolen brüllen, das internationale Fernseh-Publikum steht unverbrüchlich hinter Israel. Ungeachtet der zahlreichen Proteste, die Israels Vorgehen im Gaza-Streifen als Reaktion auf den Hamas-Terror auch in Basel mit sich brachte.
… oder doch irgendwie komisch? Mittlerweile hat sich die Stimmung jedoch gedreht. Immer weniger Teilnehmer-Länder glauben bei der wundersamen Punkte-Vermehrung auf Israels ESC-Konto an einen Zufall. Und anders als in den letzten beiden Jahren, als das Land beim finalen Voting ebenfalls vergleichbare Aufholjagden hinlegte, wird das heuer auch breit thematisiert.
Länder fordern Aufklärung Beim Veranstalter des Song Contest, der European Broadcasting Union (EBU), einem Zusammenschluss öffentlich-rechtlicher Fernsehsender aus Europa, Nordafrika und dem Nahen Osten, sind gleich aus mehreren ESC-Teilnehmerländern Anfragen zur Vergabe der Publikumspunkte eingelangt. "Wir können bestätigen, dass wir seit Samstag mit mehreren Sendern in Bezug auf die Stimmabgabe im Wettbewerb in Kontakt gestanden haben", so ESC-Direktor Martin Green am Dienstag.
Die EBU wiegelt ab Für 2026 werde es deshalb auch "eine umfassende Diskussion" über dieses Thema geben, da man die Bedenken ernst nehme, so ESC-Mann Green. Der aber gleichzeitig betont, dass das Abstimmungsverfahren für den ESC "das fortschrittlichste der Welt" sei. Alles werde geprüft und verifiziert, "um verdächtige oder unregelmäßige Abstimmungsmuster auszuschließen."
Was ist hier los? Aber was heißt das jetzt konkret? Wie kann es sein, dass Jury- und Publikums-Wertungen so eklatant auseinander liegen? Gibt es Unregelmäßigkeiten bei der Punktevergabe, wenn der ESC selbst "eine Diskussion" darüber ankündigt? Oder steckt etwas anderes hinter den überraschend hohen Beliebtheitswerten der israelischen Kandidaten?
Wie Israel die ESC-Ergebnisse zu seinen Gunsten dreht, warum die Song Contest-Macher dagegen machtlos sind und weshalb die meisten anderen Länder zwar Bescheid wissen, aber nichts unternehmen. Die wichtigsten Antworten zum ESC-Thema Nummer 1:
Nochmals die Fakten, bitte: Worum geht's?
Primär um den außergewöhnlichen Punkte-Zuwachs bei Israels ESC-Kandidaten durch das Publikums-Voting in den vergangenen Jahren. Beim Song Contest 2023 in Liverpool erhielt Noa Kirel vom Publikum 185 Punkte, was ihr am Ende Gesamtplatz 3 einbrachte. 2024 in Malmö bekam Eden Golan durch das Publikums-Voting sogar 323 Punkte (Gesamtplatz 5), während vor der Veranstaltungshalle tausende Menschen gegen Israels Gaza-Krieg protestierten. Und heuer erhielt Yuval Raphael 297 Punkte, was ihr Platz 2 bescherte.
Was ist daran so außergewöhnlich?
Der Vergleich mit den Jahren davor. 2022 scheiterte Israel in Turin bereits im Halbfinale, Interpret Michael Ben David erhielt damals vom Publikum gerade 27 Punkte für seine Darbietung. Und 2021 bekam Eden Alene in Rotterdam sogar nur 20 Publikums-Punkte – Platz 17.
2023 geschah das Massaker der Hamas, das positive Voting ist wahrscheinlich eine Reaktion darauf
Der Terror-Überfall der Hamas auf israelische Zivilisten, bei dem mehr als 1.200 Menschen teils bestialisch ermordet und Hunderte in den Gazastreifen entführt wurden (54 Geiseln sind noch immer in der Hand der Hamas, aber weniger als die Hälfte von ihnen soll noch am Leben sein), geschah am 7. Oktober.
Der Song Contest (mit 185 Publikums-Punkten für Israel) ging bereits 5 Monate vorher über die Bühne. Abgesehen davon: Seit Israel der Hamas – als Reaktion auf den Überfall – den Krieg erklärt hat und in Gaza einmarschiert ist, kommt es weltweit zu Anti-Israel-Demonstrationen. Anders gesagt: Besonders beliebt ist das Land derzeit nicht.
Aber das gilt ja primär für die muslimische Welt
Keineswegs. Auch im Westen stehen Teile der Bevölkerung und der Politik äußerst kritisch zu Israel. Jüngstes Beispiel: Erst am Montag nach dem ESC forderte Spaniens sozialistischer Ministerpräsident Pedro Sánchez den Ausschluss Israels vom Song Contest aufgrund des "militärischen Vorgehens im Gazastreifen". Und Spaniens öffentlich-rechtlicher Sender RTVE kündigte an, eine Überprüfung des Publikumsvotings zu beantragen, wo Israel so gut abgeschnitten hatte. Eine Forderung, der sich der belgische Sender VRT anschloss.
