Ein Kanzler, der ging. Ein Kanzler, der kam. Ein Fast-Kanzler, der irgendwo dazwischen stecken blieb. Zwei Altkanzler, die ständig Fast-Kanzler waren: Das politische Jahrbuch 2025 liest sich auch von hinten ziemlich ungebunden. Der Rückblick mit Fotos von Helmut Graf.

Verhindert die Adria-Riemenzunge neue Höhenflüge für Wien? Oder gar die Türkenbund-Lilie? Die Gefahr tauchte am Ende des Jahres auf und das aus dem Nichts. China und die USA liefern sich derzeit ein Wettrennen, wer es als Erster wieder auf den Mond schafft. Österreichs aktuelle Mond-Mission ist eine 40-Meter-Mattenschanze in Hietzing.
Dem Namen nach ist Wien eine alpine Region. Es gibt den Kahlenberg und den Leopoldsberg und den Bierhäuslberg, das klingt nach Reinhold Messner-Prosa, Biwak-Übernachtungen im eisigen Fels, Dokus auf Servus-TV, in denen schneidige Männer mit sonnengegerbten Gesichtern über vergangene Abenteuer in Steilwänden berichten.
In Wahrheit ist Wien aus Sicht der anderen acht Bundesländer eine topographische Lachnummer. Flach wie ein geklopftes Schnitzel. Die Panier wird hin und wieder durch ein paar Bläschen aufgelockert, deren Höhenerstreckung scheint nicht der Rede wert. Nur die Namen klingen erhaben erhoben.
Was in Wien als Berg gilt, wird in den anderen Regionen des Landes bestenfalls als Maulwurfshügel bezeichnet.

Trotzdem wurde einer dieser Maulwurfshügel bis in die Achtzigerjahre hinein als Standort für eine Skisprungschanze benutzt. Eine Weitenjagd war auf dem Himmelhof (292 Meter über Grund) nicht möglich, weil der Weite die Tiefe fehlte. Oder umgekehrt.
Im Juni 1980 brannte die Schanze ab und Wien hielt das für ein Zeichen der Endlichkeit.
Nun aber brachte die SPÖ in der Bezirksvertretungs-Sitzung am 4. Dezember einen Antrag ein, der eine regionale Mondlandung ins Auge fasste. Die Stadt möge prüfen, so die weitenhungrigen Roten, ob im Lainzer Tiergarten eine ganzjährige Skisprunganlage betreibbar wäre.
Der Antrag wurde von SPÖ und ÖVP mehrheitlich angenommen, die übrigen Parteien fanden hingegen, die Ideengeber hätten nicht mehr alle Latten am Zaun. Die Kommunisten sprachen von einer "Schanze der Schande", die Grünen sorgten sich um die Pflanzenwelt im Naturschutzgebiet. Die Ziesel dürften derzeit anderweitig zu tun haben.
Rollen also bald die Bagger nach Little Lobau? Wohl kaum! Die "Schanze der Schande", die vor allem als Trainingsstätte für Nachwuchssportler gedacht ist, soll zwei bis drei Millionen Euro kosten. Wien ist momentan eher auf der Suche nach Geld, nicht nach Investitionsmöglichkeiten.
Dort, wo Skimatten matte Sprünge über 40 Meter erlauben sollen, steht derzeit überdies geschütztes Gut – die Adria-Riemenzunge, der Bienen-Ragwurz und die Türkenbund-Lilie, alle drei sind sehr schön und sehr selten.
Das dürfte dafür sorgen, dass man in Little Lobau keine Träume in den Himmel wachsen sehen wird. 2025 ging so zu Ende wie es begonnen hatte – mit keiner Mondlandung. Dafür aber mit einem harten Aufprall. Die Rückschau:


