Der Ostflügel ist abgerissen, Anfang Jänner will Donald Trump seine Pläne für den neuen Ballsaal im Weißen Haus offenlegen. Er soll inzwischen schon 400 Millionen Dollar kosten, Kritiker laufen dagegen Sturm. Ein Marmorbad gibt erste Einblicke.

Am Morgen des 20. Oktober 2025 fuhren die Bagger vor dem Weißen Haus in Washington auf. Sie begannen, den Ostflügel des Präsidentensitzes abzureißen,. Viele Amerikaner hielten das für eine räumlich wie zeitlich begrenzte Maßnahme. Ein grober Irrtum.
Ein kleiner Teil des Flügels müsse weichen, um Platz für einen neuen Ballsaal zu schaffen, dieser würde allerdings die bestehenden Strukturen des Weißen Hauses nicht berühren, hatte Präsident Donald Trump Wochen zuvor eher nebenbei verlautbart. Nichts Außergewöhnliches, eher eine kosmetische Maßnahme.
Doch Trumps Bagger hielten nicht an, immer weiter fraßen sie sich hinein in den 1902 errichteten Anbau des Weißen Hauses, bis am Ende nichts mehr übrig war. Nur vier Tage später, war der historische Ostflügel Geschichte, an seiner Stelle lag ein Trümmerfeld.
Seither herrscht Rätselraten, wie es weitergehen wird mit der Baugrube im Herzen der Regierungsmetropole. Denn Trump kündigt immer wieder neue Pläne für den Ballsaal an, die jedes Mal größer und mächtiger sind. Und die Öffentlichkeit, die im Grunde Eigentümerin aller Bundesimmobilien ist, wird darüber weitgehend im Unklaren gelassen.

Am 8. Jänner 2026 soll damit nun Schluss sein. Im Zuge einer Anhörung will man endlich Fakten präsentieren und zeigen, wie üppig der Ballsaal, der an Stelle des Ostflügels neu errichtet werden soll, tatsächlich ausfallen wird.
Wie lange den US-Präsidenten die Ballsaal-Frage bereits umtreibt, was bisher über seine Pläne bekannt ist, wie sich die Opposition gegen das Projekt stemmt und wann das Bauwerk frühestens fertig sein wird – das muss man über Trumps "Ballroom-Gate" wissen:
Worum geht es?
Um die Neuerrichtung eines Ballsaals für das Weiße Haus, dem Sitz des US-Präsidenten in Washington, D.C. Die Idee ist ein Herzensprojekt von Donald Trump, das er bereits in der Regierungszeit von Barack Obama umsetzen wollte, damals noch als Bau- statt als Hausherr. Doch Obamas Team ignorierte Trumps Angebot, den Ballsaal zu errichten. Seit seinem Amtsantritt tüftelt Präsident Trump nun daran, seine Pläne in die Tat umzusetzen.
Wird denn ein Ballsaal gebraucht?
An dieser Frage scheiden sich die Geister. Trump sagt ja, denn nach seinem Verständnis benötigt die mächtigste Nation der Welt an ihrem Regierungssitz auch einen Ballsaal, der die Omnipotenz des Landes symbolisiert. Und bei Trump geht derartige Symbol-Architektur immer einher mit Prunk und Protz, mit Gold und Marmor.
Wie soll der Ballsaal denn aussehen?
Wie eine moderne Interpretation des Spiegelsaals in Versailles, allerdings mit Air Condition und allen technischen Finessen.
Wie groß?
Die Dimensionen werden noch besprochen. Aktuell ist von einem Fassungsvermögen von 1.000 Gästen die Rede. Die letzten Zahlen, die durchsickerten, gehen von einer Grundfläche von 8.360 Quadratmetern für den Neubau aus. Damit wäre der Ballsaal weit größer als der gesamte Rest des Weißen Hauses – dieses erstreckt sich (nach Abriss des Ostflügels) derzeit auf 5.100 Quadratmetern.