Weshalb wurde Israel eigentlich wegen Gaza bisher nicht vom ESC ausgeschlossen? Russland und Weißrussland sind seit dem Ukraine-Krieg ja auch nicht mehr dabei?
Weil der Song Contest von der EBU veranstaltet wird und da keine Staaten Mitglied sind, sondern nur öffentlich-rechtliche Sender. Und diese Sender können von der EBU nur dann sanktioniert werden, wenn sie sich nicht an die "Werte öffentlich-rechtlicher Medien" halten.
Was bedeutet das? Warum sind Russland und Weißrussland dann seit dem Ukraine-Krieg nicht mehr mit dabei?
Weil die regierungstreuen Sender beider Länder, nach Auffassung der EBU, seit dem Überfall auf die Ukraine keine "vertrauenswürdigen und unabhängigen Nachrichten und Informationen" mehr verbreiten und zudem noch andere Werte der EBU missachten würden, etwa indem sie Menschen aufgrund der sexuellen Orientierung diskriminieren. Bei Israels Sender KAN sei all das nicht der Fall.
Alles klar. Aber was wird Israel dann vorgeworfen?
Vereinfacht gesagt, dass das Land das Publikumsvoting manipuliert. Oder besser gesagt, dass es die geltenden Regeln so nutzt wie kein anderes Land. Denn: "Das Voting-System beim ESC ist kein klassisches demokratisches Verfahren", erklärte der ehemalige Direktor der EBU, der Spanier Ignasi Guardans, beim Radiosender Cadena SER. Vielmehr sei es instrumentalisierbar – und das hätte Israel getan.
Wie funktioniert eigentlich das Voting für den Song Contest?
Seit dem Jahr 2016 werden von jedem Land zwei Mal Punkte vergeben. Zunächst von einer fünfköpfigen Fachjury, die vom jeweiligen Sender benannt wird. Diese Jury bewertet die Titel schon vorab, um sich eingehender mit deren musikalischer und kommerzieller Qualität befassen zu können. Die Fachjury vergibt - wie seit jeher – insgesamt 58 Punkte: 1 - 2 – 3 – 4 - 5 – 6 – 7 – 8 – 10 – 12.
Und das Publikums-Voting?
Das findet während der beiden Halbfinali bzw. während des Finales statt. Ab Beginn des Wettsingens und bis eine knappe Stunde nach dem letzten Song haben alle Zuseher Zeit*, für "ihre" Kandidaten anzurufen. Dabei kostet jeder Anruf eine gewisse Summe – in Österreich etwa 50 Cent, in Deutschland sind es nur maximal 20 Cent. Das genaue Procedere dieser Abstimmung sowie die Kosten dafür werden vom jeweiligen Sender festgelegt.
Wie geht es dann weiter?
Sämtliche Ergebnisse dieses Votings aus allen teilnehmenden Ländern werden anschließend von einer Firma namens Once, deren Sitz in Köln ist, überprüft und in die Show weitergegeben. Der ESC arbeitet nach eigenem Bekunden seit Jahren mit Once zusammen.
Wurden heuer irgendwelche Fehler oder versuchte Betrügereien festgestellt?
Nein, laut Once wurden sämtliche abgegebenen Stimmen korrekt ausgewertet und verbucht. Es gab laut ESC auch "keine unregelmäßigen oder verdächtigen Abstimmungsmuster".
Wie errechnen sich die Punkte beim Publikums-Voting?
Im Grunde genauso wie beim Jury-Voting. Jener Song, für den die meisten Zuschauer in einem Land angerufen haben, erhält 12 Punkte, der mit den zweitmeisten Stimmen 10 Punkte usw. Auch hier werden insgesamt 58 Punkte vergeben.
Und nach welchen Kriterien werden hier die Punkte vergeben?
Das ist vollkommen individuell und liegt bei jedem Anrufer persönlich. Ob man von der musikalischen Qualität einer Darbietung so begeistert ist oder andere Gründe hat, weshalb man für einen Kandidaten anruft, ist nebensächlich. Es zählt nur der Anruf an sich.
Und jedes Land vergibt gleich viele Punkte, ganz egal, wie viele Einwohner es hat?
Ganz genau. Jenes Lied, das auf Malta mit seinen 550.000 Einwohnern den meisten Publikumszuspruch erhält, bekommt in der Endwertung ebenso 12 Punkte wie jener Song, für den von den 83 Millionen Deutschen am häufigsten angerufen wurde.
Auch die Zahl der getätigten Anrufe ist egal?
