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Kopfnüsse

Warum ich mir auf diese Woche (k)einen Reim machen kann

Der Tisch war reich gedeckt. Das brutale Urteil gegen Gust Wöginger. Der umsichtige Umgang der SPÖ mit Schorsch Dornauer. Das liebevolle Adieu der NEOS für Steffi Krisper. Dann fand mich Covid. Deswegen heute kein Kopfnüsse-Gericht, sondern ein Gedicht.

99,5 % sicher: ÖVP-Klubchef August Wöginger (der mit der Brille) gratuliert Landesparteiobmann Christoph Zarits zur Wahl als neuen Landesparteiobmann im Burgenland
99,5 % sicher: ÖVP-Klubchef August Wöginger (der mit der Brille) gratuliert Landesparteiobmann Christoph Zarits zur Wahl als neuen Landesparteiobmann im BurgenlandPicturedesk
Newsflix Kopfnüsse
Akt. 13.10.2025 10:25 Uhr

Eigentlich hätten die Kopfnüsse heute so beginnen müssen:

Die Türkisen haben Gust,
die Pinken einen Verlust.
Die Roten haben Schorsch,
und mir geht es Oarsch.

Aber das schreibe ich natürlich nicht, schon allein wegen der übergriffigen Wortwahl, die nicht zu meiner Kinderstube passt. Ich schreibe diesmal überhaupt nicht viel. Mitte der Woche war mein Covid-Test positiv. Über das, was danach passiert ist, könnte ich einiges erzählen, vielleicht behellige ich Sie nächsten Sonntag damit.

Was ich im Nebel trotzdem mitbekam: es war die Woche des kleinen Mannes. ÖVP-Klubobmann August Wöginger stand in Linz vor Gericht, wenn auch nur kurz. Das Verfahren endete mit einer Diversion, völlig zurecht natürlich. Wo kämen wir hin, wenn jetzt jede Hilfeleistung strafbar wird? Was machen dann in Hinkunft die Rettung, die Feuerwehr, die Bergwacht?

Zwischen den Kanzler und seinen Klubobmann, das sieht man hier, passt kein Löschpapier
Zwischen den Kanzler und seinen Klubobmann, das sieht man hier, passt kein Löschpapier
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Ich darf daran erinnern, dass ich unter dem Einfluss einiger Substanzen stehe. Das soll keine Entschuldigung sein, wofür auch immer, sondern eher als eine Art Beipackzettel verstanden werden. Es können also bei der Konsumation der Kopfnüsse, die diesmal keine wirklichen Kopfnüsse sind, Nebenwirkungen auftreten.

Ich habe Ihnen nämlich statt eines Textes eine Art Gedicht dagelassen. Goethe für Arme! Bitte sehr:

Der Zauberlehrling (Innviertel-Fassung)

Das Schöne an uns als Nation
ist die gepflegte Tradition,
stets das zu sagen, dienstbeflissen,
was ohnehin schon alle wissen

So lernen wir in diesen Tagen,
auch ohne viel und blöd zu fragen:
Die Zahl an Tunnels bleibt erheblich,
das Licht am Ende sucht man vergeblich.

Den August Wöginger, den Gust,
nahm sich nun ein Gericht zur Brust.
Am Ende zog es nicht vom Leder,
Justitia strafte per Pfauenfeder.

Ein bisschen Alltags-Korruption,
wen kratzt das schon am hohen Thron?
Politik ganz ohne Postenschacher?
Das kostet uns einen herzhaften Lacher.

Es ist ja weiter nichts passiert,
sagen viele jetzt recht ungeniert.
Der Gust, der wollte doch nur helfen,
bestätigt auch der Ethikrat der Elfen.

August Wöginger und die Seinen waren mit sich nach dem Prozess im Reinen
August Wöginger und die Seinen waren mit sich nach dem Prozess im Reinen
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Wir lernen aus der Diskussion,
wer andere hievt in Höchst-Funktion,
bekommt am End‘ als Fuhrwerkslohn
im schlimmsten Fall die Diversion.

Die Österreicher ahnten schon,
Moral ist bestenfalls eine Option.
Es gibt sie, aber anders als das iPhone,
ist sie nicht bestellbar bei Amazon.

Der Gust, der ist jetzt wieder wer,
sagt auch der Christian Stocker.
Ein freier Mann, die Weste weiß,
der Rest interessiert uns einen Scheiss.

Die Taschentücher blieben trocken,
der Kanzler geriet ins Frohlocken.
Anders als bei Sebastian den Großen,
gab es Kritik jetzt nur in Dosen.

Ein Rückritt, wofür und weshalb,
wer schlachtet gern das eigne Kalb?
Gras wird überwuchern die Affäre
übrig bleibt sie nur als Schimäre.

Liebe Leute, was soll ich denn machen, mein Herz hängt halt an den Schwachen
Liebe Leute, was soll ich denn machen, mein Herz hängt halt an den Schwachen
Helmut Graf

Die Neos waren früher engagiert,
mehr Anstand wurde plakatiert.
Die Politik sauberer zu machen,
war eine der geplanten Sachen.

Jetzt ist man selber mit am Ruder
und die Moral, die ist ein Luder.
Sie betört und sie macht süchtig,
vor allem aber ist sie flüchtig.

Lauterkeit auf Plakate zu sprühen
und dann nicht mehr dafür zu glühen,
weil die Welt nun die große Bühne,
das bleibt selten ohne Sühne.

Es wussten schon die Apachen,
wer anzieht sich zu großen Patschen,
bekommt vom Leben seine Watschen.
Und sieht die Gönnerschaft weglatschen.

Dagegen sagen, was man denkt,
zu tun, was einen echt bedrängt,
das fordert mehr als nur viel Mut.
Karrieren bekommt das selten gut.

Zwischen den Besten aus beiden Welten, krachte es selten
Zwischen den Besten aus beiden Welten, krachte es selten
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Mehr Politik mit Herz und Hirn,
das schrieb sich Babler auf die Stirn.
Ein Deckel her, nicht nur für Mieten,
sondern auch für Korruption und Eliten.

Jetzt hat die SPÖ erneut die Macht
und in ihr ist Erkenntnis erwacht:
Ein Postenschacher mit Bedacht
gehört wohl auch zur Pracht der Tracht.

Nicht allein der Blick nach Tirol
führt vor Augen eindrucksvoll:
auch ohne den Dornauer Schorsch,
ist die SPÖ ziemlich im … Treibsand.

Selbst die FPÖ ließ Milde walten,
doch erklärbar scheint ihr Verhalten.
Auch sie will, dass die besten Plätze,
man mit eigenen Leuten besetze.

Die Grünen wollten auch nicht recht,
sie kamen mit dem Gust sehr gut zurecht.
Statt Kritik mit voller Power,
gab es eine Maurer-Mauer.

So bleibt als Moral von der Geschicht:
Politische Ehre gibt’s wohl nicht.
Ändert sich aber die Lebensgestaltung,
unterstellt man sich selbst gerne Haltung.

Trotzdem, den Optimismus labend:
Es ist noch nicht aller Fassl Abend.

Ich wünsche einen gesunden Sonntag. Bis in einer kleinen Weile.

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