Wann werden Details bekannt?
Am 8. Jänner. Dann will das Weiße Haus seine Um- und Neubaupläne erstmals öffentlich vorlegen, und zwar im Rahmen einer Anhörung bei der für die Projektprüfung zuständigen Bundesagentur, der National Capital Planning Commission (NCPC).
Kann die Kommission Trumps Pläne verhindern?
Sie kann sie zumindest erschweren – theoretisch. Die NCPC ist eine vom US-Kongress geschaffene Bundeskommission, die die städtebauliche Planung in Washington überwacht. Formal muss sie Bau- und Umgestaltungspläne prüfen und genehmigen. Kommt ein Projekt zur Prüfung, kann die NCPC Empfehlungen abgeben, Änderungen fordern oder die Genehmigung verweigern.
Was würde das bedeuten?
De facto gar nichts, Trump könnte sich (und würde das vermutlich auch) einfach darüber hinweg setzen. Theoretisch hätte er die NCPC auch über die Abbrucharbeiten informieren müssen, was nicht passiert ist. Dazu kommt: Zum Vorsitzenden der NCPC hat der Präsident seinen ehemaligen persönlichen Anwalt Will Scharf gemacht, von dieser Seite hat er also nichts zu befürchten.
Kann das Projekt noch verhindert werden?
In der Praxis vermutlich nicht, denn Trump ist der Meinung, er kann im Weißen Haus tun und lassen, was ihm gefällt. Und da für das Gebäude diverse Sonderregelungen gelten, was Umbaumaßnahmen betrifft, ist das wahrscheinlich sogar richtig. Nichts desto trotz gibt es mittlerweile eine Klage der Denkmalschutzorganisation National Trust for Historic Preservation gegen das Ballroom-Projekt.
Weswegen wird geklagt?
Die Organisation argumentiert, der geplante Ballsaal würde den Rest des Weißen Hauses in den Schatten stellen. Obwohl bislang nicht bekannt gegeben wurde, wie üppig der Bau tatsächlich werden soll, hat diese Frage auch den Planer des Ballrooms, den Washingtoner Kirchenarchitekten James McCrery II., mittlerweile zu einem Kritiker der Pläne werden lassen.
Was kritisiert er?
Dass ein Anbau niemals größer und vor allem höher sein dürfe als der Haupttrakt des Ensembles.

Was sagt Trump dazu?
Er sieht das naturgemäß anders und hat McCrery gegen das Architekturbüro Shalom Baranes Associates ausgetauscht, das seit Jahrzehnten regierungsgebäude entwirft. Der Präsident präsentiert Gästen zudem regelmäßig verschieden dimensionierte Pläne für den Ballsaal, hat die Washington Post recherchiert. Und er sage immer dazu, dass ihm die größte Variante mit Abstand die liebste sei.
Er nimmt das ganz sehr ernst, richtig?
Und wie. Man darf nicht vergessen: Trump hat jahrzehntelang riesige Bauprojekte umgesetzt er führt sich in dieser Materie wirklich zuhause. Entsprechend tief ist er in dem Thema drinnen: Ein Modell des Ballsaals steht seit Monaten im Oval Office und Verhandlungen mit beteiligten Bauunternehmen soll der Präsident sogar persönlich führen.
Wenn es noch keine fixen Pläne gibt, wird derzeit also nicht gebaut?
Doch, es wurde bis kurz vor Weihnachten täglich gearbeitet. Laut informierten Kreisen würde derzeit noch ein Bunker, der 1942 unter dem Ostflügel errichtet worden war, abgetragen, gleichzeitig würde von der Baufirma Clark Construction ab Jänner mit der Errichtung des Fundaments für den Ballsaal begonnen, so US-Medien.
Wie groß ist eigentlich der derzeit größte Saal im Weißen Haus?
Der East Room fasst etwa 200 Personen. Bei größeren Veranstaltungen wurden bislang immer Zelte im Garten der Residenz errichtet, was einerseits aus sicherheitstechnischen Gründen nicht optimal war und andererseits auch immer wieder den Rasen beschädigt hat.
Ist der Kongress von Trump vorab in seine Ballsaalpläne eingeweiht worden?
Nein, entsprechend groß ist auch das Missfallen in den beiden Kammern des Parlaments über Trumps Alleingang. Denn eigentlich hätte der Präsident sein Vorgehen zunächst mit dem Kongress abstimmen müssen, und zwar bereits, ehe er die Bagger am Ostflügel auffahren ließ.
Weshalb das?
Aus einem einfachen Grund: Weil der Kongress die Mittel für derartige Bauarbeiten freigeben muss.