Ja. Wenn in einem Land insgesamt nur 1.000 Anrufe eingehen und auf den bestbewerteten Titel davon 500 Anrufe fallen, ist das Punkte-mäßig genauso viel wert, wie wenn 10 Millionen Anrufe eingehen und der beste Song 5 Millionen Stimmen erhält.
Das klingt allerdings nicht sonderlich fair
Naja, es kommt noch ärger. Denn laut ESC-Regeln dürfen mit jedem Gerät 20 Stimmen abgegeben werden. Ich darf also mit einem Mobiltelefon insgesamt 20 Mal für meinen Kandidaten anrufen. Und wenn ich ein weiteres Mobiltelefon habe mit einer SIM-Karte aus dem Ausland, kann ich gleich noch einmal 20 Anrufe oder SMS absetzen. Das ist weder illegal, noch allzu teuer.
Wissen eigentlich die Kandidaten, auf welche Art sie bewertet werden?
Alle Informationen dazu sind frei zugänglich, das ist kein Geheimwissen. Ob sich die Kandidaten allerdings damit auseinandersetzen, ist eine andere Frage. Die finnische Kandidatin Erika Vikman etwa, die für ihren provokanten Song "Ich komme" von Österreich heuer 12 Jury-Punkte bekommen hat, wetterte nach ihrer Rückkehr über den Voting-Mechanismus: "Meiner Meinung nach ist das sehr unfair."
Weiß man eigentlich, wie viele Anrufe beim Publikums-Voting eingehen?
Man weiß es natürlich, aber die EBU als Dachorganisation des Song Contest hütet sich, diese Zahlen zu nennen. Man weiß nur aus 2016, also dem ersten Jahr, in dem nach dem neuen Modus gevotet wurde, dass damals europaweit zwischen 35 und 40 Millionen Stimmen abgegeben worden sind. Und als 2023 zusätzlich noch das "Rest of the World"-Voting eingeführt wurde, kamen insgesamt 4,3 Millionen Votes aus diesem "Rest der Welt".
Was ist das "Rest of the World"-Voting?
Der Versuch, auch alle Länder, die nicht Mitglied der EBU sind, an den Song Contest heranzuführen. Konkret darf man aus allen Teilen der Welt anrufen und seine Stimme abgeben. Sämtliche Stimmen aus diesem "Rest of the World" werden dann zusammengezählt und wie als das Ergebnis eines einzelnen Landes gewertet.
Das bedeutet jetzt unter dem Strich was? Wie viele Punkte kann ein Song maximal erhalten?
Das hängt naturgemäß von der Zahl der teilnehmenden Länder ab. Heuer waren insgesamt 37 Länder am Start, natürlich dürfen auch jene Länder im Finale mit voten, die im Halbfinale ausgeschieden sind. Und der eigene Länder-Kandidat darf natürlich nicht gewählt werden. Das bedeutet, ein Teilnehmer konnte heuer maximal 36 x 12 = 432 Punkte aus der Jurywertung bekommen und noch einmal 37 (36 Teilnehmer und 1 x "Rest of the World") x 12 = 444 Punkte aus der Publikums-Wertung.
Und wie hat Israel abgeschnitten?
Yuval Raphael erhielt 60 Jury-Punkte – das sind 14 Prozent des möglichen Punkte-Maximums. Aber sie erhielt 297 Publikums-Punkte, das ist eine Ausbeute von 67 Prozent.
Von wo kamen die Punkte?
Bei der Jury-Wertung erhielt Israel nur 1 Mal 12 Punkte, und zwar ausgerechnet von Aserbaidschan, dem einzigen muslimischen Land im gesamten Teilnehmerfeld. Trotz der religiösen Kluft, bestehen zwischen den beiden Staaten intensive Beziehungen, was zu einem Gutteil daran liegt, dass beide Länder den Iran als Bedrohung auffassen. Insofern sind diese 12 Punkte auch als Statement zu sehen.
Und die Publikums-Punkte?
Da ist es Israel gelungen, gleich aus 13 Ländern die Höchstpunktezahl von 12 zu erhalten. Weitere 6 Länder gaben 10 Punkte für Yuval Raphael. Österreich bewertete den Auftritt mit 7 Punkten. Nur 3 Länder (Armenien, Kroatien und Polen) gaben Israel gar keinen Punkt.
Wie geht das?
Die Antwort ist im Grunde ganz einfach: Israel versteht es scheinbar besser als alle anderen Länder, Stimmung für sich zu machen. Und das passiert seit 2023 im offiziellen Auftrag und mit staatlicher Unterstützung, auch finanziell. 2023 und 2024 wurde eine offizielle Kampagne zur Unterstützung der israelischen Kandidaten beim Song Contest gefahren, die vom Außenministerium des Landes sowie der staatlichen Werbeagentur LAPAM koordiniert wurde.