Den Jahreswechsel von 2024 auf 2025 begingen die Nehammers in der Großfamilie. Gefeiert wurde im engsten erweiterten Kreis, es gab Raclette, um Mitternacht wurde Walzer getanzt. Vier Tage später war die Party zu Ende.
Hatte sich Karl Nehammer beim Bleigießen vielleicht patschert angestellt? Das Hufeisen falsch herum aufgehängt? War sein Glücksschwein unter aller Sau? Das neue Jahr meinte es jedenfalls nicht gut mit dem vor allem von sich selbst hochgeschätzten Kanzler.
Am 3. Jänner stiegen die NEOS aus den Regierungsverhandlungen aus – nach 96 Verhandlungstagen mit 238 Unterhändlern in 33 Gruppen, organisiert wie ein Trupp Maurer für den Turmbau zu Babel.
Am 4. Jänner, vier Tage nach dem Raclette also, fielen Karl Nehammer die Löcher aus dem Käse. Er ging ab. 2025 erlebte die Welt somit zwei Päpste, zwei US-Präsidenten und fünf Männer, die in Österreich mehr oder weniger Kanzler waren.
Auf Kanzler Karl Nehammer folgte Kanzler Christian Stocker, der Herbert Kickl zum "Volkskanzler" machen wollte, ihm dann aber entfolgte. Zwischendrin überlegte Sebastian Kurz, ob nicht er der bessere "Volkskanzler" wäre und Teile der vielgesichtigen SPÖ dachten darüber nach, ob sie sich Altkanzler Christian Kern zurückwünschen sollten.
Wo werden solche Wünsche geboren? In Parteien? In Redaktionen? Im Wirtshaus. Im Bauch? Ich habe da einen Verdacht.

Redaktionskonferenz einer fiktiven Zeitung zu einem fiktiven Zeitpunkt in einem fiktiven Land, dessen Name mit Ö beginnt und mit sterreich endet.
Chefredakteur So, was hamma?
Politikredakteur 1 Es ist heute leider rein gar nichts los, Chef. Tote Hose!
Politikredakteur 2 Sogar der Kurz war jetzt einen Tag lang nicht auf Instagram. Kein Foto von ihm aus der Abflughalle eines Flughafens in der Abendsonne. Deprimierend.
Chefredakteur Na perfekt, dann haben wir ja die Schlagzeile: "So plant Kurz sein Comeback."
Politikredakteur 1 Aber …
Chefredakteur Mitdenken, Leute! Kurz zieht sich aus der Öffentlichkeit zurück. Na, warum wohl? Natürlich um geheim am Strategieplan "Ballhausplatz II" zu arbeiten. Genial! Die User werden uns die Bude zuklicken.
Politikredakteur 2 Und wer bestätigt uns das?
Chefredakteur Ein Insider.
Politikredakteur 1 Und wer soll das sein?
Chefredakteur Ich.



Irgendwo in Österreich muss es einen Keller geben und da werden Text-Bausteine produziert. Das muss so funktionieren wie vor ein paar Jahren die Teigtascherl-Fabriken in Wien. Von diesen Floskel-Maschinenräumen aus werden wir ständig mit Buchstaben beworfen, die in Worthülsen stecken.
So arg wie heuer war es noch nie. Drei Regierungsparteien heißt auch drei Worthülsen-Fabriken, darüber ein Holding, sie könnte Fleischmann & Söhne heißen.
Ständig will jemand "ins Tun kommen" oder "liefern", aber das gehe nicht "von heute auf morgen". Man habe etwas "am Radar", "arbeite intensiv daran". Das Vorhaben sei "schon in Umsetzung", oder "auf Schiene", oder zeige "bereits Wirkung". Meist unbemerkt.
"Gute Politik ist kein Sprint, sondern ein Marathon“, sagte Bildungsminister Christoph Wiederkehr. "Der Aufschwung ist kein Sprint, der Aufschwung ist ein Marathon“, sagte Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer. "Das ist kein Sprint, sondern ein Marathon", sagte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner über die Bestückung des Bundesheeres mit neuen Waffen.
Das steckt an. Die Ukraine-Hilfe, unser Arbeitsleben, die Dekarbonisierung des Landes, die Weiterentwicklung der Dornbirner Messe, einen Betriebsrat bei Amazon Österreich aufbauen, die Erdbebenhilfe, die Fußball-Meisterschaft, der Klimaschutz, die Ehe, Geld investieren – alles ein Marathon und kein Sprint.
Der Jahreswechsel böte eine gute Gelegenheit für einen diesbezüglichen Vorsatz. Das wäre dann ein Sprint und kein Marathon.