Das bedeutet, es gibt kein Geld für den Neubau?
Doch, weil Trump auch in dieser Sache den Kongress umgangen hat. Er ging auf Betteltour bei seinen Freunden aus der Wirtschaft, von denen sich viele erfreut zeigten, den Präsidenten in dieser Sache unterstützen zu dürfen.
Wer zahlt aller in den Ballroom-Topf ein?
Insgesamt 37 Unternehmen hätten Millionensummen gegeben, heißt es, darunter Apple, Amazon, Meta (Facebook), Microsoft, Google, T-Mobile US, Comcast, Hewlett Packard, Lockheed Martin, Booz Allen Hamilton, Palantir sowie weitere Tech-, Rüstungs- und Finanzunternehmen. Außerdem hätten auch wohlhabende Einzelpersonen, Fonds und Familien Geld für den Ballsaal gespendet.
Wie hoch werden die Kosten sein?
Ursprünglich war von 200 Millionen Dollar die Rede, mittlerweile sind die Schätzungen bei 400 Millionen Dollar (ca. 340 Mio. Euro) angelangt, die laut Trump sämtlich von Unterstützern getragen würden.
Ist das rechtlich eigentlich okay?
Darüber ist man geteilter Meinung. Demokratische Abgeordnete wollen die Vorgänge zum Anlass nehmen, eine Gesetzesänderung zu beantragen. "Milliardäre und Großkonzerne, die mit dieser Regierung Geschäfte machen, stehen Schlange, um Millionen in Trumps neuen Ballsaal zu investieren", so die demokratische Senatorin Elizabeth Warren aus Massachusetts. Warren und ihre Kollegen brachten einen Gesetzentwurf ein, der Bauvorschriften für das Weiße Haus einführen und mehr Transparenz von Spendern fordern soll.
Wann soll mit den oberirdischen Bauarbeiten begonnen werden?
Läuft alles nach Plan, soll frühestens im April 2026 der Bau des Ballsaals starten.
Und wann will man fertig sein?
Auf jeden Fall vor 2029, denn dann endet die zweite und letzte Amtszeit von Präsident Trump.

Wie alt ist das Weiße Haus eigentlich?
Der Grundstein wurde 1792 gelegt, nach acht Jahren Bauzeit zogen Präsident John Adams und seine Frau Abigail im Jahr 1800 in das noch unfertige Haus ein. Der Ostflügel des Weißen Hauses wurde 1902 während der Amtszeit von Präsident Theodore Roosevelt erbaut. 1942 veranlasste Präsident Franklin D. Roosevelt eine Erweiterung und Modernisierung des Ostflügels.
Wurde irgend etwas vom abgerissenen Ostflügel gerettet?
Das für die Verwaltung des Weißen Hauses verantwortliche National Park Service dokumentierte Stoffe, Möbel, Baumaterialien und die Pergola im Kennedy-Garten vor Beginn des Abrisses, entfernte diese und konservierte sie. Zudem wurden hochauflösende Digitalfotos des Ostflügels angefertigt, um mithilfe von Scannern ein 3D-Modell des abgerissenen Gebäudes zu erstellen.
Plant Trump noch weitere Umbauten im Weißen Haus?
Er ist längst dabei, diese umzusetzen. Gleich nach seinem Amtsantritt hat er im gesamten Oval Office goldene Zierleisten und goldene Verzierungen anbringen lassen sowie im Kabinettsraum goldene Ornamente. Er pflasterte auch den Rasen des Rosengartens zu, um eine Terrasse anzulegen. Entlang der Kolonnade des Westflügels ließ er goldgerahmte Fotos aller amerikanischen Präsidenten außer seinem Vorgänger Joe Biden anbringen. Und – sein jüngster Coup – er ließ den Palm Room neu mit Marmor auskleiden und postete erst nach Weihnachten Bilder davon auf Truth Social.
Was sind seine nächsten Pläne?
Erst kürzlich ließ er das Badezimmer im Lincoln-Schlafzimmer komplett entkernen und mit Marmor verkleiden. Als nächstes soll es im Westflügel zu weiteren Adaptierungen kommen. Das alles entsprechend Trumps wenig bescheidenem Credo: "Ich betrachte mich selbst als einen wichtigen Designer."