Nächster Auftritt von René Benko vor Gericht. Diesmal ist Ehefrau Nathalie mitangeklagt. Es ist das erste Wiedersehen seit 11 Monaten. Nathalie Benko soll ihrem Mann geholfen haben, Geld vor Gläubigern zu verstecken. Ein Handy-Chat belastet sie dabei schwer.

Ein Geheimtresor in einem Bunker, ein knappes Dutzend Luxusuhren, bündelweise Bargeld und eine verräterische Handy-Notiz – das sind die Zutaten im zweiten Verfahren gegen Signa-Pleitier René Benko.
Wie bereits vergangenen Oktober, geht es auch im zweiten Prozess um den Vorwurf, dass Benko einen Teil seines Vermögens vor seinen Gläubigern in Sicherheit gebracht haben soll. Neu ist allerdings, dass der 48-Jährige dieses Mal nicht alleine auf der Anklagebank sitzt.
Auch René Benkos Ehefrau Nathalie wurde von der Staatsanwaltschaft angeklagt. Sie soll ihren Mann dabei unterstützt haben, Geld und Wertgegenstände vor dem Zugriff des Insolvenzverwalters zu verstecken. Deshalb wird ihr nun ebenfalls der Prozess gemacht.
Was die Fahnder dem ehemaligen Milliardär vorwerfen, welche Strafe ihm dafür maximal droht und welche Rolle Nathalie Benko nach Ansicht der Ermittler im aktuellen Verfahren spielt – das gilt es über den zweiten Benko-Prozess zu wissen:

Worum geht es?
Um das zweite Verfahren gegen Signa-Gründer und Milliarden-Pleitier René Benko. Es startet am Mittwoch, 10. Dezember, um 9 Uhr am Landesgericht in Innsbruck.
Was war beim ersten Verfahren?
Benko wurde bereits im vergangenen Oktober in Innsbruck teilweise schuldig gesprochen. Er sollte in zwei Fällen Geld an seinen Gläubigern vorbei verwendet haben. In einem Fall wurde der – deutlich abgemagerte und sichtlich gezeichnete – Unternehmer frei gesprochen, im zweiten Fall für schuldig befunden.Urteil: Zwei Jahre Haft, allerdings nicht rechtskräftig, da Benkos Anwalt berief.
Wie lange wird das zweite Verfahren dauern?
Angesetzt ist es für zwei Verhandlungstage (10. und 16. Dezember). Allerdings sind sämtliche Zeugen (insgesamt vier) bereits für den ersten Termin geladen. Nicht auszuschließen daher, dass es bereits am Abend des Mittwochs ein Urteil gibt.
Was wird René Benko vorgeworfen?
Er soll Anfang 2024 versucht haben, Uhren, Schmuck und Bargeld vor einem möglichen Zugriff seiner Gläubiger in Sicherheit zu bringen. Die juristische Bezeichnung dafür lautet betrügerische Krida, es ist das selbe Delikt wie im ersten Prozess von letztem Oktober.
Welche Gläubiger?
Nach der Insolvenz der Signa-Holding im November 2023 (die Gläubiger-Forderungen hier liegen bereits bei über 30 Milliarden Euro), meldete auch der Unternehmer René Benko persönlich am 7. März 2024 Zahlungsunfähigkeit an. Mittlerweile belaufen sich die Gläubiger-Forderungen in diesem Verfahren auf 2,7 Milliarden Euro, gerichtlich anerkannt wurden bislang etwa 47 Millionen Euro.
Was soll Benko versteckt haben?
120.000 Euro Bargeld sowie Luxusuhren und Manschettenknöpfe, deren Wert von Sachverständigen auf etwa 250.000 Euro taxiert wurde. Alles in allem Peanuts im Vergleich zu den Summen, um die es geht. Aber durchaus relevant, was das mögliche Strafmaß betrifft.