Und was war heuer?
Für 2025 gibt es dazu (noch) keine offiziellen Informationen. Aber aufgrund der Werbetätigkeit im Vorfeld sowie des Contest-Verlaufs kann als sicher angenommen werden, dass es auch heuer ein massives Marketing für Yuval Raphael gegeben hat.
Wie funktioniert das konkret?
Sehr viel über Social Media – die Kandidaten drehen eigene Videos in bis zu 10 Sprachen, die gezielt lanciert werden. Dazu kommt klassische Werbung mit dem jeweiligen Song sowie der Aufforderung, für Israel zu stimmen. So lief etwa auf dem offiziellen Song Contest-Kanal der EBU sowohl vor dem Halbfinale, wie auch vor dem Finale am Samstag im Werbefenster ein Clip, in dem Yuval Raphael dazu aufrief, für sie zu stimmen. Mittlerweile sind die Clips aus dem Werbefenster wieder verschwunden?
Ist das denn erlaubt?
Laut EBU ja. Die offiziellen Regeln würden keine Werbung für die einzelnen Beiträge verbieten, online, im klassischen TV oder sonst wo. Theoretisch hätten der ORF, seine Schallplattenfirma oder auch seine Eltern für JJ Online-Werbeclips, Inserate in Tageszeitungen oder Hörfunkspots schalten können, wenn sie denn das Budget dafür gehabt hätten.
Wer wurde bei der Israel-Kampagne angesprochen?
Laut David Saranga, dem "Direktor für digitale Diplomatie" im israelischen Außenministerium, mobilisierte Israel für seine ESC-Kampagne 2023 und 2024 vor allem LGBTQ-Communities, diverse Fanclubs sowie mit dem ESC befasste Journalisten, wie er der Times of Israel anvertraute. Das wird heuer nicht viel anders gewesen sein, eine offizielle Bestätigung dafür steht allerdings noch aus.
Gab es weitere Maßnahmen?
Zusätzlich zur Werbung wurden israelische Botschaften im Ausland aufgefordert, ihre Kontakte in den Gastländern aktiv zu ermuntern, für Israel zu stimmen. Und es werden Juden und Sympathisanten auf offiziellen israelischen Social Media-Kanälen angesprochen und um Unterstützung gebeten. In New York wurde zudem am 14. Mai, dem israelischen Unabhängigkeitstag, ein Werbesujet am Times Square gekauft (siehe Instagram-Link oben), dass zur Unterstützung von Yuval Raphael aufrief – Stichwort "Rest of the World"-Stimmen.
Aber das ist alles nicht verboten, oder?
Überhaupt nicht. Aber es reizt die Möglichkeiten aus, und das koordiniert, im staatlichen Auftrag und mit finanzieller Unterstützung durch den Staat. Anders gesagt: Israel hat erkannt, wie wertvoll eine positive Wahrnehmung Israels abseits der aktuellen Krisenherde ist und unternimmt große Anstrengungen, um sich hier positiv ins Bild zu setzen. Und wie man sieht, es funktioniert.
Weshalb gelingt das anderen Staaten nicht?
Es gelingt auch anderen Staaten, dafür gibt es immer wieder Beispiele. Vor allem Balkan-Länder profitieren seit vielen Jahren beim ESC davon, dass ihre Bürger, die im Ausland leben, für sie stimmen. Beispiel Kroatien: Musiker Baby Lasagna erhielt 2024 aus dem Zuschauer-Voting 337 Punkte und holte so beinahe noch den Schweizer Nemo an der Spitze der Wertung ein. Und heuer erhielten die albanischen Künstler beim ESC beachtliche 173 Publikums-Punkte und kamen so auf Platz 8 der Gesamtwertung.
Bleibt die Frage: Weshalb nutzen nicht mehr Länder die Möglichkeiten des Systems so gezielt aus?
Simple Antwort: Weil sie es nicht müssen. Israel ist ein Land, das permanent auf dem internationalen Prüfstand steht und dem weltweit extremer Hass entgegenschlägt. Und es ist seit seiner Gründung umgeben von Ländern, die ihm nicht freundlich gesinnt sind. Einige Staaten im Nahen Osten haben die Auslöschung Israels zu ihrer offiziellen Doktrin gemacht.
Für Israel und seine Bewohner ist es daher essentiell, sich selbst und der Welt zu versichern, dass man nicht nur Feinde, sondern auch Freunde hat und Unterstützung erfährt. Dafür ist der Song Contest zwar ein kleines, aber nichts desto trotz weithin sichtbares Symbol des Friedens und der Normalität.
* Die Zeitdauer, während der für das Publikums-Voting angerufen werden kann, wurde korrigiert. Ursprünglich stand, dass erst nach dem letzten Song abgestimmt werden kann