Am 3. Jänner wandten sich die NEOS voller Ekel von den Regierungsverhandlungen mit ÖVP und SPÖ ab. Es gebe keinen Willen für Reformen, keine Visionen, kein nix. "Kein weiter wie bisher" sei zum reinen Lippenbekenntnis verkommen, sagte Beate Meinl-Reisinger. Das mit den Floskeln hat früh im Jahr um sich gegriffen.
Exakt zwei Monate später wurde die Dreier-Koalition angelobt. Die NEOS fanden das Angebot, das sie am 3. Jänner noch als unzumutbar empfunden hatten, am 3. März nun super.
Im Regierungs-Programm wurden zwei Wochen lang ein paar Beistriche geändert, dann fanden es die NEOS ebenfalls super. Schließlich bekamen sie auch die Ministerjobs, die ihnen im Dezember schon zugesagt worden waren, und die waren auch super.
Nach 155 Tagen, einem neuen Rekord in der Zweiten Republik, hatte Österreich endlich eine Regierung. Sie entstand nach einer Ehrenrunde, die bei einigen Politikern ein ideologisches Schleudertrauma auslöste.
"Herr Kickl, es will Sie niemand in diesem Haus. Auch in dieser Republik braucht Sie keiner", rief Christian Stocker im Dezember Herbert Kickl zu. einen Monat später saß er dem "Brauchnix" gegenüber, um mit ihm eine Regierung zu bilden, die nie zustande kam.
Am 21. Jänner hielt ÖVP-Klubchef August Wöginger im Parlament ein Plakat hoch, auf dem stand: "Babler kann's nicht". Bald darauf wurde der "Kannsnicht" sein Regierungspartner.

Als Christian Stocker Kanzler wurde, konnte er sein Unglück vermutlich kaum fassen. Rechtsanwalt, Vespafahrer, Fliegenfischer, viel mehr war in den ersten Wochen über den Nehammer-Epigonen nicht zu erfahren, aber die Bevölkerung dachte, das macht nichts, denn der bleibt eh nicht lang.
Dieses "eh nicht lang" zieht sich jetzt schon ein Jahr. Stocker übernahm den Kanzlerjob erst mit, dann ohne Ablaufdatum, fand Gefallen an der Tätigkeit oder hatte nichts anderes vor. Offenbar auch in der ferneren Zukunft nicht, der Fliegenfischer, der kein großer Menschenfänger ist, will auch 2029 als Spitzenkandidat der ÖVP bei der Nationalratswahl antreten. Sollte es die ÖVP da noch geben.
Stocker verhandelte mit Kickl, dann nicht mehr mit Kickl, schließlich mit der SPÖ und den NEOS. Alles weitgehend ohne sichtbare Regung. Er sagt mit derselben Gemütsregung, also keiner, Koalitionen an oder ab, hält sie für möglich oder undenkbar. Er könnte im Nationalrat eine Obama-Rede vortragen oder Inserate aus Willhaben vorlesen, kaum jemand würde den Unterschied merken.
Ich habe für ihn irgendwann einmal den Titel "Buddha" erfunden, er hat Eingang in den allgemeinen Sprachschatz gefunden, Stocker kann ihn nicht leiden. Er erkennt ihn sich eine Dynamik, die andere nicht sehen können. Aber der Wesenskern eines Buddhas ist ja, dass er ein Buddha ist.
Von jemanden mit einer solchen Prägung Revolution oder Visionen zu erwarten, wäre eine Tollkühnheit. Wie am Wasser wirft Stocker auch in der Politik lieber die Rute aus und wartet, was passiert.

Am 15. September 1954 entstand eines der berühmtesten Fotos des 20. Jahrhunderts. Marilyn Monroe stellte sich an der Ecke der Lexington Avenue und der 52nd Street in Manhattan über ein Schachtgitter der U-Bahn und ließ den Rock fliegen.
71 Jahre später veröffentlichte Andreas Babler auf Instagram eine Aufnahme aus New York, die dem Original recht nahe kam, wenn auch nur von der Örtlichkeit her. Es zeigt den SPÖ-Vizekanzler, er lehnt lässig verkrampft an einer Laterne, blickt in die Ferne und hält eine Aktentasche dabei so angstvoll umklammert, als befänden sich darin die Buchhaltungs-Unterlagen der Mafia.
Für Babler war es kein leichtes Jahr. Im Herbst 2024 am Weg zum Vizekanzler. Am 4. Jänner aus der Umlaufbahn geschossen. Am 3. März dann doch Vizekanzler. Der Dankes-Applaus dafür, die SPÖ wieder in die Regierung geführt zu haben, blieb in der Partei im unmessbaren Bereich.
Babler ist der ewige Hinterfragte, wie Pamela Rendi-Wagner eine ewige Hinterfragte war und Christian Kern vor ihr auch. Die SPÖ versteht nicht, dass sie ein Inhaltsproblem hat. Es ist kein Problem der Menge, sondern eines der Auswahl. Die unterschiedlichen Ich-AGs können sich nicht entscheiden, wohin sich die Bewegung bewegen soll.
Diese Entschluss-Unfreudigkeit mit einem regelmäßigen Austausch des Vorsitzenden zu bekämpfen, ist möglich, aber sinnlos. Solange die Inhaltsfrage nicht geklärt ist, spielt es keine Rolle, ob Babler die Partei führt, Goofy, der Joker oder einer der sieben Zwerge.


Die SPÖ hat am 19. Jänner die Burgenland-Wahl gewonnen, sich am 27. April in Wien behauptet und ist in die Regierung zurückgekehrt. Das hätte sich als Erfolgsgeschichte vermarkten lassen, aber die SPÖ zog den größeren Lustgewinn aus der Fortsetzung ihrer Selbstbeschädigung.
Nach dem Ballermann-Auftritt auf der Benko-Jagd setzte die Tiroler SPÖ Schorsch Dornauer vor die Tür. Die Salzburger SPÖ fand ein Jahr lang keinen Vorsitzenden. In der SPÖ Oberösterreich musste Ex-Minister Alois Stöger sieben Monate einspringen, ehe sich wer erbarmte.
In der Kärntner SPÖ trat Peter Kaiser ab. Sein Nachfolger warf sich der FPÖ an die Brust und ließ die Parteimitglieder über einen schärferen Asylkurs abstimmen. 82 Prozent waren dafür. Die SPÖ-App hat in Kärnten heiße 969 Nutzer.
Vielleicht wird die Babler-Laterne einmal bei Sotheby’s versteigert. Als Erinnerung an eine Zeit, in der Marilyn Babler New York für sich einnahm. Wenn Alfred Gusenbauer dann noch Geld hat, nimmt er sie.


Nach seinem Abgang wandte sich Karl Nehammer 2025 nur kurz der Literatur zu. Er ließ von Peter Pelinka sein bisheriges Leben niederschreiben, "Sich selbst treu bleiben" war sehr schnell nicht ausverkauft.
Aber das machte nichts. Denn auf jemanden, der die finanziellen Geschicke eines Landes mit ruhiger Hand führt, wenn auch in die Irre, hat die Bankenwelt schnell ein Auge geworfen. Auch das ist eine Erkenntnis aus 2025: Misserfolg zahlt sich aus.
Die alte Regierung hat der neuen Regierung einen Batzen Arbeit hinterlassen, aber leider keinen Batzen Geld. Nun können sich der frühere Kanzler, der frühere Finanzminister und der frühere Wirtschaftsminister höheren Aufgaben widmen.
Karl Nehammer wurde mit 1. September einer der acht Vizepräsidenten der Europäischen Investitionsbank (EIB) und ist dort vorrangig für die Energiewende und Gesundheit zuständig.
Magnus Brunner ist bereits seit 1. Dezember 2024 EU-Kommissar für Inneres und Migration, Martin Kocher seit 1. September 2025 Gouverneur der Österreichischen Nationalbank.
Alle drei verdienen deutlich mehr als in ihren bisherigen Jobs. Alle drei fielen auf die Butterseite des Lebens. Es half, dass ihr Kipferl zwei Butterseiten hatte. Mindestens.


Am Namen wird man noch etwas schrauben müssen. Welches Medium hat ausreichend genug Platz, um den Namen Hattmannsdorfer in einer Titelzeile unterzubringen? Emotionen schwingen bei der Nennung auch keine mit. Der Name malt kein Bild. "Hatti" vielleicht? "Mandi" geht ja schlecht.
Aber sonst bringt der politische Aufsteiger des Jahres alles mit, was man für einen politische Karriere so braucht. Wolfgang Hattmannsdorfer hat eine ausreichend hohe Meinung von sich. Er ist eitel genug, um die zweite Reihe für sich als eine Reihe zu weit hinten zu empfinden.
Hattmannsdorfer kümmert sich sehr um seine öffentlichen Auftritte und auch darum, wie sie in Medien ihren Niederschlag finden. Er ist schmerzbefreit, was die Zahl und die Inhalte seiner Termine betrifft, Hauptsache er kommt zu Wort. Vor allem aber ins Bild.
Im vergangenen Jahr war der 46-Jährige noch Soziallandesrat im schwarz-blau regierten Oberösterreich. Dann rutschte er für die Regierungsverhandlungen in vier Untergruppen. Und unternahm einiges, um einen gütlichen Abschluss zu unterbinden, wie sich die anderen Parteien erinnern.
Mit 1. Jänner trat Hattmannsdorfer den Job als Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich an. Dort blieb er nicht lange, dann schon Im März ereilte ihn der Ruf von Stocker. In der Koalition, die er eigentlich nicht wollte, ist er nun Wirtschaftsminister.
Für Teile der ÖVP ist Hattmannsdorfer weit mehr – nämlich eine Zukunftshoffnung. Jetzt muss die ÖVP nur noch entscheiden, ob ihre Zukunft so aussehen soll.

Auch Harald Mahrer war einmal eine Zukunftshoffnung der ÖVP. Das äußerte sich darin, dass man ihm eine Zeitlang alle Jobs gab, die frei wurden. Ich vermute, dass Mahrer am Ende gar nicht mehr wusste, wo er überall Präsident war.
Die Karriere fand im November ihr jähes Ende und das aus guten Gründen. In der Wirtschaftskammer hat Harald Mahrer eine ziemliche Wirtschaft angerichtet, das kammer so sagen.
Die WKO und ihre Landesstellen ist von der Außensicht her ein Sanierungsfall. Die Kammer des Schreckens steht für Maßlosigkeit, Gagenwucher, Aufgeblähtheit. Funktionäre erhöhten sich ihre Gagen maßlos, die Bezüge der Belegschaft schossen in Zeiten der Sparsamkeit in die Höhe, der Chef schwindelte Österreich in der ZiB 2 über die Umstände an.
Zum Schluss hielt sich Mahrer nur noch selbst an der Hand fest. Als er das merkte, ging er ab und löschte sich nach und nach aus allen Funktionen. Das System hinterließ er. Wie weit es sich selbst auffrischen kann, wird die Zeit zeigen.


Das Klima hat schon bessere Zeiten gesehen. Die Welt wendet sich neuen Themen zu, die Führungsfiguren der Klima-Bewegung steuern lautstark andere Ziele an. Je heißer es wird, desto kühler gehen wir mit dem Problem um.
Am 29. Juni wurde Leonore Gewessler am Bundeskongress der Grünen zur neuen Bundessprecherin gewählt. Werner Kogler, der die Partei aus dem finanziellen Koma geholt hatte, wechselte in die zweite Reihe. Es ist mehr als ein Abgang, es ist ein Kulturbruch.
Gewessler will die Grünen als konstruktive Oppositionspartei positionieren. Ob das ausreichend für Erkennbarkeit und Aufmerksamkeit sorgt, Eigenschaften, die Kogler schon Kraft seiner Person zufielen? Ob das nicht die FPÖ-Erzählung stützt, alle anderen seien Packler?
Der Klimaschutz soll Hauptthema bleiben, aber weitere Felder stehen zur Beackerung an. Was gesät werden soll, blieb bisher vage. Die Grünen versprechen sich durch die Unklarheit höhere Erträge. Die Ernte könnte mager ausfallen.


Österreichs Politik schöpft ihre Kraft aus der Wiederholung. Schon 2013 beherrschte ein "Budgetloch" wochenlang die politische Debatte. Geredet wurde nicht allein über Tiefe des Loches, sondern auch über seine schlichte Existenz.
Niemand wusste, woher das "Budgetloch" gekommen war und wie die Öffentlichkeit davon erfahren hatte. Die Gewerkschaft sah überhaupt kein "Budgetloch", sondern sprach lieber von einem "Erwartungsloch". Es sei einfach weniger Geld da als gedacht.
Dann war das "Budgetloch", das es angeblich nicht gab, plötzlich 40 Milliarden Euro tief.
Die Regierung von SPÖ-Kanzler Werner Faymann bemaß das "Budgetloch", das es vermeintlich nicht gab, schließlich mit 24 Milliarden Euro und einigte sich mit der ÖVP auf eine Sanierung von etwas, was da war, vielleicht aber auch nicht.
12 Jahre später haben wir wieder ein "Budgetloch", erneut tappen wir über die Ausmaße im Dunklen. Aber die Regierung hat die Zeichen der Zeit erkannt und spart eisern. Vorrangig bei uns, aber natürlich auch bei sich selbst. Deshalb gibt es auch nur sieben Staatssekretäre.
Außenministerin Beate Meinl-Reisinger nahm auf ihre Reise in die Ukraine im August so wenig Bekleidung mit, dass sie sich sogar eine ukrainische Trachtenbluse ausborgen musste.
Und im Nationalrat nahm die Koalition absichtlich auf kleineren Sesseln Platz, damit alle auf die Regierungsbank passen. Dort versuchte sie dann, die Inflation auszusitzen.


Es gab auch die guten Seiten an 2025, die geschaffte Qualifikation für die Fußball-Weltmeisterschaft etwa. Josef Pröll hat jetzt den geilsten Job des Landes. Der ehemalige Finanzminister ist erst seit Mai ÖFB-Chef, schoss Österreich gleich zur WM und kann jetzt ein Monat Urlaub in den USA, Mexiko und Kanada machen.
Elch Emil schaffte es außer Landes, ohne vor die Büchse der Pandorra zu geraten. Die Drei Nonnen von Schloss Goldenstein hatten eine weltweite Medienpräsenz wie die Pinguine aus Madagaskar. Die schönste Erkenntnis bescherte uns aber der Dezember: Da stellten wir fest, dass der Koralmtunnel wirklich einen Eingang und einen Ausgang hat.
Nebenbei haben wir noch den Eurovisions Song Contest gewonnen. Das hat uns zur Gastgeberschaft verdammt.


August Wöginger ist das Chamäleon der Regierung, und zwar jeder. Er kann mit allen, kennt keine Farbenblindheit, engagiert sich mit großem Nachdruck für das eine, dann aber auch für das genaue Gegenteil. Er ist der Büttenredner der Parteitage, da haut er sein Innviertlerisch raus und die Volksparteiischen zerkugeln sich vor Lachen.
Der Gust ist aber auch ein Politiker der alten Schule. Er kennt das Spiel mit der Gefälligkeits-Datenbank, in die man einzahlt und aus der man Abhebungen tätigen kann. Das Gleichgewicht muss stimmen. Eine Hand wäscht die andere.
Wöginger soll einen Spezl gebeten haben, einem Spezl den Chefposten in einem Finanzamt in Oberösterreich zuzuschanzen. Dafür bekam er eine Diversion, zahlte 44.000 Euro, dann hob das Oberlandesgericht die Entscheidung auf. Der Prozess wird neu aufgerollt.
Im Parlament war die Affäre bisher keine große Sache, auch die FPÖ verhielt sich auffallend ruhig. Obwohl Wöginger die Blauen nicht schonte, wenn es in den Kram passte. "Kickl hat einen Haufen Mist hinterlassen, nicht nur Pferdemist", sagte er einmal am Rednerpult.
Schwamm drüber, ist doch der Gust.



Am 17. Jänner 2026 absolviert der Kärntner Herbert Kickl ein Heimspiel. Das traditionelle Neujahrstreffen der FPÖ findet diesmal in der Klagenfurter Messehalle statt. Die "John Otto Band" spielt wieder auf, aber tatsächlich wollen alle nur wissen, welche Tonalität der Parteivorsitzende anschlagen wird.
Vor einem Jahr hielt Kickl in der Pyramide Vösendorf eine Kanzlerrede. Er wähnte sich am Ziel, am Ballhausplatz. Also skizzierte er kein Regierungsprogramm, sondern er diktierte eines. Ein paar Tage vor diesem 18. Jänner war die Volkspartei den Blauen in die Arme gefallen und das mit Haut und Haaren. Kickl kostete das aus.
In der Pyramide sprach der Parteichef von seinem "Regierungsprojekt", das er starten werde. Am 12. Februar löste sich das Projekt in Luft auf. Es endete in gegenseitigen Schuldzuweisungen. Kickl wurde zum Warte-Kanzler.
Die FPÖ ist in einer komfortablen Position. In Umfragen ist sie allen Parteien enteilt. Im Standard kamen die Freiheitlichen zuletzt auf 37 Prozent, ÖVP und SPÖ schafften nicht einmal 20 Prozent. 35 Prozent der Wählerschaft wollen Kickl als Kanzler, den Amtsinhaber nur mehr 10 Prozent.
Die nächste Nationalratswahl steht regulär 2029 an. Kickl ist noch vier Jahre Warte-Kanzler. Die Regierungspartner spüren trotzdem seinen Atem im Rücken. Das lähmt. Wenn man sich lähmen lässt.


Staatssekretär Sepp Schellhorn will in der Verwaltung Billionen sparen. Im November legte er eine Liste mit 113 Maßnahmen vor. Alles wird jetzt dereguliert, zerhackt, verkleinert. Ich gehe da mit gutem Beispiel vor und breche den Absatz hier ab.

Chefredakteur So, was hamma?
Politikredakteur 1 Es ist heute rein gar nichts los, Chef. Tote Hose!
Politikredakteur 2 Sogar der Kern hat sich aus Langeweile einen Bart wachsen lassen. Er schaut jetzt aus wie der Käpt'n Iglo, wenn er einen panierten Dorsch aus der Ostsee zieht.
Chefredakteur Na perfekt, dann haben wir ja die Schlagzeile: So plant Kern sein Comeback.
Politikredakteur 1 Aber …
Chefredakteur Mitdenken, Leute. Warum wächst Männern ein Bart?
Politikredakteur 2 Weil sie sich nicht rasieren?
Chefredakteur Nein, Männer lassen sich einen Bart wachsen, weil sie in ihrem Leben was Grundlegendes verändern wollen.
Politikredakteur 1 Sollen wir den Kern fragen?
Chefredakteur Was fragen?
Politikredakteur 1 Na, ob er sich einen Bart wachsen lässt, weil er wieder Kanzler werden will?
Chefredakteur Bloß nicht. Erst morgen. Dann klicken uns die Leute zweimal die Bude zu.

Ich wünsche einen wunderbaren Rutsch und ein noch wunderbareres Jahr 2026! Mögen ihre Träume inflationär oft in Erfüllung gehen, ihre Pläne Feuerwerke entfachen, ihr Glück unfassbar sein und Sie krankhaft gesund bleiben.
Es würde mich freuen, Sie auch im kommenden Jahr als Leserin oder Leser begrüßen zu dürfen. Es gibt mutmaßlich keine Wahlen, aber ich bin sehr optimistisch, dass die Politik liefern wird. Auch die Kopfnüsse sind schließlich kein Sprint, sondern ein Marathon.
Bis in einer kleinen Weile! Eventuell.