Wie hoch könnte die Strafe sein?
Wird René Benko schuldig gesprochen, drohen ihm zwischen einem und zehn Jahren Haft.
Was ist mit Nathalie Benko?
Sie ist die Zweitangeklagte in der Causa, wurde aber bislang von offizieller Seite noch nicht namentlich genannt, da sie für die Justiz keine Person des öffentlichen Lebens darstellt. Auch ihr drohen bei einer Verurteilung zwischen einem und zehn Jahren Haft.
Wie lautet der Vorwurf gegen sie?
Sie soll zur Gläubigertäuschung ihres Mannes beigetragen haben, "indem sie den Tresor im Haus ihrer Verwandten anschaffen ließ und für die Verwahrung der genannten Wertgegenstände zur Verfügung stellte", heißt es in der Anklageschrift.
Welcher Tresor?
Dazu muss man etwas ausholen. Am 23. Jänner 2025 – der Tag von René Benkos Verhaftung – stießen Ermittler im Haus von Nathalie Benkos Tante im kleinen Tiroler Ort Pfunds nahe dem Dreiländereck Österreich-Schweiz-Italien auf einen Tresor. Er war in einem zum Lagerraum umfunktionierten Bunker hinter Weinkisten versteckt.
Was war der Inhalt?
Im Tresor fanden sich insgesamt elf Luxusuhren der Marken Patek Philippe, Rolex, Hublot, Omega, Panerai, Audemars Piguet, Cartier, IWC und Breitling, mehrere hochwertige Manschettenknopf-Paare, mehrere Ringe sowie Geldbündel mit 120.000 Euro in einem Kuvert.
Und weiter?
Der Tresor sei eigens angeschafft worden, um Geld und Wertsachen den Forderungen von Gläubigern zu entziehen, so die Annahme der Wirtschafts- und Korruptions-Staatsanwaltschaft, die hier die Ermittlungen führt.

Gibt es dafür Beweise?
Es gibt einen höchst aufschlussreichen Handy-Chat zwischen Nathalie Benko und ihren Verwandten aus Anfang 2024, der in einem Zwischenbericht der Soko Signa zitiert wird und über den die Kronen Zeitung berichtet hat. Darin tauschen sich Frau Benko und ihre Verwandten über den Erwerb eines Safes in einem Fachgeschäft in Innsbruck aus.
Wie lief das ab?
Ab Ende Februar 2024 besprachen sich Nathalie Benko und ihre Verwandten über den Kauf eines Tresors für deren Haus. Am 10. März 2024, also nur wenige Tage, nachdem der Unternehmer René Benko Insolvenz angemeldet hatte, erhielt Nathalie Benko ein Bild von einem freigeräumten Stellplatz in dem Bunkerraum mit der Frage: "Ist das okay?". Nathalie Benkos Antwort: "Perfekt."
Wie ging es weiter?
Kurz darauf schrieb Nathalie Benko nochmals an ihre Verwandten: "Vielleicht noch irgendwann den Zettel verbrennen." Ob damit die Rechnung für den Tresor gemeint gewesen ist, wird sich vielleicht im Zuge des Prozesses klären. Die Antwort der Verwandten war indes bereits damals eindeutig: "Schon erledigt."
Wie kamen die Ermittler überhaupt auf die Idee, bei Nathalie Benkos Verwandten zu suchen?
Den entscheidenden Tipp dafür erhielten sie von einem ehemaligen Leibwächter René Benkos, der gegenüber der Justiz plauderte.
Wie erklären die Benkos die Sache?
Nathalie Benko hat sich bislang überhaupt noch nicht erklärt. René Benko, der seit dem Tresor-Fund in U-Haft sitzt, lieferte mehrere Erklärungsansätze. Der aktuellste: Acht der Uhren sowie die Manschettenknöpfe seien Geschenke für seine beiden (minderjährigen) Söhne gewesen und deshalb im Tresor gelagert worden. Und die übrigen Uhren für eine Charity-Auktion gedacht gewesen.
Die Staatsanwaltschaft bezweifelt das?
Ja, aus mehreren Gründen. Vor allem, weil die beiden Söhne der Benkos - das Paar hat insgesamt drei Kinder – zum Zeitpunkt der angeblichen Schenkung zu Weihnachten 2021 erst sechs bzw. elf Jahre alt waren. Und außerdem wurde Benko auch in den Jahren danach immer wieder mit einer besonders auffälligen Uhr aus dem Konvolut gesehen – und auch auf Fotos festgehalten.



Um welche Uhr geht es da?
Um eine Patek Philippe Nautilus Chronograph in Roségold, Referenz 5980R-001. Das Modell mit Automatikwerk wurde von 2010 bis 2024 produziert und kostete zuletzt etwa 76.000 Euro. Wie die meisten "Nautilus"-Modelle, kostet auch dieses Modell auf dem Sekundärmarkt inzwischen mehr als den seinerzeitigen Listenpreis. Aktuell ist die Uhr gebraucht nicht unter 90.000 Euro zu finden.
Und weiter?
Es gibt zahlreiche Fotos aus den Jahren nach der angeblichen Schenkung, auf denen Benko das außergewöhnliche Modell selbst trägt. Die Staatsanwaltschaft hat eigens eine Foto-Dokumentation erstellt die beweisen soll, dass die Uhr auch nach Weihnachten 2021 von René Benko regelmäßig getragen worden ist und deshalb weiterhin ihm gehörte.
Was sagt der Angeklagte dazu?
Er habe sich die Uhr von seinem Sohn ausgeborgt. Ob das Gericht dieser Version folgt, wird sich zeigen.
Was ist mit dem Bargeld?
Es wird von den Ermittlern ebenfalls René Benko zugeordnet, auch wenn dieser das bestreitet. Da sich aber bei der Hausdurchsuchung auch eine Kiste mit der Aufschrift "Nathalie Jagd" fand, in der sich unter anderem 60.000 Euro Bargeld befanden, geht man bei der WKStA davon aus, dass es sich bei den 60.000 Euro um einen "Notgroschen" von Frau Benko gehandelt hat und das Geld im Safe ihrem Mann gehört.
Worauf plädiert das Ehepaar Benko?
Sie bestreiten die Vorwürfe, von René Benko weiß man, dass er auf Nicht schuldig plädieren wird. Für beide Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung.
Was weiß man über das Ehepaar Benko?
René und Nathalie Benko sind seit 2010 verheiratet und haben drei Kinder. Nathalie Benko ist 42 Jahre alt, gebürtige Schweizerin und hat sich über die Jahre ihr eigenes kleines Immobilienimperium (etwa in Form der Villa Bora auf Ibiza) gezimmert – mit Kapital, das Ehemann René zuschoss, berichtet etwa die Süddeutsche Zeitung. Wie Benko seiner Frau gegenüber überhaupt recht spendabel gewesen sein soll.

Heißt im Klartext?
Benko habe seiner Frau zwischen 2014 und 2023 "anlassbezogene Gelegenheitsgeschenke" für insgesamt 7,9 Millionen Euro gemacht, gab er laut SZ zu Protokoll. Zusätzlich zum Unterhalt von monatlich 10.500 Euro soll sie zwischen 2018 und 2023 außerdem weitere 15,5 Millionen Euro von ihrem Mann erhalten haben. Aus welchen Kassen das Geld kam und ob Interessen von Signa-Anlegern dadurch geschädigt wurden, haben nun die Ermittler zu klären.
Sind die beiden noch eine Ehepaar?
René Benko sitzt seit bald elf Monaten in U-Haft, Nathalie Benko und die Kinder mussten aus der Villa in Innsbruck-Igls ausziehen und wohnen jetzt im Stadtteil Hungerburg. Medial verbreitete Gerüchte, sie hätte die Scheidung eingereicht, klagte Nathalie Benko zuletzt in mehreren Medienprozessen (die Urteile sind noch nicht rechtskräftig).
Aber gesehen haben sich die beiden in den elf Monaten schon, oder?
Nein, laut Kronen Zeitung kommt es am Mittwoch zum ersten Wiedersehen seit elf Monaten. Denn Nathalie Benko sei es vom Gericht untersagt gewesen, ihren Mann in der U-Haft zu besuchen. Nicht zuletzt deshalb wird für den Prozess-Auftakt ein riesiges Blitzlichtgewitter erwartet, zu dem sich Dutzende Medienvertreter aus dem In- und Ausland angekündigt